Thirty
S.v. Tessa
Der Tag der Anhörung war endlich gekommen, die letzten zwei Wochen konnte ich an nichts anderes mehr denken.
Wie würde das Urteil heißen?
Würde bloß Tommy bestraft werden?
Oder wir beide?
Würde Tommy mich überhaupt ansehen?
Ich hatte nicht einmal die Chance, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Ich hätte gerne gewusst, wie es ihm ging. Aber wie sollte es Tommy schon in dieser Situation ergehen? Wenn ich reflektierte, wie fertig mich das alles machte, wollte ich gar nicht mehr wissen, wie es bloß in ihm aussehen musste.
Tommys Vater, sein Bruder und die Frau von seinem Bruder saßen ganz vorne im Raum.
Er selbst wurde gerade hereingeführt, ich hielt den Atem an, als er sich nach hinten drehte und mir in die Augen schaute.
Hatte er gehofft, dass ich da war?
Mit meinem Mund formte ich ein lautloses Hey.
Tommy blickte zu Boden, danach setzte er sich.
Als ein Mann, ich schätzte, dass es der Richter war, sich nach ganz vorne setzte, standen alle auf.
"Guten Morgen, setzen Sie sich!", alle in diesem Raum setzten sich wieder.
"Heute wird hier eine Anhörung stattfinden, im Fall des Hauptgefreiten Tommy Montgomery.
Hauptgefreiter Montgomery wird des Betruges durch das Eingehen einer Scheinehe beschuldigt, mit dem Ziel Wohngeld und Trennungsentschädigung zu beziehen."
Irgendwann schalteten meine Ohren ab, immerhin wusste ich, warum wir hier saßen.
Selbst als der Richter meinen Namen in den Mund nahm, konnte ich mich nicht auf seine folgenden Worte konzentrieren.
Mein Blick haftete auf Tommy, der sich im nächsten Augenblick zu mir umdrehte.
Seine Augen blitzten nicht auf, so wie sie es sonst taten. Sie waren matt und glanzlos, man sah wie sehr er sich hierfür schämte.
Tommy drehte sich wieder zurück und flüsterte etwas zu seinem Anwalt. Es sah aus, als würden sie diskutieren. Doch ich kannte Tommy, er bestand auf sein Recht und somit gab sein Anwalt auf.
"Hauptgefreiter Montgomery, bekennen Sie sich schuldig?", fragte der Richter.
Meine völlige Aufmerksamkeit war wieder zurück.
Tommys Anwalt stand auf und meinte, dass Tommy etwas zu sagen hätte.
Mein Magen drehte sich um hundertachtzig Grad, am liebsten hätte ich mich übergeben wollen.
Was wollte er ihm bloß sagen?
Ich sah, wie sein Vater und Bruder tuschelten und von Tommys Idee nicht sehr begeistert waren.
Ich hatte nicht viel Ahnung von dieser Rechtssache, aber ich wusste, dass er sich, egal war er jetzt sagen würde, mehr in die Scheiße reiten würde. Jedoch konnte ich ihn nicht davon abhalten.
"Sir, ich habe Miss Hayes genötigt, mich zu heiraten. Sie wusste nicht, dass sie damit Militärrechte verletzt. Ich versicherte ihr, dass das nicht der Fall wäre.", seine Stimme war so kalt, es erschreckte mich fast ihn so zu hören.
Noch mehr erschreckte mich, was er überhaupt von sich gegeben hatte.
Warum log er?
Mir wurde erneut schlecht.
"Ich übernehme die volle Verantwortung und erkläre mich bereit, die vollen Konsequenzen meines Handelns zu tragen."
Mein Körper durchzog eine Gänsehaut.
Geschah das hier wirklich?
Bitte, lass es nur einen bösen Traum gewesen sein.
Jeden Moment würde ich aufwachen.
Bitte.
"Wenn das so ist, bekenne ich Sie hiermit für schuldig.", mein Herz blieb stehen.
Wach auf, Tessa. Wach, verdammt nochmal, auf.
Tommy musste morgen seine sechsmonatige Strafe antreten und wurde mit sofortiger Wirkung aus dem Militär geworfen.
Er schaute zu seinem Vater, sein Gesicht zeigte kein einziges Gefühl.
"Im Anbetracht des Verlaufs dieses Verfahrens, leitet das Gericht den Fall von Miss Hayes nicht an die lokalen Behörden weiter.", das waren die letzten Worte, die der Richter sprach.
Er verließ den Raum, sowie alle anderen.
Mein Herz zerbrach in tausend Teile.
Meine Hoffnungen waren zerplatzt.
*Nächster Tag*
"Hey, Tess. Bist du bereit? Dort draußen wartet eine riesige Menschenmenge auf uns!", Tracee legte ihre Hand auf meine Schulter.
Ich war alles, aber auf keinen Fall bereit.
Mein Blick rutschte wieder auf mein Handy, ich hatte mir das Video angesehen, was Elijah damals von der Hochzeit gemacht hatte.
Es war schon fast peinlich und demütigend.
Mir hätte damals schon klar sein müssen, dass diese Sache zum Scheitern verurteilt wurde.
"Tess, das ist die größte Chance, die wir je bekommen haben. Lass den Typen links liegen, du hast etwas Besseres verdient!"
Tracee wusste alles über die Beziehung zwischen Tommy und mir, nur eben nicht, dass sie fake war. Vor dem Konzert hatte ich ihr es erzählt, aber nur, weil sie gesehen hatte, wie fertig ich war.
Sie war schockiert, konnte mich aber trotzdem irgendwie verstehen.
Ich war froh, dass sie nicht über mich urteilte.
"Du hast recht. Wir rocken das jetzt!", ich wusch mir die Tränen aus dem Gesicht und setzte ein Lächeln auf.
Auf dieses Konzert freute ich mich schon ewig, Tommy durfte mir das jetzt nicht versauen.
Nach dem Celtic Beach Festival wurden sehr viele Menschen auf uns aufmerksam, eine sehr angesagte Band hatte uns daraufhin gefragt, ob wir als Vorband bei ihrem Konzert spielen wollten.
Sowas durfte man nicht ablehnen.
Ich begrüßte das Publikum und setzte mich direkt ans Klavier.
Die Tasten bewegten sich fast von alleine, die Wörter kamen wie Butter über meine Lippen.
"I was fine before you walked right through that door
And now I'm something more than I ever imagined
I was so sure I knew exactly who you were
But you were something more than I ever imagined
In your arms, I'm safe and sound
You turn my world right upside down
But all the hell we've been through had a purpose
Together we are chaos and it's perfect
Always thought those feelings, they were stories not made for me
It's terrifying, but I'm pretty certain it's worth it."
Während ich dieses Lied sang, dachte ich nur an Tommy. Bei jeder Zeile kamen Bilder in meinem Kopf, die mir zeigten, was ich mit ihm hatte.
Was wir alles durchgemacht hatten und was wir füreinander fühlten.
Wir waren schon lange nicht mehr nur ein Scheinehepaar.
Wir hatten echte Gefühle füreinander, auch wenn wir es uns nie eingestanden hatten.
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