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Chapitre 8

Noch ehe wir das Haus, in dem unsere Wohnung liegt, erreichen, kann ich bereits spüren, dass etwas nicht stimmt. Das Geruchsspektrum hat sich verschoben. Es ist nicht leicht zu beschreiben, aber es fühlt sich so an, als wäre das Licht der Sonne plötzlich ins Rötliche verzerrt. Ein deutliches Warnsignal. Allerdings kann ich nicht sagen, wovor mich meine Sinne warnen wollen. Auf den Straßen von Le Panier sieht alles so aus wie immer. Unregelmäßiges Kopfsteinpflaster, verblichene Fassaden mit fantasievoller Street Art, kleine Cafés, Boutiquen, verlassene Plätze, streunende Katzen. Wie in einem Bilderbuch, aber das Viertel hat auch seine unschönen Seiten. Einwanderungsprobleme, Armut, Müll und Ratten. Menschenprobleme, wie Mathéo gesagt hätte. Doch natürlich sind Menschenprobleme auch Werwolfprobleme.

Im Moment haben wir jedoch ganz andere Schwierigkeiten. Die Lavigne-Wölfe von Marseille sind unruhig. Irgendwas liegt in der Luft. Sogar Henri kann es spüren. Oder er merkt einfach nur, dass ich mich seltsam verhalte.

"Warum wartest du nicht draußen?", schlage ich vor, als wir unser Haus erreichen. Ein für dieses Viertel typisches Reihenhaus mit ehemals grüner Fassade, lackierten Fensterläden und überquellenden Blumenkästen.

Henris Miene ist ungewöhnlich ernst. Normalerweise macht er auch dann noch Scherze, wenn wir tief im Schlamassel stecken, aber jetzt verkneift er sich jede Bemerkung und schüttelt bloß den Kopf.

"Na schön", seufze ich. "Aber bleib hinter mir."

Wir betreten den kühlen Hausflur mit seinem mosaikartigen Steinboden und der abblätternden Wandfarbe. Kaum habe ich einen Fuß über die Schwelle gesetzt, kann ich es schon riechen. Wir haben Besuch. Und zwar einen gänzlich Unerwarteten.

Mir entweicht ein leiser Schrei.

"Chloé?"

Ohne auf Henri zu achten, stürze ich los und haste die Treppe hinauf. Die morschen Stufen knarzen und ächzen unter meinen Schritten. Und unter denen von Henri, der mir nachläuft.

Unsere Wohnung liegt unter dem Dach und als ich endlich dort ankomme, steht die Tür bereits weit offen. Der Duft von Rosenseife, Kaffee und Kräutern explodiert in meiner Nase. Ich stürze in die Diele und falle Chalice in die Arme. So stürmisch, dass wir den Halt verlieren und gegen die Küchentür taumeln. Chalice kichert und zieht mich in eine noch festere Umarmung. Dabei ersticke ich fast inmitten ihrer wilden, rotbraunen Locken.

"Mein kleiner Louveteau, sieh dich an", lacht Chalice. "Du siehst so hübsch aus. Und ich hab' dich so vermisst."

"Ich dich auch", presse ich heraus. "Was machst du hier? Bist du alleine gekommen?"

Chalice drückt mich von sich weg und küsst mich auf die Wangen. Wie immer ist sie die personifizierte Lebenslust, in ihrem kanariengelben Kleid, mit ihren klimpernden Ketten und rasselnden Armbändern. "Ja, ich bin alleine gekommen." Sie studiert mein Gesicht. "Du hast jemand anderen erwartet, oder?"

"Schon", gebe ich zu. "Aber ich bin trotzdem unglaublich froh, dich zu sehen."

"Ist Bernard krank?", fragt Henri von der Tür aus.

"Nein", antwortet Chalice, lässt von mir ab und breitet die Arme aus, um meinen Freund zu begrüßen. Er lässt sich kräftig knuddeln. "Bernard geht es gut, aber Lavigne macht uns Probleme. Er will Monsieur Lasimonnes Beta nicht in seinem Revier haben."

"Kann Papa da nichts machen?"

"Er bemüht sich, aber die Verhandlungen werden wohl noch ein paar Tage dauern."

"Und bei dir hat Lavigne keine Bedenken?"

Chalice seufzt. "Ich bin nur eine einfache Fähe. Nicht einmal ein richtiger Teil des Rudels."

"Das ist doch Unsinn", protestiere ich. "Immerhin bist du die Gefährtin des Betas."

"Gefährtin", wiederholt Chalice. "Nicht Seelenverwandte. Für manche Wölfe ist das ein kleiner, aber entscheidender Unterschied. Jedenfalls, was meine Stellung im Rudel angeht." Sie bemerkt mein empörtes Gesicht und lacht. "Ach, Chloé, du musst noch viel über Unseresgleichen lernen."

"Über diese dummen Regeln will ich nichts lernen", brumme ich. Jeder, der behauptet, Chalice würde nicht zu unserem Rudel gehören, kriegt es mit mir zu tun.

"Wo wirst du übernachten?", fragt Henri. "Im InterContinental?"

"Eigentlich dachte ich, ich könnte für ein paar Tage bei euch wohnen", antwortet Chalice.

Henri strahlt. "Ja, klar, gerne. Wir haben eine Gästecouch." An der Art, wie er das Wort betont, bemerke ich den Seitenhieb. "Soll ich dein Gepäck holen?"

Chalice klopft auf den knallroten Reisekoffer, der hinter ihr in der Diele steht. "Schon alles hier."

Während Henri den Immobilienmakler spielt und ihr die Wohnung zeigt, gehe ich in die Küche, die mit ihren hell gebeizten Fronten, geschnitzten Türen, verschnörkelten Griffen und altmodischen Buffet-Schränken einen nostalgischen Charme besitzt.

Dort öffne ich das schmale Fenster, das auf die Gasse hinter dem Haus hinauszeigt. Zwei Männer lungern an einem Laternenmast herum und rauchen. Die Zigaretten können ihren Wolfsgestank jedoch nicht überdecken.

Herr Alkoholproblem und Herr Aftershave wirken nicht besonders glücklich darüber, dass sie jetzt auch noch auf eine zweite Fähe aufpassen müssen. Bestimmt ist das der Grund für die Unruhe, die ich gespürt und gerochen habe. Ein weiterer, fremder Wolf auf ihrem Territorium. Das kann Lavigne und seinen Anhängern nicht schmecken. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was passieren wird, wenn Bernard hier aufkreuzt.

"Chloé ... was hältst du davon, wenn wir heute Abend gemeinsam kochen?", ruft Henri aus dem angrenzenden Badezimmer.

"Klingt super!", rufe ich zurück.

Ich freue mich wirklich sehr darüber, Chalice zu sehen. Aber ich muss auch zugeben, dass sie Recht hatte: Ich habe jemand anderen erwartet. Und es bedrückt mich, dass Bernard nicht bei ihr ist. Natürlich ist unsere Seelenverwandtschaft rein platonisch – und das soll sie auch bleiben. Dennoch ist er ein wichtiger Teil von mir. Es ist anstrengend, immer so lange von ihm getrennt zu sein. Achtzehn Jahre lang hatte ich Bernard tagtäglich um mich. Und auch wenn er mich nie wirklich an sich herangelassen hat, vermisse ich seine Anwesenheit. In gewisser Weise wünsche ich mir, dass es wieder so werden könnte wie damals, im Wintercamp. Als ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, er würde mich als ebenbürtige Partnerin wahrnehmen.

"Chloé?" Henris Kopf erscheint in der Tür. "Musst du heute noch an die Uni?"

"Ich hab' später noch einen Siebdruck-Kurs."

Henri kommt in die Küche und tritt hinter mich, sodass ich die Wärme fühlen kann, die von ihm ausgeht. Seine Hände umfassen meine Taille. "Dann gehe ich in der Zwischenzeit mit Chalice einkaufen. Irgendwelche Wünsche?"

Ich lehne mich mit dem Rücken gegen Henri, lege den Kopf in den Nacken und klimpere mit den Wimpern. "Überrasch' mich."

Er beugt sich vor und küsst mich langsam und liebevoll auf den Mund. Dabei kann ich riechen und schmecken, dass er von den Erdnüssen auf meinem Nachttisch genascht hat.

"Henri ...", nuschele ich tadelnd.

"Ich weiß ... aber sie sahen so lecker aus."

"Warum kaufst du dir keine eigenen Erdnüsse?"

"Weil ich Erdnüsse nicht mag."

"Aber wieso-"

Henri küsst mich fester, sodass es mir den Atem raubt und ich den Satz nicht beenden kann.

"Na, ihr beiden?", fragt Chalice spöttisch. "Ihr seid ja immer noch wie zwei Frischverliebte."

Henri und ich lösen uns wieder voneinander. Es ist mir nicht peinlich, dass Chalice uns beim Knutschen erwischt hat, aber irgendwie denke ich, dass wir damit in den nächsten Tagen etwas sparsamer sein sollten. Wir haben nicht oft Gäste und sind es gewohnt, in unseren vier Wänden machen zu können, was wir wollen. Chalice zu beherbergen, wird also eine Umgewöhnung erfordern.

"Ich fahr' dann mal an die Uni", sage ich, um mich aus der Situation herauszuwinden.

"Mach das." Henri löst seine Hände von meiner Hüfte und hält mir stattdessen die Hand zum High-Five hin. "Siebdrucke was Schönes."

Ich schlage ein, verabschiede mich mit einer innigen Umarmung von Chalice und mache mich auf den Weg.







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