*Kapitel 11: INTERLUDE: What Are You Doing?*
„Herr Park, ich bin Doktor Kim Seokjin und behandel sie die nächsten Tage. Hat ihr Freund schon erklärt, was geschehen ist?" fragte ein blonder Mann, der eine große Brille auf der Nase trug und freundlich lächelte.
Jimin schüttelte den Kopf und spielte nervös mit seinen Fingern.
„Sie wurden angeschossen, aber da der Täter kein sonderlich guter Schütze war, hat er nicht wirklich getroffen, sondern lediglich ihre Hüfte. Wären sie nicht aufgefunden worden, wären sie jetzt wahrscheinlich tot, also sollten Sie sich bei ihren Rettern bedanken. Einer davon war vorhin schon hier. Sie werden zur Beobachtung noch weitere zwei Tage hier verbringen, dann dürfen Sie nach Hause. Sport dürfen sie nicht machen und auch sonst keine sportlichen Aktivitäten, da die Nähte reißen können. Wenn irgendwas sein sollte, haben Sie dort einen Knopf, der mich sofort anpiepst und ich kommen kann." erklärte der Doktor und sah auf die Uhr. „In zehn Minuten kommt die Polizei, welche dir ein paar Fragen stellen werden, um den Täter zu finden."
„Was? Ich dachte, die wären schon hier gewesen?" vergewisserte sich Jimin verwirrt.
„Nein, wir haben es um die Uhrzeit verschoben, damit du noch Zeit hast, deine Gedanken zu sortieren."
Die nächsten Tage wurden langweilig für Jimin, da er den ganzen Tag im Zimmer lag und nichts machen durfte. Lediglich Hiroto und Jungkook kamen am Tag und bespaßten ihn, doch auch sie gingen und ließen Jimin in der Langeweile verwesen.
Mittlerweile wurde der Täter auch geschnappt und Jimin musste zur Identifikation auf das Revier. Jungkook stand ihm zur Seite, obwohl er immer noch geschockt über die Ereignisse im Krankenzimmer war.
„Das ist er." murmelte Jimin, als er seinen Angreifer im Verhörraum sitzen sah.
„Sind Sie sich sicher?" hinterfragte der Beamte, der neben Jimin stand, seine Frage.
„Ich bin mir sicher."
„Das ist Jung Chan-woo. Kennen Sie ihn irgendwoher?"
Jimins Blick fiel auf Chans Handgelenk, weshalb er nervös Jungkook anschaute. An alle, die das Gangarmband tragen: Ich werde euch finden, also hütet euch.
So hatte er es in seinem Artikel geschrieben. Das Armband hing locker an Chans Gelenk.
„Ich brauche eine Minute." murmelte Jimin geistesabwesend und schubste Jungkook leicht von der Tür weg, um aus dem kleinen Raum zu gehen. Seine Beine trugen ihn in die Cafeteria, wo er sich erschöpft auf eine Bank fallen ließ und den Kopf mit geschlossenen Augen auf den Tisch legte. Doch lange blieb er nicht alleine, denn schon bald setzte sich jemand vor ihn und schlug auf den Tisch, sodass Jimin sich mit Ohrenschmerzen aufsetzte.
„Wie geht's meinem Opfer?" fragte Yoongi und legte seinen Kopf leicht schief.
„Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?" stellte Jimin die Gegenfrage und war dabei, aufzustehen, jedoch hinderte Yoongis Hand an seinem Handgelenk sein Handeln.
„Setz dich wieder."
Genervt ließ er sich wieder nieder und sah seinen Gegenüber an.
„Was willst du von mir?"
Yoongi fing an, mit Jimins kleinen Fingern zu spielen, was ihn mehr als nervös machte und als erschließlich seinen Blick auf ihn richtete, wollte er am liebsten weglaufen. Noch nie war er jemals so nervös in der Gegenwart von anderen Menschen gewesen.
„Ich will so vieles." seufzte er. „Doch alles kommt mit seiner Zeit. Wie waren deine letzten Tage?Hat dir Jungkook bei deinem kleinen Problemchen geholfen, nachdem ich weg war?"
Aufgebracht wollte Jimin seine Hand wegziehen, jedoch ließ Yoongi ihn nicht los.
„Hast du Spaß daran, mich bloßzustellen?" fragte Jimin und versuchte mit seiner freien Hand, die andere aus dem Griff zu befreien.
„Stehst du auf Handschellen? Ich kann welche besorgen, wenn du auf solche Spiele stehst." grinste er und sah zu, wie Jimin immer verzweifelter wurde.
„Kannst du gerne holen, damit ich dich damit umbringen kann." zischte Jimin und ließ von Yoongi ab, der ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue belustigt musterte.
„Kannst es ja versuchen, wenn du mit denen angekettet an meinem Bett hängst und nach Gnaden flehst." flüsterte Yoongi und lockerte seinen Griff. „Wir sehen uns, Jimin."
Grinsend erhob er sich und ging gelassen aus dem Raum, ehe Jungkook in diesen kam und nach Jimin suchte.
„Da bist du ja." rief er und ging auf ihn zu. „Ich habe mir schon Sorgen gemacht."
Die beiden gingen wieder zum Beamten und alles weitere wurde dort geklärt, sodass die beiden auch schon bald wieder aus dem Revier spazierten.
„Ich gehe kurz zur Zeitung, um zu sagen, dass ich wieder da bin." verabschiedete sich Jimin, hob kurz seine Hand und ging in die entgegengesetzte Richtung wie Jungkook ging.
„Jimin!" freute sich Frau Kim, als sie ihren Praktikanten sah. „Wie ich sehe, ist immer noch alles an dir dran."
„Scheint so." antwortete Jimin und erkannte Unsicherheit in ihrem Gesicht. „Was ist los?"
„Wir müssen dich von diesem Artikel abziehen." erklärte sie und senkte ihren Blick.
„Was? Wieso?"
„Weil du zu tief drinnen steckst. Du wurdest angegriffen, in diesem Gebäude. Das geht nicht. Es ist nur zu deiner Sicherheit." versuchte sie zu erklären, doch Jimin hörte schon lange nicht mehr zu. Die Worte hallten in seinem Kopf wider, immer und immer wieder. Er wird nicht mehr darüber schreiben. Nie wieder.
„Jimin?"
Die sanfte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er schreckte hoch. „Du kannst über das Erlebnis hier drinnen schreiben, wenn du willst. Aber nicht mehr über Morde."
Es erschien ihm, als würde seine Welt auseinanderbrechen. Kleine Scherben, die auf den Boden auftrafen und noch kleiner wurden.
Wortlos drehte er sich um und verließ ohne weiteres das Haus.
„Jungkook, wir werden die Morde lösen, verstanden?" sagte er, als er dessen Nummer angerufen hatte.
„Du wurdest abgezogen, richtig?" ertönte seine Stimme enttäuscht.
„Ja, aber das ist irrelevant. Ich werde diese scheiß Morde lösen. Und sag mir nicht, dass es zu gefährlich ist, Jungkook. Sei einmal in deinem Leben nicht langweilig und halte dich nicht an die Regeln." Damit legte er wieder auf und ging wütend auf sich selber nach Hause. Wäre er den Abend nicht länger geblieben, würde er jetzt in seinem Büro sitzen und an seinem Artikel des Lebens schreiben. Doch das Schicksal hatte ihm einen Strich durch seine Pläne gemalt und Jimins Träume zerstört.
Doch Jimin wäre nicht Jimin, wenn er aufgeben würde. Er würde die Morde lösen, was auch immer der Preis dafür wäre.
Wie der Vater, so der Sohn.
Nun war das Haus der Parks in den Nächten wie leergefegt.
Beide Männer waren auf der Suche nach Mördern, doch ihnen war nicht klar, dass sie beide am selben Baum saßen. Sie saßen auf den entgegengesetzten Seiten des Baumes und versuchten durch die Blätter hindurchzuschauen, um die Antwort in der Baumkrone zu entdecken. Und jedes Mal, wenn ein Mord in den Nachrichten berichtet worden war, fiel ein Blatt, doch viel schneller begannen neue Knospen zu wachsen.
„Weißt du überhaupt, nach was wir suchen?" fragte Jungkook angespannt und leuchtete mit seiner Taschenlampe in alle Ecken der Stadt, an der sie vorbeikamen. Plötzlich klammerte sich Jungkook mit einem Schrei an Jimin und ließ die Taschenlampe fallen.
Diese rollte über den Boden und leuchtete ein Körperteil an. Auch Jimin zuckte kurz zurück, fasste sich jedoch schnell und leuchtete mit seiner eigenen Lampe auf den Arm.
Er führte das Licht weiter den Arm hinauf, bis er schließlich ein Gesicht sah, welches ihn mit großen Augen ansah. Der Kopf mit den abstehenden Haaren drehte sich etwas seitlich und versuchte mit ihnen entgegen zukommen, wenn die beiden Freunde nicht voller Panik nach hinten gestolpert wären.
Jungkook war immer noch hinter Jimin, der es nicht bemerkte, gegen diesen lief und aufschrie. Seine Arme fingen unkontrolliert an zu zucken und auch Jungkook fing an zu schreien, weil Jimin angefangen hatte.
„Erschreck mich doch nicht so." maulte der Schwarzhaarige den Jüngeren an und leuchtete wieder auf das Wrack auf dem Boden.
Doch der Kopf war auf den Boden gefallen und weiße Flüssigkeit trat aus allen Öffnungen im Gesicht aus. Jimins Blick glitt über den ausgestreckten Arm und erkannte das Lederarmband. Automatisch schaute er Jungkooks Arme an, doch er trug es nicht, weshalb er erleichtert ausatmete.
„Denkst du, er ist tot?" fragte Jungkook nach einer Weile, in der sie die Leiche anstarrten.
„Ich dachte, es sei eine Sie. Willst du gucken, ob der Mensch tot ist?"
„Sicher, dass es ein Mensch ist?"
„Du guckst zu viele Horrorfilme, Kookie."
Letztendlich entschieden sie sich, nicht nachzugucken und setzten beängstigt ihren Weg fort.
„Hast du gesehen, was aus ihrer Nase kam?" fragte Jimin beiläufig.
„Nicht nur aus ihrer Nase. Ich werde den Anblick nie wieder vergessen. Wegen dir werde ich nie wieder eine Nacht schlafen können!"
„Willkommen in meiner Welt." murmelte Jimin und schaltete die Lampe aus. „Was kann das herbeiführen?"
„Wir hätten die Polizei rufen sollen." platzte es aus Jungkook heraus.
„Und was sagen? Wir waren mitten in der Sperrstunde draußen und haben zugeschaut, wie jemand gestorben ist? Klingt super." antwortete Jimin genervt und sah Jungkook an.„Angsthase."
Schweigend gingen sie weiter, bis Jimin Jungkooks Arm griff und sie stoppten. „Morgen wird die Polizei die Leiche finden. Ich werde einfach Yoongi fragen."
„Einfach? Nein, Jimin. Lass ihn da raus." versuchte Jungkook ihn davon abzubringen. „Er wird es dir nicht verraten."
„Ich bekomme das hin, vertrau mir."
„Was willst du machen? Ihm deinen Arsch anbieten?" schlug Kookie angepisst vor und riss sich aus Jimins Griff.
„Was hast du gegen ihn? Er tut dir doch nichts."
„Aber dir! Er nutzt dich aus und denkt, er könnte alles mit dir machen und du lässt es auch noch zu." regte sich Jungkook weiter auf und knipste seine Lampe aus. „Ich bin müde, ich will nach Hause."
„Wenigstens ist er nicht so ein Kleinkind wie du." nuschelte Jimin beleidigt und nahm wieder Tempo auf.
„Bitte was?"
„Hast mich schon richtig verstanden."
„Ich bin kein Kleinkind!" rief Jungkook wütend und ging neben dem Schwarzhaarigen her.
„Natürlich. Allein dein Wunschgedanke, dich von der einen Richtigen entjungfern zu lassen, ist Kleinkindverhalten. Stell dir mal vor, Jungkook. Es gibt keine richtigen Partner. Irgendwann werden sie dich alle verletzten, also könntest du mal Dampf ablassen gehen, denn das hast du mal nötig. Du kannst vögeln mit wem du willst, das juckt niemanden, außer den Kleinkindern. Und dich interessiert es ja blendend, wie mein Liebesleben aussieht. Vielleicht habe ich was mit Yoongi am Laufen oder ich biete mich an, um irgendwas zu bekommen, ja und? Es ist mein Körper, meine Entscheidung und du kannst nichts dagegen tun." sagte Jimin entrüstet und erntete von Jungkook einen geschockten Blick. „Änder deine Meinung oder ich will nichts mehr mit dir zu tun haben."
Unwohl vergrub Jimin seine Hände in den Jackentaschen und ging ohne Jungkook die Straßen entlang.
Vollkommen aus der Fassung gebracht stand Jungkook auf der verlassenen Straße und schaute Jimin zu, wie er immer kleiner wurde. Alle Entscheidungen, die er die Woche getroffen hatte, bereute er und somit nahm er sein Handy in die Hand, wählte eine Nummer und wartete, bis jemand abhob.
„Hey, Kookoo hier." teilte er der Person mit. „Ich hab es mir anders überlegt. Ich werde es tun."
Für Jungkook würde sich nun alles ändern. Sein altes Leben warf er weg und ein neues wurde ihm aufbereitet. Ein Klicken erklang und das braune Armband lag wie angegossen um sein Handgelenk und zierte seine Haut. Als würden sie perfekt zueinanderpassen, als hätte das Armband nur darauf gewartet, endlich das Tageslicht zu erblicken.
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