*Kapitel 26: Tear*
„Da bist du ja endlich." rief Moonbin genervt, als der Jüngling die Tür aufstieß und sich erschöpft auf einen der Tische setzte.
„Sorry, habe verschlafen." nuschelte er die herzlose Entschuldigung.
Seine Mitschüler hatten schon alle auf Stühlen Platz genommen oder saßen wie der Braunhaarige auf den Tischen und schauten in Richtung Tafel, wo Moonbin stand. Ihr Treffpunkt war die Schule, da es am unauffälligsten war und genügend Quadratmeter bot, die zwanzig Teenager unterzubringen, ohne dass man sich quetschen musste.
„Wie läuft die Produktion? Genug hergestellt, um sie zu verticken?" fragte Moonbin gestresst in die Runde.
„Wir brauchen noch etwas, aber wir haben genügend Zeit. Jimin ist momentan mit anderem beschäftigt."
„Mit was?"
„Naja, nachdem ich ihnen den Tipp gegeben habe, wo ihr steckt, und sie dann wieder da weg gegangen sind, haben die sich gestritten. Und so sensibel Jimin momentan ist, bekommt er nichts mehr auf die Reihe." erklärte Jungkook gelassen und nahm sein vibrierendes Handy aus der Hosentasche.
„Ist es Jimin?"
„Ja." seufzte der Braunhaarige und drückte auf die rote Taste, um den Anruf zu stoppen.
„Kookoo." mahnte Moonbin genervt und sah ihn streng an.
Nach einem kleinen Blickaustausch schaute Jungkook wieder auf sein Handy, wählte Jimins Nummer und hielt das Gerät an sein Ohr. „Hey, Jimin. Du hastan gerufen?"
„Hast du Zeit?"
„Für dich doch immer."
„Willst du vorbeikommen?"
„Seit wann fragst du?" lachte er leise, doch seine Augen strahlten keine Freude aus.
„Halt doch dein Maul, dann bleib Zuhause." zischte Jimin und legte auf. So einfach ging es.
Es kümmerte Jungkook gerade wenig, dass Jimin einfach aufgelegt hatte. Er hatte besseres zu tun.
„Wo waren wir stehen geblieben?"
„Tut mir leid, dass ich gestern so fies zu dir war. Ich hatte einen Streit mit meiner Mutter, deshalb war ich genervt." entschuldigte sich Jungkook bei seinem besten Freund und sah ihn besorgt an. „Geht es dir wirklich gut, dein Auge sieht nicht besonders gut aus."
Er wollte mit seinem Finger an sein Auge, doch seine Hand wurde davor schon von Jimin weggeschlagen.
„Es tut weh, Kookie." murmelte er erschöpft und lehnte sich an die Fensterscheibe, die im Schulflur die Sicht auf den Schulgarten ermöglichte.
„Ist alles gut bei dir?" fragte Jungkook sorgenvoll und musterte seinen besten Freund, der mit tiefen Augenringen und – für Jimin – kein stilvolles Outfit trug. Stumm nickte Jimin und knetete seine Hände.
„Hast du überhaupt geschlafen?"
„Paar Minuten." antwortete Jimin und sah auf, als Yoongi durch die Eingangstür kam. Doch er schenkte Jimin keine Beachtung, sondern stellte sich mehrere Meter von ihm entfernt an eine Säule, nahm sein Handy aus seiner Jackentasche und tippte auf diesem herum. Schweigend beobachtete der Braunhaarige, wie ein älterer Junge zu ihm kam und sie sich mit einem einfachen Handschlag begrüßten. Mal wieder einer der Oberstufenschüler.
Eifersucht bahnte sich in Jimin auf, kniff sich mit seinen eigenen Fingernägeln in seine Handfläche, doch sagte nichts.
„Immer noch nicht geredet?" fragte Jungkook, als er ebenfalls zu Yoongi geschaut hatte. Der Junge, der bei Yoongi stand, trug ebenfalls ein Armband, welches unter dem Pullover nicht erkennbar war. Würde es in Monu nicht immer so kalt sein, sodass man etwas Kurzärmliges anziehen konnte, würde man sehen, wie viele Schüler sich schon der Familie angeschlossen haben. Jungkook ließ diesen Gedanken schmunzeln.
„Jimin, geh auf ihn zu und rede mit ihm."
„Ganz sicher nicht."
„Du brauchst ihn."
„Ich liebe ihn nicht einmal."
„So gerne mich das glücklich machen würde, lügst du mich an." schmunzelte Jungkook traurig und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen.
Ein Schnauben verließ Jimins Mund, jedoch erwiderte er nichts mehr. Sein Blick galt ganz und allein Yoongi. Jegliche Bewegung, die er machte, sah Jimin und ließen ihn nur noch mehr vermissen, was er nun nicht mehr hatte.
Trotzdem hatte Jimin das Gefühl, dass Yoongi sich für ihn extra gut angezogen hatte. Damit er ihn vermisst. Seine schwarze Jeans, die sich perfekt um seine Beine legte, dieser schwarze Gürtel mit dem goldenen teuren Markenzeichen und der dunkelgrüne Pullover, der vom Markenzeichen aufgehalten wurde, einfach vom Körper herunterzuhängen, gab ihm nur noch mehr Stil.
Und dann kam Jimin. Jogginghose, ein Pullover, in dem er wie ein Sack Kartoffeln aussah und verstrubbelte Haare. Jimin fühlte sich schlecht.
Endlich bemerkte Yoongi Jimins Blick und schaute zu ihm rüber. Sein Blick zeigte keine Emotionen und konnte somit nicht gelesen werden, wie er von Jimin dachte. Der Blickkontakt wurde erst von der Lehrerin unterbrochen, die den Raum aufschloss und somit die Klassenkameraden in den Klassenraum ließ.
Yoongi verabschiedete sich von seinem Kumpel und ging mit dem Strom in die Klasse.
Auch im Unterricht wurde es nicht besser. Da Jimin eine Reihe schräg hinter Yoongi saß, hatte er den perfekten Blick zu Yoongi und dieser auch problemlos zu Jimin.
„Kannst du nicht einfach mit ihm reden?" seufzte Jungkook, der dieses Spiel seit einer Weile mitangesehen hatte.
„Der soll mit mir reden."antwortete Jimin, ohne den Blick von Yoongi zu lassen.
Genervt riss Jungkook ein Blatt aus seinem Collegeblock, schrieb etwas darauf und ließ ihn über Jimins Kopf zu Yoongi geben.
Dieser nimm ihn entgegen, las ihn durch, zerriss ihn jedoch in der selben Minute und sah Jungkook mit einem drohendem Blick an.
In der Pause war Jimin noch stiller als sonst. Er antwortete nicht einmal Jungkook, sondern starrte auf den Boden.
„Kommst du mal bitte?" fragte eine bekannte Stimme, weshalb Jimin den Blick hob und in Yoongis Gesicht schaute. Kurz nickte er und folgte Yoongi hinter die Schule, wo man eigentlich nicht hin durfte und deshalb keine Seele weit und breit war.
Anstatt etwas zu sagen, ging er einen Schritt auf den Kleineren zu, nahm sein Gesicht grob in die Hände und küsste ihn verlangend.
Selbstverständlich erwiderte Jimin und stöhnte schmerzvoll auf, als er die harte Wand der Schule in seinem Rücken spürte, was Yoongi als Chance nutzte und seine Zunge in sein Mund schob.
Ein Zungenkampf wurde entfacht und stoppte erst, als sie leise die Schulglocke hörten.
Langsam entfernte sich Yoongi von ihm und sah ihn ernst an. „Ich will eine Entschuldigung und ein Versprechen von dir. Vorher rede ich weiterhin nicht mit dir."
„Das wäre?"
„Du bringst dich nie wieder in Gefahr. Und Gefahr meine ich nicht, was du denkst, was es ist, sondern ich. Keine Selbstmordversuche mehr, mach Moonbin nicht sauer, provoziere niemanden, drohe niemanden."
Belustigt lachte Jimin und sah Yoongi an. „Das meinst du nicht ernst."
„Sehe ich so aus, als würde ich Witze machen?"
Stumm sah Jimin ihn an und stemmte die Arme in seine Hüfte. „Sorry und okay."
„Eine richtige."
„Kriegst du nicht."
„Dann darfst du mich gerne weiter so anstarren wie bisher." antwortete Yoongi kalt und entfernte sich von ihm. „Deine Sachen kannst du heute Abend abholen, die liegen dann draußen auf der Treppe."
„Du machst Schluss?"
„Sieht so aus, oder?"
Tränen sammelten sich in Jimins Augen, als Yoongi von der Wiese und zum Unterricht ging. Er hatte nun endgültig Schluss gemacht. Yoongi war sein Exfreund.
Verzweifelt versuchte er nicht zu weinen, indem er sein Blick in alle Richtungen bewegte und auf seinen Fingernägeln biss.
Doch als die erste Träne es aus dem Auge schaffte, folgten auch die nächsten, sodass in wenigen Sekunden sich Bahnen von Tränen auf seinem Gesicht wiederfanden.
Ein Schluchzen verließ seine Kehle und ließ ihn beben.
Er wollte nur noch in sein Bett, weshalb er sich seine Tränen wegwischte und versuchte, an so wenigen Schülern wie möglich vorbei zu kommen. Auf dem Weg nach Hause hatte er sich wieder einigermaßen beruhigt, doch sobald er auch nur einen Schritt in sein Zimmer gemacht hatte, überkamen ihm erneut seine Gefühle und ließen ihn in seinem Bett zusammenbrechen.
Er liebte Yoongi. Und schon wieder hatte er eine Person verloren, die er liebte. So, wie er es gewohnt war. Jimin weinte noch viele Stunden über seinen Schmerz, bis er vor Erschöpfung einfach einschlief.
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