Kapitel 9
Unsanft wurde Jin durch die offene Tür geschubst, sodass er stolperte und sich gerade noch so fangen konnte. Er stellte sich aufrecht hin und blickte in die überraschten Gesichter weiterer Männer, welche sich in der Hütte befanden.
Die Blicke auf ihm ließen ihn unwohl fühlen. Er trug völlig andere Kleidung als die Anwesenden und hatte keinerlei Möglichkeit sich zu verteidigen. Mit der Taschenlampe konnte er eher wenig anfangen. Höchstens zum Niederschlagen vielleicht.
Jin sah zu wie sein Entführer die Tür hinter sich schloss und dann zu dem Ältesten im Raum ging, um ihm etwas zuzuflüstern. Jin nutzte die Chance und sah sich weiter im Raum um.
Alles war aus Holz und es befand sich außer ein paar Sitzgelegenheiten und einem Holzofen nicht viel mehr hier. Das Feuer war die einzige Lichtquelle, welche aber eine angenehme Atmosphäre schaffte. Trotz allem hatte Jin furchtbare Angst.
Das hier konnte jeder sein. Der Hwang-Clan, der Jun-Clan oder eine andere Gruppe. Er wusste ja nicht, in welcher Zeit er war.
Ein Mann saß oberkörperfrei mit dem Rücken zu ihm am Feuer und schien eine Verletzung an seinem Arm zu haben, da er diesen vorsichtig hielt. Um ihn rum standen zwei Männer, welche im Gegensatz zu dem Verletzten ihren Blick auf Jin gerichtet hatten.
Dazu war noch ein Tisch im Raum, woran noch ein junger Mann und der Älteste im Raum saßen, zu dem sein Entführer gesprochen hatte. Der Mann stand gerade in dem Moment auf, als Jin zu ihm blickte. Ängstlich trat er einen Schritt zurück.
Einen halben Meter entfernt blieb er vor Jin stehen und betrachtete ihn von oben bis unten.
"Wie heißen Sie?", fragte er und sah ihn ernst an. Etwas froh darüber, dass er in keinem alten Dialekt sprach, atmete er auf und versuchte selbstbewusst rüberzukommen.
"Seokjin. Kim Seokjin."
Der Mann ließ seinen Blick erneut nach unten wandern und musterte Jin von oben bis unten. Sofort breitete sich ein unangenehmes Gefühl in Jin aus und er fing an, sich selbst zu umarmen. Auch wenn er noch seinen schwarzen Pulli trug, es fühlte sich an als würde er nackt hier stehen.
"Sie sagen uns jetzt lieber wer Sie wirklich sind und was Sie unten an dem Lager des Jun-Clans gemacht haben." Ernst sah der Mann, welcher anscheinend der Anführer war, Jin an und wartete auf eine Antwort.
Erleichtert atmete Jin auf. Wenn er so über den Jun-Clan sprach dann musste das bedeuten, dass der Hwang-Clan vor ihm stand, also die "Guten". Was jedoch nicht bedeutete, dass er verschont blieb. Sie konnten alles mit ihm anstellen.
Er räusperte sich und entschied sich bei der Wahrheit zu bleiben. Zumindest so halb.
"Ich heiße wirklich Kim Seokjin und ich wusste nicht, dass das der Jun-Clan war. Ich wollte nur nach etwas zu essen fragen." Jin versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen, was ihm allerdings etwas schwer fiel.
Der Anführer schien zu überlegen und nickte dann Jins Entführer zu. Dieser kam zu Jin und löste seine Fesseln. Erleichtert rieb Jin über die roten Stellen und massierte die Haut.
Verwirrt sah er zu den Männern. Durfte er jetzt gehen?
"Solange wir nicht wissen wer Sie wirklich sind, bleiben Sie erstmal bei uns. Sie stehen unter Verdacht ein Spion der Chinesen zu sein. Versuchen Sie zu fliehen werden Sie getötet, haben Sie das verstanden?", fragte der Anführer und sah Jin erwartungsvoll an.
Jin hatte nun furchtbare Angst. Er war nun Gefangener einer offensichtlichen Kämpfer-Gruppe, über die er rein gar nichts wusste. Er ging zwar davon aus, dass es der Hwang-Clan war, doch sicher war er sich immer noch nicht. Und jetzt hielten sie ihn auch noch für einen Spion.
"Ja, ich habe verstanden."
Ernst sah Jin den Mann an, war aber kurz vorm Heulen. Er wollte nichts lieber als nach Hause zu Bohyun und in seine Arme fallen. Nun war er hier und kam keineswegs weg. An Flucht war nicht zu denken, das würden Sie auf jeden Fall mitbekommen.
Jin sah zu wie der Anführer zu dem Mann am Feuer lief. Er legte seine Hand auf die Schulter des Verletzten, worauf dieser leise aufzischte. "Scheint ausgekugelt zu sein. Hobi, Yoongi, ihr übernehmt das."
Jin beobachtete das Geschehen und sah zu, wie die zwei Genannten sich um den jungen Mann versammelten und festhielten. Als er bemerkte, was sie vor hatten, atmete er laut auf und ging auf sie zu.
"Stop, sofort aufhören!"
Alle drehten sich zu ihm und zogen ihre Schwerter und Waffen, um sie auf Jin zu richten. Geschockt hielt dieser inne und bewegte sich keinen Zentimeter weiter. Doch trotzdem hielt ihn das nicht vom Reden ab.
"Wenn Sie es so machen, brechen Sie ihm den Arm."
Ernst sah er zu dem Anführer, welcher kurz überlegen zu schien. Anschließend scheuchte er die zwei Männer mit einer Handbewegung weg und ließ Jin ran. Vorsichtig ging dieser auf den Mann am Feuer zu und beugte sich etwas zu ihm, damit sie auf Augenhöhe waren. Zum ersten Mal sah er ihm ins Gesicht und entdeckte sofort ein paar kleine Narben, welche wohl durch einen Kampf entstanden sein mussten.
"Hallo, ich bin Jin. Darf ich?" Er deutete auf den Arm und bekam ein Nicken von dem jungen Mann. Er wirkte nicht so streng und verkrampft wie die anderen, weshalb Jin sich direkt etwas wohler fühlte.
"Wie heißen Sie?", fragte Jin und nahm seinen Arm ganz vorsichtig in die Hand. Als Kinderarzt wusste er, wie man einen Arm wieder einrenkte.
"Kim Namjoon", antwortete er, was es für Jin tausendmal angenehmer machte ihn zu behandeln. Er mochte diese Vertrautheit bei seinen Patienten, auch wenn es ausschließlich Kinder waren.
"Also Namjoon, ich werde jetzt Ihren Arm wieder einrenken. Dafür müssen Sie ganz still halten." Er machte eine kurze Pause und sah zu den zwei, welche es vorhin bereits versuchen wollten.
"Sie da, halten Sie ihn fest", forderte er seinen Entführer auf und zeigte kurz auf ihn. Daraufhin fing dieser an über die Aufforderung zu lachen und schüttelte seinen Kopf.
"Mach, was er dir gesagt hat."
Auffordernd sah der Anführer Jins Entführer an. Etwas genervt lief dieser mit seinem Kollegen zu Jin und Namjoon und wartete auf Anweisungen.
"Sie halten ihn so fest, dass er seinen Oberkörper nicht bewegt. Aber nicht seinen kaputten Arm."
Die Zwei machten das, was ihnen gesagt wurde. Zufrieden griff Jin wieder vorsichtig nach dem Arm und sah Namjoon an.
"Das wird jetzt weh tun, danach wird es aber viel besser", erklärte Jin und atmete nochmal tief durch.
Erst drehte er seinen Unterarm, um ihn in Richtige Position zu kriegen. Namjoon kniff die Augen zusammen und atmete laut auf. Danach zählte Jin von 3 bis 1 runter und schob den Arm hoch, sodass er ins Gelenk zurücksprang. Namjoon schrie etwas laut auf, war danach aber sofort leise, als er bemerkte, dass der Schmerz weniger wurde.
"Ist es besser?", fragte Jin und hielt den Arm weiterhin fest. "Ja, viel besser", antwortete Namjoon und sah dem Arzt in die Augen. "Danke." Jin nickte nur kurz und sah sich dann um.
"Hat jemand ein Stück Stoff oder einen Gürtel, damit ich seinen Arm stabilisieren kann?", fragte er und bekam nach einem kurzen Moment von einem der Männer ein langes Stück Stoff zugeworfen. Ohne Worte nahm er es entgegen und fing an, es um Namjoons Unterarm und Schulter festzubinden.
"Belasten Sie ihren Arm so wenig wie möglich und lassen Sie ihn für ein paar Tage ruhen. So, wie fühlt sich das an?", fragte Jin nachdem er fertig war und richtete sich wieder auf.
"Viel besser. Danke Ihnen vielmals." Jin nickte erneut nur und sah zu dem Anführer. Dieser schien sogar etwas beeindruckt.
"Gut, dann können wir nun ja endlich aufbrechen." Alle standen auf und nahmen ihre Sachen mit.
Jin sah sie verwirrt an und ging zu dem Anführer. "Wohin gehen wir?"
"Zum Palast. Der König wird dann entscheiden, was mit Ihnen passiert", meinte er nur und griff dann nach seinen Arm, um ihn raus zu führen, wo es bereits stockdunkel war.
"Der König?", fragte Jin und sah ihn fast schon hoffnungsvoll an. Er hoffte mehr zu erfahren und so feststellen zu können, in welcher Zeit er sich befand.
"Ja, König Hwang Minhyun IV. und Herr von dem Land auf dem Sie gerade stehen."
Jin lief ein Schauer über den Rücken und er war wie eingefroren. Seine Vermutung war also korrekt. Es war der Hwang-Clan. Doch zur welchen genauen Zeit? Wenn Minhyun IV. zur Zeit der Herrscher war, konnte das nur eines bedeuten.
Er befand sich im Ende des 17. oder im Anfang des 18. Jahrhunderts. Drei Jahrhunderte früher in der Vergangenheit.
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Hallo ihr Lieben!
Tut mir leid, dass erst jetzt wieder ein Kapitel kam, aber ich hatte Klausurphase und musste danach wieder umziehen, war deshalb ziemlich im Stress und hatte keinen Kopf für Wattpad 🙈 aber jetzt bin ich wieder da und versuche regelmäßig zu liefern!!
Ich hoffe es geht euch gut, Feedback ist erwünscht!
Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Kapitel!
Eure kibumskeys 🤍
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