,,Du hast heute aber Augenringe", äußere sich Theo und trug mir noch etwas vom Concealer unter meine Augen auf. ,,Hast du etwa schlecht geschlafen?"

,,Nur zu wenig...Bin gestern erst spät nach Hause gekommen", meinte ich monoton. Dass ich die ganze Nacht über kein Auge zubekommen habe, hätte ich erklären müssen und deshalb erwähnte ich es erst gar nicht. Ich fühlte mich so elend wie schon lange nicht mehr. Das einzige, was ich wollte, war es aus diesem Albtraum endlich aufzuwachen. Mich zu vergewissern, dass alles nicht real war. Nur ein Schauspiel in meinem Kopf.

,,Dass es sich so gut zwischen dir und Brandon entwickelt hat, finde ich äußerst beruhigend. Ihr seid nämlich nur noch zu acht im Spiel. Ich habe gehört, dass Brandon morgen Abend bei der Zeremonie die Hälfte von euch rausschmeißen will. Aber zu den vieren wirst du zum Glück nicht dazu gehören", sprach Theo.

,,Die Hälfte?", fragte ich verblüfft.

,,Ja. Ich bin genauso geschockt wie du", er seufzte. ,,Eigentlich war das ja sowas von nicht geplant, dass das Finale schon so früh startet, doch Brandon hat es wohl etwas eilig", er verdrehte seine Augen. ,,Du hast noch nicht mal die Gelegenheit bekommen all meine Kreationen zu tragen....und wie es aussieht, wirst du sie auch nicht mehr bekommen", enttäuscht schüttelte er seinen Kopf.

Ich runzelte die Stirn. 'Warum die plötzliche Eile? Wird es Mister X etwa zu gefährlich? Fangen auch schon andere an Verdacht zu schöpfen oder hat das alles einen ganz anderen Grund?'

Ich ließ meine Augen zu der Wanduhr gleiten. 'Wird er vielleicht nervös aufgrund der ganzen Dateien?'

8 Stunden zuvor

Ich senkte meinen Blick auf die von Hand geschriebenen Zeilen und fing an zu lesen.

Kayl war für mich von Anfang an ein Dorn im Auge. Schon ab dem ersten Tag, an welchem er das Schloss betrat. Er war viel zu aufmerksam. Sah sich viel zu genau um. War viel zu skeptisch gegenüber allem.

Ich erinnerte mich daran, wie er schon so ziemlich am Anfang mich in meinem Badezimmer aufgesucht hatte , um mir zu berichten, dass etwas nicht stimmte. Er hatte es sehr schnell bemerkt.

Er wollte den Helden spielen, doch wir befinden uns hier in keinem Film. Das hier ist das Leben. Er hatte von Anfang an keine Chance, denn ich hatte ihn im Auge. Immer.

Ich schloss meine Augen und schüttelte meinen Kopf. 'Wie konnten wir nur glauben, dass keiner etwas mitbekommen würde?'

Obwohl, ich muss zugeben, einen Moment habe ich übersehen. Und zwar den, in welchem er mich gehakt hat.

Ich hob verwundert meine Augenbraue an. 'Gehakt?'

Ich muss wirklich sagen, ein raffinierter Plan, den ihr euch d ausgedacht habt. Ich bin sehr beeindruckt. Mich zuerst haken und dann den Strom für die Kuppel kappen, um die Dateien verschicken zu können. Wirklich gut.

Meine Augen weiteten sich. 'Eine Kuppel? Hatte Kayl nicht von einem Zaun gesprochen?'
Ich zählte eins und eins zusammen. 'Die Kuppel war also der Grund dafür, dass wir hier keinen Empfang hatten. Kayl wollte den Empfang also durch die Deaktivierung der Kuppel wieder herstellen. Er wollte die gehakten Dateien verschicken. Die gehakten Dateien....Er hatte mit überhaupt nichts von ihnen erzählt...
'War das vielleicht der Grund, warum ich immer das Gefühl hatte, er würde mehr wissen als er zugab? Weil er eben wirklich mehr wusste als er mir anvertraute....Aber warum? Was hatte er herausgefunden, was er mir nicht erzählen konnte?'

Ich senkte meinen Blick erneut auf das Papier in meiner Hand.

Fast hätte ich Beifall für euch geklatscht, wäre da nicht der Notfallgenerator, welchen ich für genau solche Art von Fällen besitze. Und da ist auch schon deine Timeline. Du hast ab jetzt plus-minus 18 Stunden Zeit, um den Laptop deines Freundes zu entsperren und die gehakten Dateien vollständig zu löschen, bis mein Notfallgenerator den Geist aufgibt. Und um dich ein kleines bisschen zu motivieren, werde ich ab morgen früh, nachdem du den Laptop erhalten hast, für jede vergangene Stunde Thalilas Chip aktivieren. Was dabei passiert, hast du ja bereits bei Cole miterleben dürfen. Was meinst du, wie lange sie wohl durchhält?
- Mister X

Gegenwart

,,Mira? Hallo?', eine Hand fuchtelte vor meinen Augen hin und her. ,,Erde an Miraaaaa". Theo stellte sich direkt vor mich und beugte sich etwas zu mir runter, da ich immer noch auf dem Stuhl neben dem Frisiertisch saß.

Sofort sah ich auf. Ich war wohl tief in meine Gedankenwelt gerutscht und hatte überhaupt nicht bemerkt, wie Theo schon fertig mit meiner Frisur war.

,,Tut mir leid, war gerade in Gedanken", entschuldigte ich mich und stand vom Stuhl auf.

,,War nicht zu übersehen", sagte Theo kopfschüttelnd und beugte sich zu seinem Schminkkoffer runter, um diesen zu schließen. ,,Und ich erzähle hier und erzähle, dabei hörst du mir überhaupt nicht zu...."

,,Tut mir wirklich leid. Es ist nur gerade der ganze Druck, verstehst du? Zumal du mir gerade auch noch berichtet hast, dass Brandon morgen schon die Hälfte von uns nach Hause schicken wird", redete ich mich schnell raus.

,,Ich bin dir nicht böse. Das verstehe ich natürlich. Muss dich wohl echt geschockt haben solche Nachrichten schon am frühen Morgen zu hören, was?", er strich mir beruhigend über meinen Arm. ,,Aber zu denen, die morgen das Schloss verlassen werden, wirst du definitiv nicht gehören. Da bin ich mir sicher", meinte er augenzwinkernd.

Ich wollte noch etwas erwidern als es an meiner Zimmertür klopfte. Während ich nur meinen Kopf zur besagten Tür drehte, lief Theo auch schon ohne zu zögern direkt auf diese zu. Als er Thalila hinter dieser bemerkte, begrüßte er sie freundlich und winkte mir zum Abschied, bevor er mein Zimmer verließ.

Fast schon zögerlich lief Thalila über die Türschwelle und drückte die Tür hinter sich wieder zu.

Meine Augen wanderten zu dem schwarzen Laptop, welchen sie wie einen Präsentierteller vor sich hielt.

,,Sag mir bitte, dass du das Passwort kennst", bat sie mich eindringlich und ich sah, wie sie schluckte.