Bis zum Schlussklingeln der Schulglocke redete ich kein Wort mit John. Ich musste mir erstmal selber Klarheit schaffen, wieso ich mich für ihn entschieden habe. Das mag vielleicht total bescheuert klingen, aber ich brauchte vorerst etwas Abstand von meinem Freund. Dafür redete ich mehr mit Paul und George über den abendlichen Auftritt. Beide schienen sehr aufgeregt zu sein, vor allen George. Er fuchtelte immer nervös mit seinen Fingern herum und seine Augen huschten ständig hin und her. Ich hatte das Gefühl gehabt, er würde jeden Moment abheben wollen. In der letzten Pause hatte ich bemerkt, wie John mit seiner Gang weiter hinten von uns stand und mich eifersüchtig anstarrte. Ich hatte es nur aus dem Augenwinkel bemerkt, ging aber nicht weiter darauf ein.

Jetzt waren wir auf dem Weg nach Hause. Paul hatte sich neben mich gesetzt, während John sich ganz hinten zu den aufgetakelten Mädchen setzte. Dass er diese Situation zwischen uns so ausnutzte, verletzte mich schon ein wenig. Paul und George bemerkten meine Traurigkeit, und versuchten mich aufzumuntern. Als Paul schließlich mit seinen Augen schielte, musste ich doch kichern. Aus dem Augenwinkel konnte ich wieder Johns unzufriedenen Blick erkennen. Aber er hatte selber Schuld. Nachdem wir uns von George verabschiedet hatten, der noch einige Haltestellen weiterfahren musste, begleitete Paul mich nach Hause. Zu John drehte ich mich nicht einmal um.

" Soll ich dich heute Abend abholen? Ich mein, du scheinst mit John wieder Probleme zu haben ..".

" J-Ja kannst du! Ich weiß auch nicht, was mit mir ist. Aber ich brauche im Moment etwas Abstand von ihm ".

" Dürfte ich als dein bester Kumpel fragen, wieso?".

" Heute morgen im Bus hatte er mir nicht glauben wollen, dass ich dir verziehen habe. Außerdem scheint er davon auszugehen, dass deine Aktion in der Abstellkammer viel schlimmer war als sein Seitensprung mit Lilly ".

" Und jetzt erteilst du ihm eine Lektion, indem du ihn ignorierst?".

" Naja ... schon. Ich muss mir erstmal im Klaren werden, wieso er mein Freund ist. Verstehst du?".

" Oh .. ehm ja ".

Den Rest des Weges verbrachten wir schweigsam. Ich wusste nicht, ob ich Paul in irgendeiner Weise gekränkt habe. Wenn, dann war es mir nicht bewusst. Außerdem haben Paul und ich uns schließlich darauf geeinigt Freunde zu bleiben. Kurz vor meiner Haustür blieben wir stehen. Das Auto meines Vater war verschwunden, also lud ich Paul in die Wohnung ein. Zusammen gingen wir hinauf in mein Zimmer und schmissen unsere Taschen achtlos in die Ecke. Sofort schnappte der Linkshänder sich meine Gitarre und spielte sie verkehrt herum. Fasziniert schaute ich ihm dabei zu, wie er von unten nach oben spielte. Ich erkannt den Song Love Me Do, den die Jungs zusammen geschrieben haben.

Als die letzten Klänge der Seiten verstummt waren, klatschte ich begeistert in die Hände und umarmte Paul stürmisch. Mitten in der Umarmung stellte ich fest, was ich eigentlich tat und ließ peinlich berührt von ihm ab. " Sorry ...", murmelte ich verlegen und schaute auf meine verkrampften Hände. Paul kicherte leise und nahm sie schließlich in seine.

" Ist schon okay, Dani. Hör zu, es tut mir schrecklich leid, was damals zwischen uns passiert ist. Ich wollte dich niemals so verletzten. I-Ich wusste in diesem Moment nicht, was ich tat. Ich fühlte mich so kontrolliert und geistesabwesend. Nachdem du rausgerannt bist, habe ich mich selber verflucht, habe Zuhause geschrien vor lauter Selbsthass. Wenn ich es zurückdrehen könnte, würde ich es tun ... aber ich kann es nicht. Dennoch habe ich nicht aufgehört, dich zu lieben. Und ich tu es immernoch. Ich respektiere deinen Status zu mir, aber ich werde niemals aufhören, dich zu lieben ... niemals".

Fassungslos schaute ich in seine grünen Augen, dich mich anblitzten. Sein Griff um meine Hände hatte sich verstärkt und sprühte nun eine mollige Wärme aus. Das ist das, was ich am Meisten gefürchtet hatte. Das Paul seine Gefühle nicht verstecken kann. Ich weiß, dass er sie nicht abstellen kann. Schließlich war ich in einer gleichen Zwickmühle wie er gewesen. Doch ich fühlte mich hin und hergerissen. Völlig in meinen Gedanken versunken merkte ich nicht, wie Paul näher kam. Erst als sein Gesicht ganz nahe an meinem war und ich seinen Atem spürte, kam ich wieder zu Besinnung. Ich wusste nicht, was ich tat. Meine Augenlieder schlossen sich von allein, und wir waren kurz davor uns zu küssen ... nach einer langen Zeit.

Bis plötzlich das Telefon klingelte und wir erschrocken unsere Position beendeten. Schnell ließ Paul von meinen Händen ab und schaute auf den Boden, als ich den Hörer abnahm.

" Hallo?".

" ...Dani?".

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Hört euch bitte einmal Can't Stop Loving You von Phil Collins an. Es hört sich soo wunderschön an <3