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ACHTZEHN

Remi nahm mich nicht ernst.

Schon mehrere Minuten lang riss er Witze über das Kuvert und seinen möglichen Inhalt.

Je lustiger er sich darüber machte, umso mehr bereute ich die Entscheidung ihm von dem Umschlag erzählt zu haben. Wenn ich einfach meine Klappe gehalten hätte, dann müsste ich jetzt nicht derart gedemütigt werden. Womöglich wäre es doch die bessere Entscheidung gewesen, wenn ich Eloise von dem Kuvert berichtet hätte.

Er war mein Freund. Ich hatte von ihm ein anderes Verhalten erwartet. Denn Enttäuschung kam hinzu, die mich noch wütender machte. Wir beide waren verschiedene Typen und reagierten auf solche Situationen ganz unterschiedlich. Trotzdem hätte ich es für besser gehalten, wenn er mich und mein Anliegen dahinter mehr ernst nehmen würde.

Hatte Remi nicht die Angst in meinen Augen gesehen? Erkannte er nicht, dass ich allmählich Panik bekam? Offensichtlich war ich ihm nicht verzweifelt genug, sodass er meine blanke Angst nicht weiter beachtete.

Mir blieb kaum etwas anderes übrig. Ich selbst begann ebenfalls den Inhalt des Kuverts herunterzuspielen. ,,Bestimmt es nicht so dramatisch, wie ich anfangs gedacht hatte."

,,Ja, das glaube ich auch. Es besteht keinen Grund, warum du das in die Hände bekommst.", erklärte mein Freund mir.

,,Vielleicht habe ich mich auch viel zu stark da hineingesteigert. Letztendlich muss es mich nicht kümmern, da es mir nicht gehört." Ich belog mich selbst. Jedes Wort widersprach dem, was ich dachte. Doch ich konnte es einfach nicht übers Herz bringen mich ihm vollkommen zu öffnen und den Sachverhalt ihm zu erklären.

Remi würde nicht verstehen wollen. Er würde alles nur noch schlimmer machen, als es sowieso schon war.

,,Mach dir da mal keine Sorgen. Ich wette, dass es dich in einem halben Jahr sicher nicht mehr interessiert.", versuchte er mich zu beruhigen.

Es stimmte. Bis dato werde ich mit anderen Dingen beschäftigt sein als mit Umschlägen und möglichen geheimen Botschaften dahinter.

Obwohl ich alles herunterspielte und versuchte meine Angst nicht zu zeigen, glaubte ich dennoch, dass mehr dahintersteckte. Roisine durfte ich dabei auch nicht vergessen. Sie war die Tote von uns beiden und sie hätte gewollt, dass ich dem Rätsel auf den Grund gehen sollte.

+++

Eloise stand erwartungsvoll vor mir. Sie starrte auf den Briefumschlag in meiner Hand. Die Blondine hatte ihn mir gegeben und ließ mich seitdem nicht mehr los. Eigentlich wusste ich, was darinstand, aber ich weigerte mich es tatsächlich zu wissen.

,,Es sind nur drei Tage und du kannst so viel Torte essen, wie du willst. Imogen, du musst mitkommen!", flehte sie mich an.

Ich seufzte. Eigentlich hatte ich Besseres zu tun als ein Wochenende an langen Tischen zu sitzen und unnötig Essen in mich hineinzufressen. Bei solchen Veranstaltungen bekam ich spontane Fressanfälle und konnte kaum mit essen aufhören.

Es handelte sich um die Hochzeit von Eloises Bruder. Kenneth, wie perfekt er war, heiratete seine schon seit dem Internat geliebte Verlobte. Und meine Freundin zwang mich auf so eine Festivität mitzukommen.

,,Ich weiß an wen die Einladungen geschickt worden sind. Du würdest sicher nicht auffallen unter den zweihundert Leuten.", erklärte sie mir.

Vergeblich versuchte ich mich aus der Situation rauszureden. ,,Ich glaube, dass sie nicht genug Stühle für unerlaubte und unerwünschte Gäste haben."

,,Du warst sicher schon öfters auf solchen Hochzeiten. Dir sollte klar sein, dass zehn Gäste mehr auf jeden Fall eingeplant sind."

Tatsächlich war ich mehrmals auf Trauungen dieses Ausmaßes, denn für manche Verwandte, mit denen ich um viele Ecken leiblich war, hielten mich für einen relevanten Gast.

,,Es sind nur drei Tage und du wirst sicher für den Freitag vom Unterricht befreit. Es geht mir nur darum, dass ich nicht allein unter den ganzen Gästen bin."

,,Findest du das nicht paradox bei 200 Gästen? Normalerweise sind genug Gleichaltrige da mit denen du dich beschäftigen kannst. Womöglich wird es dein bestes Wochenende schlechthin und du gewinnst etwas Ablenkung von Aspen."

Anscheinend hatte ich aus Versehen einen wunden Punkt bei Eloise getroffen. Schlagartig wich die Wärme aus ihrem Gesicht und ihre Züge verhärteten sich.

,,Ich will bloß nicht die drei Tage nur mit meinen Cousins verbringen. Solche Feiern sind langweilig. Ich weiß, dass Kenneth mein Bruder ist, aber könntest du nicht eine Freundin in Not unterstützen?"

Mittlerweile hatte ich das Kuvert aufgerissen. Eine creme-weiß farbene Karte war in den Briefumschlag gelegt. Die Gestaltung der Einladung war so hochwertig, dass ich mir nicht einmal ausmalen wollte, wieviel das Designen gekostet hatte.

,,Ich komme nur unter einer Bedingung mit." Eloise hüpfte bereits vor Freude im Kreis. ,,Ich werde krank bei der Französisch-Prüfung sein und du wirst mir dabei helfen.", setzte ich bei.

Meine Mitbewohnerin musterte mich misstrauisch. Sie würde einer Prüfung nicht so einfach aus dem Weg gehen, wie ich tat. Doch ich wusste, dass ich die Klausur nicht bestehen könnte. Es war viel zu schwer für mich.

Eloise nickte. So stand der Deal.

Wie so oft gingen wir beide nach draußen in unserer Freizeit. Das Internat bat uns nicht genug. Dass es nicht viele Wege in dem Gebiet, in dem wir uns aufhalten durften, lag auf der Hand. Nur mit einer Betreuungsperson oder eine Genehmigung durften wir aus der Zone gehen.

Wenn Eloise nicht gerade von Aspen sprach, dann war es angenehm still. Sie hatte kaum ein anderes Thema zu besprechen. Manchmal glaubte ich, dass ihr ganzes Leben sich nur um ihn drehte, dass sie von ihm komplett abhängig war. Zu einem bestimmten Punkt war sie es sogar. Wenn er sie komplett ignorierte oder nur übersah, war ihre gute Laune verflogen. An den schlechten Tagen sprach sie kein Wort mit mir.

Ich wusste ernsthaft nicht, warum sie ihn hinterhersprang, wenn er kein Interesse zeigte. Die Aussicht war für sie hoffnungslos und Eloise wusste es selbst. Jeden Tag lief sie ihrer eigenen Realität entgegen, um nicht der Wahrheit ins Auge blicken zu müssen.

Die milde Sonne schien auf uns herab. Sie legte einen warmen Filter weit über die ganze Landschaft. Die wenigen Wildblumen, die aus dem Boden sprießten, erstrahlten in all ihren Farben und das Meer, das sich dahinter bis zum Horizont erstreckte, wirkte nicht mehr düster und beängstigend.

Ich war glücklich, versuchte den Moment genauso in meinem Kopf abzuspeichern, wie ich ihn in diesem Moment erlebte.

Plötzlich überkam mich das Bedürfnis Eloise zu fragen bei welchen näheren Bekannten sie Kontakt zum Tod hatte. Denn der Tod meiner Tante war mir immer noch so unheimlich präsent. Ich wollte nicht daran denken. Ja, ich mochte sie und ich musste sie in Ehren halten, aber mich nur mit ihrem Sterben zu beschäftigen, machte mich krank. Mittlerweile fiel es mir schwer an andere Dinge als ihr Lebensende zu denken.

Jedoch widerstand ich dem Bedürfnis Eloise nach ihren Erfahrungen mit Sterben zu befragen.

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, fragte sie:,,Was wären deine letzten Worte, wenn du jetzt sterben würdest?"

Einige Sekunden lang musste ich ihre Frage verarbeiten. Sie war nicht für Smalltalk geeignet. Eine ehrliche und durchdachte Antwort konnte ich ihr nicht auf die Schnelle geben.

Eloise bemerkte, dass ich ihr nicht antwortete. Sie machte kein großes Problem daraus und fuhr fort.

,,Wir haben ein ganzes Leben lang Zeit uns unsere letzten Worte auszudenken und trotzdem sind sie bei den meisten total banal."

,,Man kann nicht voraussehen, wann man stirbt. Und in einer solchen Situation denkst man nicht über das nach, was man sich schon mehrere Jahre davor überlegt hatte. Letztendlich ist es egal, was man sagt."

,,Nein, mit deinen letzten Worten präsentierst du dich noch ein letztes Mal. So sollten dich die Leute aus deinem näheren Umfeld im Gedächtnis behalten, wenn du stirbst."

Mein Blick wanderte den Boden zu. Eloise hatte durchaus recht, aber ich wollte nicht mit ihr diskutieren. Vor allem nicht über ein solch schwieriges Thema. Es zermürbte mich jeden Tag zu denken, dass es mein letzter sein könnte. Tagtäglich werde ich erinnert, dass ich sterben könnte. Die Schuld schob ich auf das Kuvert. Wenn es das nicht gäbe, dann würden mir jetzt ein paar Dinge einfacher fallen.

,,Weißt du, ich will gar nicht so früh über meinen eigenen Tod nachdenken. Natürlich wird mein Tod eintreffen und meinem Leben ein Ende setzen, aber das bedeutet nicht, dass ich lebe, um zu sterben.", erklärte ich ihr.

Ich setzte bei:,,Aber um deine Frage zu beantworten: Ich glaube, dass meine letzten Worte unpoetisch sind. Diese Worte würde man schnell vergessen, denn niemand merkt sich so etwas. Und wie sieht es bei dir aus?"

Sie wechselte das Thema. ,,Glaubst du, dass wir an Kenneth Hochzeit auch Geschenke mitbringen müssen?"

,,Eloise, lenke nicht vom Thema ab!" Sie machte es jedes einzelne Mal, wenn ihr die Frage zu persönlich wurde. Dann begann sie zu schweigen und erwiderte nichts. In diesen Momenten konnte man nur spekulieren, was in ihr vor sich ging.

,,Schon gut." Sie bemühte sich nicht weiter auf ihre Frage einzugehen und ich gab auf die Antwort aus ihr hervorzubringen.

Meistens stellte meine Mitbewohnerin mir merkwürdige Fragen, auf die ich schwer eine Antwort finden konnte. Deswegen wunderte ich mich nicht, als sie mich danach fragte. Dennoch redete sie nur ungern über das Sterben und den Tod, was ihr Verhalten bestätigte. Ihr Blick schweifte ab und wanderte über die Felder. Sie kannte ihre eigenen Antworten und wollte meist nur die Lösungen auf ihre Fragen von anderen hören, um sie mit ihren eigenen zu vergleichen.

,,Wie viel Zeit gibst du dir noch zum Leben?", hakte ich nach. Jetzt war es meine Aufgabe sie mit schwierigen Fragestellungen zu belasten.

,,Ich würde mir mindestes noch vierzig Jahre geben.", sagte sie.

Obwohl die Frage von mir kam, war ich überwältigt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass nach dem Tod ein ewiges Nichts kam. Ich hatte panische Angst davor. Niemals könnte ich mich dem Tod freiwillig zuwenden. Die ewige Leere, die folgen wird, könnte ich nicht verkraften. Denn es musste etwas kommen. Warum musste ich jetzt leben, wenn am Ende nichts von meinen Erinnerungen blieb?

Ich wollte an ihnen festhalten, dass ich nicht verloren ging. Man sollte sich an mich erinnern, aber es war egoistisch. Ich konnte nicht für immer in den Köpfen anderer bleiben. Ich musste von dem Gedanken loslassen, dass das Nichts, das folgen wird, früh eintreffen wird.

Ich wusste nicht wie viele Jahre ich mir noch gab. Sicher waren es über zehn oder zwanzig, aber länger? Vielleicht könnte ich in einen Autounfall geraten und dabei sterben? Für die Zukunft hatte ich keine Sicherheit, was mir eine riesige Angst bereitete.

,,Nichts zu sein, ist einfacher als die Tage bis zum Tod zu zählen.", antwortete ich ihr.

Ich konnte nur hoffen, dass es so einfach war, niemals erwarten.  

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