Eine seltsame Murmel
Huhu! Ich melde mich mal wieder mit einer neuen Geschichte!
Zufällig habe ich bei Thoronris von dem Wettbewerbt "Open Novella Contest" erfahren und wollte auch noch unbedingt mitmachen. Ziel ist es, innerhalb von drei Monaten eine komplette Novella zu schreiben. Bei mir sind es jetzt nur etwas über zwei Monate, aber ich bin sehr motiviert dies zu schaffen!
Man konnte verschiedene Schreibvorschläge einen Haupt und mehrere Nebenvorschläge wählen. Da war wirklich einiges möglich.
Mein Hauptvorschlag ist: "Du gehst betrunken einkaufen und erwirbst einen sehr seltsamen Gegenstand."
Dazu verwende ich noch: "Warum leuchtest du blau?" und "Du wolltest zum Mond und sein silbrigweißes Leuchten mit eigenen Augen sehen. Doch stattdessen ist der Mond zu dir gekommen, eines Tages, vor deine Haustür." in abgewandelter Form.
Ich freue mich auf Rückmeldung!
Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen
Carina
Eine seltsame Murmel
»Möchtest du noch ein Bier?«, rief Axel ihr zu.
»Ne du, ich hab genug«, antwortete Cornelia und musste ein Rülpsen unterdrücken. Sie hatte es definitiv übertrieben und würde es morgen bereuen. So selten trank sie Alkohol, aber heute hatte sie mit ihren Unifreunden das Ende der Klausurphase gefeiert. Jetzt hatte sie drei Wochen wirkliche Semesterferien, in welchen nichts anstand, bevor der normale Uniwahnsinn wieder losgehen würde.
Passenderweise fand eine Semesterfeier in der Nähe ihres Wohnkomplexes statt und so hatte sie es etwas zu sehr ausschweifen lassen.
Lea, ihre beste Freundin und Nachbarin, hatte sie gehört und warf ihr einen Arm über die Schulter.
»Du willst gehen?«, fragte sie über den Partylärm hinweg und Cornelia nickte schnell. Sie musste sich am Sofa festhalten, weil sie plötzlich schwankte.
Lea kicherte neben ihr und es dauerte noch ein paar Minuten, bis die beiden sich nach einer kurzen Verabschiedung, in Bewegung setzten.
»Yah! Nele! Ich glaube, du bist betrunken!«
Lea lachte und Cornelia musste sich anschließen. Sie hatten es nach draußen geschafft. Die kühle Nachtluft ließ sie mit einem Mal spüren, wie betrunken sie wirklich war. Leider hatte Cornelia Alkohol noch nie gut vertragen. Zudem war sie im normalen Leben schon tollpatschig, kombinierte man dies, dauerte es nicht lange, bis Cornelia strauchelte, hinfiel und auf dem Rücken liegen blieb.
Das Straßenlicht neben ihr flackerte einmal auf und erlosch dann.
Die Schwarzhaarige blieb wie ein Fisch auf dem Trockenen liegen und starrte nach oben. Der Mond strahlte heute besonders stark. Es war Vollmond.
»Wow Lea! Schau, der Mond ist so groß«, sagte sie lallend und schaute mit offenem Mund in den Nachthimmel. Alle Gliedmaßen von sich gestreckt, war sie wie in Trance. Der Mond schien immer näher und näher zu kommen. Er erhellte den Nachthimmel in einem silbrigweißen Licht.
»Du bist so schön«, flüsterte Cornelia in die Nacht, bis Lea an ihrem Arm zog. »Yah! Komm Nele, steh auf!«
Verwirrt blinzelte Cornelia und schaute dann zu ihrer Freundin.
»Ich habe Lust auf ein Eis«, jammerte Cornelia, als sie sich aufsetzte und unter lautem Ächzen aufstand. Ihre Brille, welche nach dem Sturz schon nicht mehr richtig gesessen hatte, rutschte nun endgültig von ihrer Nase. Es war eine regelrechte Erleuchtung, als Lea ihr wieder die Brille richtig aufsetzte.
»Okay, ich habe noch was in der Truhe.«
Cornelia murrte und stützte sich auf ihre Freundin, deren Gleichgewichtssinn doch weitaus besser zu sein schien.
»Aber ich will was Bestimmtes!«, jammerte Cornelia, als sie sich wieder in Bewegung setzten.
»Was denn?«
»Keine Ahnung!«
Lea schaute sie ernst an, bis Cornelia kicherte und die Brünette sich anschloss.
»Späti?«, fragte sie dann.
»Späti!«
Zum Glück lag der kleine Supermarkt auf dem Weg zu ihrem Wohnkomplex und hatte rund um die Uhr geöffnet. Wenig später stand Cornelia vor ihrer heiß begehrten Eistruhe und studierte die Auswahl. Dann öffnete sie die Truhe und fischte sich ein dunkles Magnum heraus. Die plötzliche Kälte, die ihr entgegen strömte, ließ sie wieder straucheln und sie musste sich an dem Metall festhalten.
Kurz blinzelte sie und sah dann genau in ihrem Blickfeld eine weiße ... Murmel? Sie thronte auf einigen Packungen Eiswaffeln und wirkte fehl am Platz.
Vorsichtig griff Cornelia danach.
Sie war kalt, so kalt wie das Stieleis in ihrer anderen Hand. Die Murmel war milchig weiß, aber es wirkte so, als ob sich Nebel darin bewegte. Sie war auch etwas größer als eine normale Murmel, passte geradeso in die Handfläche von Nele.
»Kommst du bezahlen?«, fragte Lea und riss sie aus ihren Gedanken. Treu trotte Cornelia ihrer Freundin hinterher, die Murmel noch immer in ihrem Griff.
Sie wirkte so faszinierend. Irgendwie seltsam, wie sich die Farbe bewegte. Und ihr Gewicht war angenehm in ihrer Hand.
Lea bezahlte ihre Chips und Cornelia legte dann ihr Eis und die Murmel auf das Band. Ihre Finger zuckten, als sie die Murmel losließ. Am liebsten würde sie sie gar nicht mehr loslassen.
Der Verkäufer zog das Eis über den Scanner und schaute dann die Kugel an.
»Wo kommt die her?«, fragte er und drehte sie in seiner Hand.
»Eiswaffeln«, brachte Cornelia über ihre Lippen. Das Bedürfnis, die Murmel aus seiner Hand zu reißen, wurde immer größer. Sie stand kurz davor, als der Verkäufer mit den Achseln zuckte und ihr die Murmel hinhielt.
»Nen Euro.«
Cornelia riss den Gegenstand förmlich an sich und bezahlte dann für das Eis und die Murmel.
Kaum verschwand sie in ihrer Hosentasche, fühlte Cornelia sich wieder schwummrig. Mit einem Mal trafen sie wieder all die Nebenwirkungen der Trinkerei.
Nur mit Leas Unterstützung, die Alkohol besser vertrug als sie, schaffte sie es in ihre kleine Einzimmerwohnung und lag wenig später in ihrem Bett, die seltsame Murmel in ihrer Hosentasche schon wieder vergessen.
🌑🌒🌓🌔🌕🌖🌗🌘
Sie wachte auf, weil die Sonne direkt in ihr Gesicht schien und Cornelia bereute sofort, am letzten Abend so viel getrunken zu haben. Ihr Kopf dröhnte, ihre Glieder schmerzten, ihr Bauch rumorte unangenehm. Seufzend rollte sie sich auf die Seite, um den Sonnenstrahlen zu entkommen. Sie hatte vergessen die Rollladen herunterzulassen. Aber bei Helligkeit konnte sie nicht schlafen. Besonders, wenn es ihr zusätzlich so elendig ging.
Seufzend öffnete Cornelia ihre Augen und schaute direkt auf ihren Nachttisch. Dort lag ihre Brille, ein hübsches rotes Gestell mit viel zu dicken Gläsern gegen ihre Kurzsichtigkeit, an ihrem üblichen Platz, und direkt daneben eine weiße Kugel.
Cornelia runzelte ihre Stirn. Sie setzte sich auf, griff erst nach ihrer Brille und trank einige tiefe Schlücke aus der Wasserflasche, welche an ihrem Bett stand.
Dann nahm sie die Murmel in ihre Hand.
Nur schemenhaft konnte sie sich an den gestrigen Abend erinnern. Hatte sie die Kugel nicht in ihre Hosentasche? Verwirrt hielt Cornelia die Murmel näher an ihr Gesicht und schaute sie sich genauer an. Die Kugel wirkte, als hätte sie ein Eigenleben. Wie Nebel bewegte sich eine Flüssigkeit im Inneren. Cornelia schüttelte sie, aber die Strömung passte sich nicht ihrer Bewegung an.
Kopfschüttelnd legte Cornelia die Murmel wieder auf ihren Nachttisch und kämpfte sich aus dem Bett. Sie brauchte dringend eine Schmerztablette und danach würde sie nochmal versuchen zu schlafen.
Gähnend ging sie ins Bad und kam nach ihrer üblichen Morgenroutine mit mehr Wasser und einer Packung Schmerztabletten zurück in ihr Wohn- und Schlafzimmer. Sofort fiel ihr die Murmel auf, die nicht mehr milchig weiß schimmerte, sondern plötzlich blau leuchtete.
»Warum leuchtest du blau?«, fragte Cornelia, als sie die Murmel wieder in die Hand nahm. War dort vielleicht eine LED verbaut?
Gerade als Cornelia die Kugel nach einer Öffnung untersuchte, klingelte es an ihrer Haustür. Wer zum Teufel klingelte bitte an einem Sonntagmittag an ihrer Haustür?
Mit etwas zu viel Wucht ließ Cornelia die Murmel wieder auf ihren Nachttisch gleiten und beschloss, die Person zu ignorieren. Stattdessen spülte sie zwei Schmerztabletten mit etwas Wasser herunter.
Es dauerte keine zwei Minuten, bis es Sturm klingelte. Direkt an ihrer Wohnungstür und nicht an der Haustür.
Genervt stapfte Cornelia die wenigen Meter bis zu ihrer Tür und riss diese ruckartig auf.
»Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Was zum Teufel willst du von mir?«
Vermutlich war es nicht die beste Idee, die Tür aufzureißen, ohne vorher durch den Spion zu schauen. Und vermutlich war es auch nicht so schlau, die Person davor anzufahren. Aber Cornelia war müde, hatte immer noch Schmerzen und wollte sich einfach in ihr Bett verkriechen.
Umso geschockter war sie, als sie den Mann vor sich richtig musterte.
Auf dem ersten Blick war dieser Mann verdammt gutaussehend und je länger sie ihn musterte, desto schöner wurde er.
Etwas größer als sie, platinblonde Haare, die gesund glänzten und so fluffig aussahen, dass Cornelia am liebsten durch sie gewuschelt hätte. Dann die tiefblauen Augen, die sie interessiert zurück musterten. Seine Haut wirkte sehr hell, fast schon weiß, was bei jedem anderen kränklich gewirkt hätte, aber er strahlte quasi von innen. Dazu mehrere runde Muttermale in seinem Gesicht, die schon fast zu perfekt wirkten. Vier unter seinem linken Auge, vier neben seinem rechten Auge. Sie waren so symmetrisch und gleichmäßig, dass sie auch Tattoos sein könnten. Seine Nase war so gerade und die perfekte Größe für sein relativ schmales Gesicht. Und dann der geschmackvolle, silberne Schmuck. Große Creolen in seinen Ohrlöchern und feingliedrige silberne Ketten, welche aus seinem Ausschnitt herausblitzten. Ein weiter beiger Mantel und mehrere Ringe, ebenfalls Silber.
Dagegen fühlte sie sich mit ihren wilden, noch ungekämmten schwarzen Naturlocken und ihrem verknitterten Schlafanzug nicht gerade wohl.
Aber was zum Teufel machte dieser Mann an ihrer Wohnungstür? Er sah aus, als würde er gerade von einem Dior oder Tiffany & Co Werbeshooting kommen.
Cornelia schob ihre Brille höher auf ihre Nase und räusperte sich.
»Äh, wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie dann. Der Mann trat einen Schritt auf sie zu und Cornelia schluckte. Innerlich machte sie sich bereit, ihm ihre Tür vor die Nase zuzuknallen.
»Du hast es gefunden«, sagte der Mann und Cornelia legte ihren Kopf schief.
»Was?«, fragte sie, als er nicht weiter fortfuhr.
»Meine Macht-Sphäre.«
»Tut mir leid, ich habe keine Ahnung wovon sie reden. Wenn sie mich entschuldigen würden«, grummelte sie und wollte die Tür wieder schließen. Doch er legte seine Handfläche dagegen und hatte sichtlich keine Mühe, sie am Schließen der Tür zu hindern.
»Du hast sie gestern gefunden. Gib sie mir einfach zurück.«
Der Mann kam näher und Cornelias Herzschlag beschleunigte sich. War er ein Verrückter? Ein zugegeben sehr gut aussehender Verrückter, der sich Zutritt zu ihrer Wohnung verschaffen wollte!
»Lassen Sie mich bitte in Ruhe!« Cornelia wurde extra lauter, damit hoffentlich ihre Nachbarn auf sie aufmerksam werden würden. Schlief Lea wohl noch? Sie wohnte nur drei Wohnungstüren weiter.
Nochmals drückte sie gegen die Tür und zu ihrer Überraschung hinderte der Fremde sie diesmal nicht daran. Er sah sie nur ernst aus seinen blauen Augen an und dann war die Tür geschlossen.
Tief ausatmend drehte Cornelia sich um, schloss ihre Augen und lehnte sich gegen das dunkle Holz. Was für ein verrückter Tagesbeginn.
Als sie ihre Augen wieder öffnete, um endlich zurück ins Bett zu gehen, stand der Mann an ihre Wohnzimmerwand gelehnt, die Hände gelangweilt in seinen Manteltaschen vergraben.
Cornelia schrie erschrocken auf und strauchelte, bis sie gegen die Tür gelehnt auf ihrem Hintern landete.
»Dann suche ich sie einfach selber«, sagte der Mann seelenruhig und Cornelia konnte ihn nur versteinert anschauen. War sie doch noch betrunken? Er war doch eindeutig hinter der Tür gewesen, als sie diese geschlossen hatte.
Sie folgte ihm mit ihrem Blick. Da war ihre kleine Wohnung wirklich praktisch. Vom Flur aus konnte sie fast alles überblicken. Ihren Wohnbereich mit Kochnische und ihren Schlafbereich, den sie mit einem großen Bücherregal vom Rest des Zimmers abgegrenzt hatte. Nur ihr kleines Badezimmer war so nicht einzusehen, aber dahin ging der Fremde auch nicht.
Er durchschritt ihre vier Wände, als würde die Wohnung ihm gehören. Fast schon abfällig musterte er ihre dreckige Wäsche, deren Haufen in ihrer Prüfungsphase wirklich etwas zu sehr angewachsen war.
Wie versteinert konnte Cornelia nur weiter beobachten, wie der Fremde durch ihre Wohnung schritt und schließlich neben ihrem Nachttisch stehen blieb. Ihr Herz schlug immer noch viel zu schnell, als er nach der Kugel griff. Die seltsame Murmel, welche sie gestern für einen Euro gekauft hatte.
Sie konnte genau sehen, wie seine Finger durch die Kugel hindurch glitten.
Was zum? Schlief sie noch? War dies ein verrückter Traum?
Gerade, als sie sich in ihren Oberarm kniff - es schmerzte, also kein Traum - wirbelte der Mann zu ihr herum und stand nach wenigen energischen Schritten wieder direkt vor ihr.
Da sie immer noch auf dem Boden saß, musste sie zu ihm aufschauen und fühlte sich so klein und unbedeutend in seiner Anwesenheit.
»Hat sie geleuchtet!?«, fragte er ungeduldig und Cornelia blinzelte ihn überfordert an.
»Hat sie blau geleuchtet?«, fragte er erneut und hockte sich diesmal vor sie, um sie an den Schultern zu packen und zu schütteln.
»Antworte mir!«
Cornelia öffnete ihren Mund, aber ihre Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. Sie spürte, wie die Panik in ihr aufstieg. Der Schock, dass dieser komische Mann sich einfach Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft hatte und sie nun anschrie, gepaart damit, dass es ihr nach der letzten Nacht immer noch beschissen ging, führte dazu, dass schwarze Punkte vor ihren Augen tanzten.
»Du bist es, oder?«, fragte er jetzt mit ruhigerer Stimme und legte dann eine seiner Hände an ihre Wangen.
Sofort war Cornelia wieder klar im Kopf. Sie blinzelte ihn an.
Er lächelte, wobei sich Grübchen in seinen Wangen bildeten. Wie konnte er bitte noch attraktiver werden?
»Sie hat eben blau geleuchtet«, antwortete Cornelia nun und der Fremde setzte sich freudig auf. Er drückte seine Handflächen aneinander und strahlte sie regelrecht an.
Cornelia blieb einfach überrumpelt sitzen. Sollte sie ihn bitten zu gehen? Irgendwie hatte sie das Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben. Er wirkte nicht mehr bedrohlich und jetzt, wo ihre Kopfschmerzen verschwunden waren - ob dies an ihren Schmerzmitteln oder an der Berührung des Mannes lag konnte sie nicht sagen - wollte sie wissen, was es mit ihm auf sich hatte.
»Die Macht-Sphäre die du gefunden hast ist-«, der Fremde brach mitten im Satz ab. In einem Moment thronte er noch über ihr und im anderen Moment saß eine schwarze Katze an seinem Platz.
Ihre großen blauen Augen blinzelten sie irritiert an und Cornelia seufzte. Sie war nicht einmal eine Stunde wach, aber schon jetzt war dieser Tag mit Abstand der verrückteste ihres Lebens.
Die Katze miaute lautstark, als Cornelia sich aufrappelte und wieder unter ihre Bettdecke kroch.
Vielleicht war dies doch einfach nur ein verrückter Traum. Die Katze starrte sie vom Fußende aus an und beobachtete, wie Cornelia endlich wieder einschlief.
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