*Kapitel 31: N.O*
Beide komplett in schwarz gekleidet gingen sie durch die Stadt, bis sie am Rande wieder ankamen und in das Industriegebiet einbogen.
„Ich bin dafür nicht gemacht." hechelte Yoongi außer Atem und sah sich um. „Was macht Jungkook hier?"
Jimin zuckte mit den Schultern und ging den Weg zu einer verlassenen Halle, zur Adresse, die Jungkook kurz nach dem Anruf geschickt hatte.
In einer Ecke kauerte Jungkook auf dem Boden mit angewinkelten Beinen und zitterte ängstlich. Als er Jimin sah, sprang er sofort auf und umarmte ihn fest.
„Ich wollte das nicht, Jimin." fing er an zu weinen. Behutsam streichelte Jimin Jungkooks Rücken.
„Was hast du gemacht?" fragte Yoongi, der schräg hinter Jimin stand und Jungkook musterte.
„Ich habe nichts gemacht." sagte er wütend und stieß Jimin von sich.
Erst jetzt sah Jimin, dass seine Hände voll mit roter Farbe war, genauso wie seine Jacke. „Kookie, ist das Blut?"
„Ich war das nicht." stammelte er und sah Jimin beängstigt an. „Du musst mir glauben!"
Er nahm Jimins Hände und schmierte das Blut somit an Jimin.
„Was machst du da?" fragte er und zog seine Hände weg.
In der Zwischenzeit war Yoongi in die Halle gegangen und schaute sich um, was Jungkook getan hatte. Er brauchte nicht lange, um einen Jungen auf dem Boden zu sehen, der einen starren Blick an die Decke hatte. Anscheinend wurde er erstochen, da sein Oberteil durchblutet war und eine Blutlache sich um ihn gebildet hatte.
Geschockt starrte Yoongi den Toten an und lief dann schnell zu Jimin. „Wir müssen hier weg."
Er stockte erneut, als er Jimin sah. Es sah so aus, als hätte Jimin den Jungen getötet.
„Was hast du getan?" schrie er Jungkook an und drückte ihn gewalttätig gegen die Hauswand. „Willst du, dass er verhaftet wird?"
„Nein." röchelte Jungkook und fing leicht an zu grinsen.
„Was grinst du so?" fragte Yoongi wütend.
„Ich würde mich beeilen, die Polizei müsste jeden Moment kommen."
„Y-Yoongi." stammelte Jimin und zerrte ihn von seinem besten Freund weg. Er drehte Yoongis Kopf in seine Richtung und sah ihn an. „Wir müssen verschwinden."
Das Blut auf seiner Wange ignorierte er gekonnt, nahm Jimins Hand und lief an der Hauswand vorbei.
Polizeisirenen hallten durch das Fabrikgelände, weshalb die Pulse der beiden in die Höhe stiegen.
„Da, die Treppe runter." flüsterte Jimin und lief eine Gittertreppe hinunter. Er drückte sich gegen die Wand unter der Treppe, sodass man ihn nicht sehen konnte. Da er immernoch Yoongis Hand hielt, zog er ihn gleich mit, sodass er sich an ihn drückte.
Er spürte Yoongis Atem auf seiner Haut und wie Yoongi ihn anschaute, brachte ihn um den Verstand. Seine zerzausten Haare, der leicht geöffnete Mund.
„Gott, du siehst so heiß aus." murmelte Jimin und legte seine Hände in seinen Nacken.
Yoongi fing langsam an zu grinsen und legte seine Stirn an die seines Gegenübers.
„Happy Birthday, Jimin." flüsterte er und küsste ihn fordernd.
Grinsend erwiderte Jimin und krallte sich in seinen Nacken, während er verspielt an seiner Unterlippe knabberte. Langsam öffnete sich Yoongis Mund und ein Zungenkuss entfachte.
Seine Hände glitten unter Jimins Hoodie und zogen diesen aus.
Die kalte Wand verlieh dem Jüngeren eine Gänsehaut, doch es störte ihn nicht, sondern küsste lediglich wieder seinen Freund.
Schritte waren über ihnen zu hören und leises Gemurmel, weshalb sie kurz aufhörten. Als sie die Schuhe der Beamten sahen, nahm Yoongi hastig Jimins Hände und ließ sie an seinem Rücken unter dem Oberteil verschwinden und küsste wieder Jimin.
„Ich habe hier jemanden!" schrie plötzlich jemand und leuchtete mit seiner Taschenlampe auf die beiden.
Yoongi löste sich von Jimin und sah über seine Schulter den Officer an.
„Du hast zwei Teenager beim rummachen erwischt." lachte ein anderer Officer und schlug ihm auf die Schulter. „Lass die beiden, das ist bestimmt der einzige Ort, an dem sie sich treffen dürfen."
„Homophobe Eltern." log Yoongi verunsichert und zuckte mit den Schultern. Als das Licht von ihnen genommen wurde, sah er wieder zu Jimin, der geschockt den Polizisten anstarrte. Die Schritte wurden wieder leiser, sodass Yoongi Jimins Hände aus ihrem Versteck holte und sein Oberteil aufhob.
„Du hast die Polizei einfach so angelogen." sagte Jimin fassungslos.
„Mh... Keine große Sache." antwortete Yoongi gelassen und nahm etwas Abstand zu dem Braunhaarigen. „Hauptsache du wirst nicht wegen Mordes angeklagt."
„Du weißt doch gar nicht, woher Jungkook das hat. Vielleicht auch einfach nur Farbe?"
„Sei nicht so lächerlich." schmunzelte Yoongi amüsiert. „Ich habe die Leiche gesehen."
„Wo?" fragte Jimin und zog sich an.
„In der Halle. Da können wir aber nicht hin. Die Polizei ist schon da. Lass uns nach Hause gehen." sagte Yoongi und biss sich auf seine Unterlippe. „Bitte."
Widerwillig ließ sich Jimin überreden und gingen nun gemeinsam an dem Tatort vorbei. Jimin stoppte, als die Leiche in einem schwarzen Plastiksack aus der Halle geschleppt wurde. „Das kann doch nicht Jungkook gewesen sein."
Schweigend schob Yoongi ihn mit einer Hand auf seinem Rücken weiter. Doch Jimin weigerte sich, weiter den Pfad entlang zu gehen und blieb stur auf der Stelle stehen.
„Jimin, wenn die dich und dein blutverschmierten Sachen sehen, verhaften die dich schneller als du es realisieren kannst." flüsterte ihm Yoongi warnend ins Ohr.
„Das kann nicht Jungkook gewesen sein." wiederholte sich der Jüngere und starrte die Beamten an, die an der Leiche herumhantierten.
Mit Druck umklammerte Yoongi Jimins Oberarm und zog ihn mit Schmerzen vom Geschehen weg. „Niemals."
Genervt verdrehte Yoongi die Augen und schwieg den Weg zu sich, während Jimin es immer noch nicht fassen konnte, dass das Jungkook war.
„So dumm, dass er mich umarmt hat und meine Hände nahm. Kann der nicht nachdenken?" fragte Jimin leise und sah an sich herunter.
„Du checkst es nicht, oder?" fragte Yoongi genervt und erntete ein fragenden Blick. „Jungkook wollte dir den Mord anhängen. Er hat dich extra angefasst."
„Klar."
Genervt stöhnte Yoongi auf.
„Was?"
„Nichts."
„Ich bin nicht dumm."
Amüsiert lachte Yoongi auf. „Doch. Das bist du ganz klar."
„Fick dich." zischte Jimin aufgebracht und blieb stehen, als sie an Yoongis Haus ankamen.
„Willst du nicht reingehen?" fragte Yoongi und sah seinen Freund an, der den Kopf schüttelte und seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden ließ.
„Ich gehe nach Hause." antwortete er gelassen. Er hatte mal wieder seine Maske aufgesetzt.
„Jetzt sei nicht so und komm mit rein." bat Yoongi und ging ein Schritt auf ihn zu, um ihm besser in die Augen gucken zu können.
„Du kannst mich nicht zwingen." schmunzelte Jimin sarkastisch. „Du gehst jetzt rein und ich nach Hause."
„Okay." seufzte Yoongi und lachte leise. „Gute Nacht, Jimin." Ohne weiteres drehte er sich um und ging die Einfahrt entlang. Er fand es lächerlich, wie sich Jimin mal wieder verhielt und konnte ihn somit nicht ernst nehmen.
Jimin nahm sein Handy aus der Hosentasche, während er auf dem Bürgersteig nach Hause ging und rief Jungkook an. Zu seiner Überraschung nahm er sogar ab.
„Können wir uns treffen?" fragte Jimin unsicher. „Allein."
„Was ist mit Yoongi?"
„Der nervt."
„Okay." lachte Jungkook. „Ich bin Zuhause. Kommst du zu mir?"
„Bin in 20 Minuten da." verabschiedete sich Jimin und legte auf. Mit schnellen Schritten ging er durch die Stadt, bis es ländlicher wurde und er bei seinem besten Freund ankam.
Dieser saß schon auf der Bank neben der Haustüre und fing an zu lächeln, als er Jimin sah. Er umarmte ihn kurz, als Jimin auf der Veranda stand, und setzte sich wieder hin.
„Du wolltest reden?" fragte Jungkook, während er zusah, wie sich Jimin neben ihn setzte.
„Ja." murmelte Jimin nachdenklich und sah ihn kritisch an. „Hast du den Typen getötet?"
Jungkook schaute ihn still an und schüttelte den Kopf. „Ich habe zugesehen, aber habe nicht zugestochen."
„Warum warst du da?" fragte Jimin weiter.
„Ich weiß nicht..." antwortete er und schaute auf den Boden. „Ich war einfach da."
„Kookie, hast du irgendwas mit den Leuten zu tun, die diese Drogen nehmen?"
„Also wenn du glaubst, das ich jetzt Drogen nehme und Leute töte, hast du ein Dachschaden." lachte Jungkook. „Ich habe nichts damit zu tun und will damit auch niemals was damit zu tun haben. Du weißt, wie ich zu Drogen stehe."
Verständnisvoll nickte Jimin und schaute auf die Wiese.
„Und was ist wieder bei dir und Yoongi?" fragte Jungkook nach einer Weile.
„Ach, wie immer." murmelte Jimin.„Warum bin ich eigentlich mit dem zusammen, wenn wir uns sowieso nur streiten?"
„Weil du ihn liebst." nuschelte Jungkook und sah traurig auf seine Hände.
„Ja, vielleicht. Er hat mir heute gut geholfen, nicht an meine Mutter zu denken."
„Ich sag's ja nur ungern, aber ich glaube, dass er dir gut tut. Du siehst glücklicher aus, wenn ihr mal nicht streitet." erzählte Jungkook und sah seinen besten Freund an. „Ich freue mich für dich."
Leicht lächelte Jimin und nickte kaum merklich, während er verzweifelt seine Lippen aufeinander presste.
Die besten Freunde saßen noch bis Sonnenaufgang draußen und redeten über alles mögliche. Doch leider haben sie vergessen, das es Freitag war und sie in die Schule mussten.
Also liefen sie vor Schulbeginn zu Jimin, holten dort seine Schulsachen und gingen zur Schule.
„Hey Jiminie." begrüßte ihn Yoongi, als wäre der Streit von gestern schon vergessen.
Lächelnd gab Jimin ihm ein Kuss. „Sorry wegen gestern."
„Oha! Park Jimin entschuldigt sich." rief Yoongi geschockt und grinste ihn an. „Ist doch alles gut."
Yoongis Hand fuhr in Jimins Haare und zerstörten seine ganze Frisur, doch das schien Jimin nicht zu stören, denn er versuchte nicht einmal, seine Haare wieder zurichten. Stattdessen redete er mit Jungkook und vergaß die Welt komplett um sich herum, bis Yoongi ihn anstupste, um zu signalisieren, dass der Lehrer kommt.
Die Stunden vergingen ohne weitere Zwischenfälle, weshalb Jimin und Jungkook schnell wieder den Weg nach Hause eintraten.
„Wer hat eigentlich diesen Typen getötet?" fragte Jimin plötzlich.
„Was?"
„Von gestern."
„Achso." sagte Jungkook. „Moonbin."
„Du hast Kontakt mit Moonbin?" fragte Jimin geschockt und blieb stehen.„Warum erzählst du mir nichts davon?"
„Ich will dich nicht in Gefahr bringen." antwortete Jungkook leise.
„Ich komme nachher zu dir und dann erzählst du mir alles, was du weißt." beschloss der Ältere zynisch. „Bis gleich."
Sie umarmten sich kurz zum Abschied und gingen getrennte Wege.
Als Jimin nach Hause kam, wartete schon sein Vater auf ihn. Jimin setzte sich auf die Couch und sah Hiroto auffordernd an.
„Chongho..." murmelte Hiroto verlegen und räusperte sich. „Ich habe ihn schon einmal getroffen."
„Das weiß ich." sagte Jimin ungeduldig.
„Ich habe ihn mal getroffen, als ich meine nächtlichen Wege gemacht habe. Wie soll ich es sagen... Sein Geld, welches er verdient, ist zum Teil nicht legal beschaffen worden. Er hat ordentlich Dreck am stecken, deswegen kam er in die Stadt. Er will die Stadt größer machen, populärer, um sein Business zu erweitern."
„Welches Business? Drogen?"
„Wie kommst du denn darauf?" fragte Hiroto und schüttelte mit dem Kopf. „Er braut Alkohol, was ja legal ist, aber manche seiner Spirituosen haben zu viel Prozent, um es verkaufen. Die verkauft er aber auch." erklärte Hiroto.
„Weiß Yoongi davon?"
„Nein und ich bitte dich, es ihm auch nicht zu erzählen. Das ist eine Sache zwischen Yoongi und seinem Vater und wir wollen uns ja nicht in familiären Angelegenheiten einmischen, wenn wir es von denen auch erwarten."
Jimin nickte zum Verständnis und stand auf. „Wenn es nur das ist."
„Was hast du mit den Drogen? Wurden sie dir angeboten?" fragte sein Vater besorgt und hielt ihn am Handgelenk fest.
„Nein, habe davon nur was gehört." antwortete Jimin knapp. „Kann ich etwas essen?"
„Natürlich." sagte Hiroto sofort und ließ ihn los.
Jimin nahm sich einen Apfel, zerschnitt ihn in kleine Stücke und verschwand in seinem Zimmer. Es klang, als würde sein Vater etwas über die Morde wissen. Wie er ihn nach den Drogen gefragt hatte, regte Jimin zum Nachdenken an. Aber darüber müsste er sich später Gedanken machen, in erster Linie ging es um Moonbin. Und schon bald würde er ihn erneut sehen. Schneller, als es ihm lieb war.
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