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Chapitre 70

"Und du bist sicher, dass die Frau, die du in deinem Traum gesehen hast, die Madame war?", fragt Florent, während wir durch die Innenstadt von Poussant schlendern.

"Ja, sehr sicher", antworte ich nickend.

"Und hast du sie erkannt?"

"Ich hab sie noch nie vorher gesehen. Außer auf der Marquage."

Florent presst die Lippen zusammen und schweigt.

Ich schweige ebenfalls.

Die Sonne hat die Luft in den schmalen Gassen aufgeheizt. Schwere Blütendüfte und der Geruch von frisch gebackenem Brot, der aus einer Boulangerie ins Freie geweht wird, liegen in der Luft. Die Markisen der kleinen Geschäfte entlang der Hauptverkehrsstraße leuchten in knalligen Farben. Familien mit Kindern kreuzen unseren Weg. Alte Männer sitzen vor den Cafés, rauchen, lesen Zeitung und plaudern darüber, wie diese Welt langsam vor die Hunde geht.

"Ich glaube nicht, dass Bernard die Seiten gewechselt hat", sagt Florent nach einer Weile.

Ich werfe ihm einen hoffnungsvollen Blick zu. "Ja?"

"Ja", bestätigt Florent mit einem bekräftigenden Nicken. "Er würde sein Rudel nicht verraten. Das passt nicht zu ihm. Bestimmt hat er irgendeinen Plan."

Ich knabbere an meiner Unterlippe herum. "Aber was, wenn die Madame ihn ..." Ich suche nach den richtigen Worten. "... bezirzt hat?"

"Bezirzt?", wiederholt Florent. Seine Mundwinkel zucken amüsiert. "Bernard?"

Ich weiß, das klingt bescheuert. Bernard ist ein Musterbeispiel an Disziplin und Willenskraft. Jedenfalls habe ich das immer geglaubt.

Wir biegen um eine Ecke und nähern uns dem Café Fournier, das in den vergangenen Jahren eine Generalüberholung spendiert bekommen hat. Das renovierte Schindeldach glänzt in der Morgensonne, die Natursteinfassade hat einen neuen, strukturierten Look bekommen und die Fensterläden erstrahlen in einem frischen Minzgrün. Natürlich ist auch die Eingangstür, die Bernard damals eingetreten hat, inzwischen repariert worden. Woher das Geld für die ganzen Arbeiten kommt, weiß niemand so genau, aber man munkelt, dass es die Spende eines reichen Gönners gewesen ist. Ich habe meine Eltern in Verdacht. Mein Vater ist alles andere als ein Geizkragen und er hilft gerne, auch wenn er es nie an die große Glocke hängt.

"Du hältst dich am besten im Hintergrund", sagt Florent.

"Vielleicht sollte ich mich ganz raushalten."

Florent bleibt stehen und adjustiert den Rucksackriemen auf seiner Schulter. "Darf ich dich was fragen, Chloé?"

Ich bleibe ebenfalls stehen und blinzele in das Sonnenlicht, das sich in der Fensterscheibe einer Pharmacie spiegelt. "Was denn?"

"Denkst du, dass Henri dich liebt?"

"Was ist denn das für eine Frage?"

Florent beißt sich auf die Zungenspitze. "Lass es mich anders formulieren. Hat Henri sich in letzter Zeit irgendwie seltsam verhalten? Ist er öfter mal zu spät nach Hause gekommen? Hat er mysteriöse Telefonanrufe gekriegt oder-"

"Fragst du mich, ob ich denke, dass Henri mich betrogen hat?"

"Ich denke da nicht nur an eine romantische Beziehung", erwidert Florent. "Jeder Kontakt zu anderen Wölfen oder Initiés könnte ein Problem sein."

Mir ist klar, dass Florent diese Fragen stellen muss, aber ich kann nicht verhindern, dass es mich fuchsteufelswild macht, wenn jemand auf diese Weise über Henri redet.

"Nein", grolle ich. "Henri hat mir nie einen Anlass dazu gegeben, an ihm zu zweifeln."

"Und eure Beziehung war bis zu der Sache mit Bernard glücklich?"

Ich knirsche mit den Zähnen. "Was ist mit Merlin?"

Die Worte sind raus, bevor ich mich davon abhalten kann.

Florent blinzelt. "Wie bitte?"

"Du hast mich schon gehört", setze ich nach und hebe die Hand, um meine Augen gegen das Sonnenlicht abzuschirmen. "Wieso ist Merlin über jeden Zweifel erhaben?"

"Das ist er nicht."

Ich schnappe Florent die Liste aus der Hand und halte sie ihm hin. "Dann sollte er da draufstehen. Direkt neben Henri."

Florent presst die Lippen aufeinander. Seine von Natur aus leicht geröteten Wangen röten sich noch weiter, bis seine Sommersprossen verschwinden.

"Chloé?"

Florent und ich drehen die Köpfe.

Vor uns steht Henri mit einer Schürze um die Hüfte und zwei Müllsäcken in den Händen. Offenbar ist er gerade auf den Weg zu den Mülltonnen im Hinterhof. Seine Augenbrauen tanzen einen fragenden Cha-cha-cha. "Was macht ihr denn hier?"

"Was ein Zufall", flötet Florent. "Genau dich haben wir gesucht."

Henri sieht in meine Richtung. Unsere Blicke kreuzen sich. Ich schlage schnell die Augen nieder. Meine Eingeweide kringeln sich wie ein Nest voller Baby-Schlangen.

"Ist irgendwas passiert?", fragt Henri.

Florent deutet auf das Café. "Warum besprechen wir das nicht drinnen?"

Henri zögert. Ich kann spüren, dass er nicht begeistert von diesem Vorschlag ist. Vielleicht kommen wir gerade ungelegen. Doch schließlich gibt er sich geschlagen. "Na gut." Er hebt die Müllsäcke hoch. "Aber erst muss ich die hier wegbringen."

"Tut mir echt leid, dass wir dir hier so auflauern", beteuere ich. "Aber wir müssen dir ein, zwei Fragen stellen. Wegen der schwarzen Wölfe."

Henri nickt, kurz, abrupt und ein bisschen ungehalten. "Ihr könnt ja schonmal reingehen. Wir haben noch nicht geöffnet und Mamie liegt oben im Bett. Sie hat mal wieder einen Gicht-Anfall, also wäre es besser, wenn ihr sie in Ruhe lasst."

Mein schlechtes Gewissen wächst. Unruhig knabbere ich auf der Innenseite meiner Wange herum.

"Keine Sorge", verkündet Florent großspurig. "Deine Mamie ist für uns von keinem Interesse."

Henri ignoriert ihn und setzt seinen Weg zu den Mülltonnen fort. 

Ich sehe ihm nach. Mein Herz wird schwer.

"Komm", sagt Florent und entfernt sich Richtung Café.

Mit einem letzten schuldbewussten Blick zu Henri gehe ich ihm nach.

Wir betreten das Café Fournier durch die Vordertür. Ein Glöckchen klingelt und der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee ummantelt mich wie eine warme Decke.

Mein Blick wandert über die neue Inneneinrichtung, die der charmanten Vintage-Aufmachung von früher einen durchgängigen Stil aufzwingt. Zwischen den rustikalen Wandverblendungen aus strukturiertem Echtholz, den kleinen Sitzgruppen im angesagten skandinavischen Design, den karierten Samtpolstern und Kunstleder-Bezügen und der schwarzen Theke mit den hochwertigen Schubladenfronten im Retro-Look geht die Einzigartigkeit des ursprünglichen Cafés ein klein wenig verloren.

"Bonjour!", grüßt Marie, die sich an der ebenfalls neuen Kaffeemaschine zu schaffen macht. "Schön, dich zu sehen, Chloé", ergänzt sie fröhlich. Wenn sie ein Problem mit meiner Anwesenheit hat, lässt sie es sich nicht anmerken.

"Bonjour, ma belle", erwidert Florent und lässt seinen ganzen – nicht unbeträchtlichen – Charme spielen, sodass ich schon allein vom Zuhören Zahnschmerzen bekomme. "Du musst Marie Leclerc sein. Die Kaffee-Zauberin von Poussant."

Marie lächelt verlegen. "Vielen Dank, aber das ist ein bisschen übertrieben."

"Aber bien sûr ..." Florent lehnt sich über die Theke. "Nicht nur hübsch, sondern auch noch bescheiden."

Ich glaube, ich muss kotzen.

"Wir ... wir haben noch nicht geöffnet", stammelt Marie und zum ersten Mal, seit ich sie kenne, empfinde ich ein klein wenig Sympathie für sie.

"Schon gut", sagt Henri, der in diesem Moment durch den Hintereingang hereinkommt. "Die zwei sind wegen mir hier." Er verschwindet in dem kleinen Raum hinter dem Treppenaufgang, wo Madame Fournier ihre Putzsachen und anderes Gerümpel aufbewahrt.

Mir entgeht nicht, wie Maries Augen bei seinem Anblick aufleuchten.

Auf einmal bin ich ganz froh, dass Florent und ich hergekommen sind.

"Wollt ihr einen Kaffee oder irgendwas anderes?", fragt Henri.

Florent lässt seinen trägen Blick über die Angebote auf der Kreidetafel an der Wand hinter der Theke wandern. "Ach, warum nicht?" Er wendet sich an Marie: "Machst du mir einen Eiskaffee, chérie?" Bevor Marie etwas einwenden kann, ergänzt er: "Merci bien, chérie."

"Was ist mit dir, Chloé?" Henri lehnt sich in die Tür zum Lagerraum und löst den Knoten seiner Schürze. "Aber ich muss dich warnen: Zimt ist gerade aus."

Ich verstehe, was er mir damit sagen will. Und es ist okay. Der Ball liegt in meinem Feld. Ich habe alles zwischen uns kaputt gemacht und deswegen ist es auch an mir, es wieder zu reparieren. Wenn ich das will. Oder wenn ich es überhaupt noch kann.

"Schade", erwidere ich. "Aber ich bin auch gerade nicht durstig."

"Schön, schön", meint Florent, lässt den Rucksack von seiner Schulter rutschen und fläzt sich auf den nächstbesten Stuhl. "Kauknochen, wir müssen reden."

"Worüber?", fragt Henri und verschränkt abwehrend die Arme vor dem Körper.

Florent betrachtet sich in einem Vintage-Spiegel, der zwischen mehreren türkisen Bilderrahmen mit alten Fotografien der Stadt an der Wand hängt, und kämmt sich mit einer Hand durch die kupferroten Haare. "Über deine Verbindung zur Madame."

Zuerst reagiert Henri gar nicht. Seine Miene ist so ausdruckslos wie ein weißes Blatt Papier. Dann wendet er sich, ohne Florent und mich aus den Augen zu lassen, an Marie: "Marie ... warum gehst du nicht kurz vor die Tür und machst einen Spaziergang?"

"Aber der Kaffee ...?"

"Ich kümmere mich um den Kaffee."

Henris Tonfall ist ungewöhnlich scharf.

Marie scheint zu spüren, dass etwas in der Luft liegt. Sie wischt sich die Hände an der Schürze ab und flieht förmlich zur Hintertür hinaus.

Mit einem grimmigen Lächeln deutet Florent auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches. "Setz dich, Henri. Lass uns reden."




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