Eine wahre Kriegerin
Hey! Ich habe mal wieder einen Oneshot mit der lieben @airalein23 geschrieben.
Vielen Dank für die Idee, auch wenn ich mich nicht zu 100% daran gehalten habe... sorry xD
Irgendwie bin ich gerade nicht so zufrieden mit dem, was ich schreibe, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem! Kritik und Verbesserungsvorschläge sind immer gerne gesehen :)
Ich bin schon super gespannt zu sehen, was du (@airalein23) geschrieben hast! Schaut doch alle mal bei ihrem Oneshot Buch vorbei!
Viel Spaß euch beim Lesen und gebt mir gerne Rückmeldung!
Es war noch früh am Morgen und die Sonne ging gerade erst über dem Horizont auf. In der kühlen Morgenluft des Düsterwalds war kein Geräusch zu hören außer dem Zwitschern der Vögel, die ihre Nester in den Zweigen gebaut hatten. Doch auch diese Stille währte an diesem Morgen nicht lange, denn eine Gestalt kam auf dem Weg herbeigelaufen, die Stirn wütend gekräuselt und mit blitzenden Augen. Es war eine junge Elbin mit hellbraunen, langen Haaren und einem hübschen Gesicht, welches nun allerdings von Ärger verzogen war. "Alleine in den Wald gehen? Nein, das kommt gar nicht in Frage! Viel zu gefährlich für jemanden wie dich!"
Die Elbin, ihr Name war Aníla, ballte die Hände zu Fäusten und knurrte frustriert. Der Tag hätte so schön werden können, wäre ihr Vater nicht so übervorsichtig wie immer. Sie strich sich genervt eine Haarsträhne aus dem Gesicht, verlangsamte jedoch ihre energischen Schritte etwas. Fast schon fluchtartig war sie schon vor Sonnenaufgang aus dem keinen Dorf in dem sie lebte gelaufen, getrieben von ihrer Wut und Verzweiflung.
Sie liebte ihren Vater sehr, so wie er auch seine einzige Tochter liebte, doch oftmals lagen sie sich in den Haaren. Er war der Bürgermeister des kleinen Dorfes, weshalb er oftmals keine Zeit hatte, um sich mit seiner Tochter zu beschäftigen. In die rehbraunen Augen der Elbin schlich sich ein wehmütiger Glanz. Vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte ihr hübsche Kleider gekauft und mit ihr Prinzessin gespielt wie die anderen Elbinnen in dem Alter. Doch das hatte er nicht und so musste sie sich selbst beschäftigen. Nachdenklich seufzte Aníla, während sie den Wind genoss, der leicht in ihren Haaren spielte.
Sie warf ihrem Vater nichts vor, denn ehrlich gesagt glaubte sie nicht, dass sie viel Begeisterung an schönen Kleidern und Schmuck gezeigt hätte. Sie war ein Wildfang, immer schon gewesen und mit der Zeit hatte sie ihre Liebe für das Jagen und Kämpfen immer mehr entdeckt. Sie war schlank, ihre Augen scharf und sie reagierte schnell. Und so hatte sie in den Stunden, in denen sie zu Hause war, anstatt ihren kleinen Kräutergarten zu pflegen kämpfen geübt. Mal mit einigen jungen Elben aus der Nachbarschaft, mal allein. Sie gingen zur Jagd, trafen sich und bald schon konnte Aníla die meisten von ihnen mühelos übertrumpfen.
Bei dem Gedanken zogen sich ihre Mundwinkel automatisch leicht nach oben und ihre Augen blitzten. Natürlich war das nicht lange unbemerkt geblieben und auch ihr Vater hatte Wind von der Sache bekommen. Sie hatte nicht wirklich versucht, es vor ihm zu verbergen, doch trotzdem hatte sie nicht geahnt, dass seine Reaktion so heftig sein würde. Er war außer sich gewesen, sie hatten lange gestritten und ihr Vater hatte ihr verboten, weiterhin zu kämpfen und zu jagen. Doch sie hatte denselben sturen Kopf wie ihr Vater und so lagen sie sich seitdem immer wieder wegen diesem Thema in den Haaren.
Doch da war nicht nur Wut und Aníla wusste, dass ihr Vater besorgt um sie war. Sie konnte es in seinen Augen sehen, konnte die Angst sehen, dass ihr etwas zustoßen könnte. Er liebte sie, das wusste sie. Und doch musste sie sich einfach immer wieder hinausschleichen. Wie ein Fisch das Wasser zum Leben brauchte, so brauchte sie die Bewegung, das Abenteuer und die frische Luft. Sie würde sterben, wenn sie nur noch in ihrem Haus bleiben müsste, sich Tag für Tag sich mit Dingen wie Hausarbeit, Nähen oder Lesen beschäftigen, da war sie sich sicher.
Energisch schüttelte die Elbin ihren Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, die darin herumschwirrten. Wie sollte sie denn so bitte jagen? Tief ausatmend verscheuchte sie jeglichen Gedanken aus ihrem Kopf, alles was sie spürte war die kühle Morgenluft in ihrem Gesicht und das aufgeregte Prickeln, dass durch ihren Körper schoss. In ihrer leichten, dunkelgrünen Tunika und ihren erdfarbenen Leggins fühlte sie sich wunderbar leicht und wieder einmal fragte sie sich, wie die anderen Elbinnen nur mit tonnenschweren Kleidern aus Samt und anderen edlen Stoffen umherlaufen konnten, ohne ohnmächtig umzufallen. Sie strich über den weichen Stoff an ihrer Hüfte und grinste leicht. Sie konnte die entrüstete Stimme ihres Vaters beinahe hören: "Das ist kein Aufzug für die Tochter eines Bürgermeisters, Aníla!" Nein, das war es fürwahr nicht.
Doch das würde ihr Vater schon akzeptieren müssen. Genauso, wie ihre Vorliebe für das Kämpfen und Jagen. Was sie zu dem Plan brachte, der sie heute Morgen schon so früh aus dem Dorf getrieben hatte. Sie würde jagen gehen und diesmal würde sie die gesamte Beute nach Hause bringen, anstatt nur kleine Beute zum sofortigen Verzehr zu fangen. Sie hatte keine Lust mehr, sich zu verstecken, so zu tun, als wäre sie die liebenswerte Tochter des Bürgermeisters, die brav in ihrem Zimmer sitzt und ihre Zeit mit Handarbeiten totschlägt. Nein, sie wollte ihrem Vater zeigen, was sie konnte. Dass er stolz auf sie sein konnte und akzeptierte, dass sie das, was sie tat, glücklich machte.
Sie schluckte leicht, trotz ihrer Entschlossenheit war da noch ein wenig Angst. Angst, wie ihr Vater reagieren würde. Doch sie vertrieb diesen Gedanken und nahm stattdessen ihren Bogen von der Schulter. Das leichte Holz lag perfekt in ihrer Hand und automatisch stahl sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. Leichtfüßig schlich sie durch das Unterholz, ihre Augen aufmerksam zum Boden gerichtet. Tierspuren waren in der weichen Erde gut zu erkennen und schon bald folgte die Elbin mehreren Spuren konzentriert.
Nach einiger Zeit erblickte sie auch schon ihre erste Beute. Hinter einen Busch verborgen spähte sie zu dem Hasen, der einige Meter weiter an einem Grashalm knabberte. Viel war an dem Hasen nicht dran, wie die Elbin kritisch bemerkte, doch für den Anfang würde es genügen. Außerdem war er noch relativ jung, das Fleisch würde zart sein und das weiche Fell konnte man für alles Mögliche benutzen. Die Elbin verengte ihre Augen zu Schlitzen, während sie langsam den Bogen hob und einen Pfeil aus ihrem Köcher fischte. Mit langsamen Bewegungen manövrierte sie sich in eine bessere Position und legte den Pfeil an, ihre Hände waren ganz ruhig. Das zischende Geräusch des abgeschossenen Pfeiles erfüllte die Luft, doch ehe der Hase reagieren konnte, war er auch schon tot.
Zufrieden lächelte die Elbin, der Erfolg ließ ein prickelndes Glücksgefühl in ihren Adern fließen und ihr Herz schlug schneller. Die Elben aßen nur sehr wenig Fleisch, doch ein wenig zart geschmortes Hasenfleisch würde in ihrem Dorf niemand verschmähen. Sie erhob sich aus der Hocke und ließ ihren Bogen sinken, ehe sie flink zu dem Hasen ging, den Pfeil aus seinem Körper entfernte und ihn in den Jagdbeutel legte, den sie bei sich trug. Leise, um weitere Beute nicht zu erschrecken, richtete sie sich auf und drehte sich um, nur um urplötzlich einer Gestalt gegenüberzustehen.
Sie konnte nicht verhindern, dass sie reflexartig einen Schrei ausstieß, bevor sie sich die Hand vor den Mund schlug. Ihr Herz schlug wie verrückt und erschrocken starrte sie den Unbekannten mit geweiteten Augen an. Es dauerte einige Momente, bis sie wieder klar denken konnte und ihren Gegenüber genauer betrachtete. Es war ein Elb, groß und schlank, doch er konnte unmöglich zum Dorf gehören. Seine langen hellblonden Haare, die sein edel geschnittenes Gesicht umrahmten zeugten von einer edleren Herkunft, genauso wie seine mit Silberspitze verzierte Tunika und seinen Umhang.
"Verzeiht, es war nicht meine Absicht euch zu erschrecken." Die wohlklingende Stimme des Elben riss sie aus ihren Beobachtungen und sie blickte in seine strahlend blauen Augen. Ein Schauer durchfuhr sie, ohne dass sie sagen konnte, ob es ein gutes oder ein schlechtes Gefühl war. Alles was sie herausbrachte, was ein: "Oh, ehh.. nicht so schlimm..." Mit großen Augen sah sie den Elben an, während sie langsam versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Der Elb war nicht explizit freundlich, aber unfreundlich war er auch nicht. Er war ruhig, nicht wirklich abweisend, sondern eher höflich und aus irgendeinem Grund strahlte er eine enorme Autorität aus.
"Ich habe euch beim Jagen beobachtet." Erstaunt blickte Aníla auf, diese unverblümte Aussage und die Vorstellung, dass der Elb schon länger hier war, ließen ihre Wangen leicht erröten. Der Elb ging darauf nicht ein, sondern fuhr ruhig fort: "Ihr jagt gut." Die Elbin errötete noch mehr angesichts des unerwarteten Lobes und bedankte sich mit einem leichten Nicken, während sie ihren Jagdbeutel höher auf die Schulter schob.
"Wer- wer seid ihr, wenn ich fragen darf?" Neugier sprach nun aus ihrer Stimme, während sie den Elben musterte. "Ihr scheint nicht von hier zu kommen..." Der Fremde zögerte einen Augenblick, äußerlich war er ruhig, doch in seinen Augen stand kurz ein Ausdruck, als kämpfe er mit sich selbst, bevor er entgegnete: "Ja, ich komme von...von etwas weiter weg. Ich bin nur auf der Durchreise, mein Ziel ist das Dorf hier in der Nähe." Aníla bemerkte stirnrunzelnd, dass er ihr nicht seinen Namen genannt hatte, doch sie traute sich nicht nachzufragen. Stattdessen lächelte sie leicht und nickte: "Ich komme von dort."
Sie blickte auf und die nächsten Worte rutschten ihr wie von selbst von den Lippen. "Wenn ihr möchtet, begleite ich euch auf dem Weg." Aus irgendeinem Grund wollte sie mehr über diesen Elben erfahren, irgendwas an ihm faszinierte sie. Nicht seine Kleidung oder sein Aussehen - welches ohne Zweifel atemberaubend war- nein, da war noch etwas anderes. Mit einem raschen Blick stellte sie fest, dass sie durch ihren Schrei sowieso alle Beute im nächsten Umkreis verscheucht haben musste, fangen würde sie als sowieso erstmal nichts mehr. Erwartungsvoll blickte sie ihren Gegenüber an.
Der nachdenkliche Blick des Elben traf ihren, dann nickte der Elb. "Gerne.", erwiderte er und ein fast schon unmerkliches Lächeln zog seine Mundwinkel in die Höhe. Rasch nahm die Elbin ihren Bogen und ihre Tasche und begann neben dem Elben herzulaufen. Sie liefen gemütlich, nicht zu schnell aber auch nicht zu langsam, während eine unangenehme Stille zwischen ihnen herrschte. Dem Elb schien das nichts auszumachen, während Aníla aus irgendeinem Grund immer nervöser wurde. Unwillkürlich warf sie immer wieder Blicke zu dem Elben, der neben ihr ging, konnte ihre Augen nicht von ihm abwenden.
Unter dem festen Stoff seiner Tunika zeichneten sich ausgeprägte Muskeln ab, sein Gang war kraftvoll und seine Haltung aufrecht. Etwas blitzte an seiner Seite auf und als die Elbin genau hinsah, entdeckte sie die funkelnde Klinge eines Schwertes, das ihr bisher nicht aufgefallen war. Es musste unglaublich wertvoll sein, es glänzte im Sonnenlicht und die Verzierungen, die die Klinge schmückten, schienen zu leuchten. In ihre Beobachtungen versunken, bemerkte sie erst zu spät, dass der Elb sie ansah, schnell wandte sie ihr Gesicht ab. Der Blick des Elben war nachdenklich und schließlich brach er die Stille, in dem er fragte: "Wie kommt es, dass ihr jagt?"
Aníla blickte auf, sah in das Gesicht des Elben, der gut zwei Kopf größer als sie war. "Nun, ich..." Kaum hatte sie angefangen, erstarb ihre Stimme auch wieder. Was sollte sie sagen? Langsam meinte sie: "Ich jage und kämpfe gerne, auch wenn...wenn mein Vater es nicht möchte." Der Blick des Elben wandte sich interessiert ihr zu und sofort bereute sie ihre Worte. Warum hatte sie das erzählt? Was ging das es den Fremden an, was sie tat? Sie wich dem Blick des Elben aus und ergänzte hastig: "Er- er hat Angst um mich..." Einen Moment herrschte Stille, ehe der Elb entgegnete: "Und ihr tut es trotzdem?" Es lag keine Wertung in dieser Frage, auch keine Kritik oder Vorwurf und trotzdem hatte die Elbin das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. "Naja-... ja, ich...ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst. Ich kann mich selbst beschützen! Und außerdem liebe ich das Jagen, das Kämpfen, hier zu sein, im Wald, die frische Luft zu spüren! Ich könnte niemals den ganzen Tag Bücher lesen oder Handarbeiten anfertigen, in feinen Kleidern herumlaufen und lächeln. Das- das bin einfach nicht ich!"
Zu spät bemerkte die Elbin, dass sie sich in Rage geredet hatte, verlegen sah sie zu Boden, dem Blick des Elben ausweichend. Der Fremde verwirrte sie, rief Emotionen in ihr hervor, die sie nicht deuten konnte. Und irgendwie machte das alles noch komplizierter. Sie ballte die Hände zu Fäusten, auf einmal schienen alle Bedenken und Sorgen wieder in ihrem Kopf zu sein und auf sie einzustürmen. "Das verstehe ich." Einen Moment fragte sich die Elbin, ob sie sich nicht verhört hatte, dann sah sie erstaunt auf. "Tut ihr?" Aus irgendeinem Grund hatte sie mit Kritik gerechnet, doch nichts davon lag in den Augen des Elben, der sie ansah.
"Tue ich. Ganz offensichtlich macht es euch glücklich, hier zu sein, den Dingen nachzugehen, die ihr machen wollt. Ihr jagt gut und wenn ihr genauso gut kämpft, sehe ich keinen Grund anzunehmen, dass ihr Schutz benötigen würdet. Ich sehe nicht, warum man Zweifel daran haben sollte." Erstaunt sah Aníla den Elben an, er schien zu verstehen, was in ihr vorging und aus irgendeinem Grund überraschte sie das. Alles, was sie als Reaktion zustande brachte, war ein leichtes Nicken, doch der Ausdruck in ihren Augen sagte genug.
"Bitte, wollt ihr mir nicht euren Namen nennen?" Die Frage schoss wie von selbst aus ihrem Mund und nun war es der Elb, der sie mit einem Ausdruck leichter Überraschung ansah. Einen Moment herrschte Stille, dann wendete der Elb den Blick ab. "Ist mein Name denn wichtig?" Es lag nichts Ablehnendes in seiner Stimme doch Aníla senkte den Kopf. "Nein, natürlich nicht, ich dachte nur-..." Sie stockte und schüttelte den Kopf, verlegen und etwas verärgert über die Zurückweisung. Sollte der Elb eben seine Geheimnisse wahren.
"Ihr werdet ihn noch erfahren, das verspreche ich." Sie blickte auf und erhaschte einen fast weichen Ausdruck in den blauen Augen des Elben, als wolle er sich für seine Ablehnung entschuldigen. Unwillkürlich verpuffte ihr Ärger und nickte versöhnlich. "Einverstanden." Auch wenn der Elb immer noch eine große Autorität ausstrahlte war die Nervosität der Elbin verschwunden, irgendwie war das Eis zwischen den beiden gebrochen. "Jagt ihr auch gerne?" Der Elb blickte auf, in seinen blauen Augen spiegelte sich das Sonnenlicht und wieder einmal musste die Elbin bewundernd feststellen, wie majestätisch und edel er aussah. "Ja das tue ich, aber leider viel zu selten." Erklärend setzte er hinzu: "Ich bin vielbeschäftigt, da bleibt oftmals keine Zeit für so etwas."
Aníla nickte verstehend, der Elb musste einen wichtigen Posten besetzen, wenn er so beschäftigt war. Eine Frage, nun vonseiten des Elben ließ sie aufblicken. "Kämpft ihr oft? Ich würde euch gerne einmal kämpfen sehen." Ein wenig verlegen blickte die Elbin ihren Gegenüber an. "Mhh, ich kämpfe nicht besonders oft...und im Gegensatz zu euch bin ich wahrscheinlich furchtbar, also..." Der Elb ließ sie nicht aussprechen. "Das lässt sich herausfinden." Auffordernd und mit einem leichten Glitzern in den Augen sah er die Elbin an. Lange konnte diese nicht ihren Bedenken standhalten, schließlich ließ sie sich von dem auffordernden Blick des Elben mitziehen. "Na gut..." Sie blieb stehen und legte ihren Bogen und ihre Jagdtasche auf den Boden, dann zog sie ihr Schwert. Es war weder besonders groß noch sehr scharf und im Gegensatz zu dem Schwert, dass der Elb nun zog, hatte sie nicht die geringste Chance.
Sie schluckte und betete, dass der Elb nicht zu viel Leidenschaft beim Kämpfen entwickelte, sie würde gerne mit allen Gliedmaßen und heil wieder nach Hause kommen. "Nicht sehr fair..." Die Stimme des Elben riss sie aus ihren Gedanken und es dauerte kurz, bis sie bemerkte, dass er ihre Waffen meinte. Bevor sie reagieren konnte hatte ihr der Elb auch schon das Schwert aus der Hand genommen und hielt ihr stattdessen sein Schwert hin. Anílas Augen weiteten sich, ihr Blick traf auf den des Elben. "Wirklich? Ihr wollt mir euer Schwert leihen?" "Warum nicht? Sonst scheint mir der Kampf nicht sehr ausgeglichen." Die Elbin schluckte. "Was, wenn ich etwas kaputtmache? Oder euch verletze?"
Ein fast amüsierter Ausdruck trat in die Augen des Elben als er entgegnete: "Dieses Schwert hat schon weitaus Schlimmeres erlebt. Es wird nicht kaputtgehen. Und was die Sache mit dem Verletzen angeht...Ihr könnt es ja mal versuchen..." Wieder erschien ein Funkeln in den Augen des Elben und auf Anílas Gesicht erschien ein unwillkürliches Grinsen. "Na gut, wie ihr meint." Sie nahm das Schwert, es war gar nicht so viel schwerer als ihres, obwohl es deutlich größer war. Die Klinge war scharf, das Sonnenlicht brach seine Strahlen hell darauf und unwillkürlich fragte sich die Elbin, welche Schlachten dieses Schwert wohl schon miterlebt hatte. Eine grausame Waffe, in den falschen Händen... Behutsam fuhr sie die feinen Verzierungen auf der Klinge nach, sah ihr Spiegelbild in dem glänzenden Metall.
"Seid ihr fertig damit, mein Schwert zu bewundern?" Aníla sah auf, ihre Wangen färbten sich leicht rot. "Ja, äh- natürlich." Sie senkte das Schwert, Abenteuerlust trat in ihre Augen. "Na dann los." Adrenalin schoss durch den Körper der Elbin und ihre Augen leuchteten auf. Der Schwertgriff lag perfekt in ihrer Hand und blitzschnell schnitt die Klingen durch die Luft, auf den Elben zu. Der Schlag war noch vorsichtig, mit wenig Kraft und der Elb blockte ihn mühelos ab. Die Elbin beschloss nun, dass sie keine Gefahr für ihren Gegenüber werden würde und ihre Schläge wurden kräftiger. Klingen prallten klirrend aufeinander, während der Elb beinahe mühelos alle ihre Schläge parierte. Nun griff er an, seine Klinge zischte durch die Luft und Aníla musste ihr geschickt ausweichen. Sie spürte, wie ihr Herz raste und ihre Muskeln brannten, der Elb war ein ausgezeichneter Kämpfer, wahrscheinlich der Beste, den sie jemals erlebt hatte. Mühelos wich er ihren Schlägen aus, parierte sie, nur um kraftvoll zurückzuschlagen. Er sah nicht im Mindesten erschöpft aus, konzentriert kämpfte er immer weiter.
Ein Klirren, ein scharfer Schlag und die Elbin spürte, wie ihr das Schwert aus der Hand geschleudert wurde. Rückwärts fiel sie ins Gras, nur um wenige Sekunden später die Klinge des Elben an ihrem Hals zu spüren. "Gewonnen.", erklang amüsiert die Stimme ihres Gegenübers, der nicht im mindesten außer Atem zu sein schien. Er nahm die Klinge von ihrem Hals und streckte ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Aníla nahm diese dankbar an und stand einige Augenblicke schwer atmend vor dem Elben. "Ihr- ihr seid unglaublich gut im Kämpfen." Der Elb schenkte ihr ein leichtes Lächeln, ehe er entgegnete: "Ich habe auch einige Erfahrung." Dann wurde sein Blick ernst. "Ihr kämpft wirklich gut. Ihr seid wendig, reagiert schnell und habt Kraft - mit etwas Training könntet ihr zu einer der besten Kämpferinnen im Land werden."
Die Elbin verdrehte die Augen: "Jaja, ich habe es verstanden... Hört auf, euch über mich lustig zu machen, ich-"
"Ich mache mich nicht über euch lustig." Erstaunt sah Aníla auf. "Was?" Der Elb blickte sie ruhig an. "Ich meine das ernst. Ihr seid wirklich gut im Kämpfen." Einen Moment herrschte Stille, die Elbin schluckte leicht. "Meint ihr wirklich?" Ihr Gegenüber nickte nur, ehe er mit nachdenklichem Blick sein Schwert aufhob und der Elbin ihres reichte. "Lass uns weitergehen." Aníla nickte und nahm ihre Sachen, während sie die Worte des Elben immer noch nicht glauben konnte. Hatte sie wirklich die Chance, so gut zu werden?
Schweigend liefen sie nebeneinander her, beide in Gedanken. Schließlich brach der Elb die Stille, indem er sich leicht räusperte und dann meinte: "So wie ich das verstanden habe, möchte euer Vater nicht, dass ihr kämpft." Aníla nickte und sah den Elben an, der ihren Blick nachdenklich erwiderte. "Könntet... könntet ihr euch vorstellen, an einen anderen Ort zu ziehen? Einen Ort, wo euer Talent genutzt werden könnte, wo ihr besser werden könntet?" Die Elbin brauchte einen Moment, um seine Worte zu verarbeiten. "Ihr meint, ich soll wegziehen?"
Der Elb öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch diesmal war Aníla schneller. "Ich kann nicht einfach weggehen von Zuhause! Wie soll ich das meinem Vater beibringen? Er ist Bürgermeister und oftmals beschäftigt, ich kann ihn nicht einfach im Stich lassen!" Etwas Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit, als sie den Elben ansah. "Euer Vater ist der Bürgermeister?" Aus irgendeinem Grund schien diese Information den Elben zu überraschen und Aníla nickte. "Hört zu, ich kann mit eurem Vater sprechen. Ich kenne ihn."
"Ihr kennt meinen Vater?" Überrascht blickte die Elbin ihn an, er nickte jedoch nur kurz. "Ihr könntet besser werden, eine gute Stellung erlangen. Ihr könntet das tun, was euch glücklich macht, was ihr liebt. Meint ihr nicht, dass ihr eurem Vater lange genug verheimlicht habt, wer ihr seid? Ihr habt viel Talent, wollt ihr das wirklich einfach so vergeuden? Ihr habt die Fertigkeit dazu, ich sehe das Feuer in euren Augen, wenn ihr kämpft, die Leidenschaft in euch. Euer Vater wird ohne euch klarkommen, er wird verstehen, warum ihr das tut." Eindringlich sah der Elb sie an, während die Worte nur langsam in ihren Verstand drangen. "Aber ich..." Fast schon hilflos sah Aníla den Elben an. "Wohin soll ich denn gehen? Ich war noch nie weit weg und ich habe niemanden, der mich begleiten könnte? Woher soll ich wissen, wo ich gebraucht werde?"
"Kommt mit mir. Arbeitet für mich."
"Wer seid ihr?"
Abermals lag die Frage in der Luft und schließlich atmete der Elb tief aus. "Dann sei es so.", murmelte er und sah die Elbin lange an. "Mein Name ist Thranduil. König des Düsterwalds."
Stille folgte seinen Worten, während Aníla nicht in der Lage war zu verstehen, was der Elb gerade gesagt hatte. Thranduil...Thranduil... Der Name hallte in ihrem Kopf wider, während sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. "Ihr seid der König." Es war zur Hälfte eine Frage, Ungläubigkeit lag in ihrem Blick, während der Elb nur nickte. Sein Blick hatte sich etwas verfinstert, war unnahbar geworden. "A-aber...warum? Warum habt ihr mir nicht gesagt, dass-..." Die Augen weit aufgerissen sah die Elbin den König an. Die ganze Zeit war er es gewesen... sie hatte es nicht gewusst, sie...sie hatte gegen ihn gekämpft...
Ein starker Griff an ihrer Schulter weckte sie aus ihrer Starre, es war Thranduil, der sie festhielt. "Genau deshalb. Weil die Leute so reagieren, wenn ich ihnen sage, wer ich bin. Sie versuchen sich bei mir beliebt zu machen, meine Gunst zu erringen. Sind falsch und hinterhältig. Ich bin auch nur ein Elb!" Aníla versuchte die Worte zu verarbeiten, langsam nickte sie. Das machte Sinn. Noch nie hatte sie darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, König zu sein, doch was Thranduil sagte, verstand sie. Thranduil, der König des Düsterwaldes...Natürlich, das hätte sie sehen müssen... Immer noch stand der Schock in ihren Gliedern, doch sie schluckte und versuchte, wieder ein wenig Ordnung in ihre Gedanken zu bekommen.
Thranduil ließ ihre Schultern los und sah sie lange an. "Ich habe gesehen, wie sehr ihr das Jagen und Kämpfen liebt. Ihr seid gut- sehr gut sogar. Kommt mit mir in mein Schloss, ihr könntet als Palastwache arbeiten. Ich bin auf dem Weg in euer Dorf, um neue Rekruten für unsere Ausbildungsstellen zu finden. Ich biete euch eine gute Stellung an... und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr zusagt." Ruhig sah er die Elbin an, die kaum fassen konnte, was gerade geschah. Der König des Düsterwaldes bot ihr eine Stelle als Palastwache an! Sie würde eine Aufgabe haben, trainieren können, weg von allem, was sie zurückhielt.
Sie musste schlucken, um ihre Stimme wiederzufinden, ehe sie leise entgegnete. "Das- das wäre wunderbar." Doch auch ihre Bedenken äußerten sich. "Aber werde ich meinem Vater auf Wiedersehen sagen können? Ich möchte, dass er versteht- ...dass er versteht, warum ich das tun muss." Der Elb sah sie an und das erste Mal sah sie ein deutliches Lächeln auf seinem Gesicht. "Wir werden zu ihm gehen und mit ihm reden. Er wird verstehen, warum ihr das tut. Und dass er stolz auf seine Tochter sein kann. Eine wahre Kriegerin."
Unwillkürlich erschien ein warmes Lächeln auf Anílas Gesicht, während sie leicht nickte. "Danke", murmelte sie, ihre Augen erfüllt mit Wärme, Dankbarkeit und allen unerfüllten Träumen, die nun gar nicht mehr so weit entfernt zu sein schienen. Sie würde einen Neuanfang wagen. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, während sie den Blick des Elbenkönigs erwiderte. Freiheit. Das war es, das Gefühl, das ihren Körper leicht wie eine Feder zu machen schien und ihr Herz hüpfen ließ. Sie war frei und es gab nichts Schöneres auf dieser Welt.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro