Momentaufnahmen
Ihr Atem ging unkontrolliert, noch immer hallte der Schuss von Nathans Pistole in ihrem Kopf wider. Kalter Schweiß bildete sich auf Max's Stirn und ihre Hände wurden feucht, zudem fühlten sich ihre Beine wie Pudding an. Ein Blick auf den blutenden Körper genügte und sie begann zu zittern. Gleichzeitig zwang sich das blasse Mädchen, sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren, denn sie war der Ohnmacht gefährlich nahe.
Tot. Das Mädchen war tot.
Max verglich sich mit anderen Menschen in so einer aussichtslosem Lage. Gewöhnliche Menschen würden sich nun um ihre eigene Sicherheit kümmern und das Geschehene immer und immer wieder vor den Augen führen und sich dabei was wäre wenn... und hätte ich doch nur Situationen vorstellen. „Aber ich bin doch ganz und gar nicht gewöhnlich, so schwer es mir auch fällt, dies zu akzeptieren!", dachte sie verzweifelt. Es gab da nämlich eine Sache, die niemand über Max wusste, auch sie selber wusste es bis vor ein paar Stunden noch nicht. Das Mädchen besaß die Gabe, die Zeit zurück zu drehen und das Geschehene ungeschehen zu machen.
Sie wankte, sollte sie es tun? Konnte sie dadurch das sterbende Mädchen retten? Einen Versuch war es allemal wert. Wie Max die Zeit zurück stellte, ist schwer zu verstehen, doch stellt man sich den Moment als ein Polaroidfoto vor, so verbrennt es, während die Vergangenheit zur Gegenwart wird.
Sie drehte also in ihrem Versteck, hinter der Toilettenkabine die Zeit zurück, die Kugel sprang aus dem Körper des Mädchens zurück in Nathans Pistole, das Blut floss wieder in den Körper hinein, die Wunde verschloss sich und der Streit der beiden fuhr fort.
Jetzt hieß es für Max: Handeln. Sollte sie sich bemerkbar machen, in den Streit eingreifen, sich aber dabei dem Risiko aussetzten, selbst getroffen zu werden? Sie machte nicht den Fehler, Nathans Temperament zu unterschätzen. Rasch verwarf Max die Idee wieder. Wenn man unter Stress und zudem panisch nach einem Ausweg sucht, nimmt man seine Umgebung geschärft war, so betrachtete Max ihr Versteck nun genauer. Neben ihr stand ein Putzwagen, ein Eimer, an der Wand der Feueralarmknopf und auf dem Boden lag bei genauerem Hinsehen ein Hammer. Eine Idee verfestigte sich, simpel aber genial.
Das alles schoss ihr in ein paar Sekunden durch den Kopf, währenddessen schwollen die Stimmen an, der Streit spitzte sich zu. Rasch griff sie nach dem Hammer, bei dem zweiten Anlauf hatte sie ihn, das andere Mädchen hatte hörbar Angst vor der Pistole. Panisch schob Max den Putzwagen weg und rammte erstaunlich flink den Hammer auf den Schalter für Feueralarm.
Das Sicherheitsglas zersplitterte, zum Glück ging genau in dem Moment der Alarmton an, sodass das Klirren unterging. Vorsichtig lugte Max hinter der Kabine hervor, hatte sie es geschafft? Würde sich Nathan von dem Feueralarm aufhalten lassen? Tatsächlich hielt dieser am Abzugsknopf inne, senkte die Pistole und ging an dem eingeschüchterten Mädchen vorbei, nicht ohne ihr einen bitterbösen Blick zuzuwerfen. Erleichtert atmete Max auf, alle Anspannung fiel von ihr ab, sie hatte es geschafft! Auch das andere Mädchen realisierte nun, dass die Gefahr vorbei war, schnell verließ auch sie die Toilette.
Erst da traute sich Max aus ihrem Versteck hervorzutreten. Euphorie durchströmte sie und Gedanken schossen ihr in Sekundenschnelle durch den Kopf, sie hatte ihre neuentdeckte Gabe zum Wohl anderer erfolgreich genutzt. Ideen bildeten sich, konnte Max vielleicht öfter gefährliche Situationen in der Vergangenheit entschärfen? Nun sollte man sich immer noch vor den Augen führen, dass wenn ein falscher Feueralarm ausgelöst wird, es durchaus Konsequenzen für den Täter geben kann. Max wurde sich bewusst, dass man sie schnell verdächtigen könnte, wenn sie sich noch länger im Gebäude aufhalten wurde und da wie sich noch nicht entschieden hatte, ob sie Nathan melden sollte, verließ sie rasch die Toiletten.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro