Die hagebuttenteevolle Kanne in der Hand, zersplitterter Nagellack auf den Fingernägeln, Wohnzimmerlampenlichtschimmern in deinen Augen, ein Mundwinkelanhebelächeln in meine Richtung.

»Ist dir kalt? Du bist nass. Ich habe Tee aufgebrüht. Hagebuttentee. Er ist noch heiß. Möchtest du eine Tasse?«

Wasserdampfaufsteigen und sich ausbreitender Lieblingsgetränkeduft, leises Teetassenklirren, Fingerkältevertreibungswärme durch den Becher in meiner Hand, unsicherer Wiedersehensblickwechsel zwischen uns.

»Du erinnerst dich an meinen Lieblingstee, obwohl ich so lange nicht da war. Er riecht wie früher.«

Melancholie in den Augen, die Lippen leicht zusammengepresst, den Blick auf unsere damals gebastelten Maronizahnstocherfiguren gerichtet.

»Die Dämmerungsfalter erinnern mich immer daran. Sie besuchen mich und meine Lichtnelken und den Sommerflieder.«

Kindheitszeitenpölster hinter mir, Heißgetränkverbrennung an meiner Lippe, Regentropfenperlen aus dem nassen Haar über mein Gesicht.

»Du hast Dämmerungsfalter gesagt. Früher waren sie bei dir Taubenschwänzchen. Was hat sich geändert?«

Nachdenkliches Augenblinzeln, Unsicherheitskauen auf der Lippe, Zuhauseduft voller Rückblickgedanken einatmen, Blickkontaktaufnahme mit mir.

»Du bist gegangen. Das Wort lässt mich dich, unsere Diskussionen, nicht vergessen.«

Erinnerungssofaknarren unter mir, Schuldbewusstseinsseufzen aus meiner Kehle, Vergangenheitslachen in meinem Gedächtnis.

»Kommen sie oft, die Dämmerungsfalter? Ich sehe selten welche herumfliegen.«

Naturbewunderungsstrahlen in deinen Augen, Dämmerungsfaltersuchblick aus dem nachtanbruchdunklen Fenster.

»Ja. Sie schwirren genauso schnell herum wie du.«

Kopfanlehnen am Sofa, Zurückstreichen meiner sommergewitterregennassen Haarsträhne.

»Aber sie bleiben in der Nähe.«

Knappes Zustimmungskopfnicken, Splitternagellackfingernägelbetrachten und Traurigkeitslächeln.

»Und sie kommen wieder.«

Teewärmeblick zu dir.

»Ich auch.«

Regenplätscherschweigen.