Fiveteen
S.v. Tessa
Es waren ein und ein halber Monat, seitdem Abschied vergangen.
Mein Alltag hatte sich schon schnell wieder normalisiert. Außer ein paar Kleinigkeiten, zum Beispiel, dass ich jeden Morgen eine E-Mail von Tommy bekam, ich ab und zu mit ihm facetimen musste und jeden Abend wieder eine Nachricht von ihm bekam.
Doch heute war ich diejenige, die als Erstes eine Botschaft verfasste.
,,Lieber Tommy,
wir haben uns so schnell ineinander verliebt, dass wir gar keine Zeit hatten uns näher kennenzulernen.
Also würde ich dir gerne mehr über mich erzählen."
Ich wusste wirklich kaum etwas über Tommy und er kaum etwas über mich.
Daher dachte ich, dass es Zeit wurde, mehr über uns zu erfahren.
Nur musste ich überlegen, was ich ihm über mich erzählen konnte.
Ich führte ein recht langweiliges Leben, meine einzigen Interessen lagen in der Musik, ich hatte eine mehr oder weniger schöne Kindheit, konnte mich aber trotzdem nicht beklagen. Meine Mutter tat immer alles für mich.
Ich tippte also weiter.
,,Musik ist mein Ein und Alles. Mein Vater lernte mir das Klavier spielen. Er war auch ein Marine, als ich sieben war, ist er gestorben.
Seitdem versuche ich meine Gefühle und Gedanken in Lieder umzuwandeln. Doch noch nie habe ich mich getraut, das zu singen, was ich zu sagen habe. Ich habe Angst, dass die Leute meine Musik nicht mögen und mich verurteilen. Schon absurd, wenn man bedenkt, wie oft Leute mir sagen, wie eigensinnig ich doch sei. Übrigens habe ich gestern eine neue Pumpe für mein Diabetes bekommen, dieses Ding ist mir von nun an heilig!
Liebe Grüße
~Tessa."
Mit einem Klick sendete ich die E-Mail ab.
Etwas mulmig war mir dabei schon, ich hatte ihm soeben vertrauliche Dinge über mich anvertraut.
Ich hatte ihm erzählt, wie wichtig mir die Musik war und, dass ich meinen Vater verloren hatte.
Ein Fakt, den ich doch lieber noch vor ihm verschwiegen, hätte wollen.
Ich legte mein Handy beiseite und wartete auf eine Rückmeldung, die nicht lange auf sich warten ließ.
,,Liebe Tessa,
ich möchte dir gerne auch etwas über mich erzählen.
Ich bin Marine in der dritten Generation.
Nach der Highschool bin ich in falsche Kreise geraten. Ich dachte, wenn ich der Army beitrete, könnte ich etwas gut machen und das Vertrauen meines Vaters zurückgelangen. Ich möchte ein besserer Mensch werden und meinem Land dienen.
Es freut mich riesig, dass die Pumpe hilfreich ist!
Alles Liebe
~ dein Tommy."
Mein Handy blinkte ein weiteres Mal auf. Eine zweite E-Mail von Tommy.
,,Ich würde dir gerne über meine Kindheit erzählen. Mein Bruder, George, ist drei Jahre älter als ich. Wir waren wie beste Freunde. Unser Vater hat uns streng erzogen, vielleicht sind wir heute deswegen so, wie wir nun mal sind. Aber er war nicht immer streng. Es gab drei Tage im Jahr, an denen wir mit im Schlafzimmer, auf dem Boden, übernachten durften. Georges Geburtstag, Weihnachten und an meinem Geburtstag. Diese Tage waren am schönsten, denn an diesen Tagen war meine Familie vereint. Nachdem meine Mutter die Diagnose Krebs bekommen hatte, gab es diese Übernachtungen nicht mehr. Meine Eltern waren kaum noch zuhause. Mein Vater trat aus der Marine aus und unterstützte meine Mutter. Als ich sechzehn Jahre alt war, starb sie. Mein Vater schenkte uns keine Aufmerksamkeit mehr, er verlor sich in sich selbst. Meine rebellischen Jahre fingen an, ich machte nur noch Ärger. Irgendwann schmiss mein Vater mich raus."
Ich fühlte mich unbeholfen, ich wusste nicht, was ich antworten sollte.
Denk nach, Tessa. Das Thema zu wechseln, war für mich die einfachste Lösung.,
,,Mein liebster Ehemann,
wenn du dich entscheiden müsstest, einen Taco abends oder morgens zu essen, was würdest du wählen? Ich wähle ganz klar den Frühstückstaco mit ganz viel scharfer Soße.
Ich habe Michigan noch nie verlassen, aber mein größter Traum ist es, mit meiner Band die Welt zu umreisen.
Wenn ich ein eigenes Haus hätte, würde ich mir ein Hausschwein anschaffen. Lach nicht, Schweine sind süß."
Zwanzig Minuten später bekam ich eine neue Nachricht.
,,Liebste Ehefrau,
nichts ruiniert einen Taco mehr, als scharfe Soße. Das schmeckt doch gar nicht!
Ich würde in jeder großen Stadt einen Marathon laufen, so würde ich die Welt entdecken.
Und ein Hausschwein kommt niemals in unser zuhause!"
Sein letzter Satz brachte mir ein Lächeln ins Gesicht.
Ich hätte mich wirklich über ein kleines Schweinchen gefreut. Aber das letzte Wort wurde darüber definitiv noch nicht gefällt.
Da es bei uns schon relativ spät war, antwortete ich nur noch mit einem 'Gute Nacht'.
Am nächsten Tag stand bei mir nicht viel an.
Ich war arbeiten, schrieb an neuen Liedern, spielte etwas am Klavier und wartete in diesem Moment, dass Tommy mich anrief.
"Hey! Siehst du mich?"
Auf meinem Bildschirm konnte ich Tommy klar und deutlich erkennen.
"Ja, wie geht es dir?", im Smalltalk war ich schon immer eine Niete.
"Ganz gut und dir?", er klang so nervös, wie ich mich fühlte.
"Gut", gab ich knapp von mir.
"Oh, guck mal, hier ist dein bester Freund!"
Tommy drehte sich um und schlug gegen Elijahs Schulter, damit er sich ebenfalls umdrehte.
Wir unterhielten uns, die anderen Marines drehten sich auch um.
"Wie ist es so?", fragte ich interessiert.
"Sandig. Sehr sandig, sogar in der Po Ritze!", typisch Elijah.
Über seine Aussage konnte ich nur lachen.
"Was hast du heute gemacht, Babe?"
Das 'Babe' überraschte mich, aber ich spielte mit.
"... und ich habe einen neuen Song geschrieben, Babe.", es war komisch dieses Wort auszusprechen.
"Spiel uns den Song vor!", Tommy sah mich flehend an, seine Kameraden stimmten mit ein.
"Der Song ist noch nicht fertig, vielleicht in ein paar Tagen!"
"Dann in ein paar Tagen, du weißt, wo du uns findest!"
Ich versprach ihnen, meinen Song wirklich vorzuspielen.
Nachdem wir uns noch eine Weile unterhalten hatten, wurde es für die Marines Zeit wieder an die Arbeit zu gehen.
"Ich liebe dich", sprach Tommy, die magischen drei Worte aus.
"Ich liebe dich auch"
Tommy lächelte und legte auf.
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