
12 || Feuer
So, es kommt endlich das nächste Kapitel. Sorry, dass es diesmal etwas länger gedauert hat...
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Idana Walker
Wie eine undurchdringbare Wand erhoben die Flammen sich vor mir. Ich konnte kaum erkennen, was sich dahinter abspielte. Auch Esko konnte ich nicht sehen, obwohl ich wusste, dass er sich hinter dem Feuer befand.
Verdammt, dachte ich und raufte mir die Haare. Ich muss etwas tun, um ihm zu helfen. Sonst wird er bei lebendigem Leib verbrennen.
Ich hörte meinen wilden Herzschlag, das Blut, das in meinen Ohren rauschte. Fieberhaft überlegte ich, während ich hektisch auf und ab ging. Es musste doch eine Möglichkeit geben, das musste es einfach.
«Bumm!» Ich zuckte unmerklich zusammen und verharrte in meiner Position. Mein Herz setzte für einen Schlag aus, ich war unfähig mich zu rühren.
Nein, nein, nein, trichterte ich mir ein und zwang mich dazu, aus meiner Starre zu erwachen. Egal wie schwer es mir fiel, ich musste jetzt optimistisch denken. Ich musste daran festhalten, dass Esko noch am Leben war. Und ich musste ihm schleunigst da raushelfen.
Ich wandte mich dem Feuer zu, strengte meine Augen so fest an wie möglich. Ich unterdrückte den Drang zu blinzeln, auch wenn der Rauch in meinen Augen brannte. Flammen züngelten vor mir, langsam wanderten sie in meine Richtung.
«Esko!», rief ich über das Knistern der Flammen hinweg, «Esko!» Es kam keine Antwort, aber ich fixierte weiterhin die Flammen. Und dann sah ich ihn. Am Boden zusammengekauert saß eine dunkle Gestalt. Es war eindeutig Esko, das konnte ich an den hellen Haaren unverkennbar feststellen.
Ein Stein fiel mir vom Herz, aber ich hatte noch keinen Grund erleichtert zu sein, denn die Gefahr war noch nicht vorüber. Er war noch immer von Flammen umzingelt.
Wasser, dachte ich, es kann Feuer löschen oder zumindest aufhalten. Ich nahm mir den Rucksack vom Rücken und holte die zwei Wasserflaschen hervor, die sich darin befanden.
«Esko!», schrie ich so laut wie möglich und er wandte mir tatsächlich den Blick zu und erhob sich. «Hier ist Wasser. Verhülle dich mit deiner Jacke und kippe es über dich. Dann springst du durch die Flammen»
«Aber ich werde verbrennen!», schrie er panisch zurück.
«Wenn du es nicht einmal versucht, wirst du auf jeden Fall verbrennen. So hast du mindestens eine Chance»
Unentschieden blickte Esko durch die Flammen in meine Richtung. Er zögerte, wusste nicht, ob es funktionieren würde.
«Du musst es versuchen, jetzt. Bevor das Feuer sich weiter verbreitet», rief ich flehend und warf im selben Moment die Flaschen zu ihm. Er fing sie geschickt auf.
Einen Moment zögerte er noch, aber dann verhüllte er sich vollständig mit seiner Jacke, band sich ein Tuch vor den Mund und kippte den Inhalt beider Flaschen über sich. Er schluckte schwer, aber dann kniff er die Augen zusammen und sprang auf die Flammen zu.
Ich beobachtete, wie er durch das Feuer flog, direkt in meine Richtung. Dann landete er neben mir und rollte sich am Boden ab. Mit meinen Jackenärmeln klopfte ich das Feuer, das sich an seiner Jacke entzündet hatte, aus.
Erleichtert streckte ich ihm die Hand entgegen und half ihm hoch. Er hustete und schwere Verbrennungen überzogen seine Haut. Aber dafür, dass er gerade durch Feuer gegangen war, schien es ihm mehr oder weniger gut zu gehen.
Ich stützte ihn, da er auch an seinen Beinen schwere Verbrennungen zu haben schien. Schnellstmöglich machten wir, dass wir von dem Feuer wegkamen. Zum Glück stürzten keine weiteren Feuerbälle mehr vom Himmel.
Wir waren sowas von aufgeschmissen. Alle Vorräte aus dem Füllhorn waren verbrannt, das Wasser, das ich bei mir hatte, war für Eskos Rettung draufgegangen und etwas zu Essen besaßen wir auch nicht. Ich hatte nur noch eine meiner Äxte.
Esko White
Jeder Schritt schmerzte, während ich neben Idana durch die Wüste lief. Trotz des Wassers, das ich über mich gekippt hatte, war ich von den Flammen des Feuers verbrannt worden. Viele Verbrennungen überzogen meine Haut, der Stoff meiner Kleidung war an einigen Stellen mit meiner Haut verschmolzen.
Aber ich war heil davongekommen. Mehr oder weniger. Ich bin durch Feuer gegangen. Dafür sind meine Wunden beinahe schon harmlos. Schliesslich konnte ich aufrecht gehen und die Schmerzen einfach überspielen.
«Danke», sagte ich auf einmal und wandte den Kopf in Idanas Richtung. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen.
«Wofür?», fragte sie, nachdem sie zu mir herumgefahren war. Sie strich sich eine blonde Haarsträne hinters Ohr.
«Du hast mein Leben gerettet», erklärte ich mit einem Grinsen im Gesicht.
«Du bist ohne meine Hilfe durch das Feuer gesprungen», entgegnete sie und richtete den Blick für einen Moment in die Ferne.
«Ja, aber ohne dich hätte ich mehr als nur die Verbrennungen davongetragen», sagte ich, «vielleicht wäre ich nicht einmal heil da rausgekommen»
Ich wandte meinen Blick in ihre Richtung. Sie zuckte mit den Schultern.
«Außerdem hast du mir das Wasser zugeworfen und bist überhaupt auf die Idee gekommen»
«Schon gut», erwiderte sie, «wir sind schliesslich Verbündete. Und Verbündete helfen sich gegenseitig»
«Nicht jeder würde so handeln. Schliesslich sind nur noch drei Tribute im Rennen. Wenn du mich hättest sterben lassen, wärst du dem Sieg jetzt schon einen Schritt näher»
Eine Windböe zog auf und löste den Sand vom Boden. Die Körner wirbelten durcheinander, bis der Luftzug nachließ und die Schwerkraft sie wieder zu Boden zwang.
«Hast du irgendwas vom Füllhorn mitnehmen können?», fragte ich.
«Nur meine Axt», antwortete Idana, «Wieso meinst du?»
«Früher oder später wird es zum Kampf kommen», entgegnete ich, «Mit Waffen stehen unsere Chancen besser»
«Hast du denn eine?»
«Eines meiner Messer», sagte ich und zog es hervor.
Idana blieb stehen und hob die Hand über die Augen. Ihr Blick fixierte etwas in einiger Entfernung, das ich nicht zuordnen konnte.
«Da ist Collin!», rief sie und machte Anstalten zu flüchten.
Ich hielt sie am Arm fest. «Stopp!», sagte ich und drehte sie in meine Richtung, sodass sie mir in die Augen sah.
«Was ist?», fragte sie stutzig und versuchte sich aus meinem Griff zu lösen.
«Wir sollten kämpfen», sagte ich, «die Spielmacher wollen es so und früher oder später wird es eh so weit sein»
Idana hob ihren Blick und sah mich nun direkt an. Zögern lag in ihren grünen Augen.
«Wir können die Spiele hier und jetzt beenden», erklärte ich, «Wir sollten es tun. Es bringt nichts vor etwas fortzulaufen, wovon man genau weiß, dass es schneller ist. Früher oder später wird es uns einholen, früher oder später werden wir kämpfen müssen»
«Noch nicht jetzt», hauchte sie, «Wir können es noch herauszögern»
Ich schüttelte ganz sanft den Kopf und legte eine Hand auf Idanas Schulter.
«Und was, wenn wir ihn umgebracht haben? Was, wenn nur noch wir beide übrig sind?», fragte sie vorwurfsvoll.
«Ich weiß es nicht», gab ich wahrheitsgemäß zurück.
Idanas Augen füllten sich mit Tränen und sie blickte mir traurig in die Augen. Ihre Unterlippe bebte und sie zögerte.
«Ist das jetzt das Ende?», fragte sie.
«Scheint so», erwiderte ich und nahm ihre Hand in meine. Ich tat den ersten Schritt in Collins Richtung und sie folgte mir mit leichtem Zögern. Auch ich fürchtete mich vor dem, was folgen würde, aber ich wusste genau, dass ich es nicht würde verhindern können.
Es würde einen Kampf zwischen uns geben und zwei von uns würden sterben. Der Dritte würde die Hungerspiele gewinnen und nach Hause zurückkehren.
Schritt für Schritt gingen wir in Collins Richtung. Wir zögerten nicht mehr, taten einfach einen Schritt nach dem anderen, obwohl unser Weg uns in den Tod führen könnte.
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