Kapitel 13.3
Kivan nickte nur und legte dann den Kopf leicht schief. „Und dir?", fragte er schmunzelnd, da er wohl bereits ahnte, worauf sie hinauswollte.
„Es war lecker", stimmte sie zu und lehnte sich mit ihrem Wein zurück. „Möchtest du dich schon zurückziehen?", fragte sie und spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch, während sie auf die Antwort wartete.
Vielsagend hob er eine Augenbraue und machte eine kurze Pause. „Du nicht?", erwiderte er nur mit gespielter Unschuld.
Lina schmunzelte. „Doch, definitiv, aber ich will dich auch nicht zu sehr drängen. Du sollst den Abend ja auch genießen." Man konnte ihr vermutlich ansehen, dass sie sich nicht ganz so wohl bei der ganzen Sache fühlte.
Einen Augenblick musterte er sie nur schweigend, bevor er den Rest seines Weines abstellte, sich erhob und Lina einladend eine Hand reichte. Auf seinen Lippen lag ein beruhigendes, geradezu einladendes Lächeln. „Dann komm."
Linas Magen kribbelte aufgeregt, als sie ihr leeres Glas abstellte und sich erhob. Als sie seine einladende Hand ergriff, musste sie unweigerlich lächeln. Er schien weniger nervös als sie, was Lina durchaus überraschte. Gleichzeitig gab es ihr auch ein gutes Gefühl.
Sanft zog er sich an ihrer Hand an sich vorbei, damit sie den Weg vorgeben konnte. Immerhin wusste er nicht, wo sie hinmussten.
Lina führte ihn durch die Taverne und schließlich eine Treppe nach oben. Hier gab es mehrere Zimmer. Eines davon war ihres und sie schloss es auf.
Die Einrichtung war sporadisch, aber gut. Es gab ein großes Bett, eine Kleidertruhe und einen Tisch mit Stühlen.
Mit einem aufgeregten, leisen Seufzen hörte sie wie Kivan die Tür hinter ihr schloss. Doch gerade als sie dazu ansetzen wollte etwas zu sagen, spürte sie einen unangenehmen Ruck durch ihren Arm und ihre Schulter gehen. Bevor sie überhaupt die Möglichkeit hatte zu reagieren, hatte Kivan sie in einer schmerzhaften Drehung mit dem Gesicht zur Tür gedrückt. Eine Hand an ihrem Handgelenk, welches er fest auf ihren Rücken gedreht hielt und die anderen an ihrem Kopf, welchen er ebenfalls fest gegen die Tür drückte. Ein unangenehmer Schmerz pochte hinter ihren Schläfen, während sich ihre Schulter anfühlte, als würde er sie jeden Moment auskugeln. „Wer bist du? Was willst du von mir? Wer hat dich geschickt?" Es war unverkennbar Kivans Stimme, doch die Tonlage und die Worte wirkten, als wäre er plötzlich zu einer vollkommen anderen Person geworden. Seine Worte waren kalt, drohend und gaben ihr das Versprechen, dass er ihr ohne Skrupel den Arm brechen würde, sollte sie diese Fragen falsch beantworten.
Lina erschauderte, kam ihr diese Tonlage doch unglaublich bekannt vor. „Verdammt, du klingst genau wie dein Vater", brachte sie in einem unüberlegten Moment hervor, während sie überlegte, was sie tun sollte, um sich zu befreien. Sie wollte ihn nicht verletzen, weshalb sie noch nicht auf Magie zurückgriff, auch wenn das gefährlich werden könnte.
Irritiert zog er die Brauen zusammen und übte ein wenig mehr Druck auf ihren Arm aus, was Lina regelrecht die Tränen in die Augen trieb. „Red keinen Schwachsinn."
Lina keuchte schmerzvoll, während sie die Augen schloss. Sie sammelte Magie um Kivan herum, damit sie ihn von sich ziehen konnte, doch noch wollte sie es mit Worten versuchen. „Das ist kein Schwachsinn. Ich bin hier, um die Söhne von Lorian De Revier zu suchen und du bist wahrscheinlich einer davon", keuchte sie angestrengt.
Kivans Lider zuckten leicht und sein Griff lockerte sich wieder ein wenig. Aber er hielt sie dennoch fest. „Was willst du von diesen Söhnen?"
Lina atmete etwas durch. „Ich brauche ihre Hilfe", murmelte sie leise. „Um eine Bedrohung abzuwenden, welche die Seher des Magierordens und eine Prophezeiung heraufbeschwören." Sie schluckte angestrengt. Der Raum verfiel in Schweigen, während sich Sekunden zu Minuten erstreckten.
Warum sagte er nichts dazu? Wusste er vielleicht etwas darüber? Oder glaubte er ihr nicht. „Lass mich bitte los, ich möchte dir nicht weh tun", sagte sie, denn die Magie war bereit ihren Willen zu folgen.
Es dauerte noch einen Moment, doch tatsächlich löste sich der Griff um Lina als er sich von ihr abwandte und sich seufzend über das Gesicht rieb. „Du irrst dich."
„Ah, ja?", fragte sie. Nachdem, wie er mit ihr gesprochen hatte, war sie sich da nicht mehr so sicher. „Wieso?", wollte sie wissen und rieb sich leicht ihre Arme. Alles schmerzte. Wahrscheinlich würden blaue Flecken zurückbleiben, doch das wäre es wert, wenn er der Gesuchte war.
Kivan stemmte die Hände in die Hüften, doch strahlte seine Körpersprache alles andere als Tatendrang aus, als er sich zu ihr umwandte. Ansehen tat er sie jedoch nicht. Er wirkte irgendwie genervt, erleichtert aber auch zerstreut. „Ich bin kein Sohn Lorians."
„Bist du nicht?", fragte sie lauernd. „Ich dachte du kennst deine Eltern nicht."
Er lachte kurz freudlos und benetzte seine Lippen mit der Zunge. „Kannst du dir nicht vorstellen, dass dich Leute hin und wieder mal anlügen?"
„Ja, das kann ich mir durchaus, allerdings zeigt der Kompass auf dich", meinte sie nüchtern. „Wenn du es wirklich nicht bist, dann hast du doch sicher nichts dagegen, wenn ich einen Zauber auf dich anwende, der zeigt, ob du einer der auserwählten Söhne bist, oder?"
„Was für ein Kompass soll das sein? Und doch, meistens wenn Leute sagen sie wollen Zauber auf lebende Körper anwende, neige ich dazu ein wenig skeptisch zu werden", erwiderte er untertrieben. Man konnte es ihm anhören, dass er sich der Gefahr von Magie mehr als bewusst war.
Lina hob eine Augenbraue. „Es ist nichts Gefährliches", versicherte sie. „Ein Zauber, der ein Mal auf deiner Haut hervorruft, solltest du ein Sohn der Prophezeiung sein", erklärte sie ruhig. Vielleicht hatte er das Mal aber auch schon.
Er seufzte also Lina keine Anstalten machte, dass sie nachgeben würde. In einer ergebenden Geste hob er die Arme. „Bitte. Aber sag nicht, ich hätte es dir nicht gesagt."
Lina war noch immer hoffnungsvoll, als sie sich Kivan näherte. „Wenn nicht, dann weiß ich wenigstens, dass ich bei dir an der falschen Adresse bin", murmelte sie und legte ihre Hände auf seine Brust, während sie zu ihm aufsah. „Entspann dich", bat sie, da es eher schwierig war, solange er so misstrauisch schien.
Erneut ein Seufzen von ihn, als er die Hände senkte und die Schultern ein wenig ausschüttelte. Kein Zweifel, dass er das alles für Zeitverschwendung hielt.
Lina hoffte sehr, dass es das nicht war.
Sie kam ihm noch ein Stückchen näher, bevor sie ihm sanft die Lippen auf seine legte. Es war ein Kribbeln in ihrem Körper, das ihr sehr gefiel. So hatte sie es sich zwar nicht vorgestellt, doch trotzdem mochte sie es. Allerdings vergaß sie auch nicht, weshalb sie es tat. Sie leitete über den Kuss Magie in ihn und hoffte, dass der Zauber aktiviert wurde. Ein wirklicher Moment der Schwäche war es immerhin nicht.
Er stockte zwar einen Moment, ließ sie jedoch gewähren und drehte den Kopf ein wenig, um es angenehmer zu machen.
Lina intensivierte den Kuss etwas, um ihn vielleicht noch eine andere Reaktion zu entlocken und dafür zu sorgen, dass der Zauber eher wirkte. Ob dem so war, würde sich erst zeigen müssen.
Sanft legten sich seine Hände um ihre Taille, um sie dichter an sich zu ziehen und den Kuss zu erwidern.
Das kam unerwartet, doch Lina beschwerte sich nicht. Es fühlte sich gut an und Lina genoss es. Daher ließ sie ihre Hände über seine Brust zu wandern, um ihn zu streicheln.
Es war ein vorsichtiger Kuss, welcher zwar Unsicherheit widerspiegelte, doch lag das wohl eher daran, dass er nicht wusste, ob er Lina trauen konnte oder nicht.
Lina ging es da nicht anders, weshalb sie ähnlich vorsichtig war. Sie brauchte einen Moment der Schwäche, denn sie spürte, dass der Zauber noch immer nicht richtig wirkte. Dazu war Kivans Deckung zu groß. Ob sie es wohl schaffte, ihn Richtung Bett zu bringen und ihn dort etwas mehr zu verwöhnen?
Seine Hände glitten hoch zu ihren Schultern wo er sie letztlich sanft, doch bestimmt von sich löste und sie fragend anblickte. „Was für eine Art Zauber soll das sein?"
Lina atmete tief ein. „Das sollte reichen", meinte sie lächelnd und hoffte, dass dem wirklich so war. „Solltest du einer der Gesuchten sein, wird sich ein Mal auf deiner Haut bilden."
Mit monotonem Gesichtsausdruck blickte er Lina einfach nur an, als würde sie vollkommenen Blödsinn von sich geben. „Und wenn da keines ist?"
„Dann habe ich mich geirrt", sagte sie mit einem entschuldigendem Lächeln. „Aber glaub mir, es hat mir trotzdem sehr viel Spaß gemacht, Zeit mit dir zu verbringen. Schade, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht."
Kivan zögerte und Lina konnte ihm ansehen, dass er innerlich mit sich zu hadern schien. Beinahe so, als würde er etwas sagen wollen, aber nicht wissen, ob er sollte. Er fluchte letztlich leise und drehte sich, um zur Tür zu blicken. „Ich weiß wen du suchst."
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