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Chapitre 60

Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Vielleicht, dass Henri endlich mal laut wird oder mir die verbale Abreibung verpasst, die ich meiner Meinung nach verdient habe. Aber Henri sagt gar nichts. Nur seine Haltung verändert sich. Er zieht seine Hand zurück und scheint das Gewicht gleichmäßig auf seine Füße zu verteilen. Sein Gesicht ist seltsam unbewegt.

Neben mir kann ich hören, wie Louanne scharf einatmet.

Zoé schlägt entsetzt die Hände vor den Mund.

Pierre und Florent, die sich inzwischen verwandelt haben, beißen die Zähne zusammen und tauschen pikierte Blicke.

"Okay ...", sagt Henri schließlich.

"Okay?", wiederhole ich.

Henri weicht meinem Blick aus. "Was soll ich denn sagen?" Er blickt auf seine Füße. "Ist ja nicht so, als hätte ich nicht gewusst, dass das passieren könnte."

"Das heißt, es ist dir egal?"

"Natürlich nicht." Henri richtet den Blick in den Himmel und blinzelt ins Sonnenlicht. "Aber ... es ist doch sicher nicht mit Absicht passiert."

"Ich weiß es nicht, Henri", erwidere ich. "Bernard ist mein Seelenverwandter. Das Schicksal hat uns füreinander bestimmt und ich weiß nicht, ob ..." Meine Stimme wird heiser. "... ob wir ewig davor davonlaufen können."

"Heißt das, du willst jetzt mit Bernard zusammensein?", fragt Henri.

Ich zögere. Die Frage habe ich mir so explizit noch gar nicht gestellt. Und es macht auch keinen Sinn, Zukunftspläne zu schmieden, solange ich nicht einmal weiß, wo Bernard ist.

"Bernard ist weg."

Henris Blick zuckt zu mir. "Weg?"

"Weg", wiederhole ich, so ruhig wie ich kann.

"Wohin?"

"Keine Ahnung."

"Und wenn er nicht weg wäre?"

"Ich weiß es nicht, Henri."

"Du weißt es nicht?"

Im Hintergrund versucht Gael, die Anderen davon zu überzeugen, ins Haus zu gehen, damit Henri und ich etwas Privatsphäre haben, aber Louanne zeigt ihm den Vogel.

"Nein, ich weiß es nicht", entgegne ich ungeduldig. "Ich hatte nicht vor, mit Bernard zu schlafen, aber es ist passiert. Und es wird vielleicht wieder passieren, wenn er zurückkehrt. Aber das ist es nicht, worauf ich hinauswill."

"Und worauf willst du hinaus?"

"Du musst gehen."

Henri mustert mich verständnislos. "Wieso sagst du das?" Er stottert. "I-ich meine ... wir können das bestimmt irgendwie wieder hinkriegen. Du hast mit Bernard geschlafen. Gut. Das ... das tut weh, aber wenn du es nicht wolltest und es nur wegen eurer Seelenverwandtschaft passier-"

"Bernard hat mich gefickt und ich habe es gemocht."

Die Worte sind raus, bevor ich mich davon abhalten kann.

Henri sieht aus, als hätte ich ihn ins Gesicht geschlagen.

Es bricht mir das Herz, ihn so zu sehen, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, ihn dazu zu bringen, unseren gemeinsamen Traum aufzugeben.

"Tut mir leid, Henri", sage ich. Meine Stimme klingt kalt und irgendwie blechern. "Aber das ist die Wahrheit."

Henri kämpft sichtlich mit seinen Gefühlen, legt den Kopf in den Nacken, blinzelt, stemmt die Hände in die Taille, verschränkt die Arme vor dem Körper, tritt von einem Bein aufs andere. "Dann ... dann ist es das also?"

"Was hast du denn gedacht?", erwidere ich gereizt. "Dass es für immer so weitergeht?" Ich schüttele den Kopf und merke, wie meine eigenen Gefühle – Wut, Frustration und Enttäuschung – die Oberhand gewinnen. "Denkst du ernsthaft, ich könnte meinen Job als Beta machen, wenn ich mir ständig Sorgen darum machen muss, dass du dich wieder mit dem Gamma eines anderen Rudels um Erdnüsse prügelst?"

Henri zuckt unter meinen Worten zusammen wie unter Peitschenhieben.

"Du bist für mich nur eine Belastung und ich kann nicht länger-" Meine Stimme bricht. Mir ist glühend warm und mein Magen verkrampft sich vor Übelkeit. "Ich kann nicht länger deinen Babysitter spielen. Verstehst du das? Für die anderen Wölfe bist du nur ein Snack oder ein Spielzeug. Sie nennen dich Kauknochen. Und wenn ich nur eine Sekunde nicht aufpasse, reißen sie dich in Stücke. Glaubst du, so kann es weitergehen? Ich bin besser dran ohne dich. Und du bist besser dran ohne mich. Hau einfach ab! Geh' zurück nach Marseille! Vielleicht hast du Glück und Lavigne lässt dich am Leben, wenn er erfährt, dass wir nicht länger ... dass wir ... dass ich ..."

Henri sieht zu, wie ich mit meinen Worten kämpfe.

"Zwing mich nicht dazu, es zu sagen", hauche ich.

Henri scheint sich vor mir zu verschließen. Ich kann förmlich sehen, wie er eine mentale Zugbrücke hochzieht, um sich zu schützen. Seine Augen verlieren ihren Glanz und werden matt wie zwei hellbraune Glasmurmeln. "Ich werde nicht gehen, bevor du es gesagt hast."

Ich presse die Lippen aufeinander. Tränen sammeln sich in meinen Augenwinkeln. Mir ist schlecht. Aber ich muss es sagen. Ich muss Henri sagen, dass ich ihn nicht mehr liebe. Auch wenn es nicht stimmt. Doch ich kriege die Worte nicht heraus.

"Also gut", meldet sich Gael zu Wort. "Warum schlaft ihr nicht erst einmal darüber? Ich meine, sowas entscheidet man doch besser nicht zwischen zwei Türen."

Dem Alpha kann ich nicht widersprechen.

"Wenn du Bernard haben willst, kannst du ihn haben, Chloé", höre ich Henri sagen. "Ich will eurer Seelenverwandtschaft nicht im Weg stehen, aber weißt du, was das Schlimme ist ...?"

Ich schüttele den Kopf. Die Tränen brennen in meinen Augen.

"Wenn ich meiner Mutter oder meinen Freunden von dir erzähle, sage ich ihnen immer, dass du meine Seelenverwandte bist. Denn so fühlt es sich für mich an. Und es ist ..." Henri fährt sich mit der Hand über das Gesicht. Seine Stimme bebt. "Es ist hart zu wissen, dass es nicht so ist. Dass es nicht so sein kann." Er wischt sich über die Augen.  "Ich liebe dich, Chloé, aber wenn das für dich nicht genug ist, dann muss ich das akzeptieren."

Wir sehen uns an, doch ich kann seinem Blick kaum eine halbe Sekunde standhalten. Mein Hals ist so fest zusammengeschnürt, dass ich kaum Luft bekomme. Ich liebe Henri. Aber vielleicht ist das wirklich nicht genug.

"Komm, Henri", sagt Louanne, gleitet an Henris Seite und hakt sich bei ihm unter. "Ich fahr dich in die Stadt zu deiner Mamie." Sie klingt überraschend einfühlsam.

Langsam lässt Henri sich über die Wiese zur Frontseite des Hauses führen.

Ich sehe ihm nach. Meine Sicht ist verschwommen. Der Himmel, die Wiesen, Blumen und Bäume sind nur flächige Farbflecken.

"Denkst du nicht, dass du ein bisschen harsch warst?", fragt Gael.

Ich schüttele den Kopf.

Um Bernard müsste ich mir wenigstens keine Sorgen machen, aber Henri ist ein wandelndes Sicherheitsrisiko. Und gerade jetzt, da die schwarzen Wölfe es erneut auf mich abgesehen zu haben scheinen, kann ich es mir nicht leisten, verwundbar zu sein. Ich habe schlicht nicht die Kraft, Gael, Manon, die Welpen und Henri zu beaufsichtigen. Henri muss gehen. Irgendwohin, wo es sicher ist. Es ist, wie mein Vater gesagt hat: Ich muss mich für mein Rudel entscheiden, ganz egal, wie schmerzhaft das für mich persönlich wird.

"Tut mir leid", murmele ich, an Pierre, Florent und Zoé gewandt. "Mir ist jetzt nicht nach feiern."

Ich zwinge mich zu einem kurzen Lächeln, das wohl eher eine verkrampfte Grimasse ist, und fliehe ins Haus. Dort wäre ich beinahe mit Merlin und Didi zusammengestoßen, die Schalen und Teller mit Snacks und Süßigkeiten ins Freie tragen.

Ich entschuldige mich und humpele die Treppe hoch in mein Zimmer, wo ich mich – Gesicht voran – in die Kissen werfe. Am liebsten würde ich weinen, aber die Tränen wollen nicht kommen. Dafür schleicht wenig später Manon herein und hievt sich zu mir ins Bett. Wie meine Mutter früher leckt sie mir die Haare, bis ich mich tatsächlich besser fühle.

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