Es war eine stockdunkle Nacht. Nichts rührte sich. Einzig ein leises Brummen verriet die Ankunft eines Autos. Und in der Tat, zwei leuchtende Scheinwerfer krochen über den Hügel. Es war ein weisser Lieferwagen ohne jegliche Aufschrift oder Werbeslogan. Mit einem leisen Klicken erloschen die Scheinwerfer und der Wagen rollte die letzten Meter beinah geräuschlos auf den leeren Vorplatz der Kiesgrube der Firma „Schachteli".
Einen Moment geschah garnichts, dann öffnete sich langsam die Fahrertür. Eine grosse, hagere Gestalt schob sich heraus. Sie trug ein weiten, schwarzen Umhang der sich im leichten Wind aufbauschte und eine schwarze Mütze die sie sich tief ins Gesicht gezogen hat. Das Kies knirschte leise unter den hastigen Schritten der Gestalt. Sie verharrte kurz am verschlossenen Tor und stiess dann einen kurzen Eulenruf aus. Sofort öffnete sich das Tor mit einem leisen Knarzen. Die Gestalt zuckte zusammen und spähte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Doch ihre Sorge war unbegründet. Die Strasse lag noch immer so verlassen und dunkel da, wie vor dem Auftauchen des weissen Lieferwagens. Gebückt schlich die Gestalt weiter. Plötzlich leuchtete eine Taschenlampe auf. Die Gestalt blieb stocksteif stehen, doch es war zu spät. Der Schein der Taschenlampe richtet sich auf die Gestalt und jemand zweites, der Besitzer der Taschenlampe, eilte näher. Es war eine blondhaarige Frau. Ihre Stimme schwankte ein bisschen als sie die Gestalt ansprach: „Was machen sie da? Betreten der Baustelle ist verboten!" Die dunkle Gestalt blieb so stumm wie zuvor und machte keine Anstalt die Frage der Frau zu beantworten. Stattdessen zückte sie etwas aus ihrem Mantel. Im schwachen Licht der Taschenlampe glänzte die Pistole silbernd. Die Frau riss erschroken die Augen auf und öffnete ihr Mund zu einem Entsetzensschrei, doch es war zu spät. Der Schuss schallte laut durch die Grube aus Kies und Sand. Ein paar Vögel flogen krächtzend auf während die Frau lautlos in sich zusammensackte. Es war ein sauberer Schuss gewesen, mitten in ihr Gehrin. Ein letzes Mal zuckte ihr Arm, dann blieb sie regungslos liegen. Die Gestalt gruntzte verächtlich, schaltete die Taschenlampe ab und verschwand in der tiefen Finsternis.