20.
Shawn stürzte vor und die Fäuste prasselten auf den Schlaks ein, Daniel duckte sich weg, wich aus und begann selbst zurück zu schlagen. Das Geräusch der nackten Füße, die auf andere Gliedmaßen trafen, die Fäuste, die ihr Ziel fanden, hallte unheimlich in der Dusche wieder.
Alles in einem, schien Daniel sich jedoch besser zu schlagen, als jeder von ihm gedacht hätte.
Leonard war nicht der Einzige, der sich geändert hatte.
Er konnte nur hypnotisiert zu schauen, wie sich die zwei Jungen prügelten, denn Shawns Freunde hatten ihn noch immer festgenagelten. Rob dagegen wandte und drehte sich heftig, ihm war anzusehen, dass er am liebsten Shawn auch eine reinhauen würde.
Die Kontrahenten stießen Schmerzenslaute aus, wenn der Andere sie traf, schnaubten und grunzten, wenn ihre Fäuste auf den Anderen herein prasselten.
Die Basketballmannschaft hielt den Atem an, als Shawn mit wutverzerrten Gesicht und aufgeplatzter Lippe nach Daniel ausholte. Es war ein kleiner, unachtsamer Moment und Leon wusste, die Wucht die Shawn reingelegt hatte, hätte Daniel mehr als die Nase gebrochen. Aber der junge Mann war flink.
Er packte den Arm, des Angreifers und drehte ihn aut Shawns Rücken. Mit stetigem Druck zwang er den Verlierer auf die Knie zu gehen. Sie waren alle nackt, die Fliesen waren kalt und feucht und Leon hatte Gänsehaut.
"Nenn mich nie wieder, Weichei. Red nie wieder...nimm nie wieder Bellas Namen in den Mund. Wag es nicht Rob zu provozieren und hör auf Leon Schwuchtel zu nennen", forderte Daniel mit schneindender Stimme. Leonard konnte sich noch vage daran erinnern, dass es letztes Jahr viel Gerede um Daniel gegeben hatte. Er war der stille Junge, der verletzliche Künstlertyp und ausgerechnet Hae hatte ihn damals als ihr neues Objekt der Begierde erkoren.
Es war die Ironie des Schicksals, dass es heute wieder eigentlich um Hae ging. Um die Wette, die Shawn und er geschlossen hatten.
"Noch mehr Forderungen, Weichei?", höhnte Shawn. Er wurde zwar von Daniel nach unten gedrückt, aber er ließ sich nicht beirren. Langsam hob er seine Kopf an und der irre Blick in den dunkelbraunen Augen, jagte Leon einen Schauer über den Rücken.
"Ist ja nicht so, wie als wärst du in der Lage weiterhin das Arschloch zu spielen" Daniel drückte sein Knie auf den Rücken des Knienden und ein triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen.
"Nimm deine Finger von mir, Bisexuelle Missgeburt..." Shawn biss sich auf die Unterlippen um ein schmerzhaftes Stöhnen zu unterdrücken.
"Ich frage mich, wie du es dem Trainer und deinem lieben Daddy beibringen willst, dass du gegen ein solches Bisexuelles Arschloch verloren hast", antwortete Daniel im honigsüßen Ton.
"Verdammtes..."
"Soll ich noch einmal verdeutlichen, wer hier die Forderung gestellt hat?" Shawn begegnete Leons Blick und seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen voller Schmerzen.
"Du wirst es bereuen, Daniel Lowry. Und du auch, Cox-Reid. Kannst dich ja bei deinem neuen Ritter bedanken, der dich gerettet hat..." Er gab seinen Freunden einen Wink und Rob und Leon wurden losgelassen. Daniel presste noch einmal sein Knie auf den Rücken von Shawn, dann ließ er ab und drehte sich um.
Und das war der größte Fehler gewesen.
Shawn war schneller auf den Füßen, als Leonard Daniel warnen konnte. Beide Jungen stürzten zu Boden, Daniel stieß einen rauen Schmerzenslaut aus, als Shawn begann ihn mit den Fäusten zu traktieren.
Noch wehrt Daniel sich heftig unter dem jungen Mann, versuchte alles zu decken und drehte sich auf den Rücken. Leon versuchte seine Handknöchel endlich frei zu bekommen, worin er kläglich scheiterte. Nackte Haut scheurte auf einander, der Griff war stahlhart.
"Shawn! Verdammt Shawn!", schrie er verzweifelt.
Robs Blick begegnete seinem, in den braunen Augen seines besten Freundes stand mehr als Wut, blanke Angst.
"Lass ihn los!", versuchte Leonard erneut. Niemand von den Umstehenden rührte sich, als Shawn einen Treffer landete und Blut aufspritzte.
"Tot. Tot. Tot", stieß Shawn mit einem irren Lächeln hervor und dann traf er Daniel mit einem krachenden Schlag am Schädel. Daraufhin wurde es totenstill. Leonard zitterte am ganzen Leib, als Shawn langsam sich erhob und zu ihm umdrehte. Daniel rührte sich nicht.
"Was soll ich?" Er wischte sich das Blut mit dem Handrücken aus dem Gesicht und blickte auf Leonard herab.
"Dylan und Phil- richtet ihn auf. Ich will unserem Schwuchtel in die Augen sehen"
Die beiden Freunde von Shawn gehorchten und Leonard kam mit zitternden Knien auf die Füße.
"Lasst Leon in Ruhe!", rief Rob und Shawn drehte sich für einen Augenblick weg von Leon, der vor Angst bebte. Er hatte gewaltigen Schiss, nachdem was er gesehen hatte, könnte Daniel tot sein und wenn hier niemand zur Vernunft kam und Shawn aufhielt...
"Ich soll was?" Shawn hielt sich eine Hand an das Ohr, als hätte er Rob nicht ganz verstanden. Dann schlug er blitzschnell Leon ins Gesicht. Sein Kopf schlug zur Seite und er schmeckte Blut im Mund. Der Griff um seine Arme war stählern und er bereute es nie Kampfsport trainiert zu haben. Er war Shawns Laune voll und ganz geliefert.
"Lasst ihn in Ruhe" Shawn trat mehrmals auf Rob ein, der erstickt aufschrie. Dann drehte er sich langsam und mit theatralischer Miene wieder zu Leonard um: "Hat noch irgendjemand irgendetwas zu sagen? Deine Freunde sind am Boden, Daniel liegt in seiner Lache aus Blut-verficktem Schwanzlutscherblut und Rob ist vermutlich für sein Leben sterilisiert worden, was Bella sicher begrüßt. Und nun bist du alleine. Wie tragisch"
Und er wollte Shawn seine Fresse polieren, normalerweise hatte Leon sich für einen außergewöhnlich friedfertigen Menschen gehalten und hatte auch dementsprechend gelebt. Readan war ziemlich evangelisch, er gehört zwar zur Gemeinde, glaubte mehr oder weniger an Gott und betete ab und zu, aber nun wüschte er sich, Gott würde mit ihm sein.
"Du hast Angst" Shawn piekte in seinen Bauch und er spannte rasch seine Bauchmuskulatur an, um den Schlag in die Magengrube abzumildern. Der nächste Schlag kam völlig unvorhersehbar und traf Leon am Oberkörper, seine Brustkorb fühlte sich an, als wäre er mit Glasscherben gefüllt. Japsend hing er beinahe zwischen Shawns Freunden, die Luft kam einfach nicht in seinen Lungenbläschen an, Speichel und Blut tropften aus seinem Mund, weil er sich auf die Zunge gebissen hatte. Ihm war übel, Tränen standen in seinen Augen und er starrte auf Shawns nackten Füße hinab.
"Steck deinen Schwanz irgendwo rein. Aber nicht in meine Angelegenheiten. Das ist meine Schule, meine Stadt, Schwuchtel!", zischte Shawn ihm ins Ohr, aber Leon sah Daniels nackten Beine, der Körper, der sich nicht rührte. Er sah auch Robs Gesicht, die Pupillen in seinen braunen Augen voller Angst geweitet. Dann dachte er an, Hae und das eigentlich er selbst sich in diese Situation geritten hatte. Er, durch seinen Übermut. Er hatte all den Menschen hier das gegeben und dann musste er an Hae denken, wie sie zu ihm an dem Morgen nach der Party gesagt hatte, dass er schön war.
"Scheiß drauf", knurrte Leon.
"Was?", schnappte Shawn.
Leon hob langsam den Kopf, um die braunen Augen seines Erzfeindes zu sehen. Er sah sich darin gespiegelt, seine eigenen blauen Augen und er richtete sich wieder auf: "Scheiß drauf. Ich scheiße auf deine Meinung, weil das ist nicht deine Angelegenheit..."
Er hatte gewusst, dass Shawn auf ihn einschlagen würde.
Er hatte fälschlicherweise gedacht, es könne nicht schlimmer werden.
Und er hatte sich geirrt. Leon hörte Rob vor Wut brüllen: "Du bringst ihn noch um, Carlton! Du bringst ihn noch um!"
Die Wörter brannten sich in sein Gehirn, in Dauerschleife. Er hatte nie gedacht, dass er sterben könnte. Wegen einer dämlichen Prügelei und doch lag er hier in der Dusche und wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war.
Nach einiger Zeit fiel er einfach zu Boden, drückte sich an die geflieste Wand und versuchte alles zu bedecken. Erfolglos.
Shawns Füße trafen ihm in die Seite, seine Hände packten ihn bei den Schultern, zogen ihn auf Augenhöhe.
"Das ist meine Stadt. Meine Schule. Du bist hier rein gar nichts.", wisperte Shawn ihm ins Ohr und Leon spuckte Blut, er dachte, er würde seine Eingeweide auskotzen, aber dann hörte er das Öffnen einer Tür. Und Leonard wurde zu Boden gelassen - er sank einfach in sich zusammen. Keine Kraft, alles schmerzte und mit geschundenen Gliedern ließ er sich auf den feuchten Fliesen nieder. Er konnte einfach nicht den Blick von Daniel abwenden. Daniel, der doch einfach nur helfen hatte wollen. Daniel, der so ruhig gewesen war und dann aufgestanden war. Er war für Leon und Rob aufgestanden, während der Rest, wie Feiglinge rumgestanden hatten.
Und dann hörte er Stimmen. Jemand rüttelte ihm am Arm, fragte ihn etwas. Dann legte man ihm eine Decke über die Schultern. Er hörte noch, wie irgendjemand in sein Ohr flüsterte: "Alles okay. Wir haben Shawn. Shawn Carlton. Alles wird gut"
Und er nickte, obwohl er wusste, dass nichts gut werden würde. Rein gar nichts.
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Der erste Tag in der Schule nach dem verheerenden Ausbruch von Shawn Carlton vor drei Tagen. Drei verdammten Tagen, die er in seinem Bett liegend verbracht hatte, unfähig etwas anderes zu tun, als an die Decke zu starren und sich zu fragen, warum ausgerechnet er.
Seine Familie hatte zu respektieren gewusst, dass er Zeit brauchte und auch die Schule hatte ihn für den Montag freigestellt, aber heute war Dienstag und er atmete tief durch um sich zu sammeln.
Irgendwann hätte er in die Schule gemüsst.
Als er Rob erkannte, der Arm in Arm mit Bella ihm entgegen kam, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Sie hatten schon telefoniert, er hatte gewusst, dass es ihm gut ging, aber ihn wieder unter den anderen zu sehen, erleichterte ihn. Wenigstens waren sie beide nicht so schlimm wie Daniel davon gekommen, der noch im Krankenhaus lag.
"...na wenigstens, müssten wir nicht mehr verhüten, wenn Shawn mich zwangssterilisiert hat"
Bella sah ihren Freund wütend an: "Ich hab dir gesagt, hör auf...hallo Leon, du siehst..."
Die Rothaarige stockte leicht und Rob fuhr mit einer Hand sanft durch ihre Haare: "Du siehst toll aus"
Leonard verkniff sich eine zynische Antwort und verzog nur spöttisch den Mund, ihm war klar, wie er aussah. Und er hätte auch wesentlich schlechter davon kommen können. Wie Daniel.
"Du siehst auch nicht viel besser aus" Er begnügte sich mit der Antwort und Rob hob zögernd eine Augenbraue: "Suchst du...?"
"Wo ist Shawn?"
"Ich glaube kaum, dass du noch mehr Ärger suchen willst.", meinte Hae hinter ihm, "Nicht in deinem Zustand. Obendrauf ist bald der zweite Advent, als Christ solltest du doch die Feier der Liebe in Ehren halten, nicht?"
Sie sah zu ihm auf und musste unwillkürlich das Gesicht verziehen. Er sah genauso Scheiße aus, wie es in den Gerüchten umging. Sie hatte sich ein wenig umgehört und in circa siebzig Prozent des Klatsches hatte es gehießen, Shawn und Leon hätten sich geprügelt. Es sah aber mehr so aus, als wäre Leonard verprügelt worden.
Überall in den Gerüchteküchen ging es heiß her, worum sie sich geprügelt haben sollen und was genau vorgefallen war. Schlussendlich, wenn man alle Geschichten verglich, konnte man sich darauf einigen, dass es Jungenzeug war. Hae brannte unter ihren Nägeln die Fragen, aber bei seinem Anblick erfüllte sie eine seltsame Beklommenheit.
Leonard zog leicht seine Augenbrauen in die Höhe und Hae war zwischen Aufregung und Besorgnis hin und her gerissen. Natürlich hatte sie sich keine ernsthafte Sorgen gemacht, nicht dass ihr sonderlich viel an Leonard liegen würde...
"Shawn hat mich überzeugt, dass ich noch einmal überdenken sollte, ob ich in der Gemeinde und bei meinen pazifistischen Ansichten bleibe"
Hae musterte ihn mit unverhohlener Neugier. Am Kinn pragte ein dunkler lila Bluterguss und seine Oberlippe war aufgeplatzt. Er trug zwar ein langärmliges T-Shirt, aber laut der Gerüchte hatte er noch ein paar mehr blaue Flecke davon getragen. Seine blonden Haare waren noch ungekämmter und unordentlicher als sonst und Hae streckte zögerlich eine Hand nach der einen Strähne aus, um kurz daran zu ziehen: "Du siehst nicht so schlimm aus, wie die Klatschtanten es verbreitet haben"
Es entlockte ihm ein kleines Lächeln und Hae begegnete dem Blick der blauen milchigen Augen. Er senkte leicht den Kopf und sein Blick schweifte von ihren Augen zu ihren Schläfen hoch, dann wieder runter bis zu ihrem Mund.
Er sah älter aus, als bei ihrem letzten Aufeinandertreffen. Es lag aber nicht an der Demoliertheit seines Gesichtes, sondern an der Tatsache, dass sein Augen voller Müdigkeit und Verletztheit glänzten. Was hatte Shawn nur den Jungen angetan?
"Ihr musstet ziemlich todesmutig gewesen sein. Sich mit Carlton anzulegen...böses Blut"
Allison platzte in Haes intensive Observation rein und sie löste sich eilig von seinem Blick, aber ihre Freundin warf ihr, dann Bella einen wissenden Blick zu. Hae verbiss sich irgendein Kommentar und drehte sich eilig zu ihren Freundinnen. Böses Blut, wo Alli recht hatte, hatte sie recht.
***
"Drückt auf das Sternchen, links unten und Leon sieht mehr Sternchen!" - Shawn, der Arsch, der den gesamten Plot viel zu moralisch macht.
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