12. Dani, Don't Go!
Es war Abends, als jemand sanft an meiner Schulter rüttelte und mir liebe Worte ins Ohr flüstert. " Dani, luv. Wach auf. Öffne für deinen John die Augen ". Ich musste bei dieser Aussage kichern, und öffnete sie schließlich. Sofort wurde ich von zwei weiteren Augen begrüßt, die mich lustig anzwinkerten. Johns Hand fuhr durch mein Haar, meine Wange hinab und blieb auf dieser liegen. Ich lächelte ihn zaghaft an und atmete tief durch. Mir fiel wieder die große Neuigkeit von heute Nachmittag ein. John und seine Band hat es endlich geschafft. Statt nur einen Song, dürfen sie Mehrere spielen. Ich war so stolz auf ihn, wie eine Mutter.
" Ich bin so froh, dass eure Band es soweit geschafft hat".
" Ohne dich wäre ich nicht soweit gekommen, Dani. Du hast mich aufgemuntert, weiterzumachen. Ich will dich niemals wieder gehen lassen ".
" Ich liebe dich, John ".
" Ich dich auch, Süße ".
Er gab mir einen leidenschaftlichen Kuss, bevor meine Augen zur Wanduhr glitten und ich fast das Atmen vergaß. " Oh Gott!", sagte ich etwas zu laut als geplant und schwang mich aus Johns Bett. Dieser sah mich erschrocken an, und bremste mich gerade rechtzeitig. Mit beiden Armen hielt er mich an sich. Leicht versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien, doch er war stark. Wieder wanderten meine Augen zu der Uhr. Es war schon 20:00 Uhr verdammt!
" Baby, was hast du?".
" John, weißt du eigentlich wie spät das ist? Ich muss dringend nach Hause, sonst rastet mein Vater aus ".
" Beruhig dich doch, Sweetie. Ich bring dich mit dem Fahrrad nach Hause, okay ".
Ich nahm schnell meine Tasche, bevor John und ich nach draußen sausten, und uns auf sein Fahrrad schwangen. Trotz meines Gewichtes waren wir schnell unterwegs und es dauerte nicht lange, bis wir in der Forthlin Road angekommen waren. Kurz warf ich einen Blick zum Haus von Paul, doch da war bereits alles dunkel. Auf einer Seite fand ich es gut, dass Paul und ich wieder auf normaler Basis waren. Zumindest ging ich John dann erstmal nicht mehr damit auf die Nerven. Dieser geleitet mich noch zur Tür, wo wir uns leider verabschieden mussten. Er gab mir einen langen Kuss, bevor er mir auf seinem Fahrrad ein letztes Mal zuwinkte und schließlich die Straße wieder hinauffuhr. Mit einem Lächeln schloss ich die Tür auf, und wurde von einem nicht gerade erfreuten Daddy begrüßt.
" Kommt das Fräulein also auch wieder nach Hause ".
" Dad, jetzt übertreib mal nicht. Es ist Viertel nach acht ".
" Ja, und du solltest längst im Bett sein!".
" Man, ich bin 16 Jahre alt. Da brauch ich nicht um 20:00 Uhr ins Bett gehen. Du hast mal wieder von nichts eine Ahnung. Ich wünschte, Mum wäre hier!".
Bevor mein Vater darauf antworten konnte, stürmte ich an ihm vorbei, die Treppe hinauf. Weinend schmiss ich mich aufs Bett und schlug dabei meine Tasche gegen die Wand. Wieso ist Mum nach Deutschland zurückgeflogen? Sie soll wiederkommen. Es geht alles drunter und drüber. Sie muss mir helfen und Dad wieder geradebiegen. Sonst geht die ganze Familie kaputt. Das Klingeln des Telefons unterbrach mich aus meiner Trauer. Schniefend nahm ich den Hörer in die Hand und sprach hinein.
" Dani? Gott sei Dank, endlich gehst du ran!".
" George? Was ist los?".
" Ich rufe dich schon seit Ewigkeiten an. Wo warst du?".
" Bei John..".
" Naja, das hätte ich mir eigentlich denken können ".
Kurz war Stille am Ende der Leitung und ich dachte, George würde gleich auflegen. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, und versuchte mich zusammenzureißen. George sollte nichts von meinem Gefühlsausbruch mitkriegen.
" Ist alles gut bei dir?".
" Ja, alles bestens. Also, was ist passiert?".
" Wir haben einen großen Gig im Cavern Club, Dani!".
" Ich weiß, George. Ist das nicht großartig?".
" Das fragst du noch. Es ist fucking brilliant!".
Wir lachten die ganze Zeit über unsere Hyperaktivität, sodass ich die kleine Auseinandersetzung mit meinem Vater schon wieder vergessen hatte. George erzählte mir außerdem von einem Jungen, den er vor Kurzem kennengelernt hatte. Er beschrieb ihn als freundlich und klein von der Statur. Das erinnerte mich an den Busjungen, neben dem ich gesessen hatte. Ich beschloss jedoch, es vorerst für mich zu behalten. Dieser wollte beim großen Gig dabei sein, meinte mein bester Freund und quiekte komisch am anderen Ende der Leitung. Ich kicherte leise.
" Und ..ehm... wie läufst mit Paul? Du scheinst dich mit John wieder vertragen zu haben ".
" Oh, ehm ... ja. John und ich haben uns ausgesprochen. Paul ... also wir beide sind jetzt Freunde ".
" Wie bitte?".
" Nicht nur er vermisst mich, George. Und damit Paul nichts falsches denkt, bleiben wir beide auf freundschaftlicher Basis ".
" Und du bist sicher, dass Paul es aushält?".
So hatte er es mir zumindest verdeutlicht. Aber langsam war ich mir selber nicht so sicher. Wieso brachten George Worte einen immer so zum Nachdenken? War der Junge etwa weise? Wir beide redeten noch eine Weile, bis George vor Müdigkeit fast der Hörer aus der Hand fällt. Ich machte mich bettfertig und wollte gerade meine Vorhänge schließen, als ich Licht an Pauls Fenster erblickte und eine dunkle Präsenz. Paul stand am Fenster und lächelte mich leicht an. Ich lächelte zurück, wollte aber nicht unhöflich die Vorhänge vor seiner Nase zumachen. Er schien etwas zu sprechen, ich konnte es jedoch auf den ersten Blick nicht verstehen. Ich entzifferte aus seinen Lippen ein " Good Night " und musste dabei lachen. Ich formte ein Good Night zurück und winkte ihm zu, bevor ich die Vorhänge endgültig schloss. Es dauerte auch nicht lange, bis ich in einen tiefen Schlaf fiel.
Ich träumt von meiner Mum ... wie sie mich nach Deutschland holte. Und von John und Paul ... die sich um mich stritten und versuchten, mich bei sich zu behalten. Ich sah bei jedem eine Träne die Wange hinunterkullern. Meine Mum zog mich schließlich von den Beiden weg, zum Zug nach Hamburg. Sie riefen meinen Namen und liefen dem Zug hinterher. Ich ragte meinen Kopf aus dem Fenster, meine langen Haare wehten vom Zugwind. John zog sich am Fenster hoch und gab mir einen letzten Kuss auf die Lippen. Er schmeckte salzig von den Tränen, die uns beide aus den Augen liefen. Der Zug wurde schneller und John musste vom Fenster ablassen. Er sah mir hinterher, wie ich aus seinem Sichtfeld verschwand. Ich hörte noch seine Stimme, die nach mir rief:
" Dani, geh nicht! Ich will dich nicht auch noch verlieren!".
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