𝐾𝐴𝑃𝐼𝑇𝐸𝐿 𝑍𝑊𝑂̈𝐿𝐹
HERMINES POV
Tage vergingen, und noch immer schienen die Mauern des Schlosses seine Worte widerzuhallen. Sein Vorwurf hatte mich tiefer getroffen, als ich zugeben wollte. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, seine Stimme so ruhig zu hören und in seinen Augen das genaue Gegenteil zu sehen.
Ich saß am offenen Fenster des Gemeinschaftsraumes, der warme, goldene Septemberabend warf lange, schräge Schatten auf die Felder. Die Sonne begann langsam zu sinken und tauchte den Horizont in Orange- und Rosatöne. In der Luft lag eine leichte Kühle, die den nahenden Herbst ankündigte. Schritte näherten sich, dann sank Ginny neben mir auf das Sofa. Das Mädchen sah erschöpft aus, ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Wortlos ließ sie die Teekanne auf uns zukommen. Zwei Tassen wurden gefüllt.
"Seit fast fünf Tagen hast du diesen grüblerischen Blick im Gesicht. Wirst du endlich reden oder willst du dich zu Tode schweigen?" Fragte sie.
"Ich wusste nicht, ob ich darüber reden kann, Ginny. Das Thema ist sehr ...", ich richtete meinen Blick auf die tanzenden Flammen im Kamin. "Sehr blond mit den Initialen D und M?" Ich drehte mich zu ihr um. War es so offensichtlich?
"Mit Harry und Ron kann ich nicht darüber reden. Die wären nur ausgeflippt. Er hat etwas zu mir gesagt, das mich zum Nachdenken gebracht hat. Vielleicht ist es wie bei Harry. Vielleicht ist Malfoy in einer Situation, in der er nie sein wollte." Meine Worte waren voller Frustration, aber es war auch gut, das Schweigen zu brechen.
"Zieh Harry da nicht mit rein! Er hatte keine Wahl, und wenn er eine gehabt hätte, hätte er sich nie für so etwas entschieden. Malfoy steht jeden Tag auf und beschließt, sich wie ein riesiges Arschloch zu benehmen." Es kostete mich jetzt mehr Mühe, den Aufruhr, der in mir brodelte, in Worte zu fassen. "Ich sage nicht, dass er frei von Fehlern ist, aber ich glaube nicht, dass er sich freiwillig so eine Familie ausgesucht hätte. Ich finde nur, wir sollten ihn in Ruhe lassen."
"Lucius Malfoy ist da, wo er hingehört! Er hat uns auch angegriffen, Hermine. Und er wollte Seidenschnabels Kopf über seinem Kamin. Und die Dinge, die er mir angetan hat ... Ich könnte seinetwegen tot sein. Wie kannst du all die Grausamkeiten, die er und seine Familie mir angetan haben, einfach vergessen? Wie kannst du vergessen, was er dir angetan hat?" Ihr wütender Tonfall ließ mich ein wenig zusammenzucken.
"Aber Draco ..."
"Das reicht jetzt! Ich weiß, dass du allen helfen willst, aber manche haben es einfach nicht verdient. Nur weil du ein gutes Herz hast, ist Malfoy nicht weniger herzlos. Er ist abscheulich! Also hör auf, das Gute in ihm zu suchen. Da gibt es nichts! Kein Malfoy wird sich jemals ändern. Sieh dir doch allein schon seine Familie an. Alles Straftäter! Es liegt in seiner DNA." Dann ging sie einfach.
In den nächsten Tagen wurde ich Harry immer ähnlicher und begann, Draco aus der Ferne zu beobachten. Natürlich bemerkten, dass auch meine Freunde was zu unerwünschten Spannungen führte. Wir stritten uns immer öfter. Es ging sogar so weit, dass Ron mich in einem wütenden Moment eine Schlangenschlampe nannte. Ron hatte es nicht so gemeint, aber er hatte sich auch nicht entschuldigt.
In den Tagen, in denen wir nicht miteinander sprachen, bemerkte ich die subtilen Veränderungen in Malfoys Verhalten und die Momente der Verletzlichkeit, die er so sehr zu verbergen versuchte. Es war ein seltsamer Tanz eines neu entdeckten Bewusstseins, das sich an der Grenze zur Empathie bewegte. Ich mochte Malfoy immer noch nicht, aber ich begann, ihn zu verstehen.
"Hermine, ich muss mit dir reden", holte Harry mich auf dem Weg in mein Zimmer ein. Sein Unterton bedeutete nichts Gutes, weshalb ich ihn ein wenig misstrauisch ansah.
"Was ist denn los?", fragte ich.
"Es geht um Ron", begann er und schaute zu Boden. Einen Moment lang blieb mein Herz stehen. Ist ihm etwas zugestoßen?
"Es tut mir wirklich leid, wie er dich in letzter Zeit behandelt hat. Er hat einfach mit allem zu kämpfen, weißt du? Molly hat ihn unter Druck gesetzt mit dem Quidditch-Probetraining." Ich seufzte erleichtert.
"Ich weiß es zu schätzen, dass du das sagst. Aber es ist seine Aufgabe, sich zu entschuldigen, nicht deine", erwiderte ich. Seine grünen Augen trafen meine. Ich konnte sehen, dass mehr dahintersteckte.
"Du verschweigst mir etwas", stellte ich mit verschränkten Armen fest.
"Du bist klug. Der klügste Mensch, den ich kenne, gleich nach Dumbledore natürlich", sagte Harry und fragte dann: "Aber glaubst du, es gibt einen Weg, unbemerkt aus dem Schloss zu kommen?" Ich runzelte verwirrt die Stirn.
"Nun, technisch gesehen könnte es Schlupflöcher geben, aber selbst das ist höchst unwahrscheinlich, da die Porträts und Geister als Wachen positioniert wurden. Sogar die Professoren patrouillierten. Warum fragst du überhaupt? Was hast du vor?" Harry zögerte, dann seufzte er.
"Ich habe auf der Karte gesehen, wie Malfoy sich nachts einfach aus dem Staub gemacht hat. Ich meine, für ihn ist es ein Kinderspiel, wenn Snape Aufsicht hat."Damit hatte Harry recht. Severus würde wegsehen, wenn Malfoy verschwinden würde. Ich konnte nur nicht verstehen, warum. Wenn Draco wirklich ein Todesser war, wie die Jungen vermuteten, warum sollte ihn dann ein Mitglied des Ordens ermutigen? Snape sah nie wie ein Familienmensch aus. All das machte keinen Sinn.
"Harry, das ist unmöglich. Snape würde ihn nie aus dem Schloss lassen. Die Karte muss falsch sein", log ich. Wenn ich meinem besten Freund jetzt die Bestätigung gab, würde er dem Slytherin nur noch mehr auf die Pelle rücken. Wir mussten den Erben vor erst in Ruhe lassen.
"Hermine, ich weiß, was ich gesehen habe, und die Karte ist niemals falsch! Ich meine, mein Vater, Lupin und Sirius haben ihre Köpfe da reingesteckt. Sie haben die Karte gemacht und sie funktioniert immer noch. Ich vertraue der Karte mehr als mir selbst", erklärte er; seine Stimme voller Verzweiflung.
"Harry, ich glaube wirklich, dass mit der Karte etwas nicht stimmte. Fred und George haben auch geschworen, dass sie Pettigrew nicht auf der Karte gesehen haben. Malfoy kann nicht einfach das Schloss verlassen, ohne erwischt zu werden, vor allem nicht, wenn Sir Nicholas die Slytherins bewacht." Harry wusste, dass ich Recht hatte. Fred und George konnten Pettigrew nicht sehen, da kein Mitglied der Rumtreiber darauf erschien. Pettigrew wurde sichtbar, als der Lord mehr Kraft bekam und sein Todessermal sichtbar wurde. Somit hatte Peter den Pakt gebrochen und war offiziell kein Rumtreiber mehr. Das wusste ich von Tonks.
"Aber wenn es dir wirklich so wichtig ist, kannst du mir die Karte geben und ich schaue mir das an. Wenn er wirklich aus dem Schloss verschwindet, dann sag ich dir Bescheid und wir überlegen uns etwas."
"Ist gut, Hermine. Ich vertraue dir." Dann gab er mir die Karte. Als Harry sich zum Gehen wandte, drehte ich mich auf dem Absatz herum. Ich musste herausfinden, ob es wirklich einen Weg aus dem Schloss gab, und ich wusste, wen ich am besten fragen konnte: Sir Cadogan.
DRACOS POV
Die letzten Tage waren erstaunlich ruhig gewesen. Meine Worte hatten offenbar etwas bewirkt. Potter und seine Freunde hatten sich von mir ferngehalten und verließen sogar die Flure, wenn sie mich sahen.
Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer. Das Zusammenleben mit Warner war auch friedlicher als erwartet. Ich hielt das Zimmer sauber und wenn ich gut gelaunt war, spielten wir Schach. Wenn ich schlechte Laune hatte, taten wir das, was wir immer tun—schwiegen. So konnte ich mich in Ruhe meiner Arbeit widmen. Das Verschwindekabinett war ein verwirrendes Puzzle aus Magie und Mechanik gewesen.
Ich hatte die Suche vorerst aufgegeben, da das Schwesternteil in keinem Raum des Schlosses zu sein schien. Also konzentrierte ich mich auf das, was in dem Buch stand, das ich aus der verbotenen Abteilung ausgeliehen hatte. Ich hatte herausgefunden, dass es verzaubert war und den ein oder anderen magischen Bewohner haben könnte. Durch das Lesen hatte ich mich schon auf einige Gefahren vorbereiten können. Mein Finger glitt über die Seite und zeichnete die Runen nach. Ich konnte sie nicht alle erkennen, weil die Schrift zu klein war, aber die, die ich erkennen konnte, zeichnete ich auf einem Stück Pergament ab.
"M-Malfoy, warum bist du s-s-o ... Du bist besessen von diesem Buch? Warum?" Fragte mein Zimmergenosse unbeholfen. Mein Blick ließ die Seiten nicht los.
"Ich bin nicht besessen davon, und jetzt sei still, Warner. Ich muss mich konzentrieren", fauchte ich ihn an, woraufhin die Luft in der Stille schwer wurde. Irgendwie tat es mir leid, ihn immer so dumm von der Seite anzumachen, aber der Kerl hatte ein Händchen dafür, mir im falschen Moment auf die Nerven zu gehen.
"W-was ... Entschuldigung. Was soll das, Draco?" Ich warf ihm einen scharfen Blick zu. Er sah mich an wie ein kleines Hündchen, und ich wusste, dass es seinem Stottern helfen würde, wenn ich öfter mit ihm redete, aber im Moment hatte ich einfach keine Zeit dafür.
"Ich habe dir doch gesagt, du sollst still sein", seufzte ich in einem ruhigeren Ton. Der Troll stand auf und setzte sich auf die Kante meines Bettes. Normalerweise ekelte ich mich vor ihm, weil er so übel roch, aber meine Nase wurde langsam immun dagegen. Und darüber hinaus war er ein guter Kerl.
"Dunkle Artefakte und Gegenstände?"
"Ja."
"Mein Großvater hat an-auf-auf ... Entschuldigung ... viel gearbeitet. Es ist schon lustig, wie viele dunkle Gegenstände sich mit einfachen Zaubersprüchen reparieren lassen", sagte er zögernd, was nun wirklich meine Aufmerksamkeit erregte. Ich blickte von meinem Buch auf.
"Bei vielen geht es um Präzision und Finesse. Man kann nicht einfach mit dem Zauberstab herumfuchteln. Viele Objekte führen ein Eigenleben und schießen auf gut Glück zurück." Dann hatte ich eine Idee und blätterte im Buch, nur um wieder auf derselben Seite zu landen.
"Hier zum Beispiel." Ich drehte das Buch zu ihm, damit er die Seiten sehen konnte, ehe ich fortfuhr: "Da sind ganz viele alte Runen eingeritzt. Die musst du erst einmal übersetzen. Denn der Zauberspruch, den du brauchst, könnte darunter sein. Es könnten aber auch Hinweise auf Flüche sein." Er nickte nur eifrig.
"Das Verschwindekabinett! Es hat drei Flüche eingraviert. Es wartet darauf, dass jemand sie ausspricht, damit es sie direkt abfeuern kann. Wenn es kaputt ist, kann es einen di-di-direkt töten, wenn man versucht, hindurchzugehen. Mein Großvater hat es nie geschafft, so ein Ding zu reparieren."
Mein Atem ging stoßweise, und meine Augen weiteten sich ungläubig. Dieses Ding konnte mich also töten, und es enthielt Flüche? Wie sollte ich jetzt herausfinden, was ein Fluch ist und was vielleicht der aktivierende Zauber? Geschweige denn, dass es einen gibt. Ich nickte langsam und spürte die Kälte in meinem Nacken. Mein Gesicht zeigte immer noch Gelassenheit, denn ich hatte solche Situationen schon oft erlebt. Ich atmete tief ein und gleichmäßig aus. Ich musste mir jetzt eine Lüge ausdenken, denn ich konnte diesem Kerl nicht trauen und wusste nicht, ob er loyal war oder ob er am Ende des Tages nicht doch ein Freund des Wiesels war.
"Ich habe mir dieses Buch ausgeliehen, um zu sehen, ob einige dieser Dinge wirklich bei uns zu Hause sind. Ich kenne den Schmuck meiner Mutter in- und auswendig. Nichts von dem, was hier drin ist, liegt oder steht bei uns herum. Ich hoffe, das hilft meinem Vater bei der Verhandlung. Ich sollte das Buch Professor Snape zurückgeben." Dann verließ ich den Raum. Meine Schritte hallten durch den Flur. Ich konnte endlich verstehen, warum der dunkle Lord wollte, dass ich es repariere. Ein Fehler und es würde mich direkt töten und der unbrauchbare Schwur würde selbst brechen.
Ich klopfte an Snapes Privatzimmer, und keine Minute später öffnete er die Tür. Mein Herz klopfte, und meine Gefühle waren gemischt. Ich hatte meine Runenskizze und das Buch dabei.
"Du siehst blass aus. Was ist passiert?" Severus machte eine schnelle Kopfbewegung und ließ mich herein.
"Ich habe Fortschritte gemacht. Und ich habe herausgefunden, dass dieses Ding drei Flüche in seinen Runen verbirgt, ganz zu schweigen davon, dass es mich töten kann." Snape sah mich einen Moment lang schweigend mit seinen dunklen Augen an. Eine Welle der Zuversicht durchströmte mich, als ich ihm meine Skizzen hinhielt.
"Die Runen sind völlig falsch ausgerichtet! Du musst die magischen Linien am Kabinett selbst neu verlegen, damit es auf dich reagiert. Das hier ist kein Fortschritt! Selbst die Hälfte der Übersetzungen sind falsch." Meine Zuversicht zerplatzte wie eine Seifenblase, und ich ließ mich auf den Stuhl fallen.
"Ich habe das gesamte Schloss abgesucht. Dieses verdammte Ding steht hier nirgendwo! Ich wollte mich zuerst um die Runen kümmern, damit es mich nicht gleich verflucht."
"Sei nicht so dumm!", brummte er seine Stimme so bedächtig wie immer. "Wenn du jeden Raum durchsucht hast, solltest du den Raum in Betracht ziehen, den niemand sehen kann. Die Zeit drängt, und du kannst dir keine Fehler erlauben." Ich war es leid, dass er mir auf seine Art sagte, ich sei faul. Ich hatte alles versucht. Mein ganzer Tag drehte sich um dieses verdammte Kabinett. Immerhin hing die Sicherheit meiner Mutter davon ab.
"Es tut mir leid, aber ich tue mein Bestes. Ich wäre weiter gekommen, wenn du mir von Anfang an gesagt hättest, was du weißt. Du hast mich grundlos im Dunkeln gelassen. Ich habe Latein nicht studiert, so wie du." Severus schlug mit der Hand auf die Tischplatte.
"Mach mich nicht zum Grund für dein Scheitern! Ich biete dir Hilfe an, und du bist zu stur, sie anzunehmen, und anstatt dich darauf zu konzentrieren, streitest du dich lieber wie ein Kind mit Potter und seinen Freunden. Das ist kein Spiel, Draco! Der Dunkle Lord meint es ernst mit seinen Drohungen, aber wenn du nicht kannst, dann sag es und lass mich die Aufgabe erledigen."
"Ich bin kein Kind! Ich kann es selbst tun. Ich wollte nur herkommen und dir sagen, was ich bisher erreicht habe, auch wenn es in deinen Augen nicht viel ist – es ist etwas. Ich habe auch gelesen, dass es nur vier Zauberern gelungen ist, ein Verschwindekabinett zu reparieren. Ich habe in Zehntausenden von Büchern nach ihren Aufzeichnungen darüber gesucht und nur drei brauchbare Dinge gefunden. Ich würde ja einen von ihnen fragen, aber die sind alle tot!" Dass alles war, als würde man einer Katze einen Knochen geben und ihr sagen, sie solle ihn fressen oder ihrem Besitzer bringen. Das lag nicht in ihrer Natur und dunkle Gegenstände nicht in meiner. Ich wurde mein ganzes Leben lang von ihnen abgeschirmt, und jetzt sollte ich eines ohne jegliches Wissen einen reparieren? Wo auf der Welt war das fair?
"Gut. Ich gebe dir eine klare Anweisung. Such weiter nach den Aufzeichnungen. Sprich mit dem Porträt von Salazar und frag nach Sallow-Sebastian Sallow. Er hat in seinen Lebzeiten an dunklen Objekten gearbeitet. Kaum einer weiß, wo sein Porträt ist. Aber er besitzt eins und ich denke, dass es im Haus der Gaunts ist.
Versuche, so viel wie möglich herauszufinden. Leih dir ein Buch über Runen aus und nimm es mit in den Raum der Wünsche. Aber pass auf, dass dich dort niemand sieht." Im Blick des Professors lag eine subtile Wärme, ein Aufflackern von etwas, das fast wie Stolz aussah. Das genügte mir, um die Dinge mit mehr und vor allem mit neuem Elan anzugehen.
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