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Chapitre 35

Ein leiser, von Ekel und Abscheu erfüllter Laut windet sich aus meiner Kehle. Ich will Xavier von mir herunterschieben, aber er ist zu schwer. Mir bleibt nichts anderes übrig, als auf Hilfe zu warten. Zum Glück wandert schon wenige Sekunden später der Lichtpegel einer Taschenlampe über die Kirchenwände und die in Holz und Goldstakkaturen eingefassten Gemälde und Heiligendarstellungen.

"Mademoiselle Lasimonne?" Die Stimme gehört dem Polizisten. "Geht es Ihnen gut?"

"Ja", krächze ich. "Be ... Bernard ist hier irgendwo. Erschießen Sie ihn nicht."

"Ist sonst noch jemand hier?"

"Nein."

Der Lampenschein kommt näher und leuchtet mir schließlich ins Gesicht, sodass ich blinzelnd den Kopf abwenden muss.

"Sind Sie verletzt?"

"Nein ... nicht wirklich."

Ich mache noch einmal den Versuch, Xavier Lavigne wegzudrücken, aber der Wolf scheint sein Gewicht im Tod verdoppelt zu haben. Jedenfalls nehme ich an, dass er tot ist. Er atmet nicht mehr und eine Mischung aus seinem Blut, Knochen und Gehirnmasse sprenkelt meinen Körper. Vermutlich sollte mir jetzt übel werden, aber im Grunde bin ich bloß müde und unglaublich erleichtert, dass es vorbei ist. Trotzdem will ich nicht länger hier liegen bleiben müssen. Unter Xavier und dem metallisch stinkenden Blut, das aus seiner Kopfwunde tröpfelt.

"Hallo ...?", rufe ich. "Können Sie mir helfen?"

Der Polizist kommt näher, in einer Hand die Taschenlampe, in der anderen eine Pistole. "Ich habe Verstärkung angefordert. Sie sollten gleich hier sein."

"Wo ist Bernard?"

Kaum habe ich das gefragt, kann ich ihn auch schon hören. Er humpelt in meine Richtung. Sein schwarzes Fell hebt sich kaum gegen die Finsternis ab, sodass ich zunächst nur seine blauen Augen erkennen kann. Dann löst er sich aus der Dunkelheit, beschnuppert meine Haare und leckt mir mit seiner rauen Zunge quer über das Gesicht. Ich halte still, weil ich weiß, dass er nur seinem Instinkt folgt. Und weil ich froh bin, dass er mir das fremde Blut ableckt.

Währenddessen treffen weitere Polizisten ein. Schon bald ist die Kirche von Lichtern, Stimmen und dem blechernen Knarzen alter Funkgeräte erfüllt. Ich lasse das alles an mir vorbeirauschen. Bernard leckt mich förmlich in Trance. Das mag für Menschenohren anzüglich klingen, aber das ist es nicht. Ganz und gar nicht. Unter Wölfen ist das Lecken – unabhängig von Verletzungen – eher wie ein sanftes Sprechen oder ein liebevolles Betütteln. Eltern lecken ihren Kindern das Fell, Brüder ihren Schwestern und andersherum. Natürlich lecken sich auch Liebende, aber selbst dann hat es eher einen umsorgenden als einen sexuellen Charakter.

Nach einer undefinierbaren Zeitspanne wird Xaviers lebloser Körper von mir heruntergewälzt. Zwei Polizisten helfen mir auf die Beine. Einer von ihnen hüllt mich in seine Jacke. Ich bedanke mich bei ihm und gebe Bernard mit einem nachdrücklichen Nicken zu verstehen, dass alles in Ordnung ist und er diesen Menschen vertrauen kann. Er wirkt nicht begeistert, aber da er am Ende seiner Kräfte ist, fügt er sich in sein Schicksal. Ich kann mich selbst kaum noch aus eigener Kraft auf den Beinen halten. Mein Po ist wund, meine Bisswunde blutet und meine Rippen schmerzen. Jeder Schritt ist eine Tortur. Keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, Xavier die Stirn zu bieten. Meine Sorge um Bernard muss mir jedes Schmerzempfinden genommen haben.

Langsam werde ich von den Polizisten ins Freie hinausgeführt. Inzwischen ist die Sonne aufgegangen. Sie flutet den Himmel mit einem warmen, honiggoldenen Schein und überzieht das Straßenpflaster und die Schindeldächer der umliegenden Häuser mit einem feuchten Schimmer. Alles blinkt und glänzt, als wäre die Welt über Nacht reingewaschen worden.

Ich werde zu einem der herumstehenden Polizeiwagen gebracht und auf die Rückbank verfrachtet. Ohne Handschellen diesmal. Bernard quetscht sich zu mir. Wir kuscheln uns aneinander und lassen die Beamten ihre Arbeit machen.

Nach einer Weile setzt sich der Wagen in Bewegung.

"Wo fahren wir hin?", will ich wissen, aber meine Stimme ist so schwach, dass ich mir nicht sicher bin, ob der Fahrer mich gehört hat.

Gerade, als ich mich räuspern und meine Frage wiederholen will, antwortet er: "Ich bringe Sie an einen sicheren Ort, Mademoiselle Lasimonne."

"Und wo ist das?"

"Die Leroys haben mir ein Versteck genannt. Dort können Sie und Ihr Seelengefährte eine Zeit lang bleiben."

"Aber wir müssen nach ..." Ich atme schwer. Sogar reden ist anstrengend. "... Poussant."

"Der Weg ist zu weit", erwidert der Polizist. "Jedenfalls für heute. Die Leroys sind der Meinung, Sie sollten sich erst einmal ausruhen und wieder zu Kräften kommen."

Ich nicke. Ausruhen klingt gut.

Mein Kopf fällt gegen die Nackenstütze. Die Sonne wärmt mein Gesicht und zeichnet Flecken und Schmierspuren an das Seitenfenster. Bernard kauert sich neben mir auf der Rückbank zusammen. Ich lege eine Hand auf seinen Rücken und fahre mit den Fingern durch sein Fell. Es dauert nicht lange, bis ich eingeschlafen bin. Und nur wenig länger, bis ich träume.

Ich träume von einem abgelegenen Haus mit weißen Mauern und roten Fensterläden, halb überwuchert von Kletterrosen. Dem Dach fehlen ein paar Ziegel und die Luft riecht nach Lavendel, Moder und Morgentau. Ich träume von einem Raum mit mehreren dicken Teppichen auf dem Boden. Dort werden Bernard und ich abgelegt. Im Schlaf habe ich mich verwandelt, wie es vor allem jungen Wölfen passiert. Aber auch in Stressphasen kann so etwas vorkommen. Es kümmert mich nicht. Bernard und ich liegen nebeneinander – Fell an Fell – auf einer Schicht Teppiche, schlafen und träumen. Manchmal wacht er auf und ich kann kurz durch seine Augen blicken. Es ist unheimlich, mir selbst beim Schlafen zuzusehen.

Einmal träume ich, dass wir beide gleichzeitig aufwachen. In Menschengestalt diesmal. Er liegt neben mir und sieht mich direkt an, aber sein Blick ist trübe und vor Schmerz verschleiert. Ich kann seinen Körper an meinem spüren. Seine fiebrige, schweißfeuchte Haut.

Instinktiv ziehe ich ihn zu mir, sodass er fast auf mir liegt. Seine kurzen, drahtigen Locken kitzeln mich am Kinn. Sie fühlen sich fast genauso an wie sein Fell. Es ist das erste Mal, dass mir das auffällt. Fasziniert gleiten meine Finger durch seine Haare, an seinem Nacken hinab zu seinen Schultern. Erneut treffen sich unsere Blicke und ich weiß nicht, warum, aber es entsteht ein Moment. Einer dieser Momente, die man nicht vorhersehen kann, obwohl man weiß, dass sie im Hintergrund gelauert haben. Ich kann nicht beschreiben, was ich fühle oder denke. Alles ist so neblig und unwirklich. Wie das Haus mit den roten Fensterläden. Nur Traumgebilde.

Und ähnlich träumerisch fühlt es sich auch an, als Bernard seinen Körper auf meinen herabsenkt. Seine Hitze springt wie ein unaufhaltsamer Waldbrand auf mich über. Unsere Glieder verschränken sich ineinander. Meine Hände wandern von seinen Schultern über seine Arme, gleiten über alte Narben und frische Kratzer. Ich fühle den rauen Teppich im Rücken, Bernards eine Hand an meiner Wange, die andere an meinem Oberschenkel, seine Hüfte zwischen meinen Beinen. Es ist nur ein Moment, aber er scheint sich zu einer Ewigkeit auszudehnen. Eine Ewigkeit, in der ich mich wie eine Blüte, die jahrelang auf den Frühling gewartet hat, für ihn öffne. Eine Ewigkeit, in der er seine edle Zurückhaltung ablegt und sich nimmt, was ihm – zumindest in den Köpfen mancher Wölfe – gehört.

Sanft streichen seine Fingerspitzen über meine Wange und umkreisen meine Lippen, was ein verheißungsvolles Kribbeln in meinem Unterleib entstehen lässt. Ich verliere zunehmend meine Hemmungen, schlinge die Arme um ihn und hebe ihm meine Hüfte entgegen. Durch diese Bewegung werden meine Brüste gegen seinen Oberkörper gepresst. Bernard drückt mich zurück auf den Teppich und bändigt mich mit einem innigen Kuss. Leidenschaftlich verschmelzen unsere Münder miteinander. Wir sind beide erschöpft und verwundet, aber in diesem kurzen, äonenverschlingenden Moment gibt es keine Müdigkeit und keinen Schmerz, sondern nur den festen Druck unserer Lippen, das spielerische Umkreisen unserer Zungen, die Reibung zwischen unseren Körpern und diese schwelende Hitze, die uns beiden den Schweiß aus den Poren treibt. Und während wir uns ineinander verschlungen auf dem Teppich wälzen, endet der Moment.

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