15. Kapitel - Die Geschichte, die ich nicht erzähle
Du versuchst noch zu atmen, du versuchst noch zu sehen,
Du versuchst noch zu fühlen oder zu verstehen,
Was mit dir passiert
Warum du nicht funktionierst
Du sehnst dich nach Bewusstsein, doch ich bin schon da,
Und nichts ist deutlich nur Eines ganz klar
Ich krieche in dir auf, ganz ungeschont
Und an mich, deine Panik, bist du schon gewohnt
Freitag
05. Oktober
01:32 Uhr
Ich wache mitten in der Nacht auf. Ich wache mitten in der Nacht auf, weil mir etwas einfällt. Ich wache mitten in der Nacht auf, weil mir was einfällt, bei dem es mir siedendheiß über den Rücken läuft, siedendheiß und zugleich eiskalt. Ich setze mich im Bett auf. Es ist Nicolas' Bett und es ist ein komisches Gefühl, neben ihm aufzuwachen. Er trägt Boxershort und Shirt und hat im Schlaf den Arm um mein Becken gelegt. Ich befreie mich aus seinem Griff, halte die Berührung nicht aus. Meine Hände zittern und ich spüre, wie mein Körper auf Automatik schaltet. Ich entsperre mein Handy. Ich öffne die App, die schon einmal meinen Untergang bedeutet hat. Ich bete und bete und bete und bete, obwohl ich weiß, dass es schon zu spät ist. Im wahrsten Sinne des Wortes. Quälend langsam lädt das Display, von dem ich meine Augen nicht reißen kann und erst recht nicht dann, als meine Perioden-App in oberen Balken einen Schriftzug ankündigt, den ich nicht sehen will. 5 Tage überfällig.
Ich beiße die Zähne zusammen.
Ich schlucke.
Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen. Shit. Nicht weinen, bloß nicht weinen.
Ich beiße die Zähne zusammen.
Ich schlucke.
Ich funktioniere.
Aufstehen, befehle ich meinem Körper, gehen, meinen Beinen, doch nichts passiert. Unablässig rinnen die Tränen über meine Wangen und ich wische sie weg mit dem kurzen Ärmel des graumelierten T-shirts, das Nicolas mir zum Schlafen gegeben hat.
5 Tage überfällig.
Alles was ich sehe, vor meinen Augen und sogar dann, als ich sie kurz schließe, um meinen Atem zu regulieren, ist diese kleine Ziffer und die zwei Worte, die darauf folgen.
Ein Schluchzen bricht aus mir heraus und ich presse mir die Hand auf den Mund.
Und dann kriege ich nichts mehr mit.
Nichts, außer der Panik, die in mir aufrollt, die Panikattacke, die mich überschwemmt, wie seit Monaten nicht mehr.
Ich bin taub, ich bin blind, ich fühle nichts und alles.
Ich spüre die Daunendecke auf meinen nackten Beinen, das spitze Ende einer Feder, die den Stoff durchbricht und den hellen Fussel auf dem dunklen, schwarzen Laken erkenne ich ganz genau und der Lärm der Stadt jenseits der Fenster, höre ich kreischend in meinen Ohren und in der Küche weit weg von mir tickt eine Uhr und ich merke, wo meine Haut sich selbst berührt und dabei weiß ich nichtmal, ob ich existiere.
Ich weine, leise, und ich schreie, noch leiser, und ich bin blind. Blind vor sterbender Hoffnung, blind vor Schmerz, blind vor allem und vor nichts, blind vor Zeit, die stehen bleibt, blind vor schnellem Atmen und blind, blind, blind, blind. Blind vor den Tränen, die in der Decke unter mir versickern.
Ich schluchze, laut, und ich atme, noch lauter.
„Was ist-" Nicolas erhebt sich und dann ein, zwei Mal die Lider. Und dann ist er mit einem Mal hellwach. Er setzt sich auf. „Hey", flüstert er leise und seine Stimme ist schläfrig und rau. „Was ist denn los?" Nicolas fährt sich durch das Haar und rutscht auf mich zu, legt mir die Hand auf den Schenkel und das ist zu viel. Ich zucke zusammen, heftig und ich zittere, noch heftiger, winde mich aus seiner Berührung. „Fass mich nicht an!", zische ich und spüre, wie meine Augen groß werden, wie die Panik abebbt und mich die Angst übermannt, die Angst... und die Wut. „Fass mich bloß nicht an!", schreie ich und meine Stimme klingt schrill. Ich bringe Abstand zwischen uns und Nicolas hebt abwehrend die Hände. „Okay?", sagt er skeptisch. „Dann nicht?"
Ich zittere und wische meine schwitzigen Finger an der Decke ab, atme heftig. „Was ist denn los?", versucht Nicolas ein zweites Mal und rutscht wieder näher auf mich zu. „Nicht. Nicht. Anfassen", sage ich bestimmt. „Hab ich verstanden. Sagst du mir wenigstens, was los ist?" Meine Augen huschen, von seinem einen Auge zum anderen, über seine müden, verwirrten Gesichtszüge. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß nicht, was ich fühle, ich weiß nicht, was ich denke und ich weiß nicht, ob ich nicht gerade einfach gehen will. Meine Finger zittern, als ich meine Hände vor das Gesicht schlage. „Es... es ist nichts...", stottere ich und ich weiß, dass das angesichts meines schwitzenden, zittrigen Körpers alles andere als überzeugend ist. Nicolas schnaubt. „Nichts? Oh ja, das seh' ich", erwidert er ironisch. Kurz schweigen wir, dann überkommt mich ein Schluchzen. Nicolas sieht mich verzweifelt an. „Fuck, Leah, sag doch einfach was los ist, hä? Brauchst du was? Tampons, oder so? Hast du deine Tage?"
Beinahe will ich lachen. „Nein, Nicolas, ich habe nicht meine Tage!" Meine Stimme überschlägt sich fast und hallt laut von den Wänden des Schlafzimmers wider. Ich traue mich nicht, ihn anzusehen. Nicht nach dem, was letztes Mal passiert ist. „Und genau das..." Ich zögere kurz. „...das ist das Problem." Ich sehe ihn an, kann erkennen, wie es hinter seiner Stirn arbeitet. Seine Augenbrauen zucken und es dauert ein paar Momente – dann versteht er.
Wortlos steht er auf. Wortlos erhebt er sich vom Bett und ich bin mir fast sicher, dass er wortlos den Raum verlässt, als er zu meiner Seite des Bettes hinüber kommt und mich noch wortloser in den Arm nimmt. Und ich lasse es geschehen. Ich lasse mich in seine Arme sinken, mit der Stirn gegen seine Brust, während er die Hände um meine Schultern schlingt und mich festhält. Ganz fest.
Tränen steigen wieder in meine Augen, Schluchzer schütteln mich, lassen meinen Körper erzittern, aber Nicolas hält mich fest. Meine Augen brennen und ich weiß, dass ich sein Shirt gerade ruiniere, aber ich drücke mich weiter an ihn. „Es ist okay", höre ich seine Stimme an meinem Körper vibrieren. „Es ist alles okay." Er drückt mir einen Kuss auf die Schläfe. „Alles wird gut." Daraufhin muss ich noch mehr weinen und seine Nähe wird mir wieder zu viel. Ich winde mich aus seinem Griff. Meine Stimme klingt weinerlich und leise, als ich flüstere: „Wird es eben nicht." Er sieht mich fragend an und ich vergrabe mein Gesicht in meinen angezogenen Knien. „Du... du verstehst das nicht... ich...", beginne ich, doch meine Stimme bricht. Nicolas streicht mir über die Wange, eine Träne fort und mein Haar hinter das Ohr. Seine Stimme ist seltsam sanft, als er fragt: „Was verstehe ich nicht?"
Ich traue mich nicht aufzusehen, ich kann ihn nicht ansehen, deshalb lasse ich meinen Kopf auf meinen Knien und schlinge die Arme um meine Oberschenkel. „Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht, ich kann das nicht nochmal."
Ich spüre seinen Blick auf mir, doch ich kann nicht aufsehen, um diesen zu deuten. „Nochmal?" Seine Stimme ist kratzig. Ich erwidere nichts, nicke nur wortlos. Nicolas räuspert sich. „Du warst schon mal... überfällig?", versucht er es, auch wenn ich weiß, dass er weiß, dass das nur die halbe Wahrheit ist. „Oder... Schwanger?" Wieder nicke ich nur, zu etwas anderem bin ich nicht imstande.
Dann sehe ich doch auf. Ich lehne mich zurück an die Wand an der Kopfseite des Bettes. Meine Tränen sind versiegt, aber das Kratzen in meiner Stimme ist noch da. „Er ist gegangen", sage ich hinein in die Stille, die uns umgibt. Auf einmal scheint es, als wären mit meinen Tränen auch sämtliche Geräusche versiegt, die Geräusche der Stadt, des Lärms von den Straßen.
„Mein Ex, Eric... er ist gegangen, sobald ich ihm erzählt habe, dass ich..." Ich schlucke, das hier ist hart. „...dass ich schwanger war." Es ist ein seltsames Gefühl diese Worte auszusprechen und ein noch seltsameres, dieses Gespräch zu führen.
Nicht mal mit Mo habe ich hierüber gesprochen, wie denn auch? Kraft hab ich damals nicht mal aufbringen können, um das Bett zu verlassen, wie zur Hölle hätte ich da meinem besten Freund beichten sollen, dass bei der Verhütung mit einem Typen, den er von Anfang an nicht ausstehen konnte, ein bisschen was schief gelaufen ist. Nicolas sieht mich an und ich kann seine Mimik nur schwer deuten. Ist es Wut, die in seinen Augen liegt? Entsetzen? Vielleicht auch ein bisschen Angst? Alles davon kann ich mehr als gut nachvollziehen, ist ja schon das zweite Mal, dass ich... Ich kann den Gedanken nicht zu Ende denken, doch Nicolas unterbricht mich ohnehin. „Wann war das?", fragt er und ich kann erkennen, dass er ihm Kopf bereits zurück rechnet. „Mitten im Abitur. Der erste positive Test war Ende Mai", antworte ich knapp und Nicolas flucht leise. Ich nicke. „Jap, war scheiße. Vor allem, weil..." Ich atme hörbar aus. „Erinnerst du dich an meine Eltern?" Nicolas nickt zögernd. „Meine Mutter wäre ausgerastet, hätte mich auf irgendein Internat gesteckt- oder, noch besser, in die Psychiatrie."
Nicolas' Blick ist bestürzt. „Du hast es ihr nicht erzählt? Und deinem Vater." Ich mache ein schnaubendes Geräusch. „Mein Vater... kann nichts vor ihr geheimhalten, gar nichts. Er... ist nicht so... selbstständig." Nicolas nickt, doch ich erkenne in seinem Gesicht, dass er nichts versteht. „Und Mo?", fragt er hoffnungsvoll, doch wieder schüttle ich den Kopf und sehe auf meine Füße. „Ich konnte nicht. Es ging einfach nicht. Und... wir waren mitten im Abi, ich wollte nicht, dass er... Hamburg war ihm so wichtig!" Nicolas mustert mich. „Dir auch! Wolltet ihr nicht zusammen umziehen?" Ich nicke. „Wollten wir. Aber ich... das ging nicht. Nicht so direkt nach..." Ich zögere und Nicolas beendet den Satz für mich: „...nach dem Eingriff." Ich nicke. „Ja."
Die Bestürzung in Nicolas' Zügen ist nicht zu übersehen. „Und... das hast du dann alles allein gemacht?", fragt er entsetzt und ich nicke wieder. „Hab ich. Das war..." Mir fällt kein passendes Wort ein – gibt es überhaupt eines? – deshalb lasse ich den Satz in der Luft hängen. Meine Stimme klingt noch zynischer als beabsichtigt, als ich weiterspreche: „Weißt du, Deutschland bildet sich so fucking viel auf sein Gesundheitssystem ein... Und dann wird es einem trotzdem noch so schwer gemacht." Nicolas nickt verständnisvoll. „Paragraph 218", stimmt er mir zu und ich werfe im einen überraschten Blick zu. „Ja."
Dann hüllen wir uns wieder in Schweigen, nur für ein paar Sekunden, hängen unseren Gedanken nach und ich weiß, dass Nicolas krampfhaft versucht, sich an irgendein Detail aus unser Abi-Zeit zu erinnern, irgendein Detail, das mich betrifft. An irgendeine Auffälligkeit in Erics und meiner Beziehung. Aber fündig wird er nicht. Eric und ich waren ein Bilderbuchpaar, er ein unauffälliger, aber freundlicher Junge, den man mochte, weil er ein Mal sitzen geblieben und deshalb älter war und seinen Freunden Alkohol kaufte, bevor wir es durften und ich? Ich war Mos beste Freundin und Mo mochte jeder. Es gab keine Auffälligkeiten in der Beziehung von Eric und mir, nie. Zumindest am Anfang nicht und erst recht keine für Nicolas auffindbaren. Ich war und bin gut darin, Dinge zu verstecken. Die letzten zwanzig Jahre Lebenszeit im Haus meiner Mutter haben mich das zur Genüge gelehrt.
„Ich hab...", beginne ich dann wieder, ohne genau zu wissen, was ich sagen will. Ist das jetzt der Moment? Der, in dem ich meine Geschichte erzähle? Einem fast und eigentlich überhaupt nicht Fremden? „Ein paar Dörfer weiter von uns gab's eine Einrichtung, eine Beratungsstelle oder so. Keine ärztliche, sondern... eine katholische, das hab ich zu spät bemerkt. Die Männer da haben versucht..." Ich stocke und blinzle die aufkommenden Tränen weg, doch wieder beendet Nicolas den Satz für mich: „... dich zu überzeugen, es behalten."
Ich nicke. „Sie haben mir... Ultraschallbilder gezeigt... von..." Wie instinktiv lege ich die Hände auf meinen Unterbauch, genau dorthin, wo einmal ein kleiner Zellklumpen mein Leben auf den Kopf gestellt hat. „...von dem Ding. Und ich wollte das gar nicht, ich wollte das gar nicht sehen und auch nichts hören, ich wollte das gar nicht hören, aber die Männer da haben immer weiter geredet, ab wann es fühlt und ab wann es einen Herzschlag hat und dass weibliche Föten ab dem fünften Monat schon sieben Millionen eigene Eizellen besitzen und ich also in ein paar Monaten eigentlich schon meine Enkel in mir hab und-" Mein Redeschwall bricht ab, als wieder ein lautes Schluchzen über mich hereinbricht und wieder nimmt Nicolas mich einfach in den Arm. Ich lasse mich gegen ihn sinken. Er streicht mir über die Stirn und ein paar lose Haarsträhnen aus dem Gesicht und ich weine ein bisschen, während er beruhigend auf mich einredet.
Ein paar Augenblicke verstreichen, dann verebben die Schluchzer und ich kann weiter sprechen. „Irgendwann bin ich einfach aufgestanden und... und gegangen. Ich konnte mir das nicht mehr anhören." Nicolas nickt verständnisvoll. „Ich hasse, dass du da alleine durch musstest", murmelt er, mehr zu sich selbst, als zu mir.
„Am nächsten Tag bin ich mit Papas Auto losgefahren. Ich wusste gar nicht genau, wohin. Die nächsten Praxen, die... solche Eingriffe anbieten, waren über vier Stunden entfernt." Ich denke zurück, wie ich am Steuer von Wagen meines Vaters saß, mit tränenüberströmten Gesicht und ohne auch nur den Hauch eines Plans, wohin mit mir. Bei dem Gedanken daran wird mir eiskalt. „Irgendwann bin ich irgendwo angekommen. Ich musste Stunden im Wartezimmer verbringen, dafür, dass sie mich dann nur weiter zu irgendeiner anderen Beratungsstelle geschickt haben, die dann schon zu hatte." Ich seufze. „Aber immerhin hatte ich dann am nächsten Tag einen genauen Plan." Ich versuche mir ein Lächeln abzuringen, weiß aber, dass das nicht überzeugend ist. „Da musste ich dann mit dem Bus fahren, weil mein Vater angefangen hat Fragen zu stellen, warum bei seinem Auto so viel Tank fehlt."
Ich lasse mich noch weiter gegen Nicolas sinken und seine Umarmung tut mir gut, ich spüre, wie die Anspannung nachlässt. „Und ab da... war's okay." Meine Stimme klingt hoch und nicht so, als würde ich meinen, was ich sage. Doch das tue ich. Okay. Es war okay. Es war nie gut seitdem, aber immer okay. „Ich hatte ein paar Tage, die ich noch drüber nachdenken sollte und dann bin ich wieder zurück in die Stadt gefahren. Und... es war okay."
Nicolas schlingt seine Arme noch fester um mich. „Ich hasse, dass du da alleine durchmusstest", wiederholt er, diesmal mehr an mich gewandt. „Eric ist ein Arschloch, das wusste ich damals schon." Ich schnaube. „Scheinbar wussten das irgendwie alle außer mir", versuche ich es scherzhaft, doch das misslingt mir und ich werde wieder ernst. „Naja, konnte ja auch keiner ahnen, dass es soweit kommt..." Es ist gar nicht meine Absicht, Eric in Schutz zu nehmen, es passiert einfach. Und das jedes Mal, wenn ich daran denke, dass er einfach verschwunden ist. Mir war es ja auch einfach zu viel.
Doch Nicolas scheint das etwas anders zu sehen: „Lange kein Grund einfach abzuhauen." Seine Stimme klingt mürrisch, fast wütend. „Und er ist einfach gegangen? Nicht wiedergekommen?"
Jetzt halte ich doch inne. Jetzt sind wir an dem Teil der Geschichte, die ich ohnehin nicht erzähle, angekommen, von dem ich selbst versuche mich zu überzeugen, dass er eigentlich gar nicht passiert ist. „Einmal", sage ich und meine Stimme klingt dumpf. „Um es wegzumachen." Mehr bringe ich nicht heraus.
Aber Nicolas versteht es trotzdem. Er springt auf und sein Gesicht läuft rot an. „Was?!" Ich zucke zusammen und das bemerkt er. Er lässt sich stumm auf die Bettkante sinken und sieht mich entgeistert an. „Er hat... was?" Seine Augen glühen vor Wut, doch er versucht sich zurück zu halten, um nicht komplett die Contenance zu verlieren. Sein Blick ist starr und er sieht mich direkt an. „Leah, was hat dieses Arschloch dir angetan?"
Ich versuche seinem Blick auszuweichen, doch irgendwie gelingt es mir nicht. Vielleicht möchte ich das auch gar nicht. Vielleicht gibt mir die Wut in seinem Blick ein Gefühl von Sicherheit. Dass er nicht tut, was Eric getan hat. Vielleicht.
„Er..." Ich versuche einen klaren Gedanken zu fassen, einen grammatikalisch richtigen Satz zu bilden, aber mein Kopf ist zu voll. Zu voll von Wut, Wut auf mich selbst, dass ich mich schon wieder in die Situation gebracht habe, Wut, aufgestaute Wut auf Eric, die ich niemals zugelassen und seit einem Jahr von mir weg gestoßen habe, weil Wut bedeutet zu fühlen und fühlen bedeutet Schmerz zu empfinden und davon ist mein Kopf jetzt voll. Voll von Stille, die ich nicht brechen kann, weil Worte weh tun, voll von Angst vor dem, was kommt und was ich mache, wenn ich in ein paar Stunden wieder konsterniert und stumm auf den zweiten Strich auf dem kleinen Stäbchen in meiner Hand starre. Mein Kopf ist voll von Wut, Stille und Angst, doch da ist noch etwas anderes. Etwas Jüngeres. Etwas, das ich nicht kenne. Etwas Neues. Ein Gefühl wie eine Umarmung, fest und wie Zuhause. Nicolas sieht mich an und mein Herz pocht und die Last, die von meinen Schultern fällt, als ich endlich ausspreche, was ich solange verschwiegen habe, ist riesig. Und dann erzähle ich die Geschichte, die ich nie erzählt habe.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro