#5 Kleiderordnung
Luke führte mich durch das Badezimmer und erläuterte mir die Dusche. Bei uns zu Hause hatten wir lediglich eine Badewanne, die immer bereits mit Wasser gefüllt war. Als ich die Dusche benutzte, stellte ich fest, dass das Wasser entweder zu heiß oder zu kalt war, egal was ich tat. Immer wieder erschrak ich oder verspürte den Stich des Schmerzes. Aber durch die geschlossene Tür half Luke mir die optimale Einstellung zu finden. »Das ist angenehm! Es tut so gut, wie das Wasser über meinen Körper fließt«, äußerte ich zufrieden.
»Ähm, ja... ich bin dann lieber mal weg.« Nachdem ich meine Dusche beendet hatte, nahm ich das Handtuch und trocknete mich gründlich ab, bevor ich den Raum verließ. »Fühlst du dich nicht gleich...«, begann Luke, »besser? Ja! Und sieh dir meine Füße an, die sind auch wieder ganz sauber! So eine Dusche ist wirklich erfrischend, Luke.« Luke hatte sich mittlerweile von mir abgewandt und schüttelte den Kopf. »Könntest du... könntest du dir etwas drüber ziehen?«, fragte er plötzlich.
»So wie du Happy gerne eine drüber ziehen möchtest, wenn er einfach wegläuft, weil du besorgt bist? Aber warum sollte ich mich denn selbst bestrafen? Ich habe doch gar nichts getan!«, fragte ich verwirrt. »Nein, ich meinte, dass du dir etwas anziehen sollst! Ich hatte dir doch etwas im Badezimmer hingelegt, das du anziehen solltest.« Ich betrat das Badezimmer und fand dort blaue Kleidung vor. Allerdings war es mir nur gestattet, weiße Kleidung zu tragen. Daher teilte ich Luke auch mit, dass dies der Fall war.
Ich sollte im Badezimmer warten und mich bloß nicht bewegen. Nach einer gewissen Zeit trat er zu mir und reichte mir die Kleidung durch die Tür. Ich erblickte nur seine Hand, welche deutlich größer war als meine, wie ich bemerkte. Als ich das Kleid anzog, stellte ich fest, dass es mir viel zu weit war. Anschließend trat ich wieder hinaus. Er hatte mir angeboten, mir mein Zimmer zu zeigen, welches er als Gästezimmer bezeichnete. Dieses Zimmer war für Freunde gedacht, die einen besuchten und bei einem übernachteten.
Somit war ich also nicht nur Lukes Gäste. Ich war ebenfalls seine Freundin, was bedeutete, dass ich auch einen Freund hatte, jedoch keinen Gäste. Wir betraten den Raum, und unmittelbar begab ich mich zum Fenster. »Moon strahlt heute besonders schön«, bemerkte ich erfreut. »Ja, tatsächlich... einfach wunderschön...« Moon musste sogar so hell leuchten, dass Luke ihn von der Tür aus sehen konnte, während ich von dort aus nichts erkannt hatte. Nur den Sand. Möglicherweise hatte Luke aber auch einfach deutlich bessere Augen als ich und konnte um die Ecke sehen.
Ich setzte mich auf das Bett und blickte ihn an, als er sich zum Gehen wandte. »Kannst du nicht noch ein bisschen bleiben? Ich war bislang noch nie von zu Hause weg.« Doch Luke hatte noch Verpflichtungen, die er erfüllen musste. Bilder malen. Ich fragte ihn, ob er mir das Malen beibringen könnte. Farbe war nicht sauber. Ich durfte bislang noch nie malen. »Ich zeige es dir gerne, aber nicht mehr heute«, antwortete er. Ich legte mich mit einem Lächeln hin und strampelte vor Freude mit den Beinen in der Luft. Er würde es mir zeigen! »Luna!?« fragte er.
Ich richtete meinen Blick zu ihm, während er die Zimmerdecke musterte. Ich folgte seinem Beispiel und schaute ebenfalls nach oben, aber ich konnte nichts Außergewöhnliches entdecken. Sie war nicht einmal so bemalt wie bei uns zu Hause, sondern lediglich in Weiß gehalten. Möglicherweise hatte er ja vor, sie zu bemalen - vielleicht sogar gemeinsam mit mir! »Warum hast du nur das Oberteil angezogen?«, fragte er, ohne mich dabei anzusehen. »Oberteil? Handelt es sich dabei nicht um ein Kleid? Ich war mir unsicher, was das andere war und wie man es trägt.«
Luke brachte mich zum Lachen, da er fälschlicherweise annahm, dass es sich bei dem Kleidungsstück um eine Hose handelte. Dabei war es kurz und hatte keine Knöpfe. »Könntest du bitte deine Beine mit der Decke bedecken? Wir müssen dringend etwas besprechen!«, bat er. Ich versicherte ihm, dass es in Ordnung sei, und deckte mich zu. Er wies darauf hin, dass hier Kleidung getragen wurde, was ich aber auch tat. Letztlich sollte ich doch das dreckige Kleid ausziehen und das saubere anziehen. Sein Fokus lag jedoch wieder auf der kurzen Hose, doch Frauen trugen nun mal keine Hosen. Egal wie lang sie war. Das wusste doch jeder!
Als ich ihm erklärte, dass wir nichts unter unseren Kleidern trugen, biss er sich auch noch in die Faust, was mich völlig verwunderte. Tat ihm das nicht weh? Ich fragte mich, warum er das tat. Seine Unterwäsche, wie man die Unterkleidung nannte, wollte er mir hingegen nicht zeigen, was möglicherweise darauf hindeutete, dass er selbst keine trug. Er erkundigte sich, ob ich noch weitere Informationen zu diesem Thema wünschte, doch ich fand die Situation ziemlich klar. »Würdest du bitte die Hose anziehen?« Ich stimmte zu, hatte jedoch das Bedürfnis zu erfahren, weshalb überhaupt Unterwäsche getragen wird, da sie im Allgemeinen gar nicht sichtbar war.
»Ich bin ein Mann, und du bist eine Frau. Man zeigt sich nicht einfach ohne Kleidung.« In diesem Moment wurde mir alles klar. »Ah, so meinst du das! Davon habe ich auch schon gehört. Einige Sterne ziehen es vor, andere Sterne zu bewundern und nicht mich. Mir war nur nicht bewusst, dass du dazugehörst. Du schaust also lieber Männer an.« Doch er schüttelte vehement den Kopf. »Ich betrachte keine Männrt! Ich interessiere mich für Frauen! Darin liegt auch gar nicht das Problem, Luna!«, seufzte er laut.
»Das verstehe ich nicht. Wenn du Frauen doch so gerne ansiehst, weshalb muss ich dann eine Hose tragen?«, fragte ich, während er sich nun verzweifelt die Haare raufte. »Ich kann es nicht erklären. Es ist einfach so, ähnlich wie du nur in Weiß gekleidet sein darfst! Halte dich einfach daran! Ich hole dir jetzt die Hose und du ziehst sie bitte an.« Daraufhin verließ er den Raum, und ich biss in meine Faust. Ja, ich hatte recht! Es schmerzt tatsächlich, das zu tun! Warum macht man das dann freiwillig? Luke verhielt sich manchmal aber auch wirklich eigenartig.
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