14 | Grollen
Hi.
Es geht wieder einmal weiter mit den Hungerspielen. Viel Spaß beim Lesen und fühlt euch willkommen, mir ein Feedback zu geben!
Nika Enderson
Wann war ich das letzte Mal an Land gewesen? Diese Frage ging mir immer wieder durch den Kopf, doch es gelang mir nicht, sie zu beantworten. Es fühlte sich so an, als wäre ich seit dem beginn der Spiele stehts mit Wasser in Berührung gewesen. So fühlte es sich zumindest an.
Jon, mein Verbündeter, und ich schwammen nun schon eine ziemlich lange Zeit lang durchs Wasser. Die Insel am Horizont wurde langsam grösser, unser Ziel kam näher.
Das Wetter hatte sich innert weniger Minuten von hell zu dunkel, von bewölkt zu Regen und von Regen zu Gewitter geändert. Grelle Blitze zuckten von Zeit zu Zeit über den Himmel und ich zuckte jedes Mal zusammen und schluckte salziges Meerwasser.
Die Wellen waren mindestens doppelt so hoch, wie sie noch vor einer Stunde gewesen waren. Wie Riesen ragten sie vor uns auf, während sie bedrohlich auf uns zu rollten. Ich versuchte bestmöglich, einfach mit dem Wasser mitzugehen, doch meistens wurde ich unter der Welle begraben und kam erst später wieder hustend an die Wasseroberfläche. Jon schien es nicht anders zu gehen.
Das Wichtigste war wohl, dass wir zusammenblieben. Wenn wir uns verloren, würden wir uns nämlich ganz bestimmt nicht mehr finden. Wir konnten froh sein, dass wir schon so nahe an der Insel dran waren, denn sonst hätten wir wohl nie ein Stück Land gefunden.
Es fehlten nur noch wenige Meter, bis wir das Land erreichten und endlich merkte ich, dass das Wasser seicht genug war, um stehen zu können. Sofort richtete ich mich auf und stapfte durch das tiefe, peitschende Wasser. Der Wind heulte und ich fror augenblicklich, da es kalt war, da ich vollkommen durchnässt war.
Eine große Welle kam unbemerkt von hinten und kaum traf sie auf mich, wurde ich von den Füssen gerissen. Ich schrie auf, dann klatschte ich ins Wasser und mein Kopf war für einen Moment unter Wasser. Zum gefühlt tausendsten Mal bekam ich Wasser in die Augen und schluckte Salzwasser.
Jemand zog mich am Arm aus dem Wasser und als ich aufblickte, war es Jon. Natürlich war es Jon, wer sollte es denn sonst sein?
Die letzten Meter brachten wir ohne weitere Schwierigkeiten hinter uns. Todmüde ließ ich mich in den durchnässten Sand sinken. Ich hustete noch ein letztes bisschen Wasser aus, dann blieb ich erschöpft liegen. Immer noch regnete es wie verrückt, Blitz und Donner waren am Werk.
„Wir müssen weg vom Wasser", keuchte Jon neben mir und sah mich an.
„Ja, mit dem Gewitter könnte es hier zu gefährlich sein", erwiderte ich, doch ich wusste nicht, ob er mich verstanden hatte, denn im selben Moment donnerte es.
Jon erhob sich vom Boden, während ich noch einen Moment lang liegen blieb.
„Nika!", rief Jon, nachdem er sich einmal um die eigene Achse gedreht hatte, „Da vorne ist jemand, wir müssen weg von hier. Ich habe keine Lust jetzt in einen Kampf zu geraten"
Er zog mich am Arm hoch und zerrte mich mit sich. Ich sah über meine Schulter, um den Fremden auch zu sehen. Es war dunkel, doch man konnte die Person, die nicht weit von uns entfernt stand trotzdem erkennen. Und nicht nur das, ich erkannte die Person.
„Jon – warte!", brachte ich hervor und entwand mich seinem Griff.
„Wir müssen weg von hier, wenn wir einen unnötigen Kampf vermeiden wollen", beharrte Jon und wollte mich weiter mitzerren.
„Es ist Raphael", erklärte ich, „Er ist mein Verbündeter"
„Was?", fragte Jon verwirrt, „Du hast einen Verbündeten, bist aber nicht bei ihm?"
„Naja, wir haben uns verbündet, als wir noch im Kapitol waren, doch wir haben uns beim Blutbad verloren"
„Ich bin also nur dein Ersatz-Verbündeter?", fragte Jon.
„Das hast du gesagt", erwiderte ich und drehte mich dann zu Raphael um. Ich hob die Hand und winkte ihm zu, damit er auf uns aufmerksam wurde.
„Nika?", rief Raphael und als er erkannte, dass wirklich ich vor ihm stand, rannte er auf mich zu. Wir fielen uns in die Arme. „Ich bin so froh doch wieder zu sehen"
„Ich auch", sagte ich. „Warst du die ganze Zeit allein unterwegs?"
„Ja"
„Das ist übrigens mein Verbündeter, Jon", stellte ich die beiden vor und deutete mit einer Hand auf Jon.
„Freut mich, die Bekanntschaft zu machen", sagte Raphael. „Ich hoffe es ist ok für dich, wenn ich jetzt auch zum Bündnis gehöre"
„Klar", sagte Jon, „Aber wir sollten jetzt echt von hier verschwinden, sonst passiert etwas und ich bin mir ziemlich sicher, dass es nichts schönes sein würde"
„Am besten suchen wir eine Höhle, dort sind wir vor dem Unwetter geschützt"
Dann machten wir uns auf den Weg. Wir folgten Raphael, da er sich ein wenig auf der Insel auszukennen scheint, da er schon mehr als einen Tag lang hier war. Er führte uns zu einer hohen Felswand, bei der wir bestimmt eine Höhle finden würden. Bitte, es musste einfach eine Höhle geben.
Wieder blitze es und ich musste mir einen Aufschrei verkneifen, da es so lauf gewesen war. „Wie lange noch?", fragte ich.
„Die Höhle ist ganz in der Nähe", sagte Raphael und nahm meine Hand, da er die Angst wohl in meinen Augen sehen konnte.
Doch es dauerte noch mehr als zehn Minuten, bis wir die Höhle in der Dunkelheit vor uns vernehmen konnten. Keine Ahnung wie Raphael den Weg hatte finden können. Hauptsache er hatte die Höhle gefunden.
Als wir noch schätzungsweise zehn Meter von der Höhle entfernt waren, schlug direkt über uns ein Blitz ein. Diesmal konnte ich den Schrei nicht zurückhalten und klammerte mich an Raphaels Hand fest.
Ich hörte lautes Grollen über uns. Erst nach einem Moment des Wartens bemerkte ich, was geschehen war. Die Felsen über uns hatten sich gelöst und nun stürzten sie in unsere Richtung.
„Lauft!", schrie ich, „Lauft in die Höhle oder wir werden alle verschüttet"
Ich rannte so schnell ich konnte, dennoch hatte ich das Gefühl, dass es nicht schnell genug war. Meine Verbündeten rannten neben mir, ebenso panisch wie ich. Die Zeit verging im Schneckentempo, meine Schritte schienen mich kaum vorwärts zu bringen.
Dann schrie neben mir jemand auf und als ich hinsah, war Jon nicht mehr da. Abrupt blieben Raphael und ich stehen und sahen nach hinten. Jon lag reglos am Boden. Ein Stein musste ihn getroffen haben.
Raphael sah zu mir und wir nickten uns zu, da wir beide dasselbe dachten. So schnell wir konnten rannten wir zu unserem Verbündeten, zerrten ihn hoch und schleppten ihn in unserer Mitte zur Höhle. Das Grollen über uns wurde immer lauter, doch dann hatten wir die Höhle erreicht.
Trotzdem gingen wir so weit in die Höhle wie möglich, um vor dem Felssturz sicher zu sein. Ich hob die Arme vor mein Gesicht, als das laute Grollen seinen höchsten Punkt erreichte.
Für die nächste Minute war nichts als lautes Aufeinanderschlagen von Steinen zu hören. Ich wagte mich die Arme zu heben oder die Augen zu öffnen. Ich wartete einfach ab, dass es aufhörte.
Langsam verebbte das Grollen, nur noch kleine Steinchen kullerten zu Boden. Ich sah auf, es war stockdunkel.
„Wir brauchen Licht", brachte ich wispernd hervor.
„Lass mich mal machen", sagte Raphael, dann begann er irgendetwas zu werkeln, das ich nicht sehen konnte.
Etwas später brannte ein kleines Feuer, das er, wie ich nun sehen konnte, aus einem unserer drei Rucksäcke gemacht hatte. Um die Flammen zu erzeugen, hat er zwei Feuersteine verwendet, die er wohl auf der Insel gefunden haben musste.
Kaum hatte es Licht, gingen wir beide zu Jon. Ich tastete mit meinen Fingern nach seinem Hals und atmete erleichtert auf, als ich einen regelmäßigen Puls spürte.
„Er ist nur ohnmächtig", sagte ich, „Und wahrscheinlich hat er eine Gehirnerschütterung, aber sonst geht es ihm gut"
„Sieht so aus, als würden wir hier wohl etwas länger bleiben", stellte Raphael nach einer Weile fest, sein Blick auf den versperrten Eingang gerichtet.
„Sieht ganz so aus", stimmte ich zu, „Aber wenigstens sind wir vor dem Unwetter in Sicherheit"
Heute ist mal keiner gestorben. Wie fandet ihr das Kapitel?
Und noch eine kleine Information. Ich habe mich vor ein paar Tagen oder so auf Storyban angemeldet. Schaut doch mal vorbei! Aber keine Angst, ich werde hier auf Wattpad aktiv bleiben.
Bye, emmi
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