Mental health matters (Marcel Sabitzer)
Ein OS für nordic_writer 🤍 Ich hoffe er gefällt dir😇
Hey Baby, wir sind noch bei Schlotti und sitzen ein bisschen zusammen. Es wird also später, du musst nicht auf mich warten. Bis morgen, ich liebe dich.
Etwas verwundert schaue ich auf mein Handy. Die Jungs setzen sich doch nie nach einer Niederlage zusammen. Das haben sie einmal probiert und sich dabei nur an geschwiegen. Aber anscheinend geben sie dem ganzen noch eine zweite Chance. Mir soll es recht sein, so ist Sabi wenigstens bei seinen Freunden und zieht sich nicht wieder ins Schlafzimmer zurück, so wie er es die letzten Tage immer wieder getan hat. Ich habe absolut keine Ahnung, was mit ihm gerade los ist. Mit mir spricht er aber auch nicht und wenn ich die anderen Jungs frage, sagen sie mir nur, dass Sabi beim Training ganz normal und so wie immer ist. Das Einzige was Pascal irgendwann mal aufgefallen ist, ist das Sabi versucht die anderen von seinem Haus fernzuhalten. Ja, er ist viel bei mir in der Wohnung und er fühlt sich bei mir auch wesentlich wohler, hatte er gesagt. Aber warum er sein Haus so zu meiden scheint, darauf habe ich auch keine Antwort von ihm bekommen.
Wieder in meinen Gedanken hängend merke ich nicht wie spät es am Ende wurde, als ich den Schlüssel im Schloss höre. Etwas unsicher gehe ich zur Tür, um meinen Freund zu begrüßen. „Schatz, warum bist du noch wach? Es ist schon spät, du solltest Schafen.“, sagt er und schaut mich besorgt an. „Ich war einfach ein wenig in Gedanken und dann ist die Zeit so schnell vergangen und jetzt bist du ja wieder da und wir können zusammen ins Bett gehen.“, lächle ich ihn sanft an und umarme ihn fest, „Wie war es bei Nico? Habt ihr diesmal wenigstens etwas reden können?“ „Jaja, war super. Du, geh doch schonmal ins Bett, ich komme gleich nach.“, sagt er leise und löst sich dann von mir. Bevor ich noch irgendwas sagen kann, ist er auch schon im Bad verschwunden und ich werde das Gefühl nicht so, dass irgendwas nicht stimmt. Aber da er aktuell sowieso nicht mit mir über solche Sachen spricht, lasse ich es um des Friedens Willen sein und lege mich jetzt wirklich endlich ins Bett. Dort fallen mir auch fast sofort die Augen zu, ohne das Sabi wieder bei mir ist.
Von lauten Geräuschen werde ich irgendwann am nächsten Morgen geweckt. Ein Blick Richtung Fenster zeigt mir, dass es Zeit zum Aufstehen ist. Verwundert, weil Marcel nicht neben mir liegt, stehe ich auf und schaue vorsichtig ins Wohnzimmer. Und da sitzt er auf der Couch am Zocken. „Bitte sag mir nicht, dass du die ganze Nacht hier gesessen hast?“, frage ich leise. Er pausiert das Spiel und schaut mich nur genervt an. Ein Blick den ich von ihm gar nicht kenne. „Und selbst wenn, was willst du schon dagegen machen?“, ist seine einfache Antwort und schon hat er sein Spiel fortgesetzt. Perplex und absolut irritiert stehe ich in meinem Wohnzimmer. Seit wann ist er denn so gereizt? Und seit wann lässt er das an mir aus?
„Sabi, ist irgendwas passiert? Du verhältst dich seit Tagen so komisch, bist gereizt, ziehst dich zurück. Ich mache mir Sorgen.“, versuche ich es nochmal in Ruhe ein Gespräch zu starten, aber er blockt nur mit einer einfachen Handbewegung ab, steht auf und schaut mich mit einem Blick an, den ich noch nie bei ihm gesehen habe. „Wenn es dir nicht passt, wie ich gerade drauf bin, dann kann ich ja auch gehen. Ist mir auch egal, was du drüber denkst, ist mir eh alles gerade egal. Also gib mir fünf Minuten, dann hast du deine Ruhe und musst dir dieses Elend nicht mehr anschauen.“
Und so wie er es gesagt hat, ist er schon verschwunden um seine Sachen zusammenzusuchen. Ich weiß gar nicht, was hier gerade abgeht. Als wäre ich in einem falschen Film, oder träume noch und wache hoffentlich bald auf. Der Knall der Tür, die zugeworfen wird, holt mich zurück in die Realität und zeigt mir, dass es kein Traum war. Marcel ist jetzt wirklich gegangen.
Ungefähr eine Woche habe ich von meinem Freund jetzt kaum etwas gehört. Zweimal war er noch hier um sich frische Sachen zu holen, viel geredet haben wir dabei nicht. Aber es brauchte keine Worte um zu erkennen, dass es ihm nicht gut geht. Und als ich dann sehe, dass er für das nächste Spiel nicht mal im Kader ist, ist meine Geduld jetzt am Ende. Wenn es schon soweit ist, dass er nicht mal mehr zum Spiel mitfährt, dann muss irgendwas sein. Und jetzt werde ich nicht mehr locker lassen, bis ich weiß womit mein Sabi gerade zu kämpfen hat.
Meine erste Anlaufstelle ist Nico. Verwundert schaut er mich an, lässt mich dann aber eintreten. „Marcel ist nicht da, falls du ihn hier suchst. Er war schon ewig nicht mehr da.“, sagt er gleich. „Aber ihr wart doch letztens nach dem Spiel erst noch bei dir? Hast du eine Idee was mit ihm los ist, Nico? Wie ist er denn beim Training drauf? Warum ist er nicht im Kader? Hat er irgendwas gesagt? Nico bitte, ich mach mir Sorgen.“, bombardiere ich ihn mit den ganzen Fragen, die mir seit Tagen im Kopf sind. „Ich würde dir all diese Fragen gerne beantworten, aber ich kann’s nicht wirklich. Nur, dass wir definitiv nicht nach einer Niederlage hier zusammen waren. Ich habe keine Idee was bei ihm los ist. Im Kader ist er nicht, weil er die ganze Woche nicht beim Training war und deswegen kann ich dir auch nicht sagen wie er da drauf ist.“ „Wie bitte? Er war die ganze Woche nicht beim Training?“, frage ich entsetzt, „Wie kann das denn sein. Er liebt Fußball, er würde nie Training schwänzen.“ „Wir haben uns ja auch gewundert, aber auch Nuri hat nichts von ihm gehört.“, erzählt Nico weiter. Ich weiß gar nicht, was ich gerade denken oder fühlen soll. Warum habe ich nichts bemerkt? Warum war ich nicht für ihn da? „Du weißt auch nicht was los ist, oder?“, fragt Nico mich vorsichtig, worauf ich nur den Kopf schüttle. „Noch nicht, aber ich bin dabei es rauszufinden. Danke Nico, wirklich.“, sage ich leise und mache mich auf den Weg zu Marcels Haus. Wenn er hier jetzt nicht ist, dann habe ich keine Ahnung, wo ich noch suchen könnte.
Vor seinem Haus fühle ich mich wie in einem Horrorfilm. Der Rasen ist total hoch, alles was irgendwie grün ist, wuchert in sämtlichen Richtungen, die Rollläden sind komplett unten. Unsicher gehe ich zur Haustür, welche nicht abgeschlossen ist. Er muss also hier sein. Als ich im Flur stehe und mich kurz umschaue, macht sich ein ungutes Gefühl in mir breit. Ich kenne Marcel als ordentlichen, fast schon peniblen Menschen, aber so wie es allein hier im Flur aussieht, kann das unmöglich Sabis Werk sein. Langsam gehe ich weiter vor ins Wohnzimmer, wo es nicht besser aussieht. Leere Flaschen Softdrinks, Dosen von Energydrinks, leere Kaffeetassen stehen auf und um den Tisch herum. Klamotten wurden auf dem Stuhl gestapelt und Verpackungen vom Lieferdienst liegen auf dem Boden. „Marcel?“, rufe ich unsicher in das Chaos, „Marcel ich bin’s! Was ist denn nur los?“ Natürlich bekomme ich keine Antwort. Seufzend schaue ich ins Schlafzimmer und dieser Anblick lässt das Blut in meinen Adern gefrieren. Komplett dunkel, nur das bisschen Licht vom laufenden Fernseher lässt erahnen, dass das Chaos es bis ins Schlafzimmer geschafft hat. Und mitten drin liegt mein Freund im Bett und starrt auf sein Handy.
„Schatz…“, sage ich leise und setze mich neben ihn. „Lass mich in Ruhe. Ich will nicht reden. Ist doch eh alles sinnlos.“, murmelt er, während er weiter auf sein Handy starrt. Ich brauche einen kleinen Moment um mich zu sammeln, dann nehme ich ihm das Handy aus der Hand und zwinge ihn mich anzuschauen. „Ich lass jetzt nicht mehr locker oder nehme einfach alles hin. Das habe ich viel zu lange gemacht. Was ist los?“, frage ich ihn sanft. „Ist doch egal.“, ist seine einfache Antwort. Dann steht er auf und läuft Richtung Wohnzimmer.
Aber nicht mit mir, ich lasse ihn nicht wieder weglaufen und folge ihm.
„Nein Marcel Sabitzer, es ist nicht egal!“, werde ich nun lauter, „Du schwänzt das Training, du lässt dein zu Hause so runterkommen, du lässt dich komplett hängen? So kenne ich dich nicht, irgendwas muss sein und ich werde nicht gehen, bevor ich es rausgefunden habe und weiß wie ich dir helfen kann. Das macht man in einer Beziehung nämlich so und es tut mir weh, dich so zu sehen!“
„Man glaubst du ich mach das hier zum Spaß!“, wird nun auch Marcel lauter, „Ich kann nicht anders. Ich habe keine Energie, keine Motivation. Mir ist gerade alles egal. Fußball, mein Haus, meine Ordnung, ich mir selbst, alles egal! Und es macht mir Angst, dass es so ist. Ich erkenne mich selbst nicht wieder, aber ich weiß nicht was ich dagegen tun soll!“ Mit Tränen in den Augen schaut er mich und ich spüre förmlich, wie mein Herz in tausend Teile zerspringt. Warum habe ich das nicht gemerkt. Ohne mich etwas zu sagen, nehme ich ihn in den Arm, worauf er sich sofort gegen mich sinken lässt. „Es ist alles zu viel. Die letzte Saison, die EM, jetzt die neue Saison und die neue Position. Alle erwarten immer so viel. Ich weiß, dass es hart als Profi ist, aber warum fällt es mir jetzt so schwer? Als ob ich mich selber nicht kenne. Baby ich habe so Angst.“, sprudelt es aus ihm heraus und ich kann in dem Moment nichts anderes tun, als ihn einfach nur festzuhalten. „Bist du jetzt sauer auf mich?“, fragt er irgendwann unsicher. „Sabi um Gottes Willen, nein bin ich nicht. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass du mir endlich sagst was los ist. Jetzt macht es auch auf einmal Sinn. Und es tut mir leid, dass ich nicht eher locker gelassen habe. Aber ich verspreche dir, dass wir gemeinsam dran arbeiten. Ich weiche nicht eine Sekunde von deiner Seite und zusammen bekommen wir das hin, okay?“, versuche ich nicht nur ihn, sondern auch mich zu überzeugen. „Okay.“, flüstert er leise, „Wir machen das zusammen.“
Seit diesem Vorfall sind jetzt gut drei Monate vergangen. Marcel und ich haben viel über seine Gefühle gesprochen und sind auch den Schritt gegangen, beim Team reinen Tisch zu machen. Nuri und Lukasz waren genauso geschockt wie ich es war, haben aber sofort gesagt, dass Marcel sich alle Zeit der Welt nehmen soll. Keinen Druck von oben zu bekommen, half ihm sehr dabei langsam wieder in die richtige Spur zu finden. Er ging wieder regelmäßig zum Training, spielte die Spiele als wäre nichts gewesen, kam mit einem breiten und vor allem ehrlichen Lachen nach Hause, worüber ich noch nie so glücklich war wie jetzt. Ich achte jetzt noch mehr drauf, dass er sich genügend Pausen nimmt, die er dann aber am liebsten mit mir verbringt und wenn wir nur irgendwelche Spiele spielen. Auch außerhalb der Trainingszeiten trifft er sich jetzt wieder häufiger mit den Jungs.
Und heute wollte er sich eigentlich einen gemütlichen Nachmittag machen.
„Es ist echt kalt draußen geworden, da bin ich froh, nach dem Training hier drinnen zu sein.“, meint er lachend und nimmt einen Schluck von seinem Kaffee. „Ich habe gehört, das Wetter spielt so verrückt, dass euer Parkplatz zugefroren ist? „ „Oh ja das ist echt verrückt, aber vielleicht ist es nächste Woche ja wieder weg und du kannst wieder….“, fängt er an zu erzählen, als es klingelt, „Erwartest du jemanden?“ „Nein, ich definitiv nicht.“, sage ich und stehe auf um zur Tür zu gehen. Vor der Tür stehen Nico und Greg mit einem breiten Grinsen. „Hey, wir wollten Sabi fragen, ob er Lust hat was mit uns zu machen.“, fragt Nico. „Na dann fragt ihn mal.“, lache ich und lass die beiden eintreten. „Hey Sabi, wir wollten dich fragen, ob du Lust hast mit zu Nico zu kommen. Sein Pool ist zugefroren und wir wollen drauf jetzt Eis-Fußball spielen und danach noch grillen. Also wenn du Lust hast. Wenn nicht ist auch okay, wir wollen dich nicht zwingen oder so.“, meint Greg vorsichtig. Marcel überlegt kurz, bevor er grinsend aufsteht. „Ich ziehe mir schnell was warmes an.“, sagt er und schaut dann zu mir, „Das ist doch okay für dich, oder?“ Jetzt bin ich diejenige die lachen muss. „Na los, ab mit dir und hab Spaß.“ Das lässt er sich nicht zweimal sagen und steckt schon in seiner Winterjacke.
Vom Fenster aus beobachte ich die drei, die schmunzelnd die Einfahrt runter laufen, jeder hat einen Arm um den anderen liegen.
Und mein Sabi in der Mitte.
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