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Chapitre 64

"Hast du gesehen?" Pierre deutet mit dem Daumen über seine Schulter. "Da ist Henri."

"Natürlich hab ich ihn gesehen", erwidere ich gereizt und versuche, an Pierre vorbeizuspähen, was schon allein wegen seiner Größe gar nicht so einfach ist, und mir noch zusätzlich dadurch erschwert wird, dass er einen Schritt zur Seite macht und mir erneut die Sicht verstellt.

"Was soll das?", beschwere ich mich.

"Das könnte ich dich fragen." Pierre legt den Kopf schief. "Willst du Henri hier eine Szene machen?"

Ich bin empört. "Wie kommst du denn darauf?"

Mit einem schnellen Satz will ich ihm ausweichen, um doch noch einen Blick auf Henri und seine hübsche Begleitung werfen zu können, aber Pierre ist schneller, fasst mich am Arm und zieht mich hinter ein Regal mit Küchenwaagen und -weckern.

"Lass mich los!", zische ich.

Pierre gehorcht und mustert mich spöttisch. Er hat Aknenarben an Kinn und Hals und leuchtend mentholblaue Augen.

"Wer ist das?", entweicht es mir.

"Die Frau?"

"Nein!" Ich deute in die andere Richtung. "Der Typ mit dem Cappy da vorne!" Mein Tonfall verschärft sich. "Natürlich die Frau!"

Pierre lächelt ungerührt weiter.

"Du weißt, wer sie ist", erkenne ich.

"Klar", sagt Pierre nickend. "Und das würdest du auch, wenn du Henri nicht aus dem Weg gehen würdest."

"Ich gehe Henri aus dem Weg, weil ich will, dass er Poussant verlässt und mich vergisst."

Pierre zuckt mit den Schultern. "Warum interessiert dich dann, wer diese Frau ist?"

Ich bin in einer Zwickmühle – und Pierre weiß es.

Mir ist bewusst, dass ich mich kindisch verhalte und kein Recht darauf habe, Henri vorzuschreiben, mit wem er seine Zeit verbringt. Vor allem nicht, nachdem ich ihn vor drei Tagen so unsanft weggestoßen habe. Und normalerweise stört es mich auch nicht, wenn Henri Zeit mit anderen Frauen verbringt. Er hat viele Freundinnen aus dem Studium. Trotzdem ... seine blonde Begleitung beunruhigt mich. Aber das bin ich wohl selbst Schuld.

"Na schön", brumme ich. "Gehen wir und holen die Möbel."

Mit diesen Worten richte ich mich auf und marschiere los. Dabei werfe ich nur einen flüchtigen Blick auf Henri. Er steht noch immer bei den Küchenutensilien. Zusammen mit der Blonden begutachtet er Töpfe und Pfannen. Er sagt etwas. Sie lacht.

Ich will sie in den Hintern beißen.

Aber ich reiße mich zusammen und flüchte ins Möbellager. Dort spüren Pierre und ich den Schreibtisch auf, den ich mir auf dem Rundgang ausgesucht habe. Außerdem kaufe ich noch eine Garderobe, ein Bücherregal, einen Beistelltisch, einen Sessel und eine hohe Stehlampe. Wir haben keine Probleme damit, die schweren Pakete aus dem Regal zu wuchten und auf einen Einkaufswagen zu laden. Das größte Paket klemmt Pierre sich sogar einfach unter den Arm, was uns staunende und neidvolle Blicke der anderen Kunden beschert.

Als wir alles beisammen haben, stößt Louanne zu uns und kippt eine ganze Ladung Kleinscheiß aus einer blauen Plastiktüte in den Einkaufswagen. "Da ist auch was für dich dabei, Chloé", verkündet sie. "Dein Zimmer braucht dringend eine Generalüberholung."

Louanne hat Recht. Nur leider fühlt sich mein Zimmer noch gar nicht wie mein Zimmer an. Ein Teil von mir hat wohl noch nicht begriffen, dass ich jetzt wirklich in Poussant leben werde. Vielleicht nicht für immer, aber für eine ganze Weile. Möglicherweise Jahre oder Jahrzehnte.

Während Louanne und Pierre die restlichen Möbel suchen, lasse ich meinen Blick schweifen und entdecke auf einem Podest zwischen den Regalreihen etwas, das mein Interesse weckt.

Langsam trete ich näher.

Vor mir steht eine Staffelei aus Nadelholz für Kinder. Auf der einen Seite hat sie ein Whiteboard, auf der anderen Seite eine Kreidetafel. Zusätzlich kann sie mit einer Rolle Zeichenpapier bestückt werden.

Ich erinnere mich, dass ich als Kind eine ähnliche Staffelei hatte. Natürlich viel älter und für echte Leinwände, aber ich weiß, dass ich sie geliebt habe. Irgendwann ist sie mir zu klein geworden und ich bin auf ein Erwachsenenmodell umgestiegen. Keine Ahnung, was danach aus ihr geworden ist. Vielleicht haben meine Eltern sie weggeworfen.

"Chloé?"

Ich fahre herum. Irgendwie ist es Henri in dem ganzen Chaos gelungen, sich an mich heranzuschleichen. Hätte er sich nicht einfach davonschleichen können? Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll.

"Henri ... was ... was machst du denn hier?", stammele ich. Dabei wandert mein Blick zwischen Henri und seiner Begleitung hin und her. Die Frau oder eher: das Mädchen – sie kann unmöglich älter als zwanzig sein – lächelt mich an. Sie ist klein und zierlich, hat einen stumpf geschnittenen, kinnlangen und goldblond gefärbten Bob und freche Stirnfransen. Ihre Augenbrauen sind dunkler als ihre Haare, ihre Nase ist kurz und spitz und sie besitzt eine charmante Brigitte-Bardot-Zahnlücke.

"Ich bin hier mit Marie ..." Henri deutet auf seine Begleitung, deren Lächeln daraufhin noch breiter wird. "... um ein paar Kleinigkeiten für das Café einzukaufen."

"Marie ...?"

Henri fährt sich mit der Hand durch die dunkelblonden Haare, die einen Haarschnitt gebrauchen könnten, auch wenn ich es mag, wenn sie etwas länger sind und sich an den Spitzen zu kräuseln anfangen. "Ja, Marie arbeitet für meine Mamie im Café." Er wendet sich an seine Begleitung. "Marie ... das ist Chloé, meine ...?"

Mir ist klar, was Henri hier versucht. Aus reiner Boshaftigkeit verspüre ich den Impuls mit "gute Freundin" zu reagieren. Ich kann ihm ansehen, dass er das von mir erwartet. Und gleichzeitig ist mir klar, dass ich mit dieser Reaktion alle Brücken einreißen würde.

Ich denke an das, was Louanne auf der Fahrt zu mir gesagt hat. Ist mein Verlangen, Henri zu beschützen, wirklich egoistisch? Und selbst wenn nicht, kann ich das alles einfach über seinen Kopf hinweg entscheiden? Mache ich damit nicht genau das, was ich gerne vermeiden würde? Ihn wie ein Kind behandeln? Ihn bevormunden und demütigen?

Wie auch immer, ich habe das Gefühl, dass Henri und ich noch nicht fertig miteinander sind. Wenigstens ein klärendes Gespräch steht uns noch zu. Oder rede ich mir das bloß ein, weil ich noch nicht bereit bin, ihn loszulassen?

"Ich ..." Ich räuspere mich und strecke Marie die Hand hin. "Ich bin Henris Freundin."

Marie nimmt meine Hand und schüttelt sie. "Salut, Chloé." An Henri gewandt, ergänzt sie: "Du hast gar nicht gesagt, dass du eine Freundin hast."

"Es ist gerade ein wenig kompliziert", erwidert Henri.

Sein Gesichtsausdruck bleibt reserviert. Normalerweise kann ich in seiner Miene lesen wie in einem Buch, aber jetzt hat er sich vor mir verschlossen. Offenbar habe ich ihn bei unserem letzten Gespräch wirklich verletzt. Kein Wunder. Immerhin habe ich ihm ins Gesicht gesagt, dass ich ihn betrogen habe. Wer wäre da nicht verletzt?

"Oh, okay", sagt Marie und beißt die Zähne aufeinander. "Das tut mir leid."

Ich kann riechen, dass es ihr nicht leid tut. Kein Stück.

"Und du?", fragt Henri. "Du bist mit Gael und Pierre hier?"

"Mit Pierre, Louanne und Zoé", antworte ich. "Möbel für mein neues Zimmer aussuchen."

Henri nickt. Er trägt eine Jeans und ein hellblaues Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln. Wie immer hat er es zu weit zugeknöpft und ich widerstehe nur mit Mühe dem Impuls, seinen Fehler zu korrigieren.

"Wir ... wir müssen jetzt weiter", sagt Henri. "Meine Mamie wartet auf uns."

"Ja, klar", sage ich.

Doch anstatt zu gehen, deutet Henri mit einem Kopfnicken auf die Staffelei. "Denkst du darüber nach?"

Ich zögere. "Nein", antworte ich schließlich mit einem halbherzigen Achselzucken. "Dafür habe ich jetzt keine Zeit mehr."

"Schade", erwidert Henri.

Ich presse die Lippen zusammen und warte, bis er sich endlich abwendet und davongeht. Sein Zimt-Duft entfernt sich. Die Liebe-und-Geborgenheit-Komponente darin ist nur noch sehr schwach. Ich kann es ihm nicht verübeln.

"Hat mich gefreut, Chloé", flötet Marie und läuft Henri hinterher.

"Hat mich gefreut, Chloé", äfft Louanne, die ganz plötzlich neben mir auftaucht, sie nach.

"Lass es gut sein", murmele ich.

"Unter keinen Umständen", erwidert Louanne. "Ich meine, dieses kleine Miststück hat es auf deinen Freund abgesehen. Das kannst du dir nicht gefallen lassen."

Ich lächle matt. "Sollte ich mich mit Henri versöhnen, hat das ganz sicher nichts mit ihr zu tun."

"Kommt ihr dann?", ruft Pierre, der den Einkaufswagen zur Kasse schiebt.

"Ja, gleich!", schnappt Louanne. "Chloé hat hier eine kleine Krise, falls du's noch nicht gemerkt hast." Sie verdreht die Augen und ergänzt mit gesenkter Stimme: "Toller Gamma ..."

"Wieso willst du unbedingt, dass ich mich mit Henri versöhne?", frage ich.

Louanne ächzt. "Vielleicht, weil ich mehrere Tage mit ihm zusammen verbracht habe." Sie hebt und senkt die Schultern. "Er ist mir eben ans Herz gewachsen, wie ein ... wie ein Hundewelpe."

"Er ist aber kein Hundewelpe."

"Schon klar. Aber ich will ihn trotzdem behalten. Also reißt euch zusammen."

Louanne will sich bei mir unterhaken, aber ich wehre sie ab. "Warte. Wo ist Zoé?"

"Beim Essen. Wo sonst?"

"Ich geh sie holen."

Mit einem entschuldigenden Lächeln mache ich mich Richtung Restaurant davon. Dort finde ich Zoé in den Überresten eines Hotdog-Massakers. Ich scheuche sie zum Ausgang, wo Pierre und Louanne bereits warten. Dann laufe ich nochmal ins Lager, hole eine Staffelei und schleppe sie zur Kasse.


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