Teil 20 | Verhängnisvolle Entdeckung
Leise schlich ich mich in die Richtung, aus der ich das widerliche Geräusch vernahm.
Je näher ich der Quelle des Grauens kam, desto mehr zog sich alles in mir zusammen. Ein unangenehmes Stechen in der Brust signalisierte mir, dass ich die Tür, hinter der ich eben diese Quelle vermutete, besser verschlossen lassen sollte. Doch das konnte ich nicht.
Ich war schon zu weit gekommen.
Irgendetwas stimmte hier nicht und ich würde herausfinden, was es war.
Als ich die Türklinke berührte und vorsichtig nach unten drückte, stieg mir auf einmal ein Geruch in die Nase, den ich nur allzu gut kannte.
Es handelte sich unweigerlich um das Gewürz, das Oma Charlotte so gerne verwendete.
Wie hieß es noch gleich...?
Das Geräusch, das die Mitesser verursachten, wurde noch einmal lauter, nachdem die Tür nun einen Spalt offen stand.
Instinktiv kniff ich meine Augen zusammen. Eigentlich wollte ich den Anblick, der sich mir gleich bieten würde, gar nicht sehen.
Diese Bilder würden sich wahrscheinlich für immer in meinem Kopf festsetzen.
Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich die Tür noch weiter öffnete, um in den Raum eintreten zu können.
Als ich den ersten Schritt hinein wagte, wurde mir auf einmal unsagbar heiß.
Ich spürte, wie sich Schweiß unter meinen Achseln bildete. Auch meine Stirn war mit einem Mal vollkommen nass geworden.
Ob dieser Umstand nun an den heißen Temperaturen lag, oder ob meine schiere Nervosität dafür verantwortlich war, konnte ich in diesem Moment nicht sagen.
Meine Füße bewegten sich, ohne dass ich ihnen den Befehl dazu erteilt hatte. Fast schon wie ein Zombie drang ich in die Mitte des Raumes vor, die Augen immer noch geschlossen.
Nach einigen Sekunden, in denen ich mich etwas gesammelt hatte, traute ich mich endlich, die Augen zu öffnen.
Bei Gott, ich wünschte, ich hätte mich doch dagegen entschieden.
Ich hatte zwar gewusst, was in etwa auf mich zukommen würde, aber das tatsächliche Bild, das sich nun vor mir erstreckte, übertraf noch einmal alles, was ich mir in meiner Fantasie ausgemalt hatte.
Auf den staubigen, hölzernen Regalen standen ordentlich aufgereihte gläserne Boxen, die völlig unverfroren ihren Inhalt präsentierten.
In den ominösen Boxen waren hunderte, nein tausende dieser verhassten Bestien untergebracht.
Sie bewegten sich seltsam gleichmäßig, als würden sie von einer leichten Windbrise irritiert werden. Ähnlich wie Röhrenaale unter Wasser, nur weitaus ekelerregender und unnatürlicher.
Ich trat näher an die gläsernen Behälter heran, um mir das Ganze aus der Nähe anzusehen.
Erst jetzt realisierte ich, dass am Boden der Boxen jeweils ein seltsam anmutender Untergrund platziert wurde. Anfangs dachte ich, es würde sich um sehr alte Erde handeln, da das marode Aussehen darauf schließen ließ.
Doch als ich diesen Untergrund genauer in Augenschein nahm, musste ich mich zusammenreißen, mich nicht auf der Stelle zu erbrechen.
Das war keine Erde.
Das war alte, verwesende, menschliche Haut.
Mit einem Mal schien das Geräusch, das die Mitesser verursachten, noch lauter und penetranter zu werden. Ich hatte das Gefühl, dass sich das Geräusch in meinem Inneren mit dem, was ich außen wahrnahm, vermischte.
Da war es wieder.
Das Bedürfnis, schreien zu wollen.
Das war eindeutig zu viel für mich.
War ich dieser ganzen Sache am Ende doch nicht gewachsen?
Ich konnte das Gesehene nicht einfach als Halluzination abtun. Nicht, seitdem ich wusste, dass Mama ebenfalls klar war, dass hier etwas nicht stimmte.
Aber sollte das hier wirklich echt sein, blieb mir nur eine logische Schlussfolgerung.
Oma Charlotte war Schuld daran, dass sich diese Mitesser in meinem Körper befanden.
Wieso züchtete sie diese Bestien?
Was zog sie für einen Nutzen daraus?
Woher hatte sie die menschliche Haut?
Und wieso hielt sie es für richtig, ihre Familie mit Mitessern zu infizieren?
Mir wurde schwindelig.
Gerade, als ich meinen Blick von diesem Horrorszenario abwenden wollte, blieben meine Augen an einem bestimmten Gegenstand kleben.
Ein Buch?
Ich wollte nach dem altmodisch wirkenden Schinken greifen, doch in dem Augenblick, in dem ich den Einband berührte, blieb mir das Herz stehen.
"Ach Annelie, hier bist du. Ich habe dich schon gesucht."
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