37. Song About Love
Die letzten Klänge der Gitarre verstummten und Pauls Augen lagen auf meinen. Wir schauten uns eine ganze Weile an, schalteten die Realität für einen kurzen Moment aus. In meiner Magengegend machte sich ein Gefühl breit, was ich einst bei ihm gespürt habe ... vor langer Zeit. Ein Räuspern ließ unsere Blicke trennen. George saß etwas abseits von uns und hatte einen leicht roten Kopf bekommen. Peinlich berührt schaute ich auf den Boden, während Paul gedankenverloren die Gitarrenseiten zupfte.
" Soll ich euch kurz alleine lassen?".
" Man, George!".
Gespielt beleidigt schlug ich auf seine Schulter, was er mit einem Lachen quittierte. Doch dies verstummte schlagartig, als es unten an der Tür klingelte. Wir schauten uns nervös an, bis Paul seine Gitarre weglegte und aufstand mit den Worten "Ich mach das schon". Kurz trat Ruhe ein, bis unten eine piepsige Stimme zu hören war, die nur meiner Mutter gehörte. Gleichzeitig atmeten George und ich erleichtert aus und lächelten uns an. Schließlich standen wir auf und gingen runter in die Küche, wo Thomas und meine Mutter den Einkauf wegräumte. Paul stellte sich neben mich und flüsterte mir ins Ohr, dass sie nur den Haustürschlüssel vergessen hatten. Ich nickte ihm zu und machte auf mich aufmerksam, indem ich hustete. Meine Mutter drehte sich auf einen Schlag um.
" Kind, erschreck mich bitte nicht so ".
" Sorry, Mum ".
" Wie war euer Ausflug? Wo ist denn der Rest?".
" Ehm.. ganz gut. John, Stu und Pete sind noch etwas bummeln. Du weißt schon, Teddyboys unter sich ".
" Solange sie nicht die Polizei reinschleppen, soll es mir recht sein ".
Die schleppen eher was ganz anderes hier rein. Der Gedanke ließ mich sichtlich erschaudern. Paul wusste sofort, was ich dachte und kicherte. Als ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anstaarte, verkniff er sich das Lachen und schaute beschämt auf den Boden. Lachend fuhr ich ihm durchs Haar, was er mit einem Grummeln quittierte, jedoch lächelnd. Wir blieben solange im Flur stehen, bis der Einkauf von meiner Mutter und Thomas weggeräumt war. Beide schauten uns fragend an.
" Habt ihr nichts zu tun?".
" Im Moment nicht, nein ".
" Warum spielt ihr uns nicht einmal etwas vor?".
" Wie?".
" Passt auf. Wir machen es uns auf dem Sofa gemütlich und ihr holt eure Gitarren. Ich will gerne wissen, wie ihr euch zu dritt anhört ".
Fragend sah ich Paul und George an, die nur mit den Schultern zucken. Ich nickte Thomas zu, der freudig in die Hände klatschte und mit meiner Mutter schon mal ins Wohnzimmer ging. Schnell liefen die Jungs und ich nach oben. Schweratmend und leicht nervös packte ich meine Gitarre aus.
" Leute, ich habe keine Ahnung, was ich spielen soll ".
" George und ich versuchen, einige unserer Songs zu spielen. Gemeinsam könnten wir dann ...True Love singen ".
" Mit Gitarren?".
" George wird bestimmt was einfallen. Lass uns beide singen ".
" Ich weiß nicht, ob ich mich gut als Grace Kelly machen ".
" Ich bin auch kein Bing Crosby, aber deine Familie wird sich freuen ".
Mit einem Seufzen gab ich mich geschlagen und legte die Gitarre zurück. Ich kannte deren Songs nicht gut genug, als das ich mitspielen konnte. Paul und George tauschten sich über deren Songs aus, und schließlich gingen wir runter. Mir blieb fast das Herz stehen, als wir ins Wohnzimmer eintrudelten. Lässig und leicht desinteressiert saßen John, Stuart und Pete neben meiner Mutter auf der Couch und beäugten uns ausgiebig. Mein Blick fiel auf John, der mich mit einem nichtssagenden Blick anstierte. George zupfte an meinem Shirt und ich ließ von John ab, um mit Paul und George vor das Publikum zu treten. Paul schaute mich zuversichtlich an, was wohl hieß, dass unser kleiner Solo anfing. Nervös spielte ich mit meinen Händen, während George die ersten Klänge auf der Gitarre spielte. Meine Mutter gab einen fiepsigen Ton von sich, also wusste sie wahrscheinlich was wir sogleich singen werden. Hoffentlich vergesse ich nicht den Text.
Suntanned, windblown
Honeymooners at last alone
Feeling far above par
Oh, how lucky we are
While I give to you and you give to me
True love, true love
So on and on, it will always be
True love, true love
For you and I have a guardian angel
On high, with nothing to do
But to give to you and to give to me
Love forever true
For you and I have a guardian angel
On high, with nothin' to do
But to give to you and to give to me
Love forever true
Love forever true
Paul schauten uns die ganze Zeit an, während wir sangen. Unsere Stimmen schmolzen zusammen und ich musste aufpassen, nicht die ganze Zeit zu grinsen. Georges Gitarrenkünste übertrafen alles. Als das Lied endete, war meine Mum die Erste, die klatschte. Mit Tränen in den Augen umarmte sie mich stürmisch. Ich mein, das war jetzt nichts weltbewegendes. Als ich zu den Jungs auf der Couch schaute, staunte ich nicht schlecht. Selbst die drei, für mich gerade Vollidioten, klatschten. Ich gab Paul und George jeweils ein High Five, bevor ich mich neben meiner Mutter setzte und unwillkürlich auch neben John. Ich würdigte ihn keines Blickes und sah mir die Show an, die George und Paul abgaben.
Während der nächsten Songs stupste mich John ein paar Mal von der Seite an. Ich reagierte einfach nicht drauf und schaute weiter auf das Spektakel vor mir. Als er sich zu mir rüberlehnte, musste ich doch meine Aufmerksamkeit auf ihn lenken.
" Können wir reden? ".
Ich sah ihm kurz in die Augen und nickte schließlich mit einem nervösen Seufzen. Als John schließlich aufstand und ich ihm folgte, schaute Paul besorgt rüber. Ich lächelte ihm aufmunternd zu und verschwand mit John nach oben in mein Zimmer. Als ich die Tür hinter mir schloss und die Gitarrenklänge leiser wurden, ging ich an John vorbei und setzte mich aufs Bett. Zuerst stand mein Freund geistesabwesend im Raum, bis er sich neben mich hinsetzte und seine Finger miteinander verschränkte. Niemand sagte ein Wort. Ich starrte auf den dunklen Teppich und konzentrierte mich auf meinen Gesichtsausdruck. John sollte nicht bemerken, wie ich mich gerade fühlte. Nämlich hin und her gerissen.
" Es tut mir leid ..".
"...".
" Es war nicht richtig von mir, in diesen Stripclub reinzugehen. Ich wollte wirklich die Jungs abholen, aber dann habe ich gesehen, wie viel Spaß sie hatten ".
" Halbnackte Weiber anzuschauen macht also Spaß?".
" Nein, ... so meinte ich das nicht ".
" ...".
" Dani ... hey Baby ".
Seine Hand strich meinen Arm entlang. Zuerst wollte ich sie wegschlagen, tat es aber doch nicht. Ich war weiterhin sauer auf John. Er war mit mir zusammen und glotzt trotzdem irgendwelche Blondinen an. Ich spürte, wie sein Bein meines berührte und wie er näher an mich rückte. Sein Atem strich meinen Nacken und seine Hand wollte meine Wange berühren, doch diesmal schlug ich sie weg.
" Lass es ..".
" ...Es tut mir wirklich leid, luv. Ich liebe dich, und nur dich ".
" Ich dich doch auch. Aber was meintest du mit Spaß? Bin ich etwa langweilig für dich?".
Mir lief eine einzelne Träne hinab, die John mit seinem rauen Daumen wegwischte. Er blickte mir tief in die Augen und lehnte seinen Kopf gegen meinen.
" Ganz und gar nicht. Du bist das Beste, was mir jemals passiert ist. Neben dir morgens aufzuwachen und abends wieder einzuschlafen ist einfach das Schönste auf der Welt. In meinen Augen bist du nicht langweilig, sondern witzig, klug, hilfsbereit und romantisch ".
John überbrückte die letzten Zentimeter und küsste mich vorsichtig. Ich erwiderte und legte meine Hände auf seine. Als wir uns nach kurzer Zeit lösten, blieben unsere Köpfe weiter aneinander gelehnt. Ich atmete hörbar aus und schloss die Augen.
" Ich kann verstehen, wenn ich etwas nerve. Vorhin war ich ja eine ziemliche Klette. Wenn du mit den Jungs etwas alleine unternehmen möchtest, kannst du es natürlich. Ich habe nur immer Angst wegen den ... Mädchen ".
" Baby, vertrau mir. Damals habe ich einen großen Fehler begangen, aber es ist Vergangenheit. Sowas werde ich nicht mehr tun. Meine Augen liegen nur auf dir ".
" Das sah vorhin aber anders aus ".
" Dani ... du weißt, was ich meine. Ausser anschauen läuft da nichts ".
" Wirklich?".
" Wirklich ".
Als Versprechen gab er mir einen Kuss und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Seine braunen Augen blitzten vom Licht und seine Haare sahen einfach nur fantastisch aus. Am Liebsten würde ich ständig durch diese Elvistolle fahren.
" Ist alles wieder gut zwischen uns? Es tut mir wirklich leid, luv ".
" Ja .. alles gut. Aber trotzdem bin ich noch etwas sauer ".
" Das kann ich auch verstehen. Wenn du willst, penne ich heute nacht unten bei Stuart und Pete ".
" Nein! Ich meine ... nein, das brauchst du nicht ".
Er kicherte leise und gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor wir gemeinsam wieder runtergingen. Hand in Hand betraten wir das Wohnzimmer. Die Show der beiden Boys war inzwischen beendet und als Paul uns ansah und schließlich auf unsere verschränkten Finger, änderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. Ich fühlte mich irgendwie ... schuldig.
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