Chapter 32 (Remus)
Blinzelnd schlug ich die Augen auf.
Er war schon hell geworden und als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah ich auch wo ich mich befand.
Der Krankenflügel war leer, bis auf Madame Pomfrey die sich jetzt an sein Bett stellte. „Gehts wieder, Mr. Lupin?"
Etwas verwirrt bejahte ich, schwang mich langsam aus dem Bett und stand auf. Unter der Bettdecke trug ich immer noch meinen Festumhang und als ich an mir herabsah, stürzten alle Erinnerungen wieder auf mich ein.
Ich sank wieder zurück auf das Bett. Die Krankenschwester sah mich besorgt von der Seite an. „Sind sie sicher, dass es ihnen gut geht?"
Mit einem verzerrten Lächeln sagte ich : „Ja, alles bestens. Bin nur zu schnell aufgestanden."
„Gut. Sie dürfen gehen."
Ich stemmte mich wieder hoch und begab mich zur Tür des Krankenflügels. Kaum war die schwere Holztür hinter mir zugefallen, lehnte ich mich von aussen dagegen.
Scheisse.
Amy war ein Werwolf.
Ich hatte sie verletzt und einfach stehengelassen.
Und ich werde ihr nicht sagen, dass ich weiß das sie so ist wie ich.
Es fühlte sich an als ob all diese Umstände eine tonnenschwere Last auf meinen Schultern wären.
Wie auf Autopilot lief ich zum Gryffindor Turm, nannte der fetten Dame das Passwort und kletterte durch das Portraitloch.
Der Gemeinschaftsraum war komplett leer, es musste grade Unterricht sein.
Ich durchquerte den ungewohnt leeren Raum um die Treppe rauf in meinen Schlafsaal zu kommen. Meine Tasche lag auf den Stuhl neben meinem Bett und ich hob sie auf um sie um meine Schulter zu legen.
Dabei fiel mein Blick auf die Uhr, die ich am Handgelenk trug. Sie zeigte halb zwei, das heißt es würde in einer halben Stunde Mittagessen geben.
Und das hieß auch, dass es sich für mich nicht mehr lohnen würde, noch zu Kräuterkunde zu gehen. Bis ich bei den Gewächshäusern angekommen wäre, wäre die Stunde längst herum gewesen.
Also beschloss ich schon zur großen Halle zu gehen. Je früher ich mich bei Amy entschuldigen konnte, desto besser.
Als halbwegs glaubwürdige Geschichte hatte ich mir ausgedacht, dass ich Migräne bekommen hätte und kaum noch etwas sehen konnte. Mein Aufenthalt im Krankenflügel verschaffte mir ein umso besseres Alibi.
Bei dem Gedanken, Amy anzulügen wurde mir schlecht. Aber es gab keine andere Option die unsere Beziehung nicht gefährdete und ich wollte auf keinen Fall, dass sie mich dann nur noch als Monster sah und nicht als Mensch.
Andererseits war ich noch nie jemandem Begegnet, der ebenfalls ein Werwolf war.
Ich hatte keine Ahnung wie Amy auf mich reagieren würde und deswegen sagte ich ihr nichts.
Du verdammter Feigling Remus.
Die ersten Schüler strömten an mir vorbei und in die große Halle. Es wurden mehr und mehr mit jeder minute, doch weder Amy, noch irgendjemand anders aus unser Kräuterkunde Klasse tauchte auf.
Es kam mir vor als wären Stunden vergangen als ich endlich Lous Blonden Haarschopf auf der Treppe auftauchen sah. Sie hatte ihren Kopf nach hinten umgewandt und schien sich noch mit irgendwem zu unterhalten.
Als sie aber dann wieder in meine Richtung blickte, verschwand ihr fröhlicher Ausdruck von ihrem Gesicht. Sie drehte sich erneut zu der Person um, die hinter ihr ging und sagte etwas.
Dann rauschte sie an mir vorbei ohne ein Wort und warf mir dabei einen wütenden Blick zu. Verwundert sah ich ihr einen Moment hinterher. Aber dann schoss ein Gedanken durch meinen Kopf, der ihr Verhalten erklärte: Amy musste ihr vom Ball erzählt haben.
Ich wurde mit einem Schlag noch viel nervöser. Wenn schon Lou so sauer auf mich war, wie sehr musste ich Amy denn dann verletzt haben?
Aber jetzt hatte ich keine Zeit mehr, darüber nachzudenken wie Amy reagieren würde, denn sie kam in dieser Sekunde die Treppenstufen hochgelaufen und unterhielt sich mit Anton.
Als die beiden direkt vor mir standen, sagte Amy: „Geh schonmal vor. Ich komme gleich." Anton sah sie zweifelnd an, aber als sie nachdrücklich mit dem Kopf nickte, folgte er Lou in die große Halle.
Amy wandte sich zu mir uns stemmte die Arme in die Hüften.
„Ich erwarte eine gute Erklärung." Ihre Stimme klang eisig.
„Die schulde ich dir auch." Bekümmert sah ich in ihre Augen, in denen ein wütendes Feuer flackerte.
Selbst wenn sie wütend auf mich war, war sie wunderschön.
Ich holte tief Luft: „Ich weiß selbst, dass er scheisse war, dich einfach stehen zu lassen. Und ich weiß auch, dass ich dich damit unglaublich verletzt habe." Ausatmen.
Amy nickte langsam. „Das hast du." sagte sie kalt.
Meine Schultern sackten ein paar Zentimeter nach unten bei ihren Worten, aber ich zwang mich, weiterzusprechen. „Aber ich hatte einen Grund. Ob er besonders gut ist? Nein. Und er rechtfertigt auch nicht mein feiges Handeln."
Nochmals durchatmen. Jetzt kam der schwierigste Teil.
„Ich habe das noch niemandem erzählt, weil es mir peinlich ist." ich seufzte. „Gestern Abend... war wunderschön, der schönste Abend in meinem Leben. Aber ich hatte schon zwei Stunden bevor der Ball losging entsetzliche Kopfschmerzen. Nicht hingehen kam garnicht in Frage für mich und Madame Pomfrey war nicht aufzufinden. Also bin ich hingegangen und habe meine Kopfschmerzen ignoriert."
Mir entfuhr ein freudloses Lachen. „Das mit dem ignorieren war allerdings nicht die schlauste Idee. Die Kopfschmerzen sind dann nämlich irgendwann in Migräne umgeschlagen und meine Sicht wurde immer schlechter. Ich bin panisch geworden und wollte nicht vor allen Leuten in der Großen Halle zusammenklappen. Also bin ich rausgerannt, in dem Moment unfähig irgendetwas zu tun."
Ich senkte den Kopf. „Zu stolz um nach Hilfe zu fragen und zu feige um Schwäche zu zeigen."
Die Stille nach meinen Worten fühlte sich lauter an als alles andere, was ich je gehört hatte, eine Stille voller Vorwürfe, Ungesagter Worte und Lügen.
„Das... kling nach einem Grund." Ich hob meinen Blick wieder und sah direkt in Amy's Augen, in denen immer noch ein kleines Flämmchen loderte.
„Also... verstehst du mich? Du musst mir nicht verzeihen, ich weiß nicht ob ich selbst das könnte." sagte ich zögerlich.
Amy schnaubte. „Ich verzeihe dir, Dummerchen. Mach sowas nie wieder!"
Ich bildete mir ein, einen kurzen Augenblick Unsicherheit in ihren Augen zu sehen, aber dann war der Moment auch schon wieder vorbei.
Hoffnung wallte in mir auf. Meine Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln und ich konnte nicht anders als noch einen Schritt weiter auf sie zuzugehen und zaghaft meine Arme auszubreiten.
Nun lächelte auch Amy und schlang die Arme um mich. Auch ich schlang die Arme um sie und so standen wir da, einander im Arm haltend und wie bescheuert grinsend.
Keiner von uns lies los und ich hätte ewig hier stehen bleiben können.
Aber irgendwann grummelte mein Magen hörbar und Amy lachte laut auf. „Nun, ich glaube wir sollten mal Mittagessen gehen." sagte sie in meinen Pulli hinein.
Ich drückte sie noch einmal fest und dann lies ich sie schweren Herzens los.
„Na gut." stimmte ich zu und dann liefen wir zusammen in die große Halle. Bevor wir bei Anton und Lou angekommen waren sah ich Amy nochmal von der Seite an. „Was ist das nur mit uns?" murmelte ich, genau in dem Moment in dem sie mich auch ansah.
Ein Lächeln ließ ihr Gesicht erstrahlen: „Was möchtest du denn, was es ist?"
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