𝐾𝐴𝑃𝐼𝑇𝐸𝐿 𝐸𝐼𝑁𝑈𝑁𝐷𝐷𝑅𝐸𝐼ẞ𝐼𝐺
DRACOS POV
Es dauerte keine Minute, bis ein großer, dünner, sehr alter Mann mit blauen Augen und einer sehr langen, krummen Nase, auf der eine halbmondförmige Brille saß, mir die Tür öffnete.
"Mr. Malfoy, Sie sind ja keine Überraschung mehr, aber wo genau ist Ms. Granger?", wollte er wissen und strich sich lächelnd durch den silbrigen Bart, der ebenso wie sein Haupthaar bis zum Gürtel seiner Robe reichte.
"Wie auch immer ... Setzen Sie sich. Ich bin gleich wieder da.", lachte er und wies dabei auf die zwei scharlachroten Sessel hin und verschwand dann in dem hinteren Raum.
Ich schaute auf meine Uhr. Fünf Minuten auf die Sekunde genau, und die Tür öffnete sich erneut. Die Gryffindor würdigte mich keines Blickes. Ich beobachtete dieses nervöse Wrack unauffällig und stützte dabei nur meinen Kopf auf der Hand ab. Ich konnte ihren Herzschlag förmlich hören. Normalerweise hätte mein Kopf mich direkt angeschrien: Sie ist hässlich und unwürdig! Aber um ehrlich zu sein, war sie recht hübsch.
Außerhalb der Klasse sprachen die Jungs auch über sie und bezeichneten sie als prüde, flach und mit einem durchschnittlich hübschen Gesicht. Normalerweise hätte ich ihnen da zugestimmt, aber Hermine hatte ein mehr als nur durchschnittlich hübsches Gesicht. Prüde? Vielleicht. Flach? Nur für das unwissende Auge.
"Armando Dippet war ein strenger Schulleiter. Bei dem wärt ihr drei schon fünfmal geflogen, obwohl ich dich ja ab heute nicht mehr ertragen muss." Ich durchbrach die Stille, als ich sie dabei erwischte, wie sie sein Porträt anstarrte. Hermines ganzer Körper spannte sich an, und es war ein Leichtes für mich, in ihren Kopf einzudringen.
'Warum kann der nicht einfach tot umfallen? Bleib einfach cool, Hermine. Tu so, als würdest du nicht mehr dran denken. Keine große Sache.'
"Salazar! Behalte diese Gedanken für dich, Granger." Ich spottete mit echter Verärgerung. "Du stinkendes kleines Frettchen! Ich habe dir schon mehr als zweimal gesagt, dass du dich aus meinen Gedanken heraushalten sollst! Sie sind privat."
"Ein Gedanke zu teilen, bewirkt manchmal Wunder, Ms. Granger.", sah Dumbledore uns nun mit erhobener Augenbraue an und setzte sich dann zufrieden grinsend auf den Stuhl. Die Wangen der kleinen Löwin bekamen wieder diese leichte Röte.
"Bei allem Respekt, Professor, ich möchte nur wissen, welche Konsequenzen mein Handeln haben wird.", meinte die Gryffindor zu meiner Überraschung etwas zickig.
"Nur die Ruhe. Setzen Sie sich. Ich bin mir sicher, dass Mr. Malfoy nicht beißen wird. Außerdem müssen wir noch auf Ihre Hauslehrer warten.", meinte der alte Mann mit einer sanften und freundlichen Stimme.
'Ich bin mir ziemlich sicher, dass er beißt.' Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, als ich ihre Gedanken hörte und mir vorstellen konnte, wie sarkastisch sie es gesagt hätte.
Es dauerte eine gute Viertelstunde, bis Severus und McGonagall kamen. Snape warf mir wieder diesen strengen, undurchdringlichen Blick zu, der mich an meinen Vater erinnerte. Ständig fragte ich nach ihm, wie es ihm ging und warum ich keine Briefe von ihm bekam. Ich kam mir dumm vor, aber meine Mutter versicherte mir, dass er ständig nach mir fragte.
"Hermine, was auch immer vorgefallen ist, ich bin mir sicher, dass es dafür eine gute Erklärung gibt. Ich werde dafür sorgen, dass Ihre Strafe nicht allzu hart ausfällt. Ich versichere Ihnen jetzt schon, dass Sie heute Ihre Koffer nicht packen müssen." McGonagalls Stimme riss mich von dem Ort zurück, an den meine Gedanken gehen wollten.
"Nun, da wir nun alle vollständig sind, können wir langsam beginnen um—" da wurde der Direktor schon von der alten Hexe unterbrochen: "Albus, bitte komm einfach schnell zum Punkt, ich muss zurück in meinen Unterricht. Meine Klasse ist gerade unbeaufsichtigt." Der Schulleiter blinzelte die Professorin für Verwandlungen nur erstaunt an und meinte: "Aber aber Minerva! Ich habe mich doch bereits darum gekümmert. Professor Flitwick ist in deinem Saal, und Professor Binns sitzt als Aufsicht in Severus' Klasse. Wir haben also alle Zeit der Welt." Bei dieser Vorstellung verzog nicht nur Snape sein Gesicht.
"Schon gut. Kommen wir einfach dem Wunsch aller nach. Wir haben uns hier versammelt, weil wir ein ernstes Problem besprechen müssen, das Mr. Malfoy und Ms. Granger betrifft. Schon wieder." Ich wurde von allen Seiten so angesehen, als wäre das allein meine Schuld. Wobei ich nichts getan hatte. Ich war derjenige, der gebrannt hatte.
"Mr. Malfoy, Sie haben also Mr. Potter beleidigt?" Die Verwirrung traf auf mein Nervensystem. Es ging um mich und Granger, und er wollte über seinen liebsten Potter sprechen? Keine Überraschung.
"Also ignorieren wir die Tatsache, dass Susi Sunshine mich angezündet hat?"
"Nenn mich nicht so!", verschränkte sie die Arme wie ein kleines Kind. Manchmal wusste ich wirklich nicht, was ich mit dieser Haltung von ihr anfangen sollte. Auf der einen Seite sah es niedlich aus, wenn sie so ein Gesicht machte, aber auf der anderen Seite wollte ich sie einfach packen und ihr diesen Mund abgewöhnen. Dieses Mädchen war wirklich meine persönliche Hölle.
"Es tut mir leid, ich meinte die Geisteskranke," sagte ich mit einem spöttischen Grinsen.
"Das war nicht einmal Absicht! Ich hatte es mir nur vorgestellt und dann hat mein Zauberstab Flammen auf dich geschossen." Ich lachte bitter auf.
"Du hast es dir also vorgestellt und nennst das normal?"
"Du hast aber ganz schön viel Meinung für jemanden, der nicht mal weiß, wie man das Wort 'normal' buchstabiert," sagte die Gryffindor kampflustig und sah mich an.
Oh, wie schnell hätte ich meine Seele verkauft, nur um derjenige zu sein, der ihr den Mund zunähte.
"Lass dich mal von Madame Pomfrey auf einen möglichen Hirnschaden untersuchen. Aber sei nicht enttäuscht, wenn sie nur eine rosa Erdnuss mit Glitzerpartikeln findet," brummte ich und lehnte mich provozierend zu ihr herüber.
"Sag mal, läuft dir zu viel Blut in den Kopf, wenn du nachts in deinem Kellergewölbe kopfüber von der Decke schläfst?" Granger meinte das todernst, aber ich gab mir wirklich Mühe, nicht zu lachen oder zu lächeln.
"Sie scheinen sich wirklich zu mögen." Ich wich von ihr zurück. Wir waren nicht allein, und die Professoren starrten uns an.
"Eine Warnung genügt," fällte Dumbledore sein Urteil. McGonagall war höchst erfreut darüber und tätschelte der Brünetten die Schulter.
"Eine Warnung? Das war? Sie hat versucht, mich zu töten und kommt mit einer Verwarnung davon?" Beschwerte ich mich, und roter Nebel begann meinen Verstand zu trüben.
"Mr. Malfoy, verfallen Sie nicht dem Drama. Davon bekommt man nur unnötig Falten. Mr. Finnigan zündet ständig Leute an und ich sehe, dass ihr zwei euch langsam versteht. Es ist wie mit zwei Hunden im selben Haus. Sie beißen sich gegenseitig und versuchen herauszufinden, wer der Anführer ist und wenn—".
"Das sind Schüler und keine Hunde, und Finnigan mangelte es offensichtlich an Talent. Er hatte sogar den einfachsten Zaubertrank verpatzt. Zwischen ihm und Ms. Granger liegen Welten. Nachsitzen wäre das Mindeste. Letztlich redeten wir hier schon von einer Straftat," sagte mein Patenonkel.
"James und Lily waren auch so und haben am Ende geheiratet." Ich sah Granger an, stand auf und verließ einfach den Raum, ohne etwas zu sagen. Dieser Mann war noch verrückter als die kleine Löwin selbst. Heiraten? In keinem Universum hätte ich auch nur in Erwägung gezogen, ihr einen Ring an den Finger zu stecken. Hermine Jean Malfoy. Dämlicher Name.
HERMINES POV
Der Wind peitschte gegen die Fenster, und wieder zogen dunkle Wolken auf, die einen neuen Sturm versprachen. Ich war mit einem blauen Auge davongekommen. Schuldgefühle umhüllten mich wie ein Schatten. Wären die Rollen vertauscht gewesen, wäre Malfoy nach Hause geschickt worden. Die Last auf meiner Brust wuchs mit jedem Augenblick. Professor Snape trat in den Flur.
"Professor?" Meine Stimme war zögernd, das Echo meiner Worte prallte an den Steinwänden ab. Er antwortete nicht, sondern sah mich nur an.
"Könnten Sie mich nachsitzen lassen?" Snapes Augenbrauen schossen überrascht in die Höhe. "Das ist eine seltsame Frage, Ms. Granger."
"Ich weiß Sir, aber mein Verhalten war nicht richtig, und ich sollte zumindest nachsitzen. Das wäre doch vernünftig", erklärte ich ernsthaft.
"Dumbledore hat sein Urteil gefällt", antwortete Snape, der offensichtlich weitergehen wollte. Da ich nicht anders konnte, eilte ich ihm hinterher.
"Küchendienst oder irgendetwas anderes." Ohne anzuhalten oder mich anzusehen, erklärte der Mann mit den fettigen schwarzen Haaren: "Von mir aus. Ich ziehe Ihnen zwanzig Hauspunkte ab, und bis Freitag will ich die Schulordnung auf meinem Schreibtisch haben."
Ein Gefühl der Erleichterung überkam mich, und ich musste lächeln. "Ja, Sir." Das war großartig. Jetzt konnte ich direkt in die Bibliothek gehen, und meine Schuldgefühle würden wie Sand aus meinem Nervensystem rieseln und mich von allem anderen ablenken. Vielleicht war Beschäftigung der Schlüssel.
"Hey, Hermine." Ich zuckte zusammen und drehte mich um, nur um direkt in Rons Gesicht zu blicken. Er lehnte an der Steinmauer.
"Gehts dir gut?", fragte ich, denn er sah etwas blass aus, und ich machte mir sofort Sorgen, dass etwas nicht stimmte, zumal Harry weit und breit nicht zu sehen war.
"Ja, mir geht es gut. Wie ist es dir in letzter Zeit ergangen? Du warst viel allein." In seiner Stimme schwang ernste Besorgnis mit. Ich traute der Situation nicht und wartete darauf, dass jemand mit einer Kamera auf mein Gesicht zustürmte und mich auslachte. Es war schließlich sein Verdienst, dass ich so allein war.
"Oh? Nein. Ja. Ich genieße die Zeit für mich. Das habe ich wirklich gebraucht. Ich, äh, habe tolle Bücher gelesen. Aber es geht mir gut. Ich muss auch noch in die Bibliothek und meinen Aufsatz für Snape schreiben." Das war halb gelogen, halb die Wahrheit. Ich wünschte, ich hätte mehr Freunde. Aber das war in meinem Fall leichter gesagt als getan. Über die Jahre bildeten meine Klassenkameraden Gruppen, und ich konnte nicht einfach in eine hineinplatzen.
"Wir müssen einen Aufsatz schreiben?" Seine Augen weiteten sich. Ich kicherte, aber der Anflug von Traurigkeit war nicht zu überhören.
"Nein, das ist eher eine Strafe als ein Aufsatz." Ron grinste und kratzte sich am Hals. Es fühlte sich seltsam an, nach so langer Zeit wieder mit ihm zu sprechen. Früher mochte ich es, wenn er da war, und jetzt kam es mir komisch vor.
"Nun, was das angeht, wollte ich dir nur sagen, dass es mir leidtut, was ich über dich und Malfoy gesagt habe."
Oh nein! Oh nein! Oh nein! Warum um alles in der Welt musste er sich jetzt entschuldigen? Ich würde ihn direkt wieder anlügen, wenn ich ihm sagte, dass da nichts war, denn jetzt war da etwas. Niemand konnte jemanden so küssen und dann so tun, als wäre nichts gewesen. Mein Kuss war nichts im Vergleich zu Dracos. Ich fühlte etwas. Mehr als etwas. Etwas, das meine Knie in Pudding verwandelte und eine Hitze in meinem Bauch erzeugte, die ich nicht einfach ignorieren konnte. Ich konnte nicht länger leugnen, dass all die Streitereien, die Hänseleien und diese verdammten Blicke eine seltsame Chemie zwischen uns aufgebaut hatten. Ich war bis ins Mark erschrocken und wollte wissen, ob man das Nikotin auf seiner Zunge schmecken konnte.
Die Worte: Ich habe Malfoy geküsst, und er hat mich geküsst, und da war ein bisschen nichts und ein bisschen etwas, und jetzt sind wir Feinde oder Freunde oder einfach nur verwirrt; wollten einfach nicht kommen. In meiner Kehle bildete sich ein Knoten. Was zum Teufel waren wir jetzt?
"Die Wahrheit ist, es ist alles gut. Ich nehme es dir nicht übel. Wirklich." Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln mit der Bereitschaft zu gehen. Ich musste Malfoy suchen und ihm wirklich diese dumme Frage stellen.
"Heißt das, ich kann Harry sagen, dass du mit uns ein Butterbier trinken gehst?" Ein Teil von mir wollte ja schreien und ihm direkt in die Arme springen und ihn über die Dinge aufklären, die er verpasst hatte, aber der andere Teil war vorsichtig. Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, dass ich ersetzbar war. Ich sah, wie ihr Leben weiterging, und ich zurückblieb. Ich wusste tief in mir, dass wir nie ein Trio waren. Nur Ron und Harry, zwei beste Freunde, und das Mädchen, das sie nicht ganz loswerden konnten. Ich hatte mich in ihre Freundschaft eingebracht, und vielleicht war Schuld der einzige Grund, warum sie geblieben waren, oder vielleicht war es so, wie Draco sagte ... Ich bin ihr wandelnder Nutzen.
"Ich weiß nicht, Ronald."
"Komm schon, Hermine. Es wird Spaß machen." Als seine Hand meine Schulter berührte, wusste ich nicht, was ich denken oder sagen sollte.
"Ich werde darüber nachdenken", sagte ich, und er nickte.
"Wir gehen um sieben."
Das könnte mein Einstieg in mein altes Leben sein oder ein weiterer Schritt näher an die Klippe.
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