Sonntag, 18. August 2019
Mein Handy meldet sich mit einem Ping. Völlig in mein Buch vertieft, fahre ich mit der Hand über mein Bett und schaue dann auf die Nachricht. Violet hat mir geschrieben, ob ich sie spontan im Café besuchen möchte. Eilig tippe ich eine Antwort, klappe das Buch und laufe nach unten.
„Mama, ich mache mich auf den Weg in die Stadt. Ist es schlimm, wenn ich über Mittag weg bin?", meine Mutter liegt ebenfalls mit einem Buch auf ihrer Liege und genießt die Sonne. Jetzt schaut sie mich blinzelnd über den Rand ihrer Brille an.
„Sei zum Abendessen wieder da! Und ich hoffe für dich, dass du deine Hausaufgaben schon gemacht hast", ruft sie mir noch hinterher, als ich in meine Schuhe schlüpfe, nach meiner Handtasche greife und das Haus verlasse.
Meine schöne Sommerbräune habe ich gestern noch einmal vertiefen können, als wir im Freibad gewesen sind, sodass jetzt ein hübscher Kontrast zwischen meiner Haut und meinem hellen T-Shirt entsteht. Da mein Rad noch im Schuppen steht, laufe ich. Das Café in dem Violet arbeitet liegt mitten in der Innenstadt und ist, wenn man die Abkürzungen kennt, keine zehn Minuten von unserem Haus entfernt.
Mit einem Lächeln komme ich an und begrüße Violet winkend. „Hey."
Sie nickt mir zu und ich lasse mich dann auf einen der Stühle vor dem Café fallen. Um die heiße Mittagszeit verziehen die meisten Leute sich nach drinnen, sodass Violet und ich uns immer ungestört draußen unterhalten können.
„Bitteschön", sie stellt eine kalte Schorle vor mir ab und setzt sich auf einen Stuhl neben mir. „Dieses Wetter kann gerne die ganze Zeit sein", sie schließt die Augen und lehnt sich kurz zurück. Doch lange Schweigen oder um den Brei drumherum reden gehören zu den Dingen, die Violet nicht ausmachen. „Ich wollte mit dir über die Sachen von Freitag reden", blinzelnd öffnet sie ein Auge und schaut mich an. „Wir sind ja jetzt ein Team, da würde ich es nur fair finden, wenn wir uns gegenseitig verraten, wer wir sind. Was hältst du davon es jetzt zu machen?"
„Ist das denn erlaubt?"
„Na ja, im Spiel kannst du ja auch Andeutungen machen, wer du bist." Violet verliert sich in ihren Gedanken.
„Wäre es für dich in Ordnung, wenn wir das noch nicht machen?", frage ich vorsichtig. „Ich weiß nämlich nicht, ob das so gut ist."
„Mit anderen Worten, du traust mir nicht", stellt Violet fest. „Alles gut", winkt sie ab, als ich protestieren will. „Kann ich verstehen. Denk einfach in Ruhe drüber nach und wenn du soweit bist, kannst du es mir sagen." Sie lächelt, auch wenn es ihre Augen nicht erreicht.
„Super", ich erwidere das Lächeln. „Und was machen wir jetzt?"
„Erstmal können wir mit Sicherheit sagen, dass alle, die zur Zeit regelmäßig an den Treffen teilnehmen mit von der Partie sind. Wenn bei ihnen nichts Außergewöhnliches passieren würde, würden sie sich nicht dafür interessieren", klärt sie mich auf.
„Macht Sinn, alles klar", nicke ich geschäftig.
„Wir sollten eine Liste anfertigen", überlegt Violet weiter. „Und alles zusammen tragen, was wir über die anderen wissen. Das ist unser erster Schritt."
„Was hältst du davon, wenn wir uns am Donnerstag treffen und unsere Ergebnisse präsentieren?", schlage ich euphorisch vor und bin in Gedanken schon bei den Informationen über meine Freunde. Vorlieben sollten auf jeden Fall dabei sein, aber auch Verwandtschaftsverhältnisse?
„Lass uns Mittwoch daraus machen, ich habe Donnerstag lang", Violet steht auf. „Ich muss jetzt leider wieder arbeiten. Mittwoch um halb vier bei dir?"
„Passt", rufe ich Viole nach, die schon drinnen ist. Als Antwort erhalte ich einen Daumen hoch. In Ruhe trinke ich meine Schorle aus und stehe auf. Mit der Flasche in der einen und meinem Portmonee in der anderen Hand gehe ich zur Theke. Beides lege ich ab und drehe mich wieder um. Prompt laufe ich gegen ein schwarzes Shirt.
„Sorry", pralle ich zurück und schaue nach oben. Dunkle Augen erwidern meinen Blick. Dann glühen sie rot auf. „Pass auf dich auf, kleiner Stern."
Ich ergreife die Flucht.
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