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Chapitre 77

"Auf einem Raststättenklo?", fragt Henri ungläubig.

"Ja", gebe ich kleinlaut zu.

"Das ist ja wie aus einem Roman von Houellebecq."

Ich schürze die Lippen. "Es ist eben einfach passiert. Und ich bin nicht stolz drauf, wirklich nicht."

"Aber ..." Henris Augenbrauen tanzen eine grüblerische Farandole. "Aber ich meine ... vielleicht hat dein Unterbewusstsein dich dazu gebracht."

"Meine Instinkte? Ja, bestimmt."

"Nein, ich meine ... vielleicht wolltest du schon immer mal Sex auf einem Raststättenklo haben?"

Das kann ich guten Gewissens bestreiten. "Sicher nicht."

"Vielleicht war es bei uns eben einfach immer zu langweilig."

"Nein. Das ist es nicht. Ich fand unseren Sex immer gut."

"Gut?", wiederholt Henri tonlos.

"Jetzt sei nicht albern."

Henri breitet in einer hilflosen Geste die Arme aus. "Du hast das Waschbecken abgebrochen."

"Das war, bevor Bernard und ich-" Ich schiebe die Fingerkuppen in die winzigen Taschen meiner Shorts. "Du weißt schon."

Wir schweigen eine Weile und lauschen den Geräuschen des Waldes. Dem Rascheln der Tannennadeln, dem Musizieren der Insekten. Irgendwo trällert eine Lerche.

"Und was habt ihr jetzt vor?", fragt Henri.

Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung. Bisher hatte ich noch nicht einmal Zeit, darüber nachzudenken." Während ich das sage, spüre ich wieder den Druck, der auf mir lastet. Ich senke den Blick auf meine Füße und setze sie, wie eine Katze auf dem Drahtseil, immer direkt voreinander. "Das Wichtigste ist jetzt erst einmal Manons Geburt. Ich muss dafür sorgen, dass weder ihr noch ihren Welpen etwas passiert, während wir den Schutzzauber abschalten. Danach kann ich mir Gedanken um Julien, Lilou und die Madame machen."

"Könnte Manon die Welpen nicht außerhalb des Zaubers zur Welt bringen und Merlin macht dann dasselbe wie heute bei Julien und Lilou? Dann müsstet ihr den Zauber nicht abschalten."

"Möglich wär's", seufze ich. "Aber ich glaube, das Rudelhaus ist auch ohne Schutzzauber der sicherste Ort für Manon. Außerdem fühlt sie sich dort wohl."

"Und die ganzen Waffen hast du bestellt, um-"

"Um jeden schwarzen Wolf abzuknallen, der Manon oder den Babys zu nahe kommt."

Henri wirft mir einen verstohlenen Blick zu. "Kannst du überhaupt damit umgehen?"

"Du kannst es mir ja beibringen."

Als echtes Dorfkind ist Henri mit einer Schrotflinte im Haus aufgewachsen. Und soweit ich weiß, ist er sogar mal im Schützenverein gewesen.

"Ich ... ich weiß nicht", sagt Henri stockend. "Zuerst muss ich wissen, wie es in Zukunft mit uns weitergehen soll."

Das ist der Moment, vor dem ich mich gefürchtet habe.

"Was denkst du denn, wie es weitergehen soll?", frage ich vorsichtig.

Henri bleibt stehen und sieht mich an. Die dunkelblonden Haare umkräuseln seine Stirn. Er hat die schönsten Karamellkeks-Augen und das charmanteste Kinngrübchen auf der ganzen Welt. Noch dazu wirkt er schon allein wegen seiner Sozialphobie immer ein bisschen unbeholfen. Sanft wie ein Lamm, hat meine Maman ihn mal genannt, und ich glaube, sie hat es nett gemeint.

Mir gefällt seine Sanftheit jedenfalls. Ich mag es, wenn ich in seinen Zimt-Geruch eintauchen kann, wenn wir zusammen auf dem Sofa faulenzen und uns gegenseitig von unserem Tag erzählen. Henri ist so anders als die meisten Wölfe, Bernard eingeschlossen. Ich denke, deshalb mag ich ihn so sehr. Er ist meine kleine Insel. Meine Zuflucht. Aber ich kann auch verstehen, dass er mehr für mich sein möchte. So wie ich nicht für immer ein naives, kleines Mädchen bleiben möchte, möchte Henri vielleicht auch nicht für immer mein Kauknochen bleiben.

"Ich bin verwirrt", antwortet Henri nach kurzem Zögern. "Neulich hast du gesagt, dass ich gehen soll. Dass ich dir nur im Weg wäre. Und dann, vorhin, meintest du, dass du sehen willst, ob wir noch eine Chance haben."

Ich gebe zu, das klingt auch für mich widersprüchlich.

"Was ..." Henri fährt sich mit der Zunge über die Lippen und verschränkt die Arme vor dem Körper. "Was willst du von mir?"

"Ich-", setze ich an, aber Henri fällt mir ins Wort.

"Willst du mich oder willst du mich nicht? Weil so kann ich das nicht. Ich meine, ich kann echt alles aushalten. Diese Werwolf-Sache, diese Poussant-Sache, von mir aus sogar diese Bernard-Sache, aber ich muss wissen, was du willst. Und ich muss mich darauf verlassen können, dass du deine Meinung nicht nach Tagesform und Laune änderst." Energisch schiebt Henri hinterher: "Wir sind nicht seelenverwandt, aber ich muss wissen, ob wir zusammengehören. Ob du das auch denkst.  Oder ob ich nur Ballast für dich bin. Weil ... so sehr ich dich liebe, Chloé, ich werde nicht an einem Ort bleiben, an dem ich nur geduldet bin. Entweder du willst das mit uns – wirklich und zu 100 Prozent – oder ich gehe."

Henri betrachtet mich noch für ein paar Sekunden mit ungewohntem Ernst, dann weicht die Strenge aus seinen Zügen. "Wie war das?", will er wissen.

"Gut", antworte ich. "Ziemlich gut."

"Mir liegt das nicht, Chloé", seufzt Henri. "Wirklich nicht. Aber ich kann auch nicht so tun, als wäre nichts gewesen."

"Das sollst du auch gar nicht. Ich hab's verbockt. Das ist die Wahrheit." Ich atme tief durch und zwinge mich zur Ruhe. "Zuerst einmal: Ich liebe dich, Henri. Das hab ich immer und das tue ich noch. Was mit Bernard passiert ist-"

"Es geht mir nicht darum, was mit Bernard passiert ist", unterbricht mich Henri. "Das ist nicht das Problem. Ich meine ... nicht, dass ich ihn nicht gerne in den Hintern treten würde, aber so wie ich das sehe – und nach allem, was du mir gerade erzählt hast – wart ihr beide nicht ganz klar im Kopf, als das passiert ist."

"Ich war nicht auf Drogen", wende ich ein.

"Nein, aber auf Werwolf-Hormonen. Und du warst verletzt, körperlich und psychisch", erwidert Henri mit einer Klarheit, die ich ihm nicht zugetraut hätte. "Chalice hat mir erklärt, wie das mit der Seelenverwandtschaft ist. Wie mächtig diese Gefühle sind und dass man sich kaum dagegen wehren kann. Das mag keine Ausrede sein, aber ich verstehe es. Und um ehrlich zu sein, haben wir beide schon damit gerechnet, dass sowas irgendwann mal passieren würde."

"Du hast mit Chalice gesprochen?"

Henri nickt.

"Wann?"

"Vor ein paar Tagen."

Ich schlucke schwer. "Wie geht's ihr?"

"Nicht gut." Henri seufzt. "Aber nicht wegen eurer Raststätten-Sache, sondern weil Bernard einfach sein Zeug gepackt hat und gegangen ist." Er schüttelt den Kopf. "Wie mies von ihm, sie so zurückzulassen."

"Ja", stimme ich ihm zu. "Ich erkenne Bernard auch nicht wieder."

"Und dass er sich dieser Madame anschließt ...", ergänzt Henri.

"Das hat er nicht. Bestimmt nicht."

Henri und ich tauschen Blicke.

Ich räuspere mich. "Also ... wie gesagt, ich liebe dich. Und was ich neulich gesagt habe ... ich hatte Angst. Angst davor, dich zu verlieren. Und ich wollte dem wohl einfach zuvorkommen. Außerdem ... du weißt, dass ich jetzt der Beta von Gaels Rudel bin. Das bedeutet, dass ich dich nicht mehr beschützen kann. Für mich gibt es jetzt nur noch Gael, Manon und die Welpen. Das ... das macht mir alles große Angst."

Erst als ich die Worte ausgesprochen habe, wird mir klar, wie wahr sie sind. Ich habe Angst. Riesige Angst. Und deshalb habe ich auch diese gemeinen Dinge zu Henri gesagt.

Tränen treten mir in die Augen und ich wende den Blick ab. Ich will Henri nicht emotional erpressen. Er soll nicht bloß sagen, dass alles wieder gut ist, nur, damit ich aufhöre zu weinen.

"Ich weiß, du glaubst mir das nicht", meint Henri. "Aber ich kann auf mich aufpassen."

"Ich glaube dir, dass du das denkst, aber du weißt nicht, wie gefährlich es da draußen ist." Mit einer flinken Bewegung, von der ich hoffe, dass er sie nicht wahrnimmt, wische ich mir die Tränen aus den Augenwinkeln. "Ich will nicht, dass du meinetwegen stirbst."

"Du musst endlich begreifen, dass ich mir das so ausgesucht habe", erwidert Henri. "Das ist das Leben, das ich will. Ganz egal, wie verrückt und gefährlich es ist." Er tritt hinter mich und umfasst meine Schultern. "Du. Ich. Werwölfe. Gefahr. Das ist es, was ich möchte. Und wenn ich dabei draufgehen sollte, hab ich wenigstens was erlebt."

"Sag sowas nicht", murmele ich. "Du weißt nicht, wovon du redest."

"Doch, das weiß ich", widerspricht Henri. "Ich hab bloß einfach keine Angst."

"Das war schon immer dein Problem."

"Ich würde es nicht Problem nennen."

"Du denkst immer, dass alles gut enden werden wird. Aber das wird es nicht."

"Und du denkst immer, dass alles schlecht enden wird. Und das wird es auch nicht." Henri zieht mich zu sich heran und verschränkt die Arme vor meinem Bauch. Sein Zimt-Geruch steigt mir in die Nase und weitere Tränen kullern über meine Wangen. "Du musst mir einfach vertrauen."

"Ich weiß nicht, wie", gebe ich zu. Mein ganzes Leben über habe ich gelernt, dass Menschen schwächer sind als wir. Und ich weiß nicht, wie ich diese Gedanken aus meinem Kopf kriegen soll. "Die schwarzen Wölfe werden dich in Stücke reißen."

"Mag sein. Aber wenn es so kommen soll, dann können wir es eh nicht verhindern."

"Ich glaube nicht an das Schicksal oder an Vorherbestimmung."

"Dann glaub an mich." Henri scheint zu lächeln. "An irgendwas musst du glauben. Also warum nicht zur Abwechslung an mich?"

Ich zögere. Vielleicht hat er Recht. Vielleicht muss ich es wirklich einfach akzeptieren. So wie Florent akzeptiert, dass Merlin etwas zustoßen könnte. Auch wenn Merlin als Hexer natürlich ganz andere Überlebenschancen hat als Henri.

Henri scheint meine Gedanken erraten zu können.

"Dass du Angst hast", höre ich seine Stimme dicht an meinem Ohr, "hat auch nichts damit zu tun, dass ich ein Mensch bin, selbst wenn du dir das einredest."

"Meinst du?"

"Wie oft hast du jetzt schon geglaubt, Bernard helfen zu müssen? Wie oft bist du losgezogen und hast dich in Gefahr begeben, um ihn zu retten?"

Ich presse die Lippen zusammen.

"Und Bernard ist kein Mensch. Er kann sich verteidigen. Sehr gut sogar. Besser als die meisten Wölfe, nehme ich an."

"Er war in Gefahr."

"Jeder kann in Gefahr sein, Chloé. Ich nicht mehr oder weniger als Bernard. Vor allem, weil er die Gefahr zu suchen scheint." Henri zuckt mit den Schultern. "Das ist das Leben. Niemand von uns kommt da lebend raus. Weder du, noch ich, noch Bernard, Gael, Pierre oder Harrison Ford. Auch wenn ich mir bei Letzterem nicht sicher bin." Er seufzt. "Und ich würde wirklich tausendmal lieber im Kampf gegen diese Madame und ihr Letztes Königreich zerrissen werden, als nach vierzig Jahren im Büro elendig und allein an irgendeiner Krankheit zu verrecken."

Ich drehe mich langsam zu Henri um. Er senkt den Kopf, sodass sich unsere Nasen berühren.

"Du hast Angst. Und das ist okay", flüstert Henri. "Du glaubst es vielleicht nicht, aber ich weiß, wie sich das anfühlt. Die Frage ist doch: Willst du deswegen wirklich alles wegwerfen?"

"Nein", murmele ich und schließe die Augen, um in seinen liebevollen Gerüchen zu versinken.

"Bernard und du, ihr dreht gerade beide ein bisschen frei. Aber du musst nicht alle Brücken hinter dir abfackeln, so wie er."

Ein kurzes Lächeln huscht über meine Lippen. So hab ich das noch nie betrachtet. Bernard hat sich bestimmt auch immer Sorgen um Chalice gemacht. Aber das hat ihn nie an ihrer Beziehung zweifeln lassen. Und dass er jetzt – wie Henri gesagt hat – freidreht, hat sicher andere Gründe. Also vielleicht sind die Gefühle, die ich im Moment empfinde, gar nicht meine eigenen Gefühle. Vielleicht fühle ich, was Bernard fühlt. Vielleicht sind wir derzeit so stark miteinander verbunden, dass ich seine Empfindungen wie ein Echo in mir spüren kann.

"Was, wenn es schlimmer wird?", flüstere ich. "Was, wenn ich dich wieder verletze?"

"Das ist die Zukunft, Chloé. Niemand kann wissen, was in der Zukunft ist." Henris Hände wandern meinen Rücken hinauf und hinterlassen dabei eine kribbelnde Spur auf meiner Haut. "Sag mir einfach, was jetzt ist."

"Du bist kein Ballast und auch nicht nur geduldet", antworte ich kurzatmig. "Im Gegenteil. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll. Ich brauche dich. Schon allein, damit du mir sagst, wenn ich mal wieder durchdrehe."

"Also gehören wir zusammen?"

"Vielleicht sind wir sogar ein bisschen seelenverwandt."

"Meinst du?", fragt Henri spöttisch. "Aber dann müsste ich ja jetzt auch durchdrehen."

"Tust du das nicht? Immerhin hast du dir gleich eine neue Freundin gesucht."

"Redest du von Marie? Ich hab doch schon gesagt, dass meine Mamie sie eingestellt hat. Sie ist siebzehn, Chloé."

"Das scheint sie nicht zu stören."

Henri zögert. "Glaubst du, ich hab ne Chance bei ihr?"

Ich knuffe ihn in die Rippen.

Henri löst sich von mir, macht einen Schritt rückwärts und krümmt sich melodramatisch. "Na ja, als Ausgleich stünde mir das doch zu, oder?", keucht er.

"Von mir aus." Ich stemme die Hände in die Taille. "Sobald sie achtzehn ist, könnt ihr ne schnelle Nummer auf einem Raststättenklo schieben. Zufrieden?"

"Ich wüsste was besseres." Henri richtet sich wieder auf und lässt seine Augenbrauen anzüglich tanzen. "Wieso schieben wir keine schnelle Nummer auf einem Raststättenklo?"

"Bitte nicht." Ich ziehe eine angeekelte Grimasse. Schon bei der Erinnerung daran wird mir schlecht. "Raststättenklos können mir vorläufig wirklich gestohlen bleiben. Aber ..." Etwas rührt sich in meinem Unterleib. Langsam trete ich an Henri heran, der lächelnd auf mich herabsieht. "... gegen eine schnelle Nummer hätte ich per se nichts einzuwenden."

"Gleich hier und jetzt?"

Ich will schon bejahen, da bemerke ich das Pärchen mit Kinderwagen, das etwas weiter hinten den Waldweg entlangkommt.

"Vielleicht besser später. Und an einem Ort, wo ich keine Tannennadeln in alle Körperöffnungen bekomme."

Henri schmunzelt. Er scheint etwas sagen zu wollen, entscheidet sich dann aber wohl dagegen und beugt sich vor, um mich zu küssen.

"Wir könnten mein neues Auto einweihen und ein bisschen rumballern", schlage ich vor.

"Klingt verlockend. Mischen wir den Nachbarort auf. Die haben uns 2010 das Ortsschild geklaut."

Ich kichere gegen Henris Lippen. Dann schlinge ich die Arme um seinen Hals und küsse ihn so leidenschaftlich, dass es mir den Atem raubt und mir schwindelig wird.


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