Zwiespalt
„Boah Suna", fuhr sich Atsumu frustriert durch sein blondes Haar „du schaffst es wirklich noch mich zum Explodieren zu bringen."
„Ey! Du hast gesagt du trainierst mit mir, Atsumu. Sei nicht so gemein zu mir. Boah man, ich bezahle auch den Milchshake, wenn du dich jetzt zusammenreißt", lächelte Suna und blies beleidigt die Wangen auf.
„Das hat vielleicht bei Osamu gezogen, aber bei mir nicht. Außerdem habe ich nicht ewig Zeit, denn ich muss nach dem Milchshake wirklich nach Hause, weil Haru wartet. Ich habe ihm gesagt, dass ich pünktlich wieder zu Hause bin", erklärte er und Suna zog verwirrt die Augenbraue in die Höhe.
„Mein Gott", meinte er, streckte seinen Rücken durch und legte den Ball auf den Hallenboden, außer ihnen war niemand mehr da. Die anderen waren nach dem normalen Training nach Hause gegangen, doch hatte Kita nichts gegen ihre Extratrainingseinlage gehabt und Suna den Schlüssel für die Halle gegeben. „Hast du einen festen Terminkalender, oder was?"
„Ich habe Haru gesagt, dass ich dann wieder zu Hause bin", sagte Atsumu nur und griff nach einem weiteren Ball, um ihn diesen zu zuspielen.
„Warte mal kurz. Ich dachte wir beide könnten danach noch zusammen Konsole spielen."
„Nein für sowas habe ich keine Zeit", zuckte er mit seiner Schulter und hielt das Gespräch, von seiner Seite aus, für beendet.
„Wie alt bist du noch gleich?", lachte Suna. „Spiel her!"
„Was hat das denn mit meinem Alter zu tun?", wandte er sich dem Netz zu und machte was man von ihm verlangte. „Ich lege halt Wert auf andere Dinge."
„Warst du nicht derjenige der gerne an der Konsole war?", erinnerte sich der Dunkelhaarige und fixierte ihn mit seinen olivfarbenen Augen.
„Prioritäten ändern sich eben, Suna."
Haru mochte es eben nicht, wenn er seine Freizeit vor der Konsole verbrachte, er sollte lieber Dinge machen, die ihn in seinem Leben weiterbrachten und dazu gehörte zocken nicht, was er auch verstand. Er musste so langsam mal erwachsen werden.
„Meinetwegen ich hatte gehofft, du kannst mir bei dem einen Endboss bei Zelda helfen. Du tust gerade so, als habe ich vor dich abzuschleppen mit einem total dummen Anmachspruch, oder als sei ich jemand Fremdes für dich. Sei nicht so verklemmt, Miya."
War der denn mittlerweile verklemmt? Denn gestern hatte er schon mit Terushima geschrieben und stellte sich langsam, aber sicher die Frage, ob das denn auch alles so ok war, wie er es machte.
19:38 Teru Gehst du zu dem Konzert?
19:38 Teru Ich könnte bis dahin auch wieder da sein und mitkommen...
19:40 Miya Keine Ahnung, ob ich dahin gehe...
19:45 Teru Weil?
19:46 Miya Ich muss das mit Haru besprechen
19:47 Teru Ok. Mag er sowas nicht?
19:48 Miya Nee
19:51 Teru Oh wei. Ist doch nice. MRS Green Apple ist cool.
19:52 Miya Vllt geh ich mit einem Freund hin...
19:53 Teru Wie gesagt das Angebot steht, dass ich mitkommen könnte.
19:53 Teru Als EIN Freund...
19:56 Miya Das würde Haru nicht gefallen
19:57 Teru Geht es denn darum was ihn gefällt? Oder was dir gefällt?
20:00 Miya Ja schon was mir gefällt... aber ich will ihn nicht verärgern
20:09 Teru Würde es dir gefallen?
20:09 Miya Mit dir dahin?
20:10 Teru Ja
20:13 Miya Weiß nicht
20:13 Teru Ich brauch schon eine Antwort von dir...
20:13 Teru Ich bin artig ich fasse dich nicht an...
20:18 Miya Mmhh ich denke das ist keine gute Idee
20:18 Teru Weil?
20:20 Miya Keine Ahnung... wa soll ich Haru sagen??
20:20 Teru Das du mit einem Freund unterwegs bist? Es passiert doch nichts...
20:21 Miya Okay... dann machen wir das...
20:22 Teru Ok. Dann werde ich nächste Woche Donnerstag wieder zu Hause sein. Soll ich dich abholen? Ich kann ja auch ein anderes Auto statt den auffälligen Bugatti nehmen? Notfalls einen billigen Leihwagen
20:23 Miya Wir treffen uns vor der Halle... ich fahre selbst.
20:24 Teru Oh stimmt du bist ja nun 18.
20:26 Miya Ich werde Haru sagen das ich zu einer Schulveranstaltung muss...
20:27 Teru Möchtest du was mit mir essen gehen?
20:37 Miya Vorm Konzert??
20:43 Teru Gerne, ja
20:48 Miya Okay... aber ohne Hintergedanken
20:59 Teru Ich mache denselben Fehler nicht zweimal, versprochen
20:59 Miya Ok... aber ich will ehrlich sein...
21:00 Teru Hmm?
21:00 Miya Ich werde nervös sein, ich habe noch Gefühle... die gehen ja nicht so einfach weg... aber ich will mir selbst beweisen das ich stark bin und dem wiedersehen kann...
21:01 Teru Denkst du mir geht das anders?
21:01 Teru Ich bin nicht ohne Grund soweit weggefahren
21:01 Miya Ist es wirklich ne gute Idee?
21:02 Teru Von meiner Seite her, ja.
21:02 Teru Ich habe mich schon unter Kontrolle.
21:03 Miya Okay... ich will nichts machen was Haru verletzt, das hat er nicht verdient.
21:06 Teru Ich lasse meine Finger bei mir, ok?
21:10 Miya Danke...
21:13 Teru Dann du deine aber bitte auch. Irgendwann ist auch bei mir die Selbstbeherrschung weg, ok?
21:13 Teru Immerhin kannst du nun jeden Tag Sex haben... ich hatte den nicht.
21:14 Miya Ich werde meine Hände bei mir behalten
21:15 Teru Darf ich dir eine Frage stelle?
21:16 Miya Ja
21:17 Teru Du bist ehrlich?
21:18 Teru Dann verrate ich dir auch, wo ich bin und wieso.
21:22 Miya Ja
21:23 Teru Warum bist du in einer neuen Beziehung, wenn du nach wie vor Gefühle für mich hast? Erkläre es mir, bitte.
21:25 Miya Haru ist gut zu mir, es passt einfach ich will ihn lieben... die Gefühle für doch reichen nicht mehr... zu viel ist zerbrochen in mir, zu viel wurde zerstört... die Gefühle für dich für mir nicht mehr gut ...
21:26 Teru Bist du dir sicher, dass sie nicht mehr gut sind? Du schreibst du WILLST ihn lieben...
21:27 Teru Ein Satz, ein Wort und ich mache dir den Hof...
21:33 Miya Ich will es mit ihm versuchen....
21:35 Teru Wenn er dich glücklich macht, ist es ok für mich.
21:38 Teru Ich bin in Miyagi bei Oikawa.
21:43 Teru Ich will mit den Dämonen in meiner Vergangenheit abschließen. Er war der Ex Freund von mir, der mich gebrochen hatte. Auch wenn das nichts mehr bringt, möchte ich das du es weißt. Ich will mich verändern.
21:44 Teru Vielleicht nicht für dich, aber für mich. Wer weiß das schon.
In der letzten Zeit war so viel passiert und er wusste kaum noch mit seinen Gefühlen ein und aus. Yūji hatte ihn betrogen. So viel stand fest und dieser Verrat nagte an ihm. Und selbst wenn er wollte, so konnte er ihm so schnell einfach verzeihen, denn es tat nach wie vor weh, sehr.
Ob er aufgehört hatte ihn zu lieben? Nein, denn er liebte den provokanten Blonden immer noch und sein Herz schlug jedes Mal, wenn dieser ihm schrieb.
Mit Haru war es anders, ganz klar war dort etwas, aber so ganz wie mit Terushima fühlte es sich einfach nicht ein, eventuell machte er sich sogar selbst etwas vor obwohl er den Schwarzhaarigen lieben wollte, denn er wusste er würde ihm besser tun.
Ein bisschen abgelenkt saß Atsumu in dem kleinen Café und trank mit Suna den Milchshake, denn seine Gedanken hingen immer noch an dem LINE Chat von gestern Abend. Erst als er nach mehrmaligen Ansprechen Suna seine Stimme vernahm sah er auf. Wie unhöflich von ihm, immerhin wollten sie zusammen nach dem Training etwas unternehmen.
„Atsumu? Was ist los? Du bist so abgelenkt", fragte besagter Dunkelhaariger und tippte ihn an der Schulter an.
„Ich habe nur nachgedacht", antworte und starrte auf seinen Shake.
„Worüber? Das du mir doch bei Zelda hilfst?", hakte er nach und grinste ihn breit an.
Würde er schon gerne, doch konnte es auch Ärger zuhause geben, denn er wusste, für wie unwichtig Haru das hielt, wobei Atsumu eben auch jünger war und auch soziale Kontakte wollte. Das er nun hier mit Suna saß hatte er sich auch nicht so gedacht.
„Ich weiß nicht so recht", gab Atsumu zu bedenken und sah ihn an. Lust hatte er schon. Was sprach eigentlich dagegen? Sie taten doch nichts, was ungewöhnlich wäre für ihr Alter und romantische Absichten hatten sie beide auch nicht. Es würde doch nur ein Treffen unter Freunden sein. Nicht mehr und nicht weniger. „Also schön. Ich komm gleich noch mit zu dir", mit diesen Worten gab der Blonde sich geschlagen.
„Sehr gut", zierte ein diabolischen Grinsen dessen Gesicht. „Dann muss ich nicht zu Fuß nach Hause."
„Boah du bist echt so unnormal faul", lachte nun Atsumu.
„War ich schon immer", trank er nun seinen Shake aus und stand auf. „Komm lass uns los. Ich glaube meine Mutter macht heute was geiles zu futtern", hob er die Hand und deutete ihm an zu folgen.
Irritiert nickte er und gemeinsam setzen sie sich in Bewegung. Von seinen anfänglichen Zweifeln ist kaum noch etwas zu spüren und er hat das Gefühl, dass er mit Suna vielleicht doch auf einer Wellenlänge sein konnte. Auch wenn er damit niemals gerechnet hatte, wie wichtig Suna eines Tages für ihn werden würde, dass wusste der Blonde natürlich nicht.
„Willst du was trinken?", fragte Suna, um irgendwie die Stille zu durchbrechen.
„Klar. Und dann zeige ich dir mal, wie du es besser machen kannst", grinste Atsumu, nachdem sie beide bei dem Dunkelhaarigen im Wohnzimmer saßen und auf den ausgeschalteten Fernseher starrten. Zögerlich taute er nach und nach auf und begann sich auf diese neue Freundschaft einzulassen. Vermutlich konnten die beiden Teenager doch Freunde werden.
„Ich hole kurz Wasser, oder willst du Cola?", hakte er nach.
„Cola, gerne", erwiderte er und lehnte sich zurück in die weichen Kissen , auf dessen Couch. Hübsch hatte Suna es hier. Diese kleine Wohnung reichte locker für eine Person und war wirklich sehr schön eingerichtet worden. Der Dunkelhaarige schien sehr ordentlich zu sein, obwohl er so faul war. Früher war er auch einige Mal hier gewesen, doch hatte er sich nie wirklich umgesehen, immerhin lag seinen Augen immer nur auf Terushima, welcher seine Welt gewesen war.
Nach einer Weile kam Suna mit zwei Dosen Cola zurück, reichte eine davon Atsumu und ließ sich neben ihn auf der grauen Couch nieder, griff nach der Fernbedienung und schaltete diesen an.
„Danke", lächelte der Blonde und öffnete sie, um einen Schluck zu trinken. „Dann zeig mir mal dein Problem, Rintarō. Du stellst dich sicherlich einfach nur zu doof an."
Wenn er so darüber nachdachte, dann war es das erste Mal, dass er ihn bei seinen Vornamen genannt hatte.
„Tze", gab dieser zähneknirschend und nahm eine gespielt angepisste Haltung ein, welche Atsumu an ein kleines Kind erinnerte, dem man den Lolli geklaut hatte. „Wenn du das schaffst, dann lade ich die Tage nochmal auf einen Shake ein", schlägt Suna vor und streckt sich ein wenig nach dem Kontroller, welchen er Atsumu reichte.
Erinnerungen kamen in ihm hoch, wie er damals oft mit den dreien, gespielt habe und wie gerne er es getan hatte. Doch nun hatte sich nun einiges verändert, denn mit Osamu sprach er nach wie vor kein Wort und auch mit Terushima hatte es sich verändert. Sie waren kein Paar mehr und er war sich sicher, dass dies auch besser so ist. Man konnte nicht abstreiten, dass er noch Gefühle hatte, doch würden diese einfach nicht ausreichen, um diese Beziehung weiterzuführen. Und seine Angst ernst betrogen zu werden war einfach viel zu groß.
Wer betrogen worden ist, geht durch die Hölle.
Kurzfassung: Tiefes Loch, Boden unter den Füßen weggezogen, keine Ahnung, wie man damit weiterleben kann. Innere Unruhe, kein Plan, Freunden auf die Nerven gehen, alles das geht einem danach durch den Kopf und man geht sich selbst am meisten auf den Geist. Mache haben danach heftige Eifersuchtsschübe und müssen dauernd darüber reden. Atsumu hatte sich Kraftlos und Motivationslos im ersten Moment gefühlt und wusste gar nicht so recht, wohin mit seiner Wut, weshalb er diese erstmal an seinem Bruder ausgelassen hatte. Welcher ja gewissermaßen auch daran schuld war, auch wenn immer zwei dazugehörten.
Sowas ist ein Teufelskreis und nur schwer kam man aus diesem heraus, Atsumu hatte wohl einfach Glück im Unglück, dass Haru ihn aufgefangen hatte und ihm half diese Trennung zu verarbeiten, treffender sie zu ignorieren, denn vergessen konnte er sie nicht. Somit hatte er noch nicht einmal das Vergängliche verarbeitet und ließ sich direkt auf etwas Neues an. Kann gut gehen, meistens jedoch nicht, weil man sich gar nicht wirklich über seine Gefühle bewusst ist .
Sein Verdacht hatte sich bestätig, auch wenn sein Kopf anfangs diesen Gedanken total wirr gefunden hatte, so hatte sein Bauch gesagt: da stimmt was nicht, da ist etwas faul.
Dann war der Streit gewesen, wo Terushima ihm gestanden hatte, dass er ihn wirklich betrogen hatte, und das hatte die Sache nicht besser für ihn gemacht. Er musste nun damit leben und er verstand nicht, warum er das gemacht hatte, denn sie liebten sich doch. So war es auch und noch immer liebte der Gepiercte ihn und würde es wahrscheinlich auch immer tun, denn er hatte in dem Zwilling, sowas wie seinen Seelenpartner gefunden. Einen sichereren Hafen eben.
Der Schock Betrogen worden zu sein sitzt oft tief und wir erholen uns nur langsam aus dieser Starre. Bis uns wirklich bewusst wird, was passiert ist, vergeht meistens eine Weile und wir versuchen diese neue Situation Revue passieren. Dies ist der Moment, wo wir beschließen, wie es weiter geht, was wir wollen und wie wir diese Beziehung sehen.
Man ist der Meinung man muss so viel wie möglich darüber wissen, warum unser Partner dies gemacht hat, doch dies ist Quatsch, denn je mehr muss unser Gehirn auch verarbeiten und zum Schluss ist das Chaos nur noch größer. Umso mehr Informationen man hatte, je bunter und lebhafter wird der Film in unserem Kopf und raubt uns den Verstand. Denn die Tatsache an sich tut schon genug weh, da wollen wir es nicht auch noch sehen.
Wenn man also die Beziehung retten will, dann ist diese Dauerfragerei nicht wirklich sinnvoll, denn man beginnt nur damit, sich im Kreis zu drehen.
Nach so einem Betrug ist das Vertrauen weg und es wird schwer sein dieses wieder aufzubauen. Immerhin ist es das erste Mal und ein erstes Mal ist ein erstes Mal, denn auch nach deinem ersten Mal bist du keine Jungfrau mehr. Woher sollst du nun also die Gewissheit nehmen dein Partner tut es nie wieder? Immerhin hatte Terushima es gewagt und ob er es wieder wagen würde, dass konnte Atsumu nicht sagen. Die Angst, vor einem erneuten Betrug würde immer einen bitteren Beigeschmack hinterlassen.
Doch es ist keine Garantie dafür! Diese gibt es ohnehin für kaum etwas im Leben.
Es ist total normal, wenn du verzweifelt bist, so geht es jedem, der in deiner Situation ist und es ist nicht immer ratsam so weiterzumachen, wie bisher. Denn man muss es auch verarbeiten, ansonsten wird es einen sehr lange verfolgen. Und manche Dinge, in seinem Fall Terushima, musste man loslassen.
Unter der Oberfläche brodelte nun Verzweiflung und diese versuchte sich immer mehr Raum zu schaffen und nach außen vor zu dringen. Anfangs denkt man, man würde aus einem schlechten Traum aufwachen, doch fühlt sich dieser, leider, viel zu real an. Man will nicht so recht glauben, dass einem das wiederfahren ist, doch ist dies die Wahrheit und dieser muss man sich dann stellen.
Du willst verstehen warum, versuchst deinen Partner zu verstehen und doch wirst du keine wirklichen Beweggründe verstehen, warum genau es gerade DIR passiert. Und genau das ist das Schlimme daran, denn es tut einfach verdammt weh.
Gestern warst du doch noch glücklich und heute kannst du dich kaum noch an das vergangene Glück erinnern, denn all die Worte, die er gesagt hat, verloren an Bedeutung.
Nach so einem Betrug ist meistens nichts mehr wie zuvor und wenn du nicht bereit dazu bist, es weiter zu versuchen würde ich dir davon abraten, denn der Weg wird kein leichter werden. Er wird steinig werden und ein auf und ab der Gefühle werden.
Atsumu Miya hatte sich dagegen entschieden. Er hatte sich gegen Yūji Terushima entschieden.
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