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10. Kapitel - Wer du für mich bist

Für mich warst du nie irgendwer,

für mich warst du von Anfang an viel mehr

Montag

01. Oktober

18:21 Uhr

„Ich bin Zuhause! Du sag mal, Lee, wessen Schuhe sind denn das vor- Ahh, Nicolas!" Mo kommt zur Wohnungstür hereingestolpert und trägt jeweils eine große Plastiktüte in beiden Händen, die er auf der Anrichte abstellt. „Was machst du denn hier?"

Nicolas und ich sitzen am Küchentisch und haben soeben das letzte essbare Bisschen der Zimtschnecke verspeist, als ich aufspringe und Nicolas aus seinem Stuhl ziehe. „Oh der!", erwidere ich abwinkend, „der wollte sich nur was ausborgen... ähm Zucker!", erfinde ich und schüttle dann entschuldigend den Kopf. „Haben wir aber leider Gottes nicht, deshalb wollte Nicolas dann auch eigentlich gleich wieder gehen", erkläre ich, mehr an Nicolas als an Mo gewandt, der mich verwirrt ansieht. „Jetzt lass den armen Jungen doch", tadelt er mich. „Genau, Leah, lass mich doch", scherzt Nicolas und ich verdrehe die Augen und bugsiere ihn weiter in Richtung Tür. „Wir essen auch gleich-", beginnt Mo, doch ich falle ihm ins Wort. „Siehst du, wir essen gleich. Also nichts für ungut. Und sorry, dass wir keinen Zucker hatten." Ich zucke mit den Schultern und öffne bereits die Wohnungstür, um einen sehr perplexen Nicolas hinaus in den Hausflur zu schieben, als Mos Stimme aus der Küche tönt.

„Iss doch mit uns, Nicolas. Ich war mit Dorie Mittagessen und der Typ übernimmt sich ja immer so da war reichlich was übrig. Und Lee, dir hab ich Pad-Thai mitgebracht, ist genug für alle da." Nicolas' Gesicht hellt sich auf und er will zurück durch den Türrahmen treten, doch ich schiebe ihn an der Brust zurück. „Ich denke, das ist keine gute Idee", gebe ich leise von mir und Nicolas grinst. Er greift nach einer meiner Haarsträhnen. „Warum nicht?", fragt er, doch wir beide wissen, dass die Frage überflüssig ist. „Ich halte das für eine ganz wunderbare Idee", raunt er in mein Ohr und schiebt sein rechtes Knie zwischen meine Beine, die augenblicklich ein winziges Bisschen weicher werden. Ich schnaube leise, aber wohl zu laut, als dass Mo mich im Nebenraum nicht hören könnte. „Hör nicht auf sie, Nicolas. Willst du Ente oder Tofu?" Sein Gesicht erscheint in der Küchentür und sofort weiche ich ein Stück von Nicolas ab. Mo scheint unsere vorige Nähe nicht bemerkt zu haben. Er grinst. „Bleib einfach noch", sagt er an Nicolas gewandt, der sich an mir vorbei zurück in die Wohnung schiebt.

„Wenn du drauf bestehst, Mo..." Nicolas hebt unschuldig die Hände und wirft mir ein entwaffnendes Grinsen zu, während Mo mich tadelnd ansieht, bevor er wieder in der Küche verschwindet. Unter raschelnden Plastikverpackungen tönt seine Stimme: „Was bist du denn für eine Gastgeberin, Lee, du darfst dein veganes Pad Thai auch ganz für dich alleine haben, das isst dir schon niemand weg." Neben mir hebt Nicolas eine Augenbraue. „Vegan? Bist du Veganerin?" Ich werfe ihm einen genervten Blick zu und schüttle dann den Kopf. „Nur vegetarisch", erwidere ich kurzangebunden und würde am liebsten Nicolas aus der Wohnung werfen und ein ruhiges, entspanntes Abendessen mit meinem besten Freund und nicht halb feucht, halb genervt in Nicolas Anwesenheit. Doch der macht keine Anstalten sich irgendwie auf den Weg in seine eigene Wohnung zu begeben.

Er grinst nur schelmisch. „Ich wollt gerad' sagen, ich dachte, du hättest ein kleines Faible für... Milch..." Er lacht und ich geb ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, kann aber ein kurzes belustigtes Lächeln nicht unterdrücken. „Du bist echt pervers, weißt du das?", mache ich ihm klar und sehe ihn tadelnd an. Er zwinkert. „Nicht zwingend was Schlechtes, findest du nicht?" Ich schnaube und verschränke die Arme vor der Brust. „Milch... das ist wirklich eklig!"

„Was ist eklig?", klingt Mos Stimme aus der Küche. „Nichts", antwortet Nicolas im gleichen Moment, in dem ich „Nicolas" erwidere. Wir folgen Mo zurück in die Küche, wo er aus diesen hässlichen weißen Plastikschalen kaltes vietnamesisches Essen auf unsere Teller füllt und nacheinander in der Mikrowelle drehen lässt. Bei meinen letzten Worten lacht Mo und sieht mich amüsiert an. „Tu nicht so, als fändest du Nicolas' Anwesenheit so schlimm, Leah. Ich weiß noch genau, wie du in der sechsten auf ihn gecrusht hast." Er schenkt mir ein schelmisches Lächeln und als die Mikrowelle ein leises Ping von sich gibt, nimmt er den Teller heraus und drückt ihn Nicolas in die Hand, der in diesem Augenblick herzlich zu lachen beginnt. „Hast du? Nicht dein Ernst!" Nicolas ist sichtlich amüsiert und ich dagegen zutiefst peinlich berührt. Vehement schüttle ich den Kopf. „Hab ich gar nicht!", beteuere ich, doch ich weiß, dass keiner der hier Anwesenden mir das auch nur einen winzigen Moment glaubt. Ich selbst tue es ja nicht einmal.

Mo lacht auch. „Und wie du das hast. Ich wette in dem Matheheft auf dem Dachboden deiner Eltern sind immer noch diese kleinen Herzchen, die du mit deinem pinken Kugelschreiber um seinen Namen gemalt hast!", zieht er mich auf und stellt einen Teller mit dampfendem Pad-Thai vor mir ab. „Mo! Du hast gerade die wichtigste Regel des Beste-Freunde-Codex gebrochen!", weise ich ihn entgeistert hin, doch er zuckt nur mit den Schultern und drückt Nicolas und mir jeweils Gabeln und Löffel in die Hände, bevor er es sich selbst vor dem Fenster bequem macht. „Das war in der sechsten Klasse, Süße. Und ziemlich niedlich, wenn du mich fragst."

Er nimmt eine große Gabel seiner Entenbrust und ich verziehe angewidert das Gesicht. „Ich frag dich aber nicht. Und genau, sechste Klasse, das ist Jahrhunderte, Jahrtausende her!", erkläre ich, aber viel weniger an Mo, als viel mehr an Nicolas gewandt. Der Blödmann soll sich mal nicht zu viel darauf einbilden!

Tut er natürlich doch. Er lacht immer noch und schlägt sich auf die Schenkel, kann sich kaum in seinem Stuhl halten. „Der pinke Kugelschreiber! Gott, auf den warst du damals so stolz! Und dann hast du ausgerechnet meinen Namen damit geschrieben? Was eine Ehre!" Er nimmt einen Löffel seines Bratreises und ein paar Körner fliegen mir entgegen, als er wieder zu lachen beginnt. „Krieg dich wieder ein, Meister", weise ich ihn zurecht und beginne nun auch meinerseits mit dem Essen. „Um mal dich zu zitieren: Menschen ändern sich, oder?"

Nicolas hört auf zu lachen, alles was bleibt, ist ein belustigtes Heben seines Mundwinkels. Ich weiß, was er denkt und ich bin froh, dass Mo sich in diesem Moment so tief über seinen Reis gebeugt hat, dass er Nicolas' Blick nicht sehen kann. Manches ändert sich aber nie, sagt dieser Blick und ich verteufle Nicolas dafür, dass er recht hat: Ich bin meinem sechste Klasse Ich seit Freitagnacht gefühlstechnisch näher, als ich es gerne hätte. Genervt rümpfe ich die Nase und entscheide gerade, meine Aufmerksamkeit jetzt einfach voll uns ganz dem Pad-Thai auf meinem Teller zu schenken, als Nicolas schon wieder zu sprechen beginnt. „Also Leah, wie gefällt Hamburg dir denn bis jetzt?" Was? Ist er gerade von einer auf die andere Sekunde vom Aufreisser zum Smalltalker geworden?

Ich schiebe mir eine Gabel Reisnudeln in den Mund, um nicht sofort antworten muss. „Hm", mache ich, aber als ich aufgekaut habe, sehe ich mich doch gezwungen zu antworten. „Ja, habt's ganz schön hier", lasse ich wie beiläufig fallen. Das ist untertrieben. Ich liebe Hamburg. Ich liebe die Elbe, die Alster, die Lichter der Stadt. Vielleicht ist das Ziel dann als schöner zu betrachten, wenn der Weg hin umso hässlicher war. Und damit meine ich nicht die Zugfahrt. Ich seufze.

„Mo hat mir am Samstag die Speicherstadt gezeigt. Und die Elbe", erkläre ich und Nicolas nickt. „Wart ihr auf der Elphi-Plattform?", fragt er und Mo nickt auch. „Wie richtige Touris", bestätigt er. „Und im alten Elbtunnel? Auf der anderen Seite? Bei den Arenen?", fragt Nicolas weiter und Mo winkt ab. „So weit haben wir es gar nicht geschafft. Waren beide viel zu fertig nach Freitag." Er lacht, aber ich lache nicht.

Erst recht nicht als Nicolas mir von der Seite aus belustigt zu zwinkert und mir einen Blick á la Das kann ich mir vorstellen zuwirft. „Wieso? Was ist denn auf der anderen Seite? Welche Arenen?", frage ich hastig, um uns und vor allem mich selbst abzulenken. Entgeistert sieht Nicolas erst mich an und dann Mo. „Du lässt sie nach Hamburg kommen und sie kennt nicht einmal die Arenen?" Mo zuckt mit den Schultern. „Hatten noch keine Zeit. Aber machen wir noch, versprochen", erwidert er in meine Richtung und erklärt an Nicolas gewandt: „Leah liebt Musicals, obwohl sie noch nie in einem war." Ich strecke meinem besten Freund die Zunge raus. „War ich wohl! Was ist mit Cats?" Mo lacht. „Das war in der siebten Klasse eine Schulaufführung der Zehner. Das zählt nicht."

„Warte..." Jetzt bin ich es, die einen entgeisterten Blick von Nicolas erntet. „Du warst noch nie in einem Musical? Hamburg ist die Musicalstadt!", klärt er mich auf und ich ziehe missmutig die Stirn kraus. „Mo, das hast du nicht erzählt! Warum waren wir noch in keinem einzigen Musical?" Mo verdreht die Augen. „Vielleicht, weil du erst drei Tage hier bist?", antwortet er im gleichen Moment, in dem Nicolas „Wir könnten gehen" vorschlägt. Verwirrt sehe ich ihn an. „Was?"

„Naja..." Nicolas lehnt sich in seinem Stuhl zurück und grinst. „Ich kenn da ein paar Leute", lässt er gönnerhaft fallen. „Wenn du willst, könnte ich mal nachfragen, ob es noch Karten für die nächste Vorstellung von König der Löwen gibt..." Er sieht mich an und in seinem Blick liegt etwas, dass ich nicht zuordnen kann. „König der Löwen?", hake ich nach. „Wie der Film König der Löwen?" Nicolas nickt und beugt sich zu mir vor. „Lust?", fragt er nach und dann scheint ihm einzufallen, dass Mo ja auch noch anwesend ist. „Oh und du kannst natürlich auch gerne mitkommen."

Doch Mo winkt ab. „Lass mal gut sein, drei freie Plätze zu bekommen ist sicher noch viel schwerer als zwei und so wie ich Leah kenne, will sie mit ihrem ersten Musical nicht länger warten, als überhaupt möglich." Er lächelt mir zu und ich werfe ihm eine Kusshand zu und schiebe die letzte Karottenscheibe auf meinem Teller in meinen Mund. „Aber bring mir das Gör ja heil nach Hause." Mo grinst, doch ich kenne meinen besten Freund etwas zu lange, um nicht ganz genau zu wissen, dass es nicht um einen Scherz, sondern um bitteren Ernst handelt. In seinen Zügen liegt der Schalk, doch ich kann etwas härteres darunter erkennen, als er Nicolas ansieht. Instinktiv frage ich mich, ob wenn ich ihn so gut kenne, dass ich in seinen Zügen lesen kann, es andersherum dann nicht auch der Fall ist...

Nach dem Essen macht Nicolas Anstalten unsere Teller in die Spüle zu räumen und mit dem Abwasch zu beginnen, doch Mo winkt ab. „Nee, lass mal, ich mach das schon. Lass dich lieber von Leah rauseskortieren." Er zwinkert und ich schlucke. Wenn er nur wüsste, denke ich im Stillen. Ich begleite Nicolas hinaus den Hausflur und als er draußen steht, um sich die Schuhe anzuziehen, nehme ich den Schlüssel vom Haken und ziehe die Tür hinter mir zu. Nicolas zieht die Brauen hoch. „Haben wir noch was vor?", fragt er anzüglich, doch ich schüttle den Kopf und lehne mich gegen die Tür, um so viel Abstand wie möglich zu bringen. „Ganz und gar nicht, im Gegenteil: Dieses Musical-Ding... Das musst du nicht machen. Also wirklich nicht", erkläre ich ihm und versuche, ihn nicht anzusehen, während ich das sage. „Was? Warum?", fragt er und sieht mich verständnislos an. Ich streiche nervös eine Strähne hinter mein Ohr.

„Nur so. Nein, ich mein...", stottere ich, dann zwinge ich mich ihn anzusehen. „Du musst das nur echt nicht machen." Er zuckt mit den Schultern und lehnt sich mit einer Schulter neben mich gegen die Tür. „Ich weiß. Ich will aber." Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Unterlippe. „Aber du müsstest nicht, weil... Weil... Naja, eigentlich hatten wir ja eine Abmachung und..." Ich stocke mitten im Satz, denn mit einem Mal ist Nicolas irgendwie näher gekommen und hat nach einer Strähne meines Haares gegriffen, die er zwischen seinen Fingern zwirbelt. „Ja?", fragt er nach und ich schwöre, dass ich hören kann, wie seine Stimme wieder ein wenig tiefer klingt, als gewöhnlich. „Ich meine nur, dass ich es für keine gute Idee halte, wenn... wenn wir zusammen... also wenn wir Zeit verbringen. Das passt nicht wirklich zu meiner Nur-eine-Nacht-Bedingung", stammle ich vor mich hin und verfluche mich selbst, dass ich nicht fähig bin, mich anständig zu konzentrieren, wenn Nicolas so nah bei mir steht. „Ich hab doch schon gesagt, Leah. Ich scheiß auf deine Bedingung." Er beugt sich vor und ich weiß, dass er mich küssen will, deshalb weiche ich zur Seite aus und verschränke die Arme vor der Brust. „Ich komm nicht mit. Zum Musical, meine ich." Ich versuche selbstsicher zu klingen, bin aber nicht sicher, ob das funktioniert.

Etwas passiert in Nicolas Gesicht. Ein dunkler Schatten zuckt über seine markanten Züge. Durch seinen Blick, der unverwandt auf mir liegt. Er erhebt sich von seinem Platz an der Tür und seine Stimme ist mit einem Mal ganz anders. Monoton, trocken, desinteressiert. „Weißt du, Leah, wenn du keine Lust drauf hast, dann sags einfach..." Ich sehe, wie sein Kiefermuskel arbeitet, als würde er die Zähne festaufeinander beißen. Genervt seufze ich. „ Um Lust geht es doch gar nicht..." Kurz scheint Nicolas belustigt. "Nicht?" Ich schnaube. „Nicolas!" Doch er grinst nicht mehr, im Gegenteil. Er hat Abstand zwischen uns gebracht, meine Haare losgelassen und wirkt plötzlich ganz und gar nicht mehr so, als würde er mich küssen wollen. „Aber ganz im Ernst, Leah." Er seufzt und auf einmal klingt mein Name aus seinem Mund doch gar nicht mehr so schön. „Ich muss mir echt nicht den Arsch aufreißen, um innerhalb von ein paar fucking Tagen irgendwelche Karten aufzutreiben, wenn du da gar kein Bock drauf hast. Dann komm- lassen wirs." Seine Stimme klingt beinahe monoton, doch daran, wie er mich düster ansieht kann ich deutlich erkennen, dass ihm das hier nicht so egal ist, wie er tut.

Er ist im Begriff ohne zu Verabschiedung zu gehen, doch ich halte ihn am Handgelenk fest. „Nicolas, so hab ich das doch gar nicht..." Er sieht meine Hand an, die seine umschlossen hält, so finster, dass ich lieber loslasse. „Nicht gemeint? Ach plötzlich passt es Madam dann doch nicht, wenn man nach ihrer Pfeife tanzt..." Er klingt wütend, wirklich wütend und ich kann mir nicht wirklich erklären, woher das auf einmal kommt. Ich beiße mir wieder auf die Unterlippe, aber diesmal weil ich spüre, wie auch ich langsam sauer werde. „Das stimmt doch überhaupt nicht!" Ich mache einen Schritt auf ihn zu und verschränke die Arme. „Ach ja?" Nicolas scheint völlig unbeeindruckt. „Dabei bist du es doch, die ständig irgendwelche Regeln aufstellt. Oder bescheuerte Bedingungen, pff", macht er und fährt sich genervt durch das kurze Haar. Entgeistert sehe ich ihn an. „Was ist dein verdammtes Problem, Nicolas? Warum bist du so sauer auch mich?" Ich komme noch näher und sehe ihn an, ihm direkt in die Augen, als läge die Antwort auf meine Frage darin, doch er würdigt mich nichtmal eines Blickes. „Oder ist es das? Die bescheuerte Bedingung? Als wäre es allein meine Schuld, dass wir uns nicht daran gehalten haben!"

Meine Stimme hallt durch das Treppenhaus und ich frage mich instinktiv, wer wohl jetzt gerade noch so bei unserem Streit mithört. Hoffentlich nicht Mo. „Warum ich sauer bin? Warum ich sauer auf dich bin, Leah?" Nicolas schnaubt und diesmal kommt er näher. Viel näher, bedrohlich nahe. Auf die kurze Distanz kann ich sehen, wie seine Worte aus seinem Mund stieben und zwischen den fest zusammengebissenen Zähnen hindurch. Eine Gänsehaut fährt über meinen Nacken. Aber keine, die sich gut anfühlt. „Ich bin sauer, weil ich, Gott nochmal, nicht aufhören kann, an diese eine verfickte Nacht zu denken. An diese Nacht und an deinen Körper, dein Stöhnen und... dich. Und jetzt kommst du her und machst mir Vorwürfe, dass ich dich dafür verantwortlich mache, dass wir uns nicht an die Bedingung gehalten habe, dabei ist es genau anders herum. Du gibst mir die Schuld, gibs doch zu!" Mit jedem seiner Worte tritt er näher und mit jedem seiner Worte weiche ich zurück, bis ich wieder die geschlossene Wohnungstür erreiche. Doch anstatt daran immer kleiner zu werden, unterbreche ich den den Blickkontakt mit ihm nicht. Ich drücke ihn an der Brust von mir weg. „Ich geb dir die Schuld? Das ist doch Schwachsinn, Nicolas!" Ich gebe mir Mühe Kraft in meine Stimme zu legen und mit seinem lauten Ton mit zu halten, aber etwas in mir zittert. Vielleicht die Worte in meinem Kopf, seine Worte. Dass er nicht mehr aufhören kann an mich zu denken.

Er lacht und es ist ein hässliches Lachen, dass mich nicht ernst nimmt. Es klingt leer und hohl und unecht. „Ach, jetzt ist es wieder Schwachsinn, was ich sage, ja?" Er wirft die Arme händeringend in die Luft und lässt dabei von mir. Ich atme hörbar aus. „Ja! Also nein, nicht alles, was du sagst. Aber das schon. Boah, wir hätten uns in diese Scheiße einfach gar nicht erst reinreiten sollen", versuche ich zu erklären, was ich denke, doch wie immer versteht Nicolas nicht im Ansatz, was ich ihm sagen möchte.

„Da kannst du mir doch jetzt keinen Strick draus drehen, Leah. Du steckst da genau so drin, wie ich!" Verzweifelt sehe ich ihn an und ich spüre, wie meine Stimme ein wenig zittriger wird, als ich versuche, zu widersprechen: „Das hab ich doch gar nicht gesagt, Nicolas! Nicht alles was ich sage, ist gleich ein Vorwurf und nur auf dich bezogen! Und wenn ich sage, dass ich das Musical vielleicht für eine nicht ganz so gute Idee halte, dann ist das nicht gleich eine Zurückweisung an dein Ego, sondern eine Vorsichtsmaßnahme wegen Mo! Ich wünschte einfach nur..."

Ich habe den Satz begonnen und ich weiß, wie er endet, aber nicht, wie Nicolas reagiert, wenn ich das tue. Ich spüre, wie ich ruhiger werde und er auch. „Du wünschst was?" Nicolas Stimme ist ruhiger, aber nicht zwingend mehr freundlich. Er kommt näher und auf einmal fühle ich mich in seiner Nähe wieder sicher. So sicher. Zu sicher. Ich sehe an ihm vorbei, damit er meinen Blick nicht auffangen kann, als ich flüsternd hinzufüge: „Ich wünschte nur, wir könnten zurück an den Punkt, wo du noch irgendwer für mich warst." Ich weiß, dass er mich ansieht. Ich spüre es an dem Kribbeln in meinem Nacken, in meinem ganzen Körper.

„Ich besorge uns Karten für Übermorgen", lässt er mich wissen und drückt mir einen Kuss aufs Haar, bevor er sich umdreht und kurz darauf hinter dem nächsten Treppenaufgang verschwunden ist. Ich sehe ihm nach und weiß, dass das, was ich gerade gesagt habe, die Wahrheit ist, nichts als die Wahrheit, aber es fühlt sich trotzdem komisch an. Nicolas ist nicht irgendwer und ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es wissen müssen in dem Augenblick, in dem er mich in seinen Raum getragen hat, mich mit geschlossenen Augen. Ich hätte es wissen müssen, als wir auf seiner Couch saßen oder nein, ich hätte schon wissen müssen, als ich ihm glühendheißen Tee übers Hemd schüttete und er nichts Besseres zu tun hatte, als mit mir zu flirten.

Nicolas ist nicht irgendwer. Und die Bedingung, die ich in der Hoffnung aufgestellt habe, dass er genau das ist, mehr als nur fürn Arsch.

Als ich an diesem Abend ins Bett gehe, ist mein Kopf voller Gedanken und mein Handydisplay voller ungelesener Nachrichten. Doch nur eine davon ist wichtig. Meine Hände zittern und ich will nicht, dass sie zittern, aber sie tun es trotzdem, als ich den Chat mit Nicolas öffne.

Für mich warst du nie irgendwer,

für mich warst du von Anfang an viel mehr

Meine Hände zittern und ich will nicht, dass sie zittern und mein Mund lächelt und ich will nicht, dass er lächelt und in meinem Kopf läuft Million Miles Away von Keegan Allan und ich kann nichts dagegen tun. Vielleicht will ich das auch gar nicht. 

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