Chapter 7(Amy)
Ich schlug die Augen auf und das einzige, was ich spürte, war Panik. Meine Muskeln gehorchten mir nicht, mein Atem ging immer schneller und alles drehte sich. Ich schoss mit meinem Oberkörper hoch, kaum dass ich meine Muskeln wieder spüren und kontrollieren konnte, was jedoch eine halbe Sekunde später von meinem Körper wieder rückgängig gemacht wurde. Ich schrie auf vor Schmerz als sich mein Brustkorb erneut zusammenzog, mein Atem ging flach und unregelmäßig.
Es war nicht die erste Panikattacke die ich erlebte, seit ich gebissen wurde, allerdings eine der heftigsten. Wäre Grand jetzt hier, wüsste er was zu tun wäre, doch er war nicht hier, also da wo ich war. Ich hatte keine Ahnung wo ich mich befand, meine Orientierung hatte keine Chance gegen diese Panikattacke.
Gerade als ich erneut stöhnte vor Schmerz, kam von rechts eine raue, tiefe Stimme. „Hey, alles wird gut. Du hast einen Hitzschlag, Lily, James und Sirius haben dich hierher gebracht." Ich drehte mich langsam zur Seite und blickte in die ruhigen, braunen Augen eines Jungen. Er sah mich eindringlich an, sein Blick war besorgt und voller Schmerz gleichzeitig. Besagter Blick blieb an meinen Augen hängen und für einen Moment sahen wir uns beide einfach nur an. Mich durchschoss ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, wie es mir noch nie jemand zuvor gegeben hatte. Ein einziger Blick. Und er beendete meine Panikattacke. Das war mir noch nie passiert, noch nie.
Als ich leise fragte: „ Wo bin ich?" bekam ich erst keine Antwort. Dann schüttelte der Junge leicht den Kopf und antwortete mir: „Du bist im Krankenflügel. Madame Pomfrey kommt sicher gleich, sie wollte kurz etwas holen gehen." Wie aufs Stichwort kommt eine etwas ältere, spindeldürre Dame zu mir geeilt und schob mich mit meinem Bett auf die andere Seite des Raumes, weg von dem Jungen. Ich spüre seinen Blick auf mir ruhen, doch ich konnte meinen Kopf nicht zur Seite drehen, er lag ja eh hinter einem Vorhang.
Meine Gedanken drehen sich im Kreis, immer nur um seinen Blick. Wie kann ein Blick, EINER, eine Panikattacke beenden? Und in diesem Blick lag nicht nur Besorgnis, sondern auch Schmerz. Warum Schmerz?
Ich grübelte und grübelte. Bis mein Kopf wieder, anfing sich zu drehen und ich beschloss zu schlafen. Also es zumindest zu versuchen. Eine halbe Stunde wälzte ich mich hin und her, dann fiel ich endlich in einen unruhigen Schlaf.
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Ich schreckte hoch als es angefangen hatte zu dämmern. Blinzelnd öffnete ich meine Augen und mein erster Gedanke war: Raus, du musst jetzt hier raus! Als ich langsam aufstand, um mich auf den Weg nach unten in den Wald zu machen, bemerkte ich den wunderschönen Sonnenuntergang, den man vom Fenster gegenüber perfekt beobachten konnte. Noch etwas unsicher auf den Beinen ging ich zum Fenster, stütze mich auf den Rahmen und blickte in den Himmel hinaus. Er hatte die unterschiedlichsten Farbtöne, lila, blau, gelb, orange, pink und noch so viel mehr. Meine Faszination für diesen Sonnenuntergang hielt aber nicht lange an, meine Instinkte drängten mich so schnell wie möglich weg von hier zu kommen.
Gerade als ich mich auf den Weg zur Tür machen wollte, hörte ich ein leises Schnarchen links von mir. Und als ich meinen Kopf zur Seite drehte, blickte ich in das schlafende Gesicht von dem Jungen von vorhin. Seine Lippen standen leicht offen und er atmete tief und ruhig. Braune, kurze locken standen von seinem Kopf ab und seine Augen schienen sich hinter seinen Liedern unruhig zu bewegen. Er sah so... zerbrechlich aus, wie er dort lag und schlief.
Meine Hände begannen zu kribbeln, was kein gutes Zeichen war. Ich musste hier raus, jetzt. Während ich zur Tür lief blickte ich ein letztes mal über meine Schulter zu dem Jungen und ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
Madame Pomfrey blickte mich wissend an und nickte mir zu, als ich an ihr vorbeilief. Ich spähte aus den Flügeltüren in die Flure der Schule. Im Moment war alles ruhig, ich wollte nicht, dass mich jemand entdeckte, schon gar nicht Lily, Lou, Alice oder die Jungen die mich in den Krankenflügel getragen hatten. Die Mädchen sind zwar meine Freundinnen, aber ich hasste es mich zu erklären, denn ich wollte nicht das sie das Monster in mir sahen, statt mich zu sehen. Und aus Erfahrung weiß ich, dass es so ist, egal was sie vorher sagen!
Schnell lief ich auf den Flur hinaus, um die Ruhe auszunutzen. Auch im Treppenhaus war es ruhig, also schlich ich mich leise die Treppen runter. Als ich nach 3 Stockwerken keuchend stehenblieb kam mir eine Idee. Alle Treppen in Hogwarts waren verbunden, auch wenn sie sehr eigenwillig waren, was Richtungswechsel angingen. Aber... eine gute Partie Geländerrutschen war keinesfalls ein schlechter Einfall!
Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht laut loszuquietschen, als ich meine Idee in die Tat umsetzte. Wow, dachte ich, das ist die Entdeckung des Tages!
Inzwischen war die Sonne untergegangen und ich musste mich schleunigst aus diesem Gebäude heraus bewegen. Als ich sah das die Schlossportale geöffnet waren, rannte ich los. Der Wind fuhr durch meine Haare und meine Schuhe streiften durch das nasse Gras. Frische, kalte Luft füllte meine Lungen und ich breitete meine Arme aus während ich förmlich über den Rasen flog. Viel zu schnell kam ich am verbotenen Wald an.
Am Waldrand entlanglaufend, suchte ich nach einer geeigneten Stelle, um auf den aufgehenden Vollmond zu warten. Beinahe den kompletten See musste ich umrunden, bevor mir endlich eine Stelle weit genug weg erschien, um mich hier zu verwandeln.
Auf dem weichen Waldboden liegend, wartete ich darauf, dass der Mond aufging und meine Verwandlung stattfinden würde. Ein besonders vorbereiteter Mensch bin ich normalerweise nicht, aber vor meinen Verwandlungen war ich vorsichtiger und vorbereiteter den je. Der Mond lugte gerade so hinter den Baumwipfeln hervor und ich tauchte aus meiner leichten Verschlafenheit auf. Als ich langsam aufstand ging es auch schon los.
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Als meine Verwandlung vollendet war, hatte ich kaum noch etwas von meiner Stimme übrig. Mein Spiegelbild im Wasser zeigte mir meine vertraute Wolfsgestalt, allerdings hatte ich nicht wie alle anderen Wölfe ein graues, braunes oder ein schwarzes Fell. Ich war ein weißer Wolf und deswegen sehr sehr auffällig. Ich kehrte dem See den Rücken zu, lief ich auf den Wald zu und verschwand darin.
Ich lief tiefer und tiefer zwischen die Bäume, sprintete durch Farne und sprang über Büsche, preschte durch Pfützen und flog über Baumstämme bis ich auf eine kleine Lichtung kam. Der Mond schien hell auf den Boden und die Tautropfen auf den Blättern wurden magisch angeleuchtet. In der Mitte dieser Lichtung saß ich nun und sah den Mond an. Er faszinierte mich, auch wenn ich ihn gleichzeitig fürchtete. Schmerzen und Schönheit, vereint in einer übernatürlichen Kraft. Und wir wunderten uns über die Natur, dabei konnte sie Dinge wie diese erschaffen.
Plötzlich spürte ich etwas in meinem Rücken, irgendwie fühlte ich mich beobachtet. Langsam drehte ich meinen Kopf nach hinten und was ich sah schockierte und überraschte mich zugleich. Hinter mir stand ein anderer Werwolf. Seine Augen waren dunkler als alles was ich je gesehen hatte und sein Fell war braun grau.
Panik durchflutete mich, als ich mich an die letzte Begegnung mit einem Werwolf erinnerte. Denn danach war ich auch einer gewesen.
Ich rannte. Schneller und schneller. Weg von ihm, egal wohin. Quer durch den Wald, meine Ausdauer wurde aufs äußerste ausgeschöpft. Ich weiß nicht wie, aber als ich schließlich vor Erschöpfung zusammenbrach war ich wieder da, wo ich mich verwandelt hatte. Doch selbst als ich keinen Muskel mehr bewegen konnte, hörte ich nicht auf mir eine Frage zu stellen. Wer war dieser Wolf??
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Im Morgengrauen wurde ich durch das geflatter von vielen, vielen Eulen geweckt. Ich wollte mich zur Seite drehen und weiterschlafen, die Eulen können mich mal. Als ich jedoch bemerkte, dass unter mir nicht mein Bett im Schlafsaal der Gryfindors war, sondern der Waldboden, musste ich sofort wieder an meine Begegnung im Wald denken. Wer ist er nur?
Langsam richtete ich mich auf und rappelte mich hoch. Mein ganzer Körper war ausgelaugt und schmerzte, meine Kopfschmerzen wurden mit jedem Schritt wieder presenter. Als ich meinen Kopf drehen wollte, um zum Schloss zu blicken, bemerkte ich zusätzlich auch noch, das ich mich im Schlaf ungünstig hingelegt hatte und mein Nacken bei der kleinsten Bewegung schmerzte.
In Gedanken versunken schlich ich mich die Treppen zum Krankenflügel hoch. Meine Augen waren geschwollen vor Müdigkeit und ich konnte mich nicht dazu motivieren schneller zu gehen. Also schlurfte ich langsam die Stufen hinauf bis ich endlich angekommen war. Kaum war ich in naher Sichtweite meines Bettes, ließ ich mich auch schon fallen und war wieder eingeschlafen, noch bevor mein Kopf das Kissen berührte.
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Als ich wieder aufwachte, war es früher Nachmittag. Erleichtert konnte ich feststellen, dass meine Kopfschmerzen verschwunden waren und auch meinem Nacken ging es wieder besser.
Auf meinem Nachttisch stand eine Karaffe und ein Becher mit Wasser. Meine Kehle war wie ausgedörrt und ich setzte mich auf, um etwas zu trinken. Das kühle Wasser wirkte Wunder, denn in meinen Muskeln, die immer noch etwas wehtaten, lösten sich die letzten Schmerzen auf und verschwanden ins Nichts. Als Madame Pomfrey bemerkte, dass ich wach war, kam sie zu mir hinüber und stellte mir allerlei Fragen. Meine Antworten vielen kurz und knapp aus, meine Stimme war immer noch strapaziert von meiner Verwandlung.
Ich war sehr froh, dass sie mich danach in Ruhe ließ und ich mir meine verdreckten Klamotten von gestern ausziehen und gegen neue tauschen konnte. Eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür und Lily kam hereingeschlendert. In dieser halben Stunde hatte ich mir von Poppy, also Madame Pomfrey ein Buch ausgeliehen und las. Es ging zum zwei Seelenverwandte, die über Umwege zu einander fanden und am Ende des Tages glücklich und zufrieden zusammenlebten.
Was für ein Kitsch, dachte ich, als ich fertig war mit Lesen. Das heißt Lilys Besuch kam genau im richtigen Moment! Sie stellte sich einen Stuhl an mein Bett und lächelte mich an. „Geht es dir besser? Ich hab mir gestern echt Sorgen um dich gemacht!" Ich lächelte sie entschuldigend an. „Es geht mir wieder deutlich besser, und es tut mir leid, dich so erschreckt zu haben, das war wirklich nicht beabsichtigt. Aber diese Hitzschläge oder Schwächeanfälle kommen bei mir leider öfter vor, ich hätte dich vielleicht warnen sollen, ich habs nur vergessen..." Lily sah mich halb vorwurfsvoll, halb besorgt an. „Ja hättest du! Aber ist kein Problem, so lange es dir wieder gut geht." Ich nickte heftig. „Ich schwöre, dass ich dir das nächste mal direkt sage, wenn ich Kopfschmerzen bekomme. Aber was ist gestern noch so passiert? Es ist auch wieder typisch, dass ich direkt am ersten Tag in den Krankenflügel muss." Ich rollte mit den Augen.
Lily stürzte sich auf meine Frage und fing sofort an zu erzählen: „Alsooooo: wir hatten noch Zauberkunst bei Professor Flidwich, Wahrsagen bei der irren Trelawney und Verwandlung bei McGonagall. Aber da haben wir nichts wirklich wichtiges gemacht, kannst du eine Ratte in eine Tasse verwandeln?" Ich zog meinen Zauberstab, richtete ihn auf meinen Kelch und sagte dann zu Lily: „Halt ihn bloß gut fest!" Dann verwandelte ich, mit einem Schwung meines Zauberstabs den Kelch in eine weiße Ratte und wieder zurück. Lily nickte anerkennend und redete dann weiter, nachdem sie den Kelch wieder auf meinen Nachtisch gestellt hatte. „Wahrsagen kann man eigentlich komplett vergessen, gelernt haben wir nichts. Sie hat die ganze Zeit nur über die Wirkung von Teeblättern und der Stellung der Planeten geredet. Totaaaall langweilig! Aber sonst hat McGoagall noch verkündet das am Samstag die Auswahlspieler für das Gryffindor Quidditchteam sind! Ich freue mich so sehr, ich bin seit drei Jahren Jägerin und es gibt nichts besseres als Quidditch! Du kommst doch sicher auch, oder??
Ich strahlte Lily an: „Aber sicher, wie sollte ich mir das entgehen lassen? Ich wollte schon mein ganzes Leben einmal Quidditch spielen! Naja, aber ich habs noch nicht umsetzten können, hab auch keinen Besen und bin erst einmal geflogen. Bin aber Fan der Quidditch Witches, kennst du die?" Wir fingen an über Quidditch zu diskutieren und zu fachsimpeln.
Lily wurde, sehr zu meinem Leidwesen, nach einer halben Stunde von Madame Pomfrey rausgeschmissen und ich musste auch die nächste Nacht noch im Krankenflügel verbringen.
Die Ablenkung von Lily war sehr gut gewesen, ich hatte aufgehört über den geheimnisvollen Fremden im Wald nachzudenken. Doch kaum war sie weg, fuhren meine Gedanken wieder Karussell. Werde ich ihn wiedersehen? Geht er auf diese Schule? Kenne ich ihn?
Es war dunkel im Krankenflügel und ich starrte an die Decke. Irgendwann glitt ich in den Schlaf hinüber, es bring ja eh nichts über etwas nach zu denken, ohne irgendeinen Anhaltspunkt für die Antwort zu haben.
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Längstes Kapitel bis jetzt, einfach 2101 Wörter :)
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