10 || Grollen
So, es geht wieder einmal weiter.
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Collin Grace
Ich saß allein in einer Höhle, die Arme um meine Beine geschlungen, den Kopf auf meinen Knien abgelegt.
Schon länger saß ich nun hier. Nach dem Kampf im Füllhorn war ich geflüchtet, bis in das Gebirge. Und hier hatte ich eine Höhle gefunden, in der ich mich nun verkroch. Ich fühlte mich total allein, hilflos, aber die Höhle gab mir das Gefühl wenigstens ein wenig Schutz zu haben.
Nach einer Zeit erhob ich mich, da mir der Gedanke gekommen ist, dass mich jemand verfolgt haben könnte. Oder die Spielmacher eine Mutation auf mich angesetzt haben.
Ich folgte schätzungsweise zehn Meter dem dunklen Gang, ging um eine Biegung, dann trat ich ins Sonnenlicht. Im Inneren der Höhle war es angenehm kühl gewesen, aber nun brannte die Sonne wieder erbarmungslos auf mich nieder. Wahrscheinlich war mein Gesicht rot vom Sonnenbrand, den ich mir in den letzten Tagen zugezogen haben musste. Auch die Haut auf meinen Schultern war verbrannt.
Ich hob die Hand über die Augen und ließ meinen Blick durch die Gegend schweifen. Auf der einen Seite ging es noch weiter hoch auf das Gebirge, auf der anderen Seite erstreckte sich die Wüste vor mir. Wenn ich die Augen etwas zusammenkniff, konnte ich sogar das Füllhorn sehen. Zum Glück war keine Menschenseele zu sehen, was natürlich nicht bedeuten musste, dass da niemand war.
Ich ging wieder zurück in die kühle Höhle. Ich ließ mich zu Boden sinken und lehnte an die Wand. Ein leichter Schauer lief mir über den Rücken, da der massive Stein kühl war.
Hätte ich Lea retten können?
Die Frage schoss mir auf einmal durch den Kopf. Was, wenn ich ihr Leben hätte retten können? Wenn ich nicht gezögert hätte Esko und Idana umzubringen, wäre Lea dann vielleicht noch am Leben? Wäre ich dann noch am Leben?
Egal wie sehr ich nachdachte, ich fand keine Antwort und ich würde auch niemals eine bekommen. Ich konnte nicht ändern was passiert war und ebenso wenig konnte ich wissen, was passiert wäre. Und es hatte keinen Sinn sich den Kopf darüber zu zerbrechen.
Ein leichtes Grollen riss mich aus meinen Gedanken. Nur zwei Sekunden später stand ich auf den Füssen und schaute mich um. Ich sah nichts als Dunkelheit. Nur von der einen Seite schien ein leichtes Licht zu mir, der Ausgang.
Erneut grollte es und jetzt erzitterte auch der Boden unter meinen Füssen. Als ich mit meiner Hand die Wand berührte, nahm ich ein Vibrieren wahr, die Wand bebte, alles bebte.
Ein Erdbeben, schoss es mir durch den Kopf und ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass ich richtig lag. Ich muss aus dieser Höhle, weg von diesem Gebirge.
So schnell ich konnte rannte ich aus der Höhle. Der Boden vibrierte immer wie fester, während ich abwärts rannte, um das Gebirge zu verlassen. Steine könnten sich lösen und mich unter sich begraben. In der Wüste hätte ich nichts mehr zu befürchten, deshalb sprintete ich so schnell ich konnte.
Hinter mir polterte es. Irgendwo mussten sich Steine gelöst haben. Das Beben hatte mittlerweile ein starken Ausmaß angenommen und ich musste immer langsamer laufen, um nicht zu stürzten. Mehrere Male kam ich beinahe aus dem Gleichgewicht, aber ich konnte mich gerade noch rechtzeitig fangen.
Gerade hastete ich über eine mehr oder weniger gerade Oberfläche aus Stein, als der Boden sich unter mir auf einmal bewegte. Er bebte nicht, sondern bewegte sich, er bewegte sich und rutschte nach unten. Gerade war der Boden noch waagrecht gewesen, aber nun kippte er uns schlitterte das Gebirge hinab. Zum Glück befand ich mich an der oberen Seite, denn als ich von den Füssen gerissen wurde, konnte ich mich an der Kante des Felsen festklammern.
Ich schrie panisch, während ich in die Tiefe schlidderte, ohne zu sehen, wohin es ging. Mit aller Kraft versuchte ich mich an der Kante hochzuziehen, damit ich abspringen konnte, aber ich brachte alle Kraft, um nicht loszulassen. Vielleicht war es auch besser so, denn dort, wo ich durchschlidderte, lösten sich Steine. Mit lautem Gepolter folgten sie mir und dem Felsen, auf dem ich mich befand.
Ich wagte einen vorsichtigen Blick über meine Schulter. Ich sah den Boden, er kam näher. Ich war gleichzeitig erleichtert und panisch. Es bedeutete, dass ich nicht mehr weiter unkontrolliert bergab schliddern würde, aber gleichzeitig könnte es mein Ende sein.
Ich schrie auf, als der Fels auf dem Boden aufkam und mit einem Ruck verloren meine Hände den Halt. Ich stürzte ein Stück nach unten und landete hart auf einem kleineren Felsbrocken. Erleichterung durchflutete meinen Körper, aber sie hielt nur einen winzigen Moment an, denn der Felsen, auf dem ich bis eben gelegen hatte, stürzte vornüber in meine Richtung.
Schnellstmöglich rappelte ich mich hoch und eilte weg von dem Gebirge, weg von der Gefahr. Weniger als einen Meter hinter mir krachte der Fels zu Boden und zerbrach in mehrere Stücke. Gleich hinterher krachten noch die eben gelösten Steine zu Boden.
Ich sah nicht weiter zu, sondern setzte mich in Bewegung und rannte hinaus in die Wüste. Ich war zwar schon völlig ausser Atem und meine Stirn war nass vom Schweiß, aber ich wollte aus der Gefahrenzone, weg von dem Erdbeben.
Esko White
Als ich wieder zu mir kam, war der Schmerz fast vollkommen verschwunden. Das Letze, an das ich mich erinnere ist, dass Collin seinen Speer erhoben hatte, dann aber geflüchtet ist. Als ich dann das Bewusstsein verloren hatte, hätte ich nicht erwartet, wieder aufzuwachen.
Aber hier war ich und ich war eindeutig noch am Leben. Denn als ich mich aufsetzte durchzuckte doch ein leichter, stechender Schmerz meinen Bauch. Ich schob mein blutverschmiertes Shirt zu Seite. Erstaunt stellte ich fest, dass die Wunde fast vollkommen verheilt war.
«Ist deine Wunde auch fast vollkommen verheilt?», fragte auf einmal jemand und ich fuhr herum. Idana saß neben mir und lächelte leicht.
«Scheint so», antwortete ich.
«Ich hoffe du bist mir nicht böse, dass ich deine Medizin verwendet habe», sagte sie.
«Ich wusste gar nicht, dass ich Medizin besitze», erwiderte ich.
«War in deinem Beutel, den die Spielmacher uns gegeben haben», erklärte sie mir und betrachtete ihr Wunde – oder das, was davon noch übrig war.
«Sag mal, kommt es nur mir so vor, oder ist es in den letzten Minuten um Einiges heißer geworden?», fragte sie nach einer Zeit. Ich hielt inne. Sie hatte recht. Es war zwar schon immer heiß gewesen, aber nicht so heiß wie jetzt. Es waren mehr als vierzig Grad, da war ich mir sicher. Es fühlte sich beinahe so an, als würde ich in einem Ofen stecken.
Auf einmal hörte ich ein dumpfes Grollen und der Boden erzitterte für einen Moment.
«Was war das?», fragte Idana alarmiert und schaute sich um.
«Ich weiß es nicht», erwiderte ich, erhob mich und eilte aus dem Inneren des Füllhorns.
Was mich erwartete, war einfach nur unglaublich. Im negativen Sinn. Ein riesiger Feuerball war in den Sand eingeschlagen und die Flammen breiteten sich über den Sand aus.
Kann Sand brennen? Egal, in den Hungerspielen ist alles möglich. Sogar Wasser könnte hier brennen.
«Was zum-«, begann Idana, aber sie schien nicht die passenden Worte zu finden, um die Situation zu beschreiben.
Wieder begann es zu Grollen und über uns zischte es. Als ich nach oben sah, kam ein weiterer Feuerball auf uns zu. Ich reagierte sofort und warf mich zur Seite. Idana riss ich gleich mit mir, sodass wir beide unversehrt davonkamen.
Funken sprühten, als der Ball auf dem Boden aufkam. Und sogleich breitete sich ein weiteres Feuer aus. Die beiden feurigen Flecken wurden immer grösser, bis sie schliesslich zusammentrafen und zu einem einzigen, großen Feuer wurden.
«Lauf!», schrie ich, als gleich zwei Feuerbälle auf uns zurasten. Ich rannte so schnell mich meine Beine trugen, Idana tat dasselbe.
Immer mehr Feuerbälle landeten hinter uns, drohten uns zu begraben. Und das Feuer breitete sich immer weiter aus. Es schien beinahe, als würden die züngelnden Flammen uns verfolgen.
Das Grollen wurde immer lauter, die Feuerbälle kamen immer mit weniger Abstand hinter uns auf dem Boden auf. Früher oder später würde einer von uns – oder auch beide – von einem der Bälle erwischt werden.
Panisch warf ich einen Blick nach hinten, während ich weiter rannte. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Denn ich verlor an Geschwindigkeit und nur einen Moment später traf mich ein verhältnismäßig kleiner Feuerball an der rechten Wade. Mit einem Aufschrei landete ich im heißen Sand. Schweiß rann über meine Stirn und mein Herz klopfte wie wild.
Trotz des brennenden Schmerzes rappelte ich mich schnellstmöglich wieder hoch. Ich wollte schon weiterrennen, Idana hinterher, aber in diesem Moment krachte direkt vor meiner Nase ein gigantischer Feuerball zu Boden. Mehrere heiße Funken trafen auf meine Haut und ich taumelte einige Schritte rückwärts.
«Verdammt!», entfuhr es mir und ich hastete nach rechts, aber mir wurde der Weg von einer Wand aus Feuer abgeschnitten. Ich ging nach links, aber auch da gab es kein Durchkommen.
«Esko!», rief Idana über das Knistern der Flammen hinweg in meine Richtung. Ihre Stimme klang panisch.
Hinter der Wand aus Feuer konnte ich eine Gestalt erkennen, Idana. Sie blickte panisch und verzweifelt in meine Richtung. Fragte sich wahrscheinlich, wie sie mir helfen konnte. Ich tat dasselbe. Ich fragte mich, wie ich dem Feuer entkommen konnte, ohne vollkommen verbrennt zu werden.
Die Zeit lief mir davon. Die Luft wurde immer heißer, immer dicker. Der Rauchanteil immer grösser. Schon bald bekam ich kaum noch Luft, mein Hals fühlte sich kratzig an. Das Feuer kam immer näher. Bald würden die Flammen mich verschlingen. Bald würde ich bei lebendigem Leib verbrennen.
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Diesmal ist es so gelaufen, dass ich mir drei Ereignisse ausgesucht habe und dann gelost habe, welcher Tribut/welches Bündnis, welches Ereignis erhält.
Bei zwei der Ereignis konnte man sterben, wenn man die Frage falsch beantwortet, bei dem Dritten war das Überleben des Tributs schon sicher.
Da die, denen ich Fragen geschickt habe, gut und realistisch geantwortet haben, hat das Los entschieden, wer stirbt. Oder besser gesagt, wer noch sterben wird...
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