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Warum man nicht im selben Bett schlafen sollte


„Du musst zugeben, dass das selbst für deine Verhältnisse albern ist."

Für meine Verhältnisse? Was wollte er denn damit bitte sagen?

Du bist albern." Ich hob das Kinn an. „Und jetzt raus mit dir. Ich möchte schlafen gehen."

„Dafür sind normalerweise die Gästezimmer vorgesehen."

„Du möchtest wirklich, dass ich in einem deiner muffigen, alten Gästezimmer schlafe?" Als Zeichen meiner übermächtigen Empörung verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Haben deine Eltern dir keine Manieren beigebracht, oder was?"

Er schnaufte. „Irgendwie habe ich ja damit gerechnet, dass du nicht mit mir im selben Bett schlafen willst", immerhin willst du nicht mal im Auto neben mir sitzen – ich konnte ihn das fast sagen hören, „aber, dass du mich aus meinem eigenen Schlafzimmer verbannst, das ist ... überraschend."

„Es ist überraschend für dich, dass ich lieber in deinem als in irgendeinem x-beliebigen Zimmer schlafen will? Bist du blöd? Natürlich will ich lieber in deinem Zimmer schlafen, da riecht es nach dir." Und ich schämte mich noch nicht einmal in Grund und Boden dafür, solche Sachen laut hinauszuposaunen, weil wir gerade fast gleichzeitig einen Orgasmus gehabt hatten! Alexander war gekommen, weil ich mich an ihm gerieben hatte. Ich war eine gottverdammte Trockenfick-Ikone! Was selbstverständlich nicht bedeutete, dass kuscheln jetzt okay war. An der Stelle zog ich klar meine Grenze!

„Soll ich dir verraten", er hob erst eine Braue und drängte sich dann mitten in meine persönliche Distanzzone hinein, „wann mein Zimmer sogar noch mehr nach mir riecht?"

Wieso musste er mir beim Reden immer so nahekommen? Es war anstrengend, ständig den Kopf in den Nacken zu legen, um mich nicht nur mit seiner Brust zu unterhalten – seiner immer noch unbekleideten Brust, obwohl er schon duschen gewesen war und sich frisches Zeug untenrum angezogen hatte. Trotzdem hatte er kein T-Shirt an und präsentierte mir stattdessen wie ein riesengroßer Perversling seinen Oberkörper. Der glatt war. Und definiert. Mit diesen zwei sehr leckeren Muskelsträngen in den Leisten, die irgendwo unter dem Bund seiner Pyjamahose endeten.

Ich räusperte mich. „Wenn du vergisst, regelmäßig zu lüften?"

Die gehobenen Brauen blieben gehoben. „Eigentlich wollte ich darauf hinaus, dass es hier noch mehr nach mir riecht, wenn ich in meinem Bett schlafe. Neben dir, vorzugsweise."

„Dann solltest du öfter duschen, wenn du so stark riechst."

Alexander legte mir eine Hand in den Nacken. „Aber nur, wenn du mich begleitest."

Nope, einmal nackig zu sein, war definitiv genug für heute! „Ah, danke, aber", ich schummelte mich aus seinem Griff und trat einen Schritt zurück, „ich bin schon sauber. Quietschsauber. Bakterienlos. So sauber, nicht mal meine natürliche Hautflora hat überlebt."

„Zu schade." Er stopfte beide Hände in die Tasche seiner Pyjamahose. „Dabei hatte ich gehofft, dass du vielleicht wenigstens noch ein bisschen dreckig bist."

Warum sprach er das Wort so komisch aus?

„Jap, super schade." Ich wedelte hektisch Richtung Tür und wollte mich absolut nicht damit auseinandersetzen, inwieweit er mich gerne noch ein bisschen dreckig hätte. „Also, husch jetzt!"

„Ich werde tatsächlich rausgeworfen." Er gluckste und schob sich wieder näher an mich heran – um mir einen Kuss zu geben. Auf die Wange. So flüchtig, dass seine Lippen sich wie eine Feder anfühlten. In einer Sekunde waren sie da, in der nächsten schon nicht mehr. „Hab süße Träume, Jonah."

Mein Herz vollführte einen Doppelsalchow. Mehrmals hintereinander, während Alexander sich wieder von mir entfernte, mir im Türrahmen angekommen einen letzten kurzen Blick über die Schulter zuwerfend. „Rumschnüffeln wird dir übrigens nicht viel bringen. Ich schreibe keine Tagebücher und mein Handy habe ich bei mir."

Dachte er, das würde mich aufhalten?

Als die Tür hinter ihm zufiel, klatschte ich schwungvoll in die Hände. Wenn er dachte, Rumschnüffeln wäre zwecklos, hatte er mich noch nie live und in Aktion gesehen!



Zugegeben, er hatte recht behalten. Obwohl ich in Jonah-Manier jeden Zentimeter abgesucht hatte – unter seinem Bett, unter dem Teppich, zwischen seinen Klamotten im Schrank und sogar im Badezimmer – nichts. Und sein Handy schien er wirklich mitgenommen zu haben. Wobei, warum hatte er das überhaupt erwähnt? Wollte er etwa, dass ich nach seinem Handy suchte?

Hm.

Ich schielte zur Zimmertür.

Warum sollte er mir das sonst erzählen, wenn er nicht explizit danach verlangte, von mir gestalkt zu werden?

„Genau." Ich zog die Kordel meiner Pyjamahose enger und straffte die Schultern. „Er will, dass ich sein Handy finde, gar keine Frage!"

Also huschte ich hinaus in den Flur, die Tür einen Spalt offenstehen lassend, damit ich wenigstens das bisschen Licht von drinnen hatte, um mir den Weg zu leuchten – einerseits, weil ich keine Ahnung hatte, wo sich für diesen Bereich der Lichtschalter befand, andererseits wollte ich so unbemerkt wie möglich bleiben. Ein Ninja, sozusagen.

Allerdings half mir mein Ninja-Sein nicht dabei, herauszufinden, hinter welcher der anderen fünf Türen sich Alexander samt Handy verbarg.

„Okay." Ich nickte mir selbst zu. „Dann eine nach der anderen!"

Praktischerweise befand sich Alexanders Schlafzimmer an dem einen Ende des Flurs, deswegen musste ich gar nicht darüber nachdenken, welcher Raum mein erstes Opfer werden würde. Ich schlich einfach ein paar Meter zur Seite und glitt ins Innere des Zimmers Numero Uno.

Es war ein Spielzimmer. Aber nicht die Art Spielzimmer, die ich mir in meinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte, sondern einfach ein Spielzimmer ... mit Spielen.

Ich blinzelte ein paar Mal, weil ich mir das durch die Schummrigkeit vielleicht nur einbildete, aber nope, kaum hatte ich die Lampe an der Decke angeworfen und die Tür hinter mir zugezogen, blitzten mir Regale um Regale mit allen möglichen Gesellschaftsspielen entgegen, darunter gefühlt zwanzig verschiedene Versionen von Monopoly.

Konnte es sein, dass Alexander heimlich total uncool war? Ich meine, mit einem Flachbildfernseher und den neusten Konsolen würde ich zurechtkommen, aber Brettspiele? War er in seiner Freizeit neunzig Jahre alt, oder was?

Ich verzog das Gesicht und schwenkte meinen Blick von links nach rechts. Und wünschte mir prompt, ich hätte es nicht getan.

Da, wo links Holzregale die Wände säumten, taten es hier Glasvitrinen.

Die gefüllt waren mit fertiggestellten Legobausätzen.

„Legobausätze." Ich runzelte die Stirn. „Legobausätze." Aber egal, wie oft ich es wiederholte, dadurch wurde es nicht plötzlich weniger merkwürdig oder weniger nerdig. Das passte ja wohl mal so absolut gar nicht dazu, wie er sich an der Uni präsentierte. Dort war er überheblich und beherrscht und heiß und ... privat scheinbar nicht. Privat bastelte er an Automodellen.

Vielleicht hätte ich es ahnen sollen. Ich meine, er hatte mir einen Schal gehäkelt. Und wer häkelte, der war nicht mehr weit davon entfernt, andere Großvater-Dinge zu tun.

Ob die anderen Räume noch mehr negative Überraschungen für mich bereithielten?

Ich schüttelte den Kopf und stapfte näher zur Vitrine hin. Vielleicht war ja dazwischen irgendetwas versteckt, dass nicht ganz so-

Schmerzen!

Ich zischte, als etwas meinen Fuß aufspießte – etwas oder Legosteine.

Ich hob mein Bein an und sah zu, wie drei kleine, dunkle Steinchen zu Boden fielen, direkt neben ordentlich auf dem Boden sortierte Häufchen unterschiedlichster Teile, die augenscheinlich mal ein gelber Sportwagen werden sollten, wenn man dem Heftchen Glauben schenken durfte, das dort ebenfalls lag, aufgeklappt auf Seite Hundertdreiundsechzig.

Fluchend rieb ich mit meinem Fuß über den Boden, löste damit noch die letzten paar Legosteine von meiner Sohle, während mein Blick auf besagten gelben Sportwagen fiel, der zur Hälfte gebaut inmitten der Häufchen thronte.

„Drecksteil!" Aus einem äußerst intelligenten Impuls heraus verpasste ich dem Ding einen saftigen Tritt, der es einmal quer durch das Zimmer gegen die Unterseite der nächstbesten Vitrine pfefferte.

An der es zerschellte.

Ich erstarrte.

Das war ganz und gar nicht gut! Spätestens wenn Alexander das nächste Mal dieses Zimmer betrat, würde er wissen, dass ich diesen Mist verzapft hatte, schließlich zerstörten sich Spielzeuge nicht von selbst. Und dann würde er ernsthaft böse werden, ich meine, er hatte diese Modelle immerhin hinter Glasscheiben ausgestellt. Wie in einem Museum!

„Scheiße!" Hastig ließ ich mich auf die Knie fallen – abseits der gemeingefährlichen Steine – und klaubte die auseinandergefallenen Stücke zusammen, aber mein Gehirn war überfordert mit der Aufgabe, sie wieder an den richtigen Stellen zusammenzufügen. Ich bekam den Wagen nicht mehr in seinen Originalzustand zurück. Jedenfalls nicht ohne Hilfe.

Apropos Hilfe.

Ich linste zu dem Heftchen. Das sollte mein Problem doch lösen, oder?

„Okay, okay, kein Stress." Mit einer Hand strich ich mir ein paar wirre Haarsträhnen aus der Stirn, bevor ich mir das doofe Heft schnappte und auf der ersten Seite aufschlug. Ich würde das Auto einfach von vorne bauen, bis ich auf Seite Hundertdreiundsechzig ankam und dann würde niemand jemals erfahren, was ich getan hatte.

Niemand.

Jemals.



Ich war auf Seite zweihundertfünfzehn, als niemand jemals das Zimmer betrat und hinter mir stehenblieb.

„Macht's Spaß?"

Ich antwortete nicht sofort, zunächst einmal musste ich Panik schieben. Ausgiebig. Danach erst – als mein Blutdruck Werte über Hundertachtzig erreichte – wandte ich mich sehr langsam zu Alexander um, den gelben Wagen in meinen Händen haltend. Die wie auf Knopfdruck zu schwitzen begannen. „Ich ... mache das gerade nur, weil ich vorhin aus Versehen draufgetreten bin und es dabei irgendwie kaputtgemacht habe."

„So?" Er trat auf mich zu, bis er keinen Meter mehr entfernt war. „Und warum hast du dann nicht dort aufgehört, wo ich stehengeblieben bin? Ich glaube, das war auf Seite Einhundertdreiundsechzig."

Was für ausgesprochen gute Fragen er immer hatte.

Ich hmpf-te. „Weil du zu blöd bist, das Ding allein fertigzukriegen."

„Dann sollte ich mich wohl für deine Hilfe bedanken." Er beugte sich zu mir runter. „Allerdings hast du die Türen falsch angebracht."

Was?

Ich schaute den Wagen an – und er behielt recht, die Türen sahen ein bisschen schepp aus. „Das soll so sein!" Pikiert bugsierte ich meine Hände mit dem Auto aus seinem Blickfeld. „Außerdem habe ich dich nicht darum gebeten, dich einzumischen, also halt dich gefälligst aus meinen Angelegenheiten raus!"

„Auch wenn ich mich natürlich nicht in deine Angelegenheiten einmischen möchte", er hockte sich entgegen meiner Aufforderung einfach neben mich auf den Boden, tippte mir dabei gegen den rechten Unterarm, „solltest du wissen, dass später nichts mehr zusammenpasst, wenn du den Fehler nicht möglichst bald behebst."

Oh.

Ich schürzte die Lippen. Keine Ahnung, welche Steine ich lösen musste, um meine Miss-Konstruktion wieder in Ordnung zu bringen. Schließlich war das alles Neuland für mich. Als ich noch ein winziger Hosenscheißer gewesen war, hatten meine Eltern mir höchstens mal Playmobil-Sachen gekauft. Da hatte man nichts bauen müssen, da war schon alles für einen gebaut gewesen, wie es sich für reiche, verwöhnte Bälger gehörte.

„Ausnahmsweise." Widerwillig schob ich Alexander den Wagen zu. „Ausnahmsweise erlaube ich dir, mir zu helfen."

„Zu gütig." Er nahm ihn mir ab und löste einige Verankerungen. Und dann ... bauten wir.

Gemeinsam.

An einem gelben Bugatti Bolide.

Bis halb vier Uhr morgens.



Zufrieden stellte ich das formvollendete Auto auf dem Parkettboden vor uns ab. Eigentlich war es ganz hübsch, sah man davon ab, dass es halt immer noch ziemlich uncool war.

Und das ließ ich Alexander natürlich auch gleich wissen: „Ist dir klar, dass eigentlich nur Jungfrauen Legos bauen?"

„Ach, habe ich dich deswegen hier gefunden?"

Es dauerte einen peinlich langen Moment, bis ich checkte, dass er mir gerade meine eigenen Worte im Mund herumgedreht hatte.

Ich schnalzte unzufrieden mit der Zunge. „Damit du Bescheid weißt: Ich fand das voll öde."

„Tatsächlich?" Seine linke Hand fand mein Kinn, hob mein Gesicht an. „Hast du mir deswegen verboten, auf den letzten fünfzig Seiten mitzumachen? Weil es so voll öde war, dass du es lieber selbst machen wolltest?"

„Äh." Mein Kopf setzte auf Durchzug, als sein Daumen auf meine Unterlippe traf, unerlaubt. „Ja?"

Schmunzeln. „Wie soll ich nur gegen diese Argumentation ankommen?"

Ich schauderte. Der Finger wanderte tiefer, mitsamt seiner Hand, glitt meinen Kehlkopf hinab und stoppte erst am Kragen meines T-Shirts, aber er dürfte ruhig noch tiefer gehen, da war noch sehr viel mehr Haut zum Auskundschaften an mir dran.

Bloß wollte Alexander nicht auskundschaften. Stattdessen nahm er seine Grapscher von mir und sah an mir vorbei hinter mich. „Wir sollten langsam schlafen gehen. Es ist spät."

Pfft, vier Uhr war gar nicht spät! Ich meine, klar, sonst ging ich meistens gegen elf ins Bett, auch an Wochenenden, weil ich eh nie etwas Besseres zu tun hatte, aber trotzdem war vier Uhr nicht spät. Erst recht nicht, wenn ich noch wachbleiben wollte ... um Sachen zu machen. Sachen mit seinem Daumen auf meiner Unterlippe beispielsweise. „Nur Langweiler gehen um vier Uhr morgens schlafen."

„Und wann gehen nicht-Langweiler schlafen?"

„... um fünf."

„In einer Stunde also." Er legte den Kopf schien, irgendwie lauernd. „Schwebt dir etwas Bestimmtes vor, wie wir diese Stunde miteinander verbringen können?"

Seine Frage lenkte meine Augen vollkommen automatisch zu seinem Schritt hin – seinem Schritt, auf dem ich vorhin noch gesessen hatte. Als sein Penis sehr gut durchblutet gewesen war. Als er mich an meinem Hintern angefasst hatte.

Würde er mich wieder dort anfassen, wenn ich jetzt das Richtige sagte? Oder würde er dieses Mal sogar noch mehr tun? Vielleicht hatte er sich vorhin nur zurückgehalten, um meine Barrikaden zu testen, und wollte dafür nun in die Vollen gehen, wobei das auch wieder Schwachsinn war. Er hatte mich bis dato zu nichts gedrängt, zu dem ich nicht bereit gewesen war. Wir schliefen ja nicht einmal im selben Bett! Also brauchte ich gar nicht nervös zu sein. Es war alles gut. Mein Arschloch würde weiterhin intakt bleiben. Ich musste mir um nichts Sorgen machen.

Wen wollte ich eigentlich verkackeiern? Als ob ich überhaupt dazu imstande wäre, mir irgendwann einmal nicht um alles Sorgen zu machen, das auch nur im Entferntesten mit Alexander zu tun hatte, verflucht!

„Uh." Ich krallte mich in meine Pyjamahose, starrte wie versteinert auf meine Oberschenkel. „Ich ... ich habe total vergessen, dass ich ja selbst auch ein Langweiler bin!" Hastig sprang ich auf die Beine und stakste Richtung Flur. „Schlafen klingt echt super! Lass uns schlafen gehen!"

„Wusstest du", ich stockte, als seine Stimme ertönte, samtweich wie Honig, „dass mein Handy beim Schlafen direkt neben mir liegt und per Fingerabdruck entsperrt werden kann?"

Ich blinzelte, die Hand schon halb auf der Klinke. Das hatte ich nicht erwartet. „Hä?"

mich nicht an." Er stemmte sich ebenfalls zurück in die Senkrechte. „Ich gebe dir gerade offiziell einen Freifahrtschein, mein Handy nach Lust und Laune zu durchforsten. Immerhin", er zog die Schultern an, „merke ich nicht, was du mit dem Ringfinger meiner linken Hand anstellst, wenn ich schlafe."

Tat er gerade, was ich glaubte, das er tat? Oder, noch wichtiger: Warum sollte er tun, was ich glaubte, das er gerade tat?

Ich kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Wo ist der Haken?"

„Gut, dass du nachfragst." Er blieb dicht vor mir stehen – waren ihm Distanzzonen wirklich so fremd? – und grinste extrem gruselig auf mich herab. „Wie du dir vorstellen kannst, liegt mir was an meiner Privatsphäre, deswegen werde ich den Fingerabdruckscanner gleich durch eine PIN ersetzen. Außer", er beugte sich zu mir hinunter, bis ich seinen Atem auf meiner Nasenspitze fühlen konnte, „etwas lenkt mich insoweit ab, dass ich es vergesse."

Ich schluckte. Sein Atem roch nach Minze-Zahnpasta, als hätte er sie sich eben erst geputzt. „Und was würde dich insoweit ablenken, dass du es vergisst?"

„Oh, ich weiß nicht." Er berührte mich für den Bruchteil einer Sekunde an der Hüfte. „Vielleicht ein anderer Körper neben mir im Bett?"

Selbst durch das T-Shirt hindurch brannte meine Haut, wo seine Fingerspitzen mich gestreift hatten. „Das ist Erpressung."

„Ist es." Er brach den Blickkontakt ab und setzte sich in Bewegung. „Du hast zehn Minuten, dann ändere ich mein Passwort."

Dachte er echt, zehn mickrige Minuten wären genug, um so eine lebenswichtige Entscheidung zu treffen?

Ich stolperte ihm hinterher, als er das Zimmer verließ. „Warte! Gib mir zwanzig Minuten! Mindestens!"

Er öffnete die vorletzte Tür den Gang runter. „Dreizehn Minuten. Letztes Angebot."

„Siebzehn."

„Elf."

„Aber", ich gaffte ihn an, fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, „elf Minuten sind sogar weniger als dreizehn!"

„Was du nicht sagst." Mittlerweile war er hinter der Tür verschwunden, seine Stimme drang nur noch dumpf aus dem Inneren des Zimmers zu mir nach draußen. „Jetzt sind es zehn Minuten und achtundvierzig Sekunden. Die Zeit läuft, Jonah."

Dieser elende-

Ich ballte die Hände zu Fäusten, funkelte ihn bitterböse durch die Wand hindurch an.

Glaubte er ernsthaft, er konnte mich herumkommandieren?

Ich machte auf dem Absatz kehrt und stiefelte zurück in mein eigenes Schlafgemach. Für ihn würde ich mich mit Sicherheit nicht zum Affen machen. Sein Handy konnte mir sowas von gestohlen bleiben!



„Bitte sehr."

„Mhm", brummte ich, nahm Alexander sein entsperrtes Handy ab und rückte sofort an den Rand des Bettes, um einen möglichst großen Sicherheitsabstand zwischen uns herzustellen.

„Ich wünsche viel Spaß." Und damit drehte er sich weg. Ohne den Sicherheitsabstand wieder zu minimieren. Oder mich anzufassen.

Warum fasste er mich nicht an, verdammt? Man schlief doch nicht im selben Bett, um wirklich zu schlafen! Man küsste sich oder sah sich kitschig tief in die Augen, während man sich umarmte, oder man verhedderte die Beine miteinander und ließ sich dabei wie ein Hund über den Kopf streicheln oder sonst etwas, aber man haute sich doch nicht wortwörtlich aufs Ohr!

„Was soll das?" Ich wirbelte zu ihm herum. „Was fällt dir ein, einfach so schlafen zu gehen?"

„War das nicht der Plan?" Alexander rollte sich zurück auf den Rücken, die Brauen gehoben.

„Nein, war es zufällig nicht! Normale Menschen gehen nicht schlafen, wenn da jemand neben ihnen liegt."

„Nicht?" Er stemmte sich mit den Ellbogen hoch. „Dann klär' mich unnormalen Menschen bitte auf, was sie sonst machen."

Ich machte den Mund auf – und schloss ihn. Und machte ihn wieder auf. „Du hast ja wohl mehr Erfahrung in solchen Sachen als ich, also muss ich dir gar nichts erklären!"

„Immer diese Ausreden." Er packte mich an der Schulter und ab da ging alles furchtbar schnell. Innerhalb eines einzigen Wimpernschlages lag ich plötzlich auf meiner linken Seite, mit einem fremden Bein zwischen meinen, einem Arm um mich herum und einer Hand flach auf meinem Bauch.

Mit einer Brust an meinem Rücken.

Ich hielt die Luft an, konnte nicht atmen. Das hier war eine ganz andere Art Nähe als die, die wir vorhin miteinander geteilt hatten. Diese hatte irgendwie nichts Erotisches an sich. Niemand fummelte, niemand knutschte. Er hielt mich bloß an sich gedrückt fest. Als wären wir ein richtig echtes Paar.

„Wenn du weiterhin so angespannt bleibst, muss ich dich wieder loslassen, sonst kriegt keiner von uns beiden heute noch ein Auge zu." Er sprach leise, es war eher ein Murmeln.

Ich ächzte. „Ich bin überhaupt nicht angespannt."

„Mm, natürlich nicht." Er lockerte den Griff seines Armes, wanderte mit der Hand höher, bis sie den Beginn meines Brustkorbes erreichte. Vielleicht dachte er, das wäre weniger schlimm für mich, aber das war es nicht. Im Gegenteil, es brachte mein armes Herz zum Beben, weil er meinen holprigen Puls jetzt bestimmt an seiner Handfläche spüren konnte, wie er unruhig gegen sie trommelte.

Ich versuchte, es zu ignorieren, und konzentrierte mich notgedrungen auf sein Handy und nicht auf seine Nase, die in regelmäßigen Abständen gegen meinen Hinterkopf stupste, wenn er sich rührte.

Du schaffst das! Es sind nur ein paar Stunden. Du hältst das aus! Die paar Stunden hältst du das aus!

Ich nickte mir gedanklich zu und öffnete den Messengerdienst – und fand mich augenblicklich einer gigantischen Liste an Chatverläufen gegenüber. Sie war so lang, im ersten Moment wollte ich einfach resignieren, aber schon auf den zweiten Blick fiel mir auf, dass es keine Gespräche im eigentlichen Sinne waren. Die meisten handelten von irgendwelchen Gruppenarbeiten, die er für die Uni machen musste, und dazwischen fanden sich Absagen für Kinobesuche, Saufabende und Doppeldates. Absagen, die Alexander erteilte. Die letzte tatsächlich sexuell geartete Nachricht, die ich finden konnte, war über drei Monate her und sie stammte von Julius, beziehungsweise davon, wie Alexander ihn kaltblütig abservierte.

Ich schluckte. Es war schwer zu glauben, dass ausgerechnet er momentan mit niemandem was am Laufen hatte. Wobei er die pikanten Chats ja auch voraussichtlich gelöscht haben könnte. Vielleicht hatte er von Anfang an geplant, mich seinen Nachrichtenverlauf durchlesen zu lassen, um mich in Sicherheit zu wiegen, und heimlich-

Eine Sprechblase ploppte am oberen Bildschirmrand auf, viel zu schnell, um den Namen des Absenders lesen zu können. Oder der Absenderin.

Ich presste die Lippen zusammen und scrollte hoch, bis ich wieder beim aktuellsten Chat ankam, und öffnete ihn.

Jaro: Hab alle Gäste heimgeschickt und das Haus steht noch, wie versprochen.

Jaro: Wie läuft's mit dem Kleinen?

Oh, das war doch der Russe, Alexanders Freund. Und ich war der Kleine, oder? Redeten die beiden in ihrer Freizeit über mich?

Ich zögerte, aber nicht besonders lange, immerhin sah der Kerl eh, dass ich gerade online war, da wäre es doch unhöflich, nicht zu antworten, oder?

Alex J.: was schätzst du denn wies grad läuft?

Kurz kam nichts, bevor:

Jaro: Hast du getrunken?

Bitte?

Alex J.: wie kommste denn darauf?

Jaro: Läuft es so schlecht? Was hast du angestellt, Sascha?

Wieso Sascha? Ich war verwirrt – und neugierig. Und möglicherweise minimal eifersüchtig.

Alex J.: wer ist sascha?

Jaro: ...

Jaro: Tu mir den Gefallen und leg die Flasche weg

Jaro: Und lass die Hände vom Kamin

Jaro: Ich bin in zwanzig Minuten bei dir

Offline.

Ich glotzte auf das Display, lange und ausführlich. Dann ließ ich das Smartphone aus meinen Händen und auf die Matratze fallen.

In zwanzig Minuten kam Jaroslav rüber. Oder, mit anderen Worten:

In zwanzig Minuten war ich Matsch.

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