55. The Last Night
Es klopfte an meiner Tür, doch ich hielt meinen Mund geschlossen. Ich wollte alleine sein. Die Hände auf meinem Bauch gefaltet, lag ich auf meinem Bett und starrte zur Decke hinauf. Die ganzen Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum und ich konnte mich kaum auf etwas anderes konzentrieren. Der Gedanke an Morgen ließ mein Herz schwer werden.
Die Tür wurde einfach geöffnet und John lugte hinein. Mit ihm hätte ich am Allerwenigsten gerechnet.
" 'ey".
" Hi ".
Leise schloss er die Tür hinter sich, während ich meinen Blick wieder von ihm abwendete und auf die weiße Decke starrte. Seine dumpfen Schritte näherten sich meinem Bett, bis er sich schließlich auf die Kante setzte und mich ausdruckslos musterte. Außer unsere Atemzüge war Stille im Raum. Johns Hände lagen locker auf seinem Schoß, als er mich betrachtet. Seine kurzen Haare reichten ihm fast bis zu den Augenbrauen. Seine braunen Augen bohrten sich in meine Blauen, als ich ihn anschaute.
" Du wirst für immer meine Freundin sein, Dani. Und ich werde dich immer lieben, egal wo ich bin ".
Ich starrte John ungläubig an. Das so etwas aus seinem Mund kommt, damit hatte ich nun absolut nicht gerechnet. Der damalige Teddyboy schlecht hin ist jetzt ein Softie geworden in meinen Augen. Naja, zumindest in manchen Momenten jedenfalls.
" John .. ".
" Ich weiß, dass du mit Paul zusammen bist und das wir abgeschlossen haben. Trotzdem sind meine Gefühle nicht verschwunden. Für dich ist immer eine Tür offen bei mir, okay. Vergiss das nicht ".
Mir stießen Tränen in die Augen. Ich umarmte ihn stürmisch, was er sofort erwiderte. John konnte so ein guter Mensch sein. Innerlich war er intelligent und sanft. Äußerlich erschien er als protzig und frech, was er manchmal auch sein konnte. Ich weiß noch damals, wo mein Vater Paul nicht ausstehen konnte und ich zu ihm im Auto gesagt habe. " Die inneren Werte zählen ".
Wir blieben eine zeitlang in unserer Umarmung, teilten die Wärme und hörten den Herzschlag des jeweils anderen. Es tat so gut, wieder in Johns Armen zu liegen. Natürlich liebte ich es auch, in Pauls Nähe zu sein. Aber zwischen John und mir war eine ganz besondere Beziehung entstanden. Wenn ich noch daran dachte, wie ich ihn anfangs nicht ausstehen konnte. Bei diesem Gedanken musste ich grinsen. Ich mochte nicht einmal in der Nähe seines Hauses sein. Ein Kichern entfloh mir.
" Du kannst ja wieder lachen ".
" Ja ... die schönen Erinnerungen helfen mir dabei ".
" Dani?".
" Ja, John? ".
Er löste sich aus unserer Umarmung, behielt seine Arme weiterhin um meine Hüften. Sein Blick war müde und leer. Trotzdem war das Blitzen in seinen Augen nicht verschwunden. Sein Gesicht näherte sich meinem und ich hatte eine ziemlich große Befürchtung, was nun kommen würde.
" Ein letztes Mal, ja?".
" John ... wir können nicht ".
" Bitte. Nur ein Mal".
" ...Okay...".
Die Luft zwischen uns wurde geschlossen und seine Lippen lagen auf meinen. Wir schlossen die Augen und ließen den Moment auf uns wirken. Es war lange her, wo wir uns das letzte Mal geküsst haben. Es fühlte sich immer noch genauso an. Aus Reflex legte ich meine Arme um seinen Nacken und zog ihn dichter zu mir. Vielleicht war es falsch, vielleicht auch richtig. Zwischen uns sollte sich nichts mehr entwickeln, doch warum küssten wir uns?
Ich gewann vorsichtig Abstand von seinen Lippen, die weiterhin nach meinen riefen. Seine Augen bettelten förmlich nach ihnen. Doch ich wollte nicht übertreiben. Schließlich war ich glücklich vergeben. Und John sollte es auch mit einem hübschen Mädchen sein. Damit er lernt, loszulassen. Aber war ich mir hundertprozentig Sicher, dass ich schon losgelassen habe?
[Mitternacht]
Wir hatten alle gemeinsam beschlossen, dass die Jungs in meinem Zimmer schlafen. Viel Platz war nicht übrig, aber solange wir alle beisammen waren, konnten sich alle mit dem zufrieden geben, was offen stand. Paul lag neben mir auf meinem Bett, während George und John sich eine Matratze und Stuart und Pete sich die zweite Matratze teilten. Das waren unsere einzigen, etwas größeren Matratzen. Aber viel schien es ihnen nicht auszumachen, denn alle schliefen. Außer ich.
Mit offenen Augen starrte ich an die Decke wie heute Abend, bevor John reinkam. Paul schien neben mir ebenfalls zu schlafen, zumindest war sein Atem langsam und er lag seelenruhig da. Ich konnte nur an morgen früh denken, wenn wir uns verabschiedeten. Natürlich wollte ich nicht weinen, aber leider war ich eine sehr emotionsvolle Person. Mein vorheriger Ausraster bewies alles. Hoffentlich hatte ich Paul nicht verletzt. Eigentlich habe ich nur die Tür verletzt. Der Kratzer war selbst im Dunkeln zu erkennen.
Geistesabwesend nahm ich das Kuscheltier, was Paul mir geschenkt hatte und fast mein nächstes Opfer gewesen wäre. Ich drückte den Elefanten fest an mich und schloss die Augen, atmete tief ein. Elefanten waren stark, vergaßen nie und sind sehr familienbewusste und schlaue Tiere. Vielleicht sollte ich auch so wie ein Elefant sein. Stark.
" Hey luv. Alles okay?".
" Mhm ".
" Warum schläfst du nicht, Süße?".
Paul strich sanft meine Wange entlang. Genau das gleiche könnte ich ihn auch fragen. Als seine Hand meine Haut berührte, lief unkontrolliert eine Träne meine Wange hinab, über seinen Handrücken. Paul keuchte auf und lehnte seine Stirn gegen meine.
" Ich will nicht, dass du gehst ".
" Shh...beruhige dich ".
" Was ist, wenn du in Liverpool ein anderes Mädchen kennenlernst und du dich in sie verliebst? Du wirst mich vergessen".
" Luv, darüber haben wir doch schon gesprochen. Ich werde dich niemals vergessen. Außerdem liebe ich nur dich und meine Augen liegen nur auf dir. Du sollst doch nicht mehr so etwas sagen ".
Er gab mir einen zärtlichen Kuss, bevor er mich an sich drückte. Der Elefant lag zwischen uns. Als dieser leicht eingequetscht wurde, fiel Pauls Blick auf das Tier. Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen.
" Du wirst ihn wohl nie loslassen ".
" Ich nenne ihn ab sofort Paul. Damit du immer bei mir bist ".
" Wir werden uns bald wiedersehen, luv. Außerdem bin ich hier, in deinem Herzen ".
Er tippte mit seinem Zeigefinger auf die Stelle, wo er mein Herz vermutet. Dieses pochte ziemlich laut bei seinen Worten. Jetzt wusste ich wieder, warum ich mit diesem Jungen zusammen bin. Ich versuchte, etwas zu schlafen und schloss die Augen. Unsere Stirnen berührten sich, der Elefant lag zwischen uns. Pauls Arm lag locker über meine Hüfte. Ein letztes Mal fühlte ich mich sicher und geborgen in seinen Armen. Sein Atem strich über meine Lippen, was mir Gänsehaut verschaffte.
" Paul?".
" Ja, luv?".
Ich öffnete meine Augen, um in Seine zu schauen. Diese waren leicht geöffnet, aber so weit, dass ich seine dunklen Pupillen erkennen konnte. Als ich nichts sagte, öffnete er die Augen mehr und zog mich dichter an sich heran.
" Ich liebe dich ".
Paul grinste, als ich diese Worte von meinen Lippen sprach. Er gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze und schaute mich müde an.
" Ich liebe dich auch ".
Jetzt war ich diejenige, die grinste. Zufrieden küsste ich kurz seine Lippen und kuschelte mich an ihm heran. Den Elefanten zog ich weiter hoch, sodass er auf meinem Herzen lag. Mit einem kleinen Lächeln schlief ich ein, dachte für einen Moment nicht an morgen.
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