#4 Berührungen
Ich folgte Luke und Happy, doch die Fortbewegung an diesem Ort gestaltete sich alles andere als einfach. Der unebene Untergrund stellte eine erhebliche Herausforderung dar. Luke drehte sich zu mir um und bemerkte, dass ich keine Schuhe trug, weshalb er mich danach fragte. Ich hatte sie jedoch nicht mitgenommen. Wir setzten unseren Weg in einem langsameren Tempo fort, nachdem er mich gefragt hatte, ob ich weitergehen konnte.
Zunächst gelang es mir gut, doch bald wurde der Boden zunehmend steiniger. Die kleinen, scharfen Steine verursachten erhebliche Schmerzen an meinen Fußsohlen. Ich bat Luke um Entschuldigung, da ich der Grund für unser langsames Tempo war, da ich dies nicht gewohnt war. Er näherte sich mir und sein Gesichtsausdruck wirkte nachdenklich. Dann sagte er lediglich, dass er mich tragen würde. »Das ist nicht möglich. Du darfst mich nicht einfach so berühren. Immerhin könntest du mir Schaden zufügen«, entgegnete ich.
»Du hast mich ebenfalls berührt. Zudem versuche ich lediglich, dich davon abzuhalten, dir mit den Steinen wehzutun«, erwiderte er. Da er im Recht war, blieb mir nichts anderes übrig, als zu schweigen. Luke wandte sich von mir ab und ging in die Hocke. Ich sollte auf seinen Rücken steigen, doch mir fehlte das Wissen, wie ich das anstellen sollte. »Halte dich an meinem Hals oder meinen Schultern fest und lege deine Beine um meinen Körper«, erklärte er.
Ich bemühte mich, seinen Anweisungen zu folgen, aber ich konnte leider nicht ganz nachvollziehen, was er meinte. Er unterstützte mich, indem er meine Hände an die richtigen Stellen führte, ebenso wie mein Bein. »Das andere Bein nun auf die gleiche Weise. Und halte dich gut fest, sonst könntest du fallen.« Ich befolgte seine Anweisungen und klammerte mich an ihn. Er war stark genug, mich tatsächlich zu tragen, und ich verspürte dabei keinerlei Schmerz.
Vielmehr fühlte ich mich sogar recht wohl, insbesondere als er erneut nach meinem Befinden fragte. Ich erzählte Luke, dass ich noch nie getragen worden bin. Er war darüber erstaunt, da er der Meinung war, dass eine Prinzessin auf jeden Fall getragen werden sollte. Allerdings hatten meine Eltern sehr strikte Vorkehrungen getroffen, um zu verhindern, dass ich von niemanden berührt wurde. Darüber hinaus durfte mir bisher noch niemand näherkommen. Nur meine Eltern durften das.
»Das muss furchtbar einsam sein«, bemerkte er. Ich rückte näher an ihn heran und umschloss ihn fester. Er hatte recht. Es war tatsächlich einsam. Wir erreichten ein Haus am Strand - ein so genanntes Strandhaus. Es war klein und charmant, und es gab kein anderes in der unmittelbaren Umgebung. Er ließ mich los und öffnete die Tür. Ich fragte ihn, ob er sich ebenfalls einsam fühlte, schließlich stand sein Haus ganz für sich allein. »Ich bin gern allein. Ich bin hier, um meine Ruhe zu haben«, antwortete er.
»Oh, das tut mir leid. Das war mir nicht bewusst. Ich werde mich umgehend zurückziehen, damit du deine Ruhe hast.« Ich begann mich zu bewegen, doch er hielt mich auf. »Luna, warte! Ich möchte nicht, dass du gehst. Ich hatte vor, dich mitzunehmen. Komm bitte herein.« Ich folgte ihm nach drinnen und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Das Haus war so farbenfroh und wunderschön. An den Wänden hingen zahlreiche Bilder, jedes schöner als das andere, und die Motive waren einfach beeindruckend.
Luke hatte sämtliche Bilder gefertigt, da er Maler war. Vor einem bestimmten Bild hielt ich inne. »Was stellt das dar?«, fragte ich. Er gesellte sich zu mir und antwortete: »Das sind Blumen. Sie verströmen einen angenehmen Duft und sind wunderschön. Aus ihnen stellen wir Parfum her. Außerdem verschenken wir sie an Geburtstagen oder Hochzeitstagen. An besonderen Anlässen. Verstehst du?« In diesem Moment erstarrte ich, denn ich sollte heiraten. Doch ich war ohne ein Wort davongelaufen. Das würde sicherlich Ärger nach sich ziehen.
»Komm, ich zeige dir alles, und danach essen wir etwas.« Und genau das taten wir dann auch. Das Essen schmeckte ganz anders als das, was ich zu Hause gewöhnt war, und es war schön, dass wir zusammen gegessen haben. Wir konnten weiter miteinander sprechen, und ich fand es spannend, neue Dinge zu erfahren. Normalerweise war ich ja immer nur allein. Später fragte mich Luke, ob ich mich waschen möchte. Als ich nach unten schaute, bemerkte ich, dass meine Füße voller Sand waren, genauso wie mein Kleid.
»Ich bin dreckig. In der Vergangenheit war ich stets rein. Die Wolken zeigen sich in ihrer Klarheit, der Boden erstrahlt in Sauberkeit, und insgesamt herrscht eine makellose Reinheit. Das ist mir noch nie passiert.« Es war mir peinlich, sein Haus beschmutzt zu haben. Doch Luke war gar nicht böse. »Komm, ich zeige dir, wo du dich frisch machen kannst. Benötigst du Schlafkleidung? Oder doch etwas Bequemes? Dein Kleid ist verschmutzt, das müssen wir ebenfalls waschen.«
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