Twenty-five
S.v. Tommy
Langsam stolzierte ich mit meiner Krücke durch Tessas Wohnung, es war sehr anstrengend wieder zu laufen, aber ich machte gute Fortschritte.
Ich nutzte jede freie Möglichkeit, um zu üben.
Oft ging ich in den Park, dort konnte ich einige Sportgeräte nutzen, die mir halfen mein Bein zu trainieren.
Jacky hatte mich in letzter Zeit zusätzlich extrem unterstützt.
Tessa hatte mir die Goldenretriver Dame vor ein paar Tagen geschenkt, im ersten Moment war ich von der Idee nicht sehr begeistert und das hatte ich ihr auch deutlich gesagt.
Wer sollte sich auch um sie kümmern?
Es war ein Lebewesen, wie sie und ich, welches man nicht mal eben in die Ecke schieben konnte, wenn man mal keine Zeit oder Lust auf sie hatte.
Aber Tessa war der Meinung, dass ausgebildete Hunde etwas Gutes für Menschen, wie mich waren. Ihre Wortwahl war ehrlich gesagt nicht die Beste, somit hatte sie mich verletzt, ich war kein anderer Mensch als sie oder irgendjemand anderes. Ich war immer noch der alte Tommy. Trotzdem war ich froh, dass Jacky ein Teil von uns geworden war.
✺
"Jacky, ich glaube, Tessa kommt!", Jacky wurde hellhörig, sie wackelte wild mit ihrem Schwanz, hechelte und stürmte zur Tür.
Ich vernahm, wie jemand den Schlüssel in den Türknopf steckte.
Ich fragte mich, ob Tessa wohl gemerkt hatte, dass ich den Türknauf repariert hatte.
"Tommy?", Tessa klang etwas besorgt, ich versuchte deshalb so schnell, wie nur möglich ins Wohnzimmer zu gelangen. Leider klappte es nicht so schnell, wie ich es mir erhoffte.
"Oh mein Gott, du läufst!", bei meinem Anblick strahlte Tessa über beide Ohren, was dazu veranlasste, dass ich mit lächeln musste.
"Lang ist es her.", sagte ich, in Gedanken, dass mir das Laufen damals viel leichter fiel.
"Gut, dass ich dieses Mal einen Frühstückstaco mehr mitgenommen habe. Ich wusste, dass du ihn dir verdient hast!", sie hielt eine braune Papiertüte hoch, in der sich wahrscheinlich die Tacos befanden.
"Komm, lass uns rausgehen.", fügte sie hinzu und ich willigte ein, somit gingen wir auf den Balkon.
✺
"Hast du eigentlich den Türknauf repariert?", sprach Tessa mit vollem Mund.
"Ja.", gab ich kurz von mir, ich war viel zu konzentriert auf mein Essen.
"Danke, das ist.. nett von dir.", man merkte, dass sie die richtigen Worte suchen musste und es ihr unangenehm war, sich für etwas zu bedanken.
"Man darf sich übrigens auch als Feministen von einem Mann helfen lassen."
Tessa lebte nach dem Motto 'Selbst ist die Frau', aber ich fand, dass sie trotzdem die Hilfe von mir annehmen konnte, dabei wusste ich natürlich, dass sie es auch selbst gekonnt hätte.
"Du irrst dich, Tommy. Ich komme auch sehr gut alleine zu Recht!", warum hatte ich eine Ahnung, dass unser Gespräch nicht friedlich bleiben würde?
"Vielleicht brauche ich das nicht, wenn dieses Chaos ausbricht, wenn mir ein Mensch zu viel bedeutet und mir helfen möchte.", das Thema nahm eine ganz andere Wendung an.
Was wollte sie damit sagen?
Wie passte es zu dem Thema?
Wollte sie mir damit verdeutlichen, dass ich ihr etwas bedeutete?
Ich gab ein beachtendes Geräusch von mir, wofür Tessa mir den Taco aus der Hand riss.
"Dafür gibt's keine Tacos mehr!", sagte sie mit einem Lächeln.
"Deswegen könnte ich nie ernsthaft mit dir zusammen sein.", sprach ich etwas unüberlegt meinen Gedanken aus.
"Wegen was?"
"Du glaubst nicht an die Liebe, Tessa. Du lässt niemanden in deine Nähe, der dir wirklich gefällt, weil das bedeuten würde, dass du die Kontrolle verlierst und das willst du nicht.", damit hatte ich glaube einen wunden Punkt getroffen.
"Vielleicht ist es einfach nur schlau von mir, nicht die Kontrolle verlieren zu wollen! Du hast keine Ahnung, Tommy.", diskutierte sie mit mir.
"Das stimmt nicht ganz. Mit Kontrollverlusten kenne ich mich ganz gut aus."
"Du? Du wirkst so gelassen.", sie schaute mich durchdringend an.
Sollte ich ihr ein Geheimnis von mir anvertrauen?
Tessa wusste nun mal fast gar nichts von mir, nur grundlegende Sachen, wie zum Beispiel, dass ich eine verkorkste Familie hatte. Aber sonst?
Wenn diese Sache, was auch immer es war, klappen sollte, musste sie mehr von mir erfahren.
"Ich wollte sturzbetrunken einen Supermarkt ausrauben. Dabei war ich unbekleidet, also so völlig.", Tessa brach in Gelächter aus.
Dieses Lachen steckte mich sofort an, damals konnte ich nicht so darüber lachen.
Ich erinnerte mich, wie sauer mein Vater auf mich war.
Es kehrte ein Moment der Ruhe ein, ich fand es bewundernswert, wie wir es immer wieder schafften in kürzester Zeit einen Streit hinter uns zu lassen.
Entweder bedeuteten wir uns zu wenig, damit uns dieser Streit zu nahe gehen konnte oder wir bedeuteten uns so viel, dass wir nicht lange sauer aufeinander sein konnten.
Nur wusste ich selbst nicht, was auf uns zutraf.
"Welcher Spinner lässt die Tapatíosoße liegen?", Tessas Blick schweifte über den Tisch, sie nahm die kleine Soßenverpackung zwischen die Finger und schmiss sie mir entgegen.
Ich erinnerte mich, dass sie scharfe Sachen liebt, dabei schüttelte sich in mir alles.
Als ich fünfzehn Jahre alt war, hatte ich mit meinem Bruder eine Wette, wer die meisten Jalapeños essen konnte.
Nach nicht einmal einer, war mein Kopf rot angelaufen, mein Mund brannte höllisch, es fühlte sich so an als würde mein ganzer Magen wegätzen. Dabei hatte George mich nur ausgelacht und mir ein Glas Milch hingestellt, dieses hatte ich schneller ausgetrunken, als ich gucken konnte.
"Wow. Wie kann man gleichzeitig so sensibel und intolerant sein?", ich warf ihr die Soße wieder zu und Tessa warf mich wieder damit ab.
"Fang bloß nicht damit an!", lachte ich.
"Okay, Kontrollfreak. Bereit etwas auszuprobieren?", fragte sie plötzlich, in ihrer Hand hielt sie einen Becher, sobald erkannte ich, was sich darin befand.
Jalapeños.
Sofort kamen Bilder von meinem fünfzehnjährigen Ich in meinen Kopf geschossen.
"Bin ich.", dafür hätte ich mir am liebsten selbst eine verpasst.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro