26.
Heute war ein guter Tag.
Leonard sah zu dem Aufschlag auf, er sah den Ball sich in der Luft drehen und alles in seinem Körper spannte sich an, um mit den Figerkuppen die raue Oberfläche des Balls zu streifen und seine Richtung millimeterweise zu ändern. Millimeterweise in die Richtung seiner Mitspieler.
"Yes", stieß er zwischen zusammengekniffenen Zähnen hervor und das Spiel begann.
Seine Füße kamen federnd auf, noch auf den Zehenspitzen änderte er seine Richtung.
Er liebte Sport, insbesondere Basketball. Es ging um Schnelligkeit, Geschick, Taktik und Teamfähigkeit. Aus dem Augenwinkel sah er das Publikum. Er hörte das Brüllen und Trommeln, das Gefluche seines Trainers und glaubte Hae ausmachen zu können. Ihm war über vor Aufregung vor dem Spiel gewesen, er hatte sich am morgen ordentlich übergeben, denn ihnen allen war klar, dass war ein wichtiges Spiel. Nicht nur weil es seine letzte Saison sein würde, Leonard hatte dank Rob erfahren, dass Hae ihn mit ihrer Anwesenheit beehren würde, obwohl sie Basketballspiele, wie Mistelzweige zu Weihnachten gemieden hatte.
Und er wollte sie beeindrucken. Er hatte einst gelesen, dass Dopamin und andere endogene Opiode durch das Motivationssystem ausgeschüttet wurden, wenn ein lohnendes Ziel in Sicht war. Dopamin löste im Gehirn und in seinem Körper ein Gefühl des Wohlbefindens aus und bereitete ihn psychisch und physisch darauf vor, höchste Konzentration und Handlungsbereitschaft aufzubringen. Und nur ein etwas triggerte dieses Motivationssystem unglaublich: Liebe.
Das Kribbeln in seinem Körper ersetzte das schwere Gefühl in seinem Magen, es war wie als würde sein Blick sich auf den Ball verschärfen, aber alle seine Sinne gleichzeitig scharf stellen. Er roch den Schweiß der Anderen, er spürte die Hitze, die von den anderen Spielern ausging und er schmeckte das Salz auf seinen Lippen.
Seine Haare wippten auf seinem Rücken in dem Zopf herum, als er in die Richtung des gegnerischen Korbs rannte.
Shawn hatte den Ball gefangen und dribbelte eilig um einen riesigen Spieler herum und kniff die Augen zusammen, auf der Suche nach einem Weg aus ihrer Hälfte des Spielfelds.
Und egal, wie froh er gewesen war, eine Shawn-Auszeit gehabt zu haben, er war froh, dass Shawn in ihrem Team spielte und nicht bei den Anderen.
Shawn packte den Ball und drehte sich rasch um seine Achse, seine dunklen braunen Augen glitten zu Simon, der den Ball aus der Luft fischte und in die Richtung des Korbes zu jagte. Der Jüngere dribbelte geschickt um die Gegner, musste jedoch bald abpassen und Leon versuchte sich frei zu laufen, obwohl er einen hartnäckigen Decker hatte.
Seine Füße bewegten sich von selbst, er lief enge Bahnen und versuchte seinen Gegner zuvor zu kommen. Aber nicht umsonst hatten die Spieler Redan jedesmal gegen die aus St. Dennis verloren.
Die Jungs aus dieser High School wurden auf ein Sportstipendium gedrillt und dagegen hatten sie nie eine Chance gehabt. Nie bis heute.
Leons Lungen brannten, wie als wären sie mit flüssigem Feuer gefüllt, als er den Ball endlich von Rob zugespielt bekam. Noch immer kein Korb. Schweiß stand ihm auf der Stirn, ein Ellebogen traf ihn hart in den Rücken, jemand trat auf seinen Schuh, als er die gegnerische Verteidigung durchbrach und über den Korb hinweg Shawn zu spielte. Sein Erzfeind schnappte sich den Ball, machte ein gewagtes Täuschmanöver. Etwa sieben Fuß entfernt, setzte er zu einem Schuss an. Leonard drängte sich wieder zurück zum Korb, obwohl irgendetwas in ihm sagte, dass dieser Ball treffen würde.
Er reckte seine Arme in die Höhe, als der Ball glatt durch den Korb ging und ein Jubeln losging.
"Scheiße! Scheiße! Scheiße!", brüllte Simon und Leon sah das Winken auf der Austauschbank. Jetzt erst wurde ihm bewusst, wie butterweich seine Knie waren und der Schweiß aus seinem Haaransatz tropfte. Er wischte sich mit dem Unterarm über das Gesicht und ließ sich austauschen, er wankte auf die Bank zu...und blieb wie angewurzelt stehen, als er Haes Blick auffing.
Sie stand hinter der Absperrung und grinste ihn frech an.
Heute war ein guter Tag, dachte er sich, ein verdammt guter Tag.
Der Boden vibrierte, wenn eine Meute Spieler an ihnen vorbei jagte, Hae hasste es vom ersten Augenblick an. Und dennoch konnte sie ihre Augen einfach nicht von Leonard lassen. Sie sah, wie seine Muskeln sich sich unter dem Trikot zusammen zogen und wieder locker wurden, wenn er den Ball fing und jemanden anderen passte.
Sie ließ ihren Blick über seine große, schlanke Gestalt gleiten, die ihr inmitten aller Spieler ins Auge stach.
Er bewegte sich geschmeidig zwischen den Spielern des anderen Teams und seine langen Haare wippten in dem lockeren Zopf.
Er drehte sich um sich selbst, vollführte wagemütige Sprünge um den Ball aus der Luft zu fischen, bevor die Gegner ihn kriegen konnte.
"Ich sagte ja, es wird dir gefallen", schrie Allison über den Lärm hinweg und Hae verdrehte die Augen. Shawn hatte endlich einen Korb getroffen, die Jungen rannten querfeldein und sie stand auf, um in das Klatschen und Jubeln einzustimmen. Tatsächlich stand sie auf, um einen besseren Blick auf Leon zu haben, der völlig verschwitzt auf die Austauscherbank zu kam und ihren Blick auffing.
Für einen Moment blieb er abrupt stehen und Hae grinste ihm breit zu. Sie konnte das Grinsen auf ihrem Gesicht einfach nicht aufhalten, als sie das Funkeln in seinen milchig blauen Augen sah.
"Hallo"
Er ließ sich auf die Bank fallen, um sich auf dem Holz auszustrecken und seine Beine hochzulegen.
"Hey"
Das Spiel ging zwar weiter, aber sie bekamen beide nicht besonders viel davon mit, denn er nagelte sie mit seinen Augen fest und Hae schluckte schwer.
Er sah gut aus. Einige der blonden Strähnen hatten sich aus dem lockeren Zopf gelöst und lagen auf der Holzbank, wie ein Kranz um sein gerötetes Gesicht.
Ihre Blicke streichelten seinen schlanken, sportlichen Körper, den breiten Schultern und den Muskeln an seinen Armen, die sich leicht bewegten, wenn er eine Strähne aus seinem verschwitzten Gesicht strich. Es war verdammt attraktiv, wie er da auf der Bank lag und zu ihr aufsah, mit einem Grinsen machte er bemerkbar, dass er ihre Blicke schon gemerkt hatte.
Hae setzte sich wieder neben Bella und Allison auf die Holzbank und Leon richtete sich mit einem Stöhnen auf: "Meine Beine...ich spür sie nicht mehr"
Sie sah für einen Moment seinen Hinterkopf, dann wurde der Moment Sekunde um Sekunde länger.
Und Hae hätte am liebsten Leon einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf gegeben, damit er sich endlich von dem dämlichen Spiel abwand und ihr seine Aufmerksamkeit widmete.
Aber sie begnügte sich damit, mit ihrem linken Fuß heftig gegen die Absperrung zu treten, als die Schüler auf den Tribünen aus irgendeinem Grund wieder zu kreischen und brüllen begannen. Als der dumpfe Schmerz in ihrem Fuß allmächlich abnahm, drehte Leonard sich kurz zu ihr um: "Ich geh gleich wieder auf das Feld, wünsch uns Glück"
"Na klar", antwortete Hae mit einem zynischen Lächeln, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen und sie wusste, dass es mindestens so fake war, wie die Brüste von Natascha Heddings, aber Leon ließ sich nicht beirren.
"Viel Spaß!", wünschte Bella Leon noch und Hae sah ihre Freundin fassungslos an: "Viel Spaß? Musstest du ihm Spaß wünschen! Er hat uns ignoriert..."
"Ignoriert? Das ist doch gar nichts. Weißt du wie lange manchmal Sergio geghostet ist und mich ignoriert hat? Oder wie lange ich es letztens getan habe?", wiederholte Allison grinsend, "du bist doch nicht etwa eifersüchtig!"
Sie schaffte es sogae noch ein unverschämtes Augenbrauenwackeln dran zu hängen und Hae verkniff sich einen gemeinen Hieb: "Nein. Bin ich nicht. Worauf denn? Auf die Horde stinkender Idioten, die auf dem Feld rumrennen?"
Ja, war sie.
Und Hae hasste dieses Gefühl.
Sie hätter gerne ausgespuckt, als sie daran dachte. Sie war eifersüchtig. Wenn es ein Gefühl gab, dass sie verfluchte, dann war es das, was sie gerade von innen auffraß.
Sie war wegen Leonard hier. Würde nicht noch ein Kuss anstehen, würde sie schon lange nicht mehr hier sitzen. Davon war sie fest überzeugt oder versuchte es mehr oder weniger sich einzureden.
Vielleicht würde ja ihre Mannschaft gewinnen und er würde sich von der Euphorie mitreißen und sich von ihr küssen lassen.
Haes Hände wurden eiskalt, als ihr Herzschlag sich langsam wieder beruhigte. Das klang nach einem guten Augenblick, leider setzte ihr nagelneuer Plan voraus, dass die Mannschaft aus Redan gewann. Und das würde bedeuten, dass die Jungs danach wegen der Tuniere sicher Tage fehlen würden.
Mit einem Seufzen ließ sie ihre Schultern sinken, als würde ihre Meinung irgendetwas ändern. Wenn die Jungen gewannen, dann hatte sie eine Chance. Sollten sie nicht gewinnen-egal, Hae würde den Kuss ohnehin einheimsen.
Hae biss sich auf die Unterlippe, als Leonard nach einem Ball sprang und seine Fähigkeiten unterschätzte. Er kam auf seinem Ellebogen auf, seine Hände fest um den Ball gekrallt, als wäre es das Wichtigste auf dieser Welt.
Er kam schnell wieder auf die Füße, um den Ball jemanden anderen zu zuspielen und rannte wieder los, als wäre nichts geschehen.
"Verrückte", moserte sie in sich rein und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sie sollten sich zusammen reißen, um dieses verdammte Spiel zu gewinnen.
Damit sie endlich diesen Kuss bekam.
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