Kapitel 22
Wie man kein Opfer wird?
Einfach im Rudel bleiben.
--------
Ich hob meine Hand, ballte diese zur Faust und klopfte.
Einer der Security-Männer hatte mir verraten, wo sich das Schlafzimmer von Cole befand. Nun war ich hier.
Ich klopfte nochmal.
Und noch ein drittes Mal.
'Wo war er nur?'
Ich entschied mich dafür jetzt meinen Plan B zu verfolgen und Thalila zu finden. Glücklicherweise befand sich laut dem Kollegen von Kayl, das Zimmer von Thalila genau neben dem von Cole. So musste ich es nicht auch noch suchen gehen.
Ein paar Schritte nach rechts und schon klopfte ich auch an ihrer Tür. Als ich von der anderen Seite Schritte hörte, die sich der Tür immer mehr nährten, atmete ich erleichtert aus. Einen Plan C hatte ich nämlich nicht.
Die Tür öffnete sich und mit erstauntem Gesichtsausdruck sah sie mich an. ,,Mira?"
,,Hey, können wir reden?", fragte ich sie mit einem leichten Lächeln.
,,Natürlich". Sie trat zur Seite und gewährte mir Einlass.
Nachdem die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war, fing ich auch schon an, meine erste Frage zu stellen. ,,Wo ist Cole?"
Meine Taktik war es, mich ganz vorsichtig heranzutasten.
,,Er hat heute früh aus familiären Gründen das Schloss verlassen. Kann ich dir stattdessen irgendwie weiterhelfen?"
'So so. Aus familiären Gründen also'.
Mir fiel auf, dass sogar jetzt Thalila einen Earbud im Ohr stecken hat. 'Hat sie den auch beim Schlafen an oder was?'
,,Warum warst du so aufgewühlt als Vanessa abgereist ist?". Ich gebe zu, der Themawechsel kam sehr plötzlich, jedoch verlor ich jetzt doch so langsam die Geduld.
,,Sie hatte ihr Telefon vergessen und ich wollte es ihr wiedergeben", antwortete sie etwas verwirrt. ,,Mira, was ist los?"
,,Ihr Telefon also....", flüsterte ich und nickte. 'Das könnte natürlich der Wahrheit entsprechen'
Jetzt bekam ich eine Idee.
,,Dürfte ich vielleicht meins kurz benutzen? Als ich abgereist bin, war mein Hund sehr krank und ich will mich erkundigen, wie es ihm mittlerweile geht", log ich. Ich hatte eigentlich gar keinen Hund.
,,Mira, das tut mir leid, aber du weißt das es nicht geht. Die Regeln gelten für alle. Du bekommst es erst bei deiner Abreise". Besorgnis spiegelte sich in ihrem Ausdruck wider. 'Besorgnis um mich? Um meinen Hund? Oder um sich selbst?
Schließlich war ich doch die Hauptperson in diesem kranken Spiel. Dürfte sie mich eigentlich einfach so gehen lassen?
Finde wir es heraus.'
,,Dann werde ich freiwillig gehen. Ich halte es nicht mehr aus, nicht zu wissen, wie es um ihn steht", sagte ich mit trauriger Miene. 'Was tuts du jetzt, Thalila?'
Ich sah, wie sie schluckte und unruhig die Hände knetete.
'Was war nur so schlimm daran, mich nur einen einzigen Anruf tätigen zu lassen? Wovor hatten sie Angst?'
,,Eine Limo wird dich morgen früh abholen. Es tut mir leid, dass deine Teilnahme hier nun ihr Ende gefunden hat. Dein Handy bekommst du bei deiner Abreise". Sie setzte ein leichtes Lächeln auf.
'Und das war's schon? Kein Überreden? Kein Nein? Einfach Tschüss?
Das ging ja einfacher als gedacht'
,,Danke", sagte ich, lief zur Tür und verließ ihr Zimmer.
'Endlich wird dieser Wahnsinn hier ein Ende haben'
~
,,Das ist nicht dein Ernst, Mira", verblüfft sah mich Emma an.
,,Aber ernsthaft. Morgen ist doch schon die Zeremonie. Warte doch einfach noch bis zum Ende der Zeremonie und verkünde es", bat mich Angelina. ,,Vielleicht wird Brandon dann keine zweite morgen gehen lassen".
'Du willst doch nur wegen Kayl hier länger dableiben und hast Angst, dass Brandon dich morgen rauswirft', dachte ich nur und war kurz davor, die Augen zu verdrehen.
Dann schüttelte ich meinen Kopf. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass man mich doch noch irgendwie aufhält und nicht gehen lässt. Und ganz besonders wollte ich Brandon nicht mehr sehen. Was auch immer er hier für ein Spiel spielt, Kayl wird es schon herausfinden.
,,Tut mir leid Mädels. Ich will einfach nicht mehr länger hier sein",
Dass sie jetzt möglicherweise sauer auf mich waren, war mir gerade sowas von egal gewesen. Es ging hier schließlich um meine Sicherheit. Und diese hatte Priorität.
,,Ich gehe dann mal packen", seufzend stand ich vom Stuhl auf.
Emma tat mir nach und schloss mich in eine Umarmung. ,,Dann wirst du meinen Sieg hier wohl nicht mehr live miterleben". Daraufhin schüttelte ich nur lachend meinen Kopf. Wie siegessicher sie doch war.
Nachdem wir beide uns voneinander gelöst hatte, kam Angelina auf mich zu.
,,Schade, dass du gehst". Sie schloss mich ebenfalls kurz in eine Umarmung.
Über den Vorfall gestern hatten wir gar nicht mehr miteinander geredet. Vielleicht hat sie mir ja abgekauft, dass ich nicht wusste, wovon sie gesprochen hatte. Oder Kayl war gestern Abend noch bei ihr gewesen und hat sie beruhigt. Was auch immer es war, ich würde ja sowieso gehen. Ihnen konnte jetzt nichts mehr im Wege stehen.
Ich war froh, alles hinter mich lassen zu können.
Ich ließ meine Zimmertür hinter mir ins Schloss fallen und schmiss mich rücklings aufs große und weiche Bett. Das würde ich wohl am meisten vermissen, wenn ich wieder zu Hause war.
Als ich mich etwas bewegte, vernahm ich ein leises Rascheln unter mir. Mit gerunzelter Stirn setzte ich mich wieder auf und ließ meinen Blick über die Bettdecke wandern, bis ich ein zusammengefaltetes Blatt Papier fand.
Ich strich es wieder etwas glatt und faltete es auf.
Ich hätte wissen müssen, dass du nicht nur wunderschön bist, sondern auch noch schlau. Auch hätte ich ahnen müssen, dass Cole es eines Tages nicht mehr aushalten und zu dir rennen würde. Aber nun habe ich ihn unter meiner Kontrolle. So, wie ich es von Anfang an hätte tun sollen. Apropos unter Kontrolle....Halte dein Hündchen auf kürzerer Leine, ansonsten wird ihm noch etwas passieren. Es wäre doch sehr schade, wenn seine grünen Augen nicht mehr leuchten würden, nicht?
Deine Role hier, hat nich nicht ihr Ende gefunden, Mira.
Wage es nicht das Schloss zu verlassen. Und wage es nicht, jemandem hiervon zu erzählen. - Mister X
Wütend knüllte ich den Zettel zu einem Knäuel und warf ihn so fest ich konnte gegen die Wand.
Fast wäre das hier vorbei gewesen. Fast. Fast hätte ich es hier rausgeschafft.
Ich war gerade auf 180 und wollte nur noch um mich schlagen. 'Was wollte Brandon hiermit erreichen? Was war sein verdammter Plan? Und warum um alles in der Welt ICH verdammt?!'
Ich hob den zerknüllten Zettel wieder vom Boden auf und lief mit ihm ins Badezimmer. Dann strich ich ihn nun schon zum zweien Mal glatt und legte ihn dann auf den Fußboden vor dem Fenster, damit Kayl diesen sofort bemerken würde, wenn er hier reinkam.
In der Nachricht stand, dass ich keinem etwas davon erzählen darf. Dort stand aber nicht, dass ich es niemandem zeigen darf.
Mit schnellen Schritten lief ich auf den Balkon. Ich brauchte jetzt dringend frische Luft.
Tatsächlich beruhigte ich mich nach ein paar Minuten auch schon etwas.
Ich war hier erst zwei verdammt Wochen, aber es fühlt sich an wie Monate. In dieser kurzen Zeit ist schon so viel passiert, mit dem ich nicht mal in meinen Träumen gerechnet hätte.
'Was genau sollte ich jetzt tun?'
Er hat mir klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass wenn ich jemandem etwas erzählen würde, es ein leichtes für ihn wäre, diese Person zu verletzten. 'Aber könnten es nicht auch einfach leere Worte sein?
Er will mich einfach in Schach halten und versucht dies mit einer leeren Drohung.'
Jedoch wollte ich es dennoch nicht riskieren. Dafür kannte ich ihn zu schlecht, um einschätzen zu können, wie weit er gehen würde. Also fällt das schon mal weg.
Sollte ich zu Thalila gehen?
Nein, sonst lässt er sie genauso verschwinden wie Cole.
Dann gab es wohl nur noch eine einzige Option.
Ich musste zu Brandon selbst gehen. Und das werde ich auch genau jetzt tun.
Schnellen Schrittes verließ ich mein Zimmer und trat in den Flur. Es war schon spät, doch irgendwo in den Fluren würde ich schon irgendeinem Security-Mann entgegenlaufen, den ich dann fragen konnte, wo sich das Zimmer von Brandon befand.
Da ich aber schon ganz sicher wusste, dass es im obersten Stockwerk liegt, schritt ich die Treppe schon mal hinauf.
Von weitem im Flur sah ich Thalila mir entgegenlaufen.
,,Er ist auf einem Date", sagte sie und lief an mir vorbei.
Mit gerunzelter Stirn sah ich ihr hinterher.
,,Dann erkläre du mir das alles hier!", rief ich und verschränkte die Arme.
Abrupt drehte sie sich um und lief wütend zu mir zurück.
,,Wegen deiner ganzen Fragerei bringst du uns alle noch in Gefahr", zischte sie.
,,Wie meinst.....", fing ich an, wurde jedoch von ihr unterbrochen.
,,Das Spiel hat schon längst begonnen, Mira", flüsterte sie nun mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck. ,,Und es ist nicht mehr aufzuhalten"
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro