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B L A K E
Ich muss sagen, ich bin überrascht. Das mir Nathan aus Rache auch einen Knutschfleck verpasst, habe ich nicht erwartet. Aber ehrlich gesagt, kann man das denn als Rache ansehen? Immerhin war das bei mir ja was anderes, als bei ihm. Ich habe es bei ihm gemacht, weil ich wusste, dass er das als ekelhaft ansieht. Aber ich empfinde das ja nicht als ekelhaft, also hat er mir ja damit nicht wirklich eine reingehauen. Ich glaube, dass hat er nur als Ausrede benutzt, damit er mir näher kommen kann. Es hat ihm gefallen, als ich ihm näher kam, und deswegen ist er zu mir gekommen. Also so vermute ich es zumindest. Ich kann mich ja auch täuschen.
Wie auch immer. Seitdem Nathan mir den Knutschfleck verpasst hat, stehe ich hier wie bestellt und nicht abgeholt. Ich sollte vielleicht auch mal los zum Unterricht. Den Kopf schüttelnd gehe ich Richtung Klassenzimmer. Dort angekommen, klopfe ich an der Tür und betrete dann das Klassenzimmer. »Sie sind zu Spät«, sagt Herr Rech, mein Mathelehrer.
»Tut mir leid. Ich habe verschlafen«, sage ich und setze mich zu Adam und Nick, aber nicht, ohne noch einmal kurz zu Nathan rüber zu schauen. Sein Gesicht ist zu einer verwirrten und auch angeekelten Grimasse verzogen. Was hat er denn jetzt? Wie auch immer.
»«
»Blake? Ich bin mir nicht ganz sicher, ich kann mich auch täuschen, aber hast du da ein Knutschfleck?«, fragend zieht Nick eine Augenbraue hoch, während wir aus dem Klassenzimmer herausgehen, da wir jetzt Pause haben. Automatisch fasse ich mir mit meiner Hand an meinen Hals und fahre über denn Knutschfleck. »Ja«, seufze ich an den Gedanken von heute Morgen.
»Von wem ist der?«, fragt mich jetzt Adam. »Von Nathan«, sage ich und gucke mich gleichzeitig auf dem Schulhof um. Es stehen wie immer die verschiedenen Gruppen von Freunden an verschiedenen Plätzen. Bei uns an der Schule gibt es sowas wie ›Badboys‹ oder die Schlampen, die Nerds und die Normalos nicht. Klar, gibt es den ein oder anderen Schüler, den man eventuell als Nerd abstempeln könnte, oder das ein oder andere Mädchen, die ein paar mal zu oft in Fremde Betten gesprungen ist, aber sie werden hier nicht anders behandelt oder erhalten mehr Respekt als die anderen oder so.
»Wie von Nathan? Ich dachte, er findet Schwule ekelhaft, also wieso verpasst ausgerechnet er dir einen Knutschfleck?«, verwundert sehen mich Adam und Nick an, doch ich kann nur mit den Schultern zucken. »Weiß ich nicht. Er hat zu mir gesagt, es wäre aus Rache, dass er mit einem Knutschfleck herumlaufen muss.«
»Und das glaubst du ihm?«, Adam sieht mich mit einem undefinierbaren Blick an. »Was soll ich denn sonst denken? Dass er über Nacht eingesehen hat, das es nicht falsch ist auf Kerle zu stehen und er selbst auch eigentlich schwul ist, es aber nur nie einsehen wollte, oder was?«, belustigt gucke ihn an, doch er lacht nur und zuckt mit den Schultern.
»Und was machst du jetzt? Hast du noch vor, irgendwelche Annäherungsversuche zu machen, oder nicht?«, fragend sieht mich Nick an. »Ich glaube, ich werde ihm vorerst nicht näher kommen. Er hat vorhin im Unterricht so verwirrt geguckt. Ich glaube, der versteht gar nicht, was gerade abgeht und warum er von sich aus zu mir gekommen ist«, erwidere ich nur, was Adam und Nick nur mit einem Nicken quittieren.
Ich lasse meinen Blick wieder über den Schulhof schweifen und halte Ausschau nach Nathan. Als ich ihn, zusammen mit Samira und Louis, auf der Mauer sitzen sehe, steuere ich zusammen mit Adam und Nick auf sie zu. Bei Ihnen angekommen, sehen uns die drei verwirrt an.
»Was wollt ihr denn hier?«, fragend zieht Samira eine Augenbraue hoch. »Auch schön, dich zu sehen, Samira«, grinst Adam ihr zu, was sie dazu verleitet, genervt die Augen zu verdrehen. Louis sitzt nur da und lächelt uns leicht zu. Okay? »Seid ihr hier, um euer Kindergartenkrieg zu beenden?«, fragt Louis hoffnungsvoll. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch.
Nathan, der bis dato noch kein Wort gesagt hat, meldet sich nun auch zu Wort. »Nur, weil sie zu uns kommen, Louis, heißt es nicht, dass wir uns nicht mehr bekriegen. Ich weiß ja, dass du es nicht magst, wenn andere sich streiten, aber man kann nicht alles und jeden auf der Welt mögen.«
Er mag es nicht, wenn wir uns bekriegen? Süß. »Tut mir leid, Louis«, lächle ich ihn an, immerhin scheint er echt nett zu sein. Also zumindest habe ich nie mitbekommen, dass er sich Scheiße verhält. Und außerdem, nur weil ich Nathan nicht ausstehen kann, heißt das ja nicht gleich, dass ich seine Freunde auch hassen muss.
»Er scheint doch total in Ordnung zu sein, also was hast du gegen ihn, Nathan?«, versucht es Louis erneut, ihn umzustimmen, doch Nathan guckt ihn nur wütend an. »Also, weswegen seid ihr jetzt gekommen?«, übernimmt wieder Samira das Wort. »Ich wollte Nathan nur fragen, wann wir uns wieder treffen, wegen der Präsentation?«, fragend sehe ich Nathan an.
»Von mir aus, kannst du am Samstag zu mir kommen«, sagt er nicht gerade begeistert und verzieht das Gesicht. »Ich weiß nicht, wo du wohnst«, entgegne ich. »Hat jemand ein Blatt Papier und einen Stift da?«, fragt Nathan in die Runde, doch alle schütteln nur den Kopf.
Er seufzt und sagt dann: »Gib mir einfach deine Nummer und ich schick dir dann meine Adresse.« »Wenn du meine Nummer haben wolltest, hättest du einfach fragen können. Du musst dir dafür nicht eine Ausrede ausdenken«, grinse ich ihn an und zwinker ihm zu, was er nur mit einem Schnaufen quittiert.
»Also, was ist jetzt?«, fragt er gereizt. Damit ich ihn nicht noch mehr auf die Palme bringe, tippe ich meine Nummer in seinem Handy ein, dass er mir zuvor gegeben hatte. »Hey Samira? Willst du nicht auch zufälligerweise meine Nummer haben?«, fragt Adam mit einem anzüglichen Grinsen.
»Nein. Verschwinde«, angewidert verzieht sie ihr Gesicht, was uns zum Lachen bringt. Nur Adam lacht nicht und zuckt mit den Schultern.
»Gut, wir verschwinden jetzt«, sage ich dann und gehe mit Adam und Nick wieder zu unserem Stammplatz.
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