7. How Could You?
" Wie du vielleicht schon gemerkt hast, streiten deine Mutter und ich sehr viel ".
" Ja, das war nicht zu überhören ".
" Jetzt sei nicht so. Wir haben uns überlegt, dass wir vorerst eine Pause voneinander nehmen und deine Mutter zurück nach Deutschland fliegt zu Verwandten ".
" Und was wird aus mir?".
" Du bleibst natürlich hier, mit mir. Und deine Mutter wird auch nicht lange fort bleiben. In zwei Wochen kommt sie wieder, und dann reden wir nochmal über alles, ja ".
" Heißt das, sie ist schon auf dem Weg nach Deutschland?".
" Nun ja, schon. Sie wollte dich nicht weinen sehen. Der Abschied wäre ihr zu schwer gefallen. Aber mach dir keine Sorgen, sie ruft bald an ".
Mein Vater gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er wortlos mein Zimmer verließ und mich sitzen ließ. Heißt das, meine Eltern wollen sich trennen? Das können sie nicht. Wo sollte ich dann hin? Was wird aus meinem bisherigen Leben, was wird aus .. John und mir? Ich wollte gar nicht daran denken, aber ich hatte das dumpfe Gefühl, dass meine schlimmsten Befürchtungen bald eintreten werden. Nach gefühlten 10 Minuten machte ich mich schließlich bettfertig und kuschelte mich unter die Decke, starrte mein Elvis Poster an. Morgen ist wieder Montag. Allein der Gedanke lässt mich spucken. Aber ich sehe dann meinen Johnny wieder. Was er wohl gerade macht? Hoffentlich denkt er an mich.
[am nächsten Tag]
Mit mieser Laune ging ich den Weg entlang zur Bushaltestelle. Nicht nur der Wochentag war dafür verantwortlich, nein auch mein Vater. Warum hätte er nicht nach Deutschland fliegen können und meine Mum wäre hiergeblieben? Es war doch immer das Gleiche. Nie war das Glück mit mir. Meine Wut verwandelte sich in Trauer und Tränen floßen meine Wangen hinab, als ich John vom Weitem erblickte. Hoffentlich kann er mir irgendwie helfen. Den letzten Rest Weg rannte ich, direkt in Johns Arme. Dieser fing mich lachend auf, er schien meine Tränen nicht gesehen zu haben. Ich vergrub mein Gesicht in seine Jacke und atmete seinen Duft ein.
" Hey Babe. Geht es dir gut?".
" Ich habe dich vermisst ".
" Ich dich auch. Die ganze Nacht habe ich von dir geträumt ".
" Mhmm ... ".
John löste unsere Umarmung und wollte mich ansehen, doch ich versteckte mein Gesicht weiterhin in seine Jacke. " Schau mich doch mal an, Süße ". Ich schüttelte den Kopf und drückte mich näher an ihn heran. " Warum denn nicht? Geht es dir nicht gut?". Er berührte mein Kinn mit seinen Fingern und wollte mich somit zum Aufschauen zwingen. Zuerst wollte ich seine Hand wegschlagen, aber dann sah er bereits meine glasigen Augen.
" Was ist passiert, Dani?".
" Ach, ehm ... gar nichts. Ich hab nur manchmal diese Gefühlsausbrüche ".
" Sicher, dass alles okay ist?".
" Ja, das bin ich ".
Mit einem nicht wirklich zufriedenen Gesichtsausdruck sah er auf mich herab und ließ von mir ab. Das schlechte Gewissen in mir wuchs. Ich wusste, dass er mir nicht glaubte. Aber ich wollte ihn nicht mit meinem jetzigen Problem belasten. Nacher gefährdet das noch unsere Beziehung.
[in der Schule]
Die nächsten zwei Pausen bekam ich John kein einziges Mal zu Gesicht. Ich verstand nicht wirklich, wieso. Vielleicht war er einfach nur wegen heute Morgen sauer. Trotzdem tat es auf eine Art und Weise weh. In der dritten Pause traf ich endlich auf einem mir Bekannten, George. Ich setzte mich zu ihm an den freien Tisch und wurde mit einem warmen Lächeln von ihm begrüßt.
" Ist mit John alles wieder in Ordnung?".
Nein, also ja.. also ... gestern Abend schon. Heute morgen dann nicht mehr ".
" Was ist passiert?".
Ich setzte mich direkt neben ihm, damit es kein anderer zu hören bekam.
" Meine Eltern wollen sich möglicherweise trennen. Noch steht nichts fest, aber ich habe dieses dumpfe Gefühl. Und als ich John heute gesehen habe, hatte ich diese Angst, ihn nie wiederzusehen. Ich habe dann angefangen, zu weinen. Und John wollte natürlich wissen, was los ist. Ich musste ihn anlügen, und jetzt scheint er sauer zu sein ".
" Vielleicht hättest du ihm einfach sagen sollen, was los ist. Lügner durchschaut John sofort. Zusammen hättet ihr doch eine Lösung finden können, Dani. John wird dir deswegen nicht den Kopf abreißen. Du kannst schließlich nichts dafür ".
Mit einem Seufzen schaute ich auf meine Hände. George hatte Recht, aber ich konnte es John nicht erzählen, noch nicht. Ich nickte einfach nur und versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Zu meinem Leidwesen konzentrierte ich mich auf etwas, was ich am Liebsten verfluchen könnte. Was wollte SIE hier? Meine Augen blieben starr auf ihr liegen. Sie hatte mich noch nicht gesehen, aber dies konnte ich schnell ändern. George wollte mich zurückhalten, aber ich blieb stur. Solange John nicht hier war, konnte ich machen, was ich will mit dieser Teufelsperson. Sie saß alleine am Tisch und las irgendein Buch. Mit meiner rechten Hand klappte ich ruckartig das Buch zu und setzte mich neben sie. Erschrocken starrt sie mich an. Kein Wort kroch aus ihrer Kehle. Dann musste ich sie eben dazu zwingen. Allein ihr Anblick ließ meine Eifersucht hochsteigen.
" Naa, was macht denn unser Fräulein Lilly hier?".
" Ich ... ehm. ".
" Hat dir mein Anblick die Sprache verschlagen? Oder die Tatsache, dass John und ich jetzt ein Paar sind ".
" Was ... i-ich. ".
" Was, ich, ehm! Kannst du auch was anderes faseln? Zum Beispiel deine Abreise in ein fernes Land, wo du ewig bleiben wirst. Das wäre nämlich sehr sehr nett von dir ".
Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Zuerst dachte ich, es wäre George, der mich weiterhin abhalten wollte. Doch es war ganz jemand anders. Endlich hatte er seinen Ego runtergeschraubt, um mir in der Schule guten Tag zu sagen. Johns Augen zeigten keine Emotionen. Sein starrer Blick blieb auf mir liegen. " Könntest du dich etwas zusammenreißen? Hier sind auch noch andere Leute, Dani". Seit wann interessierten ihn die anderen Leute? Und ICH sollte mich zusammenreißen? Sobald man diese Lilly vor seinen Augen hat, wird man schier verrückt. Sie wollte mich und John auseinanderbringen, was sie sogar geschafft hatte. Bestimmt will sie es erneut versuchen, und sich ihn angeln. Johns Blick wurde weicher, als er Lilly ansah. Dieses Mädel wagte es doch tatsächlich, ihn anzulächeln. Ich schnipste vor ihren Augen, und sie schien sich an meine letzten Worte zu erinnern. Ihren Blick nach unten gesenkt, schnappte sie ihr Buch und lief aus der Cafeteria. Mit einem Lächeln drehte ich mich zu John um, doch dieser sah mich mit einem wütenden Blick an.
" Warum machst du sowas?".
" Was mache ich?".
" Sie so zusammenscheißen. Lilly hat dir nichts getan, Dani ".
" Spinnst du jetzt total? Sie hat uns auseinandergebracht, schon vergessen?!".
" Nein, das habe ich nicht. Aber Dani. Diese Sache ist doch längst Geschichte. Konzentriere dich auf das hier und jetzt. Und nicht auf die Vergangenheit. Außerdem gibt es dir nicht das Recht, Lilly so anzumachen. Sie war nicht mal in meiner Nähe! ".
" Genauso wie du heute nicht in meiner Nähe warst. Die ganzen zwei Pausen hast du mich alleine gelassen. Und ich wusste nicht einmal, warum. Kein Wort hast du mit mir seit heute morgen geredet. Anstatt einfach zu mir zu kommen und alles zu bereden, ignorierst du deine eigene Freundin lieber. Kein Wunder, dass ich meine ganze Wut an jemanden auslasse. Und das es gerade dieses Ding gewesen ist, ist ja wohl dann offensichtlich!".
" Du hast nicht das Recht, so mit ihr zu reden, Daniela Lange. Merk dir das!".
Mit Tränen in den Augen starrte ich ihn an. Noch nie hatte er mich so angeschrien wie jetzt. Seine Stimme hatte durch die ganze Schule gehallt. Und alle Schüler starrten uns entgeistert an. Wie konnte er nur diese Lilly vor mir stellen? Vielleicht übertrieb ich auch komplett, doch in diesem Moment war es mir nun wirklich nicht bewusst. Noch nie hatte er mich bei vollem Namen genannt. Eigentlich kannte er meinen ganzen Vornamen gar nicht. Bis jetzt kannten mich alle als Dani. Doch dies war ehrlich gesagt erstmal unwichtig. Wichtiger war gerade die Situation und die Luft, die zwischen uns herrschte. Johns funkelnden Augen durchdringten mich. Weiter hinten standen seine Kumpels, die sich selber von Johns Verhalten erschrocken haben. Stuart schaute eher unbeeindruckt. Er hatte seine Sonnenbrille abgenommen und sah mich mit einem Du bist zu weit gegangen-Blick an. Doch dies erstmal einzusehen, konnte ich noch nicht. George, der hinter John stand, schaute mich bemitleidend an, sagte jedoch nichts. Ich musterte die anderen Schüler, und hatte das Gefühl Paul kurz gesehen zu haben. Dann wanderten meine Augen wieder zu John, der immer noch seine Fäuste geballt hatte.
" Geh einfach ", flüsterte er und senkte seinen Blick. Auf einmal hatte ich den Drang, zu fliehen. Die Situation war mir zu peinlich und zu frustrierend. Dieses verdammte Arschloch! John sah mich an, als ich kehrt machte. Doch ich wollte mich nicht nochmal umdrehen. Soll er doch zu Lilly gehen, sie trösten. Weinend lief ich durch die Schulgänge und versteckte mich in der Mädchentoilette. Ich ließ mich an der Tür nieder und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. " Wie kannst du nur, wie kannst du nur, wie kannst du nur ...". Diese Worte wiederholte ich immer und immer wieder. Erst letzten Abend hatten wir uns versöhnt und nun ist alles viel schlimmer geworden. Wenn doch wenigstens einer für mich Verständnis hätte ...
*klopf klopf*
" Dani, bist du da ?".
" W-wer ist denn da?".
" Ich bin's, Paul ".
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