▫▪Kapitel 13▪▫
TAEHYUNG
"Oh, tatsächlich?", hinterfragte ich provokant und testete seine Reaktion, wie er sich verhalten würde, nachdem der erste Tag auf seiner Arbeit nun zuende war. Ich wunderte mich, ob diese aufgesetzte und wenn doch kaum vorhandene Nettigkeit auch außerhalb des Gebäudes, in dem ich der alleinige Herr war, vorhanden sein würde und wie er meine Sticheleien empfangen würde. Wütend funkelte er mich an und ich konnte das mit sich schwingende Glücksgefühl kaum in Worte fassen, dazu kam noch, dass meine eigentliche Antwort das ganze noch intensiver gestalten würde.
"Ja, tatsächlich! Also halte auch das ein, was du mir in hohen Tönen versprochen hast!" Seine feste Stimme klang so viel dunkler wenn er wütend war, es überraschte mich immer wieder mit wie viel Zorn in der Stimme ein Junge wie er sprechen konnte. Er spuckte mir seine Antworten regelrecht verächtlich vor die Füße und wusste zwar gut damit umzugehen, jedoch war es nicht das Verhalten, das ich bei ihm sehen wollte.
"Wenn du in einem solchen Tonfall mit mir sprichst, kann ich den Deal gerne auch etwas abändern. Vergiss nicht, wer hier auf wen angewiesen ist", konterte ich und symbolisierte ihm damit wieder, wer in dieser Situation der Mächtige ist und das war er offensichtlich nicht. Ich wusste, dass er Probleme hatte, die Wunden in seinem Gesicht und auch seinem Körper zeugten nur davon, und ich wusste ebenso, dass er diese ohne mich nicht bewältigt bekam. Das würde ich zu meinem Vorteil ausnutzen und genau das kotzte ihn auch so unendlich an.
"Ich verzichte auf deine Hilfe, wenn ich dafür dein persönlicher Sklave sein muss", widersprach er blaffend und verschränkte bockig seine Arme vor dem Oberkörper. "Und aus welchem Grund kamst du dann voller Verzweiflung zu mir?", hakte ich gezielt provokant nach und hob meine Augenbraue nach oben. Ich sah, wie er seine Muskeln anspannte und trotz der Tatsache, dass er für einen Jungen sehr dünn war, konnte man auch Muskeln unter seinem Oberteil erkennen.
"Aus dem einfachen Grund dass du die bessere Wahl als diese Kerle bist", antwortete Jungkook nun, klang dabei auf einmal viel weniger wütend, aber viel mehr erschöpft. Es wirkte so, als hätte er das ganze Diskutieren endlich satt, als würde es ihm all seine verbliebene Kraft rauben. "Wie dem auch sei, kannst du mir bitte sagen, wo ich unterkommen kann?", wollte er dann von mir wissen und ich konnte mit vorstellen, wie viel Überwindung diese kleine Bitte ihn gekostet haben musste. Aber schon allein die Tatsache, dass er die Frage höflich formuliert hatte, war für mich Beweis genug, dass er einen Schritt in die richtige Richtung ging.
"Du kannst bei mir schlafen", antwortete ich ihm schulterzuckend, konnte aber gleich darauf den Schock in seinem Gesicht erkennen. "Was?", hinterfragte er, sein Mund blieb offen stehen, seine Stimme klang vollkommen entsetzt. "Was dachtest du denn? Dass ich dir eine eigene Wohnung gebe oder was? Nimm das, was du kriegen kannst und wenn nicht lässt du es bleiben", erklärte ich ihm, der Unterton in meiner Stimme klang nach Ungeduld und genau das schien er auch zu merken, denn er seufzte nur ein "Also gut", bevor er mir augenrollend bis zu meinem Wagen folgte.
Ich hatte ihn nun also schon bei mir, das ging schneller als ich es mir erhofft hatte, aber ich wusste eben auch genau, wie ich mit Menschen umzugehen hatte, um die von mir gewünschte Reaktionen hervorzurufen. Ich öffnete das Auto und ließ mich dann bequem auf meinem Sitz fallen, Jungkook stieg vorsichtig auf der anderen Seite ein und schien mal wieder nicht schlecht zu staunen. Diese luxuriöse Welt schien für ihn komplett fremd zu sein und wieder einmal begann ich mich zu fragen, wie viel Zeit seines Lebens er bereits auf der Straße verbringen musste und warum er überhaupt dort war.
Ich wollte so vieles über ihn wissen und wusste, er würde mir keine einzelne Information über sich geben, also musste ich es wohl oder übel mit der altbekannten Variante versuchen. Aber erst mal eins nach dem anderen.
Ich startete den Motor und blickte ihn noch ein letztes Mal von der Seite an, ehe ich losfuhr und den kurzen Weg bis zu mir nach Hause antrat. Jungkook blickte die ganze Zeit stumm aus dem Fenster, beobachtete die Wolken am Himmel, war in Gedanken versunken und wirkte komplett abwesend.
Einen eigentlich fremden Jungen zu sich nach Hause zu holen war eigentlich ziemlich dumm, denn wenn er nur auf Geld aus war, konnte er auch versuchen mich zu überwältigen und es zu stehlen. Bei mir Zuhause hatte er reichlich Möglichkeiten an Geld zu kommen und ich fragte mich, ob er das wagen würde oder ob er bereits zu großen Respekt vor mir hatte. Er war unberechenbar, aber das waren die Leute von der Straße sowieso immer, denn wenn es sich um einen tagtäglichen Überlebenskampf handelte, lernte man schnell die notwendigen Tricks, um den heutigen Tag nicht zum Letzten zu machen.
"Was erhoffst du dir eigentlich von all dem hier?", unterbrach Jungkook zu meinem Überraschen dann die zwischen uns herrschende Stille. Dass er mir eine Frage stellte war ungewöhnlich, denn normalerweise verabscheute er Gespräche mit mir und gar meine Anwesenheit, aber nun wirkte er tatsächlich ein wenig interessiert. Ich brummte kurz und überlegte mir eine Antwort auf seine Frage.
"Nicht viel", sagte ich ihm, jedoch entsprach das nicht ganz der Wahrheit.
"Und warum tust du dann das alles hier?", hakte er weiter nach und schnaufte schwer. Es wirkte nach und nach so, als würde ein Teil seiner Fassade abbröckeln, doch ich konnte nicht genau sagen, ob er mir damit einen Einblick in seinen wahren Charakter gewähren wollte oder er einfach nur viel zu ausgelaugt war, um diese Maske weiter aufrecht zu erhalten.
"Hat keinen speziellen Grund, du hast mich einfach nur neugierig gemacht", antwortete ich ihm recht monoton, blickte noch nicht einmal in seine Richtung.
Darauf erwiderte er nichts mehr, der Rest der Fahrt verlief also weiterhin tonlos, jedoch dauerte es nur noch wenige Minuten, bis ich vor meinem Haus zum Stehen kam und das Auto abstellte.
"Komm mit", sagte ich ihm, steigte aus und lief langsam zu meiner Haustür. Ich spürte seine feurigen Blicke an meinem Rücken, doch ließ mich durch diese nicht beirren. Gemeinsam betraten wir mein in Dunkelheit gehülltes Zuhause, ich drückte den Lichtschalter und entledigte mich von meiner Jacke und meinen Schuhen, ehe ich Jungkook dazu aufforderte dasselbe zutun.
Irritiert blieb er an Ort und Stelle stehen, wusste offenbar nicht, wohin er gehen konnte und was er als nächstes tun sollte, weshalb ich seufzend auf ihn zuging und kurz vor ihm wieder zum Stehen kam.
"Geh dich erst mal waschen, dein Geruch ist ja kaum zu ertragen. Ich zeig dir das Bad und gebe dir ein paar bequeme Klamotten von mir zum Anziehen. Da du jetzt hier wohnst, werde ich dich mit meinen Sachen ausstatten, sprich Klamotten, Nahrung und alles, was man zum Leben benötigt. Danach kannst du dir aussuchen, wo du schlafen willst und bei Fragen findest du mich wahrscheinlich im Wohnzimmer", wies ich ihn an und er nickte nur stumm mit dem Kopf.
Ich zeigte ihm das Badezimmer und schnappte mir dann ein paar gemütliche Klamotten von mir, die er nach seinem Duschgang dann anziehen konnte.
Diese gab ich ihm und begab mich mit einem zufriedenen Lächeln in mein Wohnzimmer.
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