Teil 37 | Neue Realität
Am nächsten Tag
"Ich hab dir doch gesagt, du musst dir keine Sorgen machen. Es gibt eine Menge Produkte, die gegen Mitesser helfen. Abgesehen davon hat fast jeder in unserer Klasse damit zu tun. Wenn du dir mal Mirellas Gesicht ansiehst, kannst du echt noch froh sein."
Sabrina lag auf meinem Bett und redete mir gut zu, während ich mich im Spiegel betrachtete und mir die Frage stellte, zu welchem Zeitpunkt ich diese Hautunreinheiten entwickelt hatte.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, sie jemals bewusst wahrgenommen zu haben.
Könnte es sein, dass die Erinnerungen, die durch den Zauber meiner potentiellen Oma ausgelöscht wurden, nicht allein auf ihre Existenz bezogen waren?
Hatte ich womöglich viel mehr vergessen, als mir bewusst war?
Was dafür sprach, war, dass ich mich auch nicht daran erinnern konnte, wie Sabrina zu ihrem blauen Auge gekommen war.
Sie hatte mir zwar erklärt, dass sie eines Morgens aus dem Bett gefallen war und die Verletzung daher stammte, doch irgendwie traute ich dem Braten nicht so recht.
Es musste eine andere Erklärung dafür geben.
Als Sabrina angefangen hatte, darüber zu reden, breitete sich ein seltsam kribbeliges Gefühl in meinem Kopf aus, als würde mein Gehirn angestrengt versuchen, eine Erinnerung abzurufen.
Dies war mir nun schon öfter passiert.
Auch beim Anblick der Mitesser schien mein Hirn sich auch übermäßig anzustrengen, doch es erzielte kein Ergebnis.
Was mich ebenfalls an meinem Verstand zweifeln ließ, war die Narbe an meiner Wange. Ich hatte absolut keine Erinnerungen daran, wie ich sie bekommen hatte.
Mama meinte, dass ich mir die Verletzung im Kindergarten zugezogen hatte, als ich versehentlich Bekanntschaft mit einem Dornenbusch gemacht hatte, doch diese Erzählung löste in mir absolut nichts aus.
Nichts, außer das stetige Kribbeln im Kopf.
Fühlte es sich so an, wenn man unter Amnesie litt?
"Hallo? Hörst du mir überhaupt zu? Du bist doch sonst immer sofort dabei, wenn es um Mirella geht!", blökte Sabrina, die ganz offensichtlich in Lästerstimmung war.
"Tut mir leid, ich war in Gedanken."
"Was ist los mit dir? Du bist schon den ganzen Tag so abwesend."
Bisher hatte ich Sabrina nichts von den Ereignissen bei Opa Gunnar erzählt.
Vielleicht war es nun an der Zeit dazu.
Ich würde es ihr nicht verdenken, wenn sie mich danach für völlig verrückt hielt. Andererseits war sie meine beste Freundin. Wahrscheinlich würde sie zumindest versuchen, mir Glauben zu schenken.
"Glaubst du an Magie?", fragte ich sie mit ernstem Gesichtsausdruck.
Möglicherweise klang meine Stimme für dieses Thema etwas zu ernst, denn Sabrina verfiel mit einem Mal in schallendes Gelächter.
Als sie sich wieder eingekriegt hatte, stellte sie mir eine Gegenfrage.
"Wie kommst du denn auf einmal darauf?"
Ich sah meiner Freundin eindringlich in die Augen. Die fröhliche Unbeschwertheit wich langsam aber stitig aus ihrem Gesicht.
"Als ich gestern bei meinem Opa war, ist etwas echt seltsames passiert..."
Anfangs etwas zögerlich, begann ich von meinen Erlebnissen bei Opa Gunnar zu erzählen. Von der toten Frau im Keller, dem mysteriösen Buch und dem Rettungssanitäter, der sich hobbymäßig mit Magie beschäftigte.
Während meiner Schilderung wurden Sabrinas Augen immer größer und ihre Kinnlade war schon bei der Erwähnung der Leiche herunter geklappt.
Ich fuhr fort, indem ich den Amnesie-Zauber ansprach und berichtete ihr ebenfalls von der Vermutung, dass es sich bei der Toten um meine Oma handeln könnte.
Sabrina klebte förmlich an meinen Lippen. So wie es aussah, schien sie nichts von dem, was ich sagte, in Frage zu stellen.
Wie hatte ich je an meiner besten Freundin zweifeln können?
Gerade, als Sabrina sich zu meinen Ausführungen äußern wollte, klopfte es an meiner Zimmertür.
Dem Rhythmus nach zu urteilen, konnte es sich nur um meine Mama handeln.
"Annelie? Deine Psychologin, Dr. Bennet ist am Telefon! Sie möchte dringend mit dir sprechen!"
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