13 || Sandsturm
So, ihr wisst alle schon was kommt - zumindest wenn ihr meine Nachricht gelesen habt. Der Sandsturm!!!
Und gerade ist mir aufgefallen, dass dies das 13. Kapitel ist. Da passt ein großes Ereignis, das alle betrifft, ganz gut dazu.
Anlässlich der Zahl 13 könnt ihr also wieder mit einem oder mehreren Toden rechnen...
Der Sturm wird sich wahrscheinlich über mehrere Kapitel ziehen, da ich versuchen werde, aus der Sicht möglichst vieler Charaktere zu schreiben.
Möge das Glück stehts mit euch sein!!!
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Tag 6 - Ein stürmischer Tag
Lea Lennox
In einer Kolonne stapften wir durch den heißen Sand. Anna, meine Freundin aus meinem Distrikt, lief vor mir und ich starrte ihren Rücken an. Den Anblick der unendlichen Wüste konnte ich nicht mehr ertragen.
Keiner sagte ein Wort, es herrschte eine unangenehme Stille. Nur das Rauschen des Windes war zu hören. Etliche Sandkörner wehten in mein Gesicht, es fühlte sich an wie Nadelstiche.
Nach einer Weile spürte ich deutlich, wie der Wind stärker wurde. Von allen Seiten schien er zu kommen und erschwerte unseren sowieso schon mühsamen Weg.
«Der Wind wird stärker», schrie Anna durch das Laute Gebrüll des Windes.
«Ja, wir brauchen Deckung», rief Collin uns von ganz vorne zu.
Ich hustete und strich mir den Sand von den Lippen und aus den Augen. Mein Mund war voller Sand. Ich beschloss nicht zu sprechen, um nicht noch mehr Sand im Hals zu haben.
Ich wühlte einen meiner Wurfsterne aus meinem Rucksack und schnitt mit ihm ein Streifen meines Oberteils ab. Mit wenigen Handgriffen hatte ich ihn um meinen Hals geschlungen und über die Nase gezogen.
Ich reichte den Wurfstern an Anna weiter und erklärte ihr mit einer Handbewegung, dass sie es mir gleichtun sollte. Sofort tat sie, was ich ihr geraten hatte. Kurz darauf trugen auch Collin und Samuel einen Mundschutz. Es war gleich viel angenehmer, obwohl der starke Wind mich mittlerweile von den Füssen zu reißen drohte.
«Gehen wir weiter?», schrie Anna über das Rauschen des Windes hinweg.
«Ja, wir brauchen einen Unterschlupf», sagte Collin. Es fiel mir schwer, ich überhaupt zu verstehen und sehen konnte ich ihn auch kaum, obwohl er nur knapp fünf Meter von mir entfernt stand.
Der Sand wurde immer dichter, während wir weiter gingen. Wie eine Wand baute er sich vor uns auf.
«Wo sind Collin und Samuel?», fragte Anna, die vor mir ging, mich.
Ich schaute mich um, aber von den beiden war keine Spur zu sehen. Jetzt kam Panik in mir hoch. Obwohl ich Collin und vor allem Samuel kaum kannte, machte ich mir Sorgen um ihr Wohlbefinden.
Hoffentlich haben sie noch einander, dachte ich. Allein wären sie aufgeflogen. Instinktiv griff ich nach Annas Hand, bevor ich sie auch noch verlor.
«Wir müssen sie suchen», stellte Anna fest und schirmte ihre Augen mit der Hand ab.
«Das bringt nichts, wir würden sie nicht finden», antwortete ich.
«Wir brauchen Schutz vor dem Sandsturm», sagte Anna, «am besten nehmen wir deinen Schlafsack als Schutz»
«Gute Idee», entgegnete ich und kramte meinen Schlafsack aus dem Rucksack hervor. Wir legten den Schlafsack über uns – zum Glück war er groß genug für uns beide.
Kaum hatten wir das getan, wurde es ruhiger, die Geräusche des Sandsturms drangen in den Hintergrund. Der Schlafsack bildete ein Zelt-ähnliches Gebilde, das uns vor Sand und Sturm schützte. Jetzt mussten wirnur noch hoffen, dass der Sturm schnell vorüber ging, denn sonst würden wirkomplett verschüttet werden.
Idana Walker
«Der Wind wird immer stärker», stellte Esko mit besorgter Miene fest.
«Wahrscheinlich wird es ein Sturm geben», vermutete ich und Esko nickte bestätigend.
Die Sandkörner wirbelten durch die Luft und versperrten einem die Sicht. Meine Augen schienen voller Sand zu sein, deshalb band ich mir schnell ein Tuch um.
«Lycus, zieh dir auch ein Tuch über die Nase», sagte ich in die Richtung meines jüngeren Bruders. Zum Glück tat er was ich sagte und stellte meine Anweisung nicht in Frage, so wie er es meistens tat.
«Wir sollten in das Füllhorn gehen, dort haben wir Schutz», schrie Esko durch das Sandgestöber und setzte sich dann in Bewegung. Seine Freundin Livia zog er mit sich.
Die anderen – Lia, Emilia, Sierra und mein Bruder – folgten Esko und Livia und ich schloss mich ihnen an, da es mir hier draussen langsam zu gefährlich wurde. Vorher hatte ich eine Palme oder etwas ähnliches durch die Luft wirbeln sehen. Wenn man davon getroffen wurde, würde es nicht gut für einen ausgehen.
Wahrscheinlich würde man in Ohnmacht fallen und dann vom Sand verschüttet werden.
Zu siebt sassen wir in der steinernen Ruine. Die Wände boten zwar Schutz vor dem Unwetter, aber durch die etlichen Löcher in den Wänden drang massenweise Sand ins Innere des Füllhorns.
Esko erhob sich vom Boden, wo er einige Minuten lang gesessen hatte, und machte sie an unseren Vorräten zu schaffen.
«Wir müssen die Öffnungen verrammeln», sagte er und hob zwei Rucksäcke an.
Ich erhob mich und packte mit an. Stück für Stück nahm ich mir Schlafsäcke, Rucksäcke und Holzkisten, um die Eingänge zu verrammeln.
Auch die anderen aus unserer Gruppe halfen mit. Es war still, keiner sprach. Wir alle waren angespannt und Lia und Sienna waren wohl mit ihren Gedanken immer noch bei Flynn.
Nach einer Zeit waren keine Vorräte mehr übrig, um die übrigen Lücken zu verdecken. Es waren noch beunruhigend viele Lücken und auch bei den verrammelten Stellen kam noch Sand ins Innere.
Ich setzte mich wieder hin und schaute mich im Raum um. Der Boden war mit einer Sandschicht überdeckt, die Wand war uneben und teilweise schmutzig. Die sechs Leute, mit denen ich hier sass, sassen still und rührten sich nicht, Livia starrte ins Leere.
Der Wind pfiff draussen und die Geräusche suchten sich ihren Weg durch die Löcher ins Innere. Es klang fast schon wie ein Lied. Früher hatte ich oft getanzt und die Geräusche des Windes erinnerten mich daran und lösten in mir den Drang auf, aufzustehen und drauf loszutanzen. Aber ich hielt mich zurück, in der momentanen Situation wäre es nicht angebracht gewesen.
Plötzlich merkte ich, wie der Wind stärker wurde. Er schien regelrecht an dem Gemäuer des Füllhorns zu rütteln. Dann kam plötzlich Sand von überall. Aus jeder Öffnung in dem Füllhorn kam Sand und füllte das Füllhorn Stück für Stück.
«Was ist das?», fragte Emilia alarmiert und schaute sich ängstlich um.
«Wir müssen nach oben», sagte Lia. Keiner hatte etwas einzuwenden, da keiner Lust darauf hatte eingeschüttet zu werden. Und das würde eindeutig passieren, wenn sie nicht von hier verschwinden würden.
Hintereinander hasteten sie durch den kniehohen Sand zur Treppe. Ich erreichte die Treppe noch rechtzeitig, aber Emilia blieb regelrecht im Sand stecken, unfähig die Treppe zu erreichen. Zum Glück war Lia da und zog ihre Schwester aus dem Sand.
Ich atmete erleichtert auf als ich den ersten Stock erreicht hatte. Fürs Erste war ich in Sicherheit.
Doch die Ruhe sollte nicht lange anhalten, denn schon bald erreichte der Sand unsere Etage und wir mussten weiter in den nächsten und letzten Stock.
Im obersten Stockwerk angekommen wussten wir, dass wir nicht aufatmen konnten, denn der Sand stieg immer weiter und schon bald würde er uns erneut erreicht haben. Ich blickte die Treppe hinab, sie war kaum noch zu sehen, da sie vollkommen von Sand bedeckt war.
«Mist!», fluchte ich und schaute mich nach einem Ausweg um. Ich wollte auf keinen Fall in einem Raum, der bis zum Rang mit Sand gefüllt war, eingesperrt sein.
Erst jetzt bemerkte ich, dass wir einen grossen Fehler gemacht hatten. Nach unten konnten wir nicht, die Treppe war zugeschüttet. Nach draussen konnten wir auch nicht, da die letzte Öffnung gerade zugeschüttet wurde. Und der einzige Ausweg war das Loch in der Decke, durch das gerade haufenweise Sand ins Innere lehrte.
Ich hob die Arme über den Kopf, um nicht den ganzen Sand abzubekommen. Ich war zu klein, um zur Decke zu kommen, also musste ich versuche so zu sagen auf dem Sand zu treiben und so das obere Ende zu erreichen.
Schon kurz darauf war fast der vollständige Raum mit Sand gefüllt. Ich stand auf Zehenspitzen, um meine Nase noch über dem Sand zu halten und atmen zu können. Aber dann war der Sand zu hoch gestiegen und ich war vollkommen von Sand umgeben.
Zum Glück hatte ich mir das Tuch umgebunden, denn so konnte kein Sand in meine Atemwege gelangen. Ich bekam sowieso kaum Luft, mit Sand im Rachen wäre ich wahrscheinlich erstickt.
Fieberhaft überlegte ich, was ich tun konnte, denn lange würde ich nicht mehr genug Luft bekommen.
Ich beschloss, einfach das zu tun, was mir als erstes einfiel. Die Luft war mir schon fast ausgegangen, als ich mich mit aller Kraft vom Boden abstiess. Ich glitt ein Stück durch den Sand, der ohne Licht ganz dunkel zu sein schien, aber die Oberfläche erreichte ich nicht.
Mit den Armen ruderte ich mit aller Kraft und kämpfte mich so an die frische Luft, die ich erleichtert einatmete. Meine Arme fühlten sich an wie Wackelpudding, als ich endlich wieder auf festem Boden lag. Der Sand hatte zum Glück aufgehört weiter zu steigen.
Erst nach einem Moment, in dem ich vor Erschöpfung nicht fähig war mich zu bewegen, fielen mir die anderen ein. Keiner von ihnen war bisher hier oben aufgetaucht.
Schnell beugte ich mich zum Sand hinab und wühle mit meinen Händen im Sand. Zuerst stiess ich auf ein paar Hände, die sich wild bewegten. Als ich die Person mit aller Kraft aus dem Sand zerrte, erkannte ich Lia.
Lia hustete und spuckte Sand auf den Boden. Ich machte weiter, während sie sich erholte. Sie hatte kein Tuch getragen, deshalb war ihr das Atmen noch schwerer gefallen als mir.
Ich musste mich beeilen. Noch fünf Leute stecken im Sand, einer davon war mein Bruder. Der Gedanke, dass er sterben könnte, brachte mich dazu noch schneller zu graben.
Als Nächstes fand ich Esko. Zusammen mit Lia zog ich ihn aus dem Sand.
Weiter ging es, aber es schien, als wären die vier anderen verschwunden.
»Was, wenn wir sie nicht finden?«, fragte Lia gestresst, »ich war schon kurz vor dem ersticken und ich bin schon eine Weile nicht mehr im Sand«
»Wir werden sie finden«, trichterte Esko ihr ein, aber ich war mir da nicht so sicher.
Dann, endlich, stiessen wir auf eine weitere Hand. Sofort buddelten wir noch schneller. Ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich Lycus erkannte.
Doch meine Freude verflog so schnell wieder wie sie gekommen war, als er sich nicht rührte.
»Nein, nein, nein!«, flehte ich und rüttelte an seinem Körper. Ich beugte mich zu ihm hinab und lauschte, aber ich konnte keinen Herzschlag hören. Verdammt.
Ich schlug einmal fest auf seine Brust und promt begann er zu husten. Schnell riss ich ihm das Tuch vom Mund und schloss ihn in meine Arme.
»Gott sei Dank!«, entfiel es mir. Aber ich hatte nicht lange Zeit froh zu sein, da noch immer drei Leute im Sand gefangen waren.
Lia und Esko waren schon wieder am Graben und ich wandte mich nun auch wieder ihnen zu, denn die Zeit wurde immer knapper. Konnten die drei überhaupt noch am Leben sein? Sie hatten alle kein Tuch getragen, so weit ich mich erinnern konnte und Lycus' Herz war schon stehen geblieben, obwohl er eines getragen hatte.
Wir alle stiessen erleichtert die Luft aus, als wir erneut auf jemanden trafen, Emilia. Und als wir sie aus dem Sand geholt hatten, waren wir abermals erleichtert, da sie atmete.
Ein Knall liess unsere vorübergehende Erleichterung mit einen Schlag verschwinden, denn wir wussten, dass Sienna oder Livia gerade erstickt war.
»Wir müssen sie finden«, drängte Esko und legte noch mehr Elan in das Graben. Aber wir blieben erfolglos, wir fanden keinen der Anderen und als der zweite Schuss fiel, gaben wir auch die letzte Hoffnung auf.
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So, das war es für den Moment. Schreibt eure Meinung zu dem Kapitel gerne in die Kommentare.
Wer stirbt wohl im nächsten Kapitel? Wenn tatsächlich jemand stirbt...
Also dann, emmicl123!
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