28. A Letter From John
[ 1 Woche später ]
Es war endlich Freitag, und zu meinem Glück hatten wir nur vier Unterrichtsstunden. Vier Stunden, die ich mit Stephan verbringen musste. Er war wirklich schlimmer als angenommen. Ständig redete er mit seinen Kumpels im Unterricht und versuchte mit Pfiffen und Papierkügelchen sowie auch Sprüchen meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Ich hatte einmal den großen Fehler gemacht, und zu ihm geschaut. Dann hatte er Knutschgeräusche gemacht und so getan, als wäre er wirklich angetan von mir. Es war einfach nur widerlich. Seitdem achtete ich nicht mehr auf ihn, aber er probierte es immer wieder meine Aufmerksamkeit zu bekommen.
In der ersten Pause haben Julia, Martin und ich uns in die Cafeteria gesetzt. Nicht um zu Essen, sondern nur zum Reden. Ich habe in den letzten zwei Wochen viel über beide erfahren, und mit jedem Tag wurden sie mir sympathischer. Stephan wurde mir mit jedem Tag unsympathischer, und das bewies er heute mal wieder. Zusammen mit seiner Gang kam er unaufgefordert an unseren Tisch und schnappte sich lässig einen Stuhl, um sich zwischen mir und Julia zu quetschen. Seine braunen Augen musterten mich und blieben etwas länger an meiner Oberweite hängen.
" Soll ich dich zu einem geheimen Ort führen?".
" W-Wie bitte?".
" Du hast mich schon richtig verstanden. Ich will etwas mehr von dir sehen, und ich kenne den perfekten Ort dafür. Es wird dir gefallen, Babe ".
" Sie hat einen Freund, Stephan. Also lass deine Drecksfinger bei dir!".
Mit einem hässlichen Grinsen drehte er sich halb zu Julia um, die ihn mit einem giftigen Blick anstierrte. Er gab nur ein dreckiges Lachen von sich, bevor er sich wieder zu mir drehte und eine meiner Haarsträhnen zwischen seinen Fingern nahm. Er spielte mit dieser und wackelte dabei mit seinen Augenbrauen. Diese Anmache war nun wirklich deprimierend. Ich nahm die Strähne aus seinen Fingern und schaute ihn mit einem leicht angeekelten Blick an.
" Sorry, aber du bist nicht mein Typ. Und wie du bereits gehört hast, habe ich einen Freund ".
Sein Blick verlor an Selbstsicherheit und es sah fast so aus, als käme er sich blöd vor in dieser Situation. Als Julia und Martin anfingen zu lachen, verließ er mit einem Grummeln den Tisch und zog mit seiner Gang ab. Mit einem schiefen Grinsen sah ich ihm hinterher. Er tat mir schon fast leid, aber nur fast. Martin schlug mir freundschaftlich auf die Schulter, was meine Aufmerksamkeit von Stephan ablenkte.
" Hast du seinen Blick gesehen? Was war das bitte für eine Reaktion?".
" Er sah ziemlich enttäuscht aus. Vielleicht lässt er dich jetzt in Ruhe, Dani ".
" Ja..vielleicht ".
[ Schulschluss ]
Da Julia einen Test nachschreiben und Martin noch zum Französisch Kurs musste, kam ich alleine aus dem Gebäude. Thomas konnte mich wegen Arbeit nicht abholen, also musste ich laufen. Aber so war es auch mal schön, Hamburg vom Nahen zu betrachten. Ich atmete tief die Stadtluft ein und blickte hinauf zu den alten Häusern, dessen Putz bereits abblätterte. Als ich die Hauptstraße entlang ging, bemerkte ich nicht die Person hinter mir, die mich verfolgte. Der Verkehr war viel zu laut, als das ich irgendwelche Schritte wahrnehmen konnte. Erst als die Person meinen Namen rief, drehte ich mich um und rollte sogleich genervt die Augen. Ich wusste nicht, warum ich stehen blieb. Eigentlich hatte der Typ meine Aufmerksamkeit gar nicht verdient. Aber irgendwas sagte mir, das es falsch wäre ihn stehen zu lassen.
" Hey Kleine. Wo willst du hin?".
" Ehm nach Hause ".
" Cool. Ich begleit dich ".
" Ich habe dich nicht darum gebeten ".
" Deswegen mache ich es freiwillig".
Mit einem Seufzen setzte ich meinen Weg fort. Stephan hatte seine Hände in die Jackentasche gesteckt und folgte mir grinsend. Wir gingen schweigend nebeneinander. Ehrlich gesagt kam er mir sympathisch rüber, wenn er einfach die Klappe hielt. Aber ich wusste trotzdem nicht, ob er was in seinem Kopf ausbrütet. Deswegen versuchte ich kühl zu wirken und ihn wenig zu beachten.
" Warum magst du mich nicht?".
" Darum ".
" Kannst du keine genauere Antwort geben?".
" Nein ".
Verbissen murmelte er etwas vor sich hin und es trat wieder Schweigen ein. Ich beschleunigte meinen Gang in der Hoffnung, er würde aufgeben und mich einfach in Ruhe lassen. Doch er kam fix hinter mir her und ging erneut neben mir. Mir wurde das alles langsam unangenehm und ich blieb augenblicklich stehen. Fast wäre er weitergegangen, bis er ruckartig bremste und sich mit einem unschuldigen Blick an mich wandte.
" Was willst du eigentlich von mir?".
" Keine Ahnung. Du erweckst halt mein Interesse ".
" Vor wie vielen Frauen?".
" Glaubst du etwa, jedes Mädchen gefällt mir? Da irrst du dich aber, Kleine. Du bist eine ganz Spezielle in meinen Augen. Wusstest du eigentlich, dass du ziemlich attraktiv in diesem Licht aussiehst?".
" Spar dir deine lächerlichen Anmachen und geh einfach ".
Schnell setzte ich meinen Weg fort, doch er ließ sich immer noch nicht abwimmeln. Ich verlor wirklich die Geduld und entschied mich dazu, ihn einfach zu ignorieren. Auf meinen Lippen zeichnete sich ein Lächeln, als ich die Seitenstraße sah, in der ich einbiegen musste. Stephan hatte sich inzwischen eine Zigarette angezündet und hauchte den Rauch direkt in mein Gesicht. Ganz ruhig, er will dich nur provozieren. Von der Seite konntest ich sein freches Grinsen erkennen, aber ich blieb weiterhin desinteressiert. Vor der Gasse blieb ich schließlich stehen, und schaute Stephan mit einem mutigen Blick an.
" Du kannst jetzt deiner Wege ziehen. Ich wohne hier ".
" Okay. Es war mir eine Freude, dir Gesellschaft zu leisten, Kleine ".
Mit einem Handwink ging er die Straße rüber und verschwand in einer kleinen Seitengasse. Ich wusste nicht genau, was er da wollte. Aber ich war wirklich froh, ihn endlich losgeworden zu sein. " Komischer Kauz ", murmelte ich und klingelte an der Haustür, da ich noch keinen Schlüssel zu der Wohnung hatte. Von drinnen hörte ich bereits das Winseln von Teddy, bis meine Mutter die Tür öffnete und mich mit einem breiten Lächeln begrüßte. " Was grinst du denn so fröhlich?", fragte ich gespannt, als ich mir die Schuhe auszog. Als ich die Jacke aufhing und mein Blick wieder zu ihr wanderte, wedelte sie mit einem Briefumschlag vor meiner Nase herum.
" Ich denke, dieser wird für dich sein ".
" Hat John mir geschrieben?!".
" Vielleicht ..".
Ich riss ihr den Brief aus der Hand und öffnete mit meinen Fingern den Umschlag. Als ich die Handschrift auf dem Papier erkannte, quiekte ich so laut, dass Teddy vor Schmerz seine Ohren zusammenlegte. Es war Johns Handschrift. Er hatte mir geschrieben. Mit einem Satz ließ ich zwei Stufen nacheinander aus und schmiss mich oben aufs Bett. Jetzt hatte ich genug Zeit, den Brief zu lesen.
Liebe Dani,
ich bin wirklich erleichtert, dass du heil in Deutschland angekommen bist ... auch wenn es weiterhin schmerzt. Die Jungs und ich haben schon die ganze Zeit nachgedacht, wie wir mit dir in Kontakt bleiben können. Als dein Brief angekommen ist, waren die lads auch da. Zusammen haben wir den Brief gelesen und stell dir vor; George hat angefangen zu weinen vor Freude. So wie du mich kennst, habe ich mich zuerst über ihn lustig gemacht. Aber als ich deine letzten Zeilen gelesen habe, musste ich selber schlucken. Ein John Winston Lennon weint niemals!
Schön, dass du neue Freunde gefunden hast und das du gut mit Thomas klar kommst. Aber lass dich bloß nicht von diesem Stephan angrabschen. Wenn er dich nur einmal anfassen tut, ich komme vorbei und breche ihm sämtliche Knochen. Der Typ hat mein Mädchen nicht anzufassen. Du gehörst nur mir, Süße <3
Ich vermisse dich auch, Baby. Jede Nacht träume ich davon, wie du aus dem Zug springst und ich dich in meine Arme schließe. Jedes Mal wache ich rufend nach dir auf und mir wird dann erst bewusst, dass es nur ein Traum gewesen ist. Ich werde dich niemals vergessen, also denke bitte nicht daran. Du bist mein ein und alles luv. Ich liebe dich ♥
Seitdem du fort bist, haben Paul und ich uns wieder vertragen. Wir treffen uns fast jeden Tag und arbeiten an neuen Songs. Unsere Band ist schon etwas erfolgreicher geworden in Liverpool. Wir bekommen immer mehr Auftritte und werden sogar häufiger drum gebeten. Am Samstag haben wir unseren nächsten Auftritt und es wurde gemunckelt, dass dort Manager zu Gast sind um nach Nachwuchstalenten Ausschau zu halten. Hoffentlich klappt alles.
Ich liebe dich vom ganzen Herzen, Baby. Ich liebe, liebe, liebe, liebe, liebe, liebe, liebe, liebe dich Dani. Wenn ich genug Geld habe, werde ich dich zu mir holen . Und dann werden wir unser eigenes Leben starten. Dani mit dem berühmtesten Sänger Englands John Winston Lennon. Klingt das nicht großartig?
Ich werde nach deinem Vater schauen, mache dir keine Sorgen. Liebe Grüße zurück von Paul, George, Stuart und Pete. Ja, die beiden auch (o)_(o)
Ich liebe dich,
John ♥
[Okay, ich weiß :p Ein Brief kann nicht innerhalb weniger Tage nach England zu seinem Empfänger kommen und umgekehrt. Aber hey, es ist eine Fanfiktion ^^ ]
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